Geziefer

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Sam

Beitragvon Sam » 14.06.2007, 16:30

Geziefer

Zum ersten Mal traf ich André bei Paco. Ich war gerade auf dem Weg nach Puerto Banus, um dort einige Fotos von der riesigen Yacht des Königs von Saudi Arabien zu machen. Dieser hatte mal wieder vor Marbella geankert, um sich in seiner Villa, die im Grunde ein eigens für ihn errichtetes Krankenhaus ist, der Unheilbarkeit seiner Krankheit zu widersetzen. Da ich die vollen Küstenstraßen vermeiden wollte, nahm ich den Weg übers Land. Alhaurin, Coin, an Ojen, vorbei, die gewundene Straße herunter nach Sierra Blanca. Wie immer, wenn ich diese Strecke fuhr, hielt ich bei Paco, um eine Kleinigkeit zu essen.
Das Restaurant war gut gefüllt, in der Mehrzahl Bauarbeiter, die in großen Gruppen zu Mittag aßen. An der Theke saßen alte Männer mit Strohhüten und weit aufgeknöpften Hemden, aus denen sich würdevoll weißes Brusthaar herauskringelte. Zwei schwitzende Kellner jagten durch den großen Raum, verteilten Karaffen mit gespritztem Rotwein, erklärten einem jeden Neuankömmling geduldig das Tagesmenü und riefen Paco die Bestellungen zu. Dieser stand dick und schweißgebadet hinter der Theke, zapfte Bier, bediente einen röchelnden Kaffeeautomaten, kassierte und unterhielt sich nebenbei mit den Alten auf den Barhockern.
André saß, in ein Buch vertieft, in der hintersten Ecke des Restaurants. Auf dem Tisch vor ihm stand ein kleiner Teller mit dünnen Schinkenscheiben und einigen Stückchen Käse, daneben ein Glas Wasser. Der einzige noch freie Platz war der an seinem Tisch, also setzte ich mich zu ihm. Schon stand einer der Kellner vor mir und stellte mich vor die Wahl zwischen Suppe und Paella als Vorspeise, Fisch oder Schnitzel als Hauptgang, Pudding oder Kaffee als Dessert. Während ich überlegte, fiel mein Blick auf den Teller mit Schinken, dessen frische Farbe an Spätburgunder erinnerte. Ich bestellte etwas davon, dazu Sardellen in Essig und einen Krug Bier.
Ich weiß nicht, ob Andre mich schon bemerkt hatte. Er nippte an seinem Wasser, ohne von dem Buch, dessen Titel ich zunächst nicht lesen konnte, aufzusehen, und ab und zu tastete er nach ein Stück Fleisch oder Käse. Irgendwann wurde mir im Vorbeigehen ein Teller und auch das Bier hingestellt. In diesem Moment sah Andre das erste Mal auf und wünschte mir einen guten Appetit. Er schaute auf seine Uhr, dann legte er die restlichen Schinkenstücke auf den übriggebliebenen Käse und schob sich die Portionen eine nach der anderen in den Mund. Jetzt konnte ich den Titel des Buches erkennen. Es war Nabokovs Lolita.
Was er denn halte, von Humbert Humbert, fragte ich ihn.
„Ein Päderast“, antwortete André mit kehliger Stimme.
„Das ist alles?“, erwiderte ich, „keinerlei Verständnis für seine Obsession? Immerhin ist er aufrichtig.“
„Aufrichtigkeit“, meinte er darauf, „könnte man in diesem Fall auch für Eitelkeit halten.“

Wir begannen uns zu unterhalten. Zu Hause käme er nicht dazu nur eine Zeile zu lesen, meinte André. Die Frau, die drei Kinder, das Haus mit dem Garten, da bliebe wenig Zeit. In diesem Restaurant aber, in dem er immer seine zweistündige Mittagspause verbrachte, in diesem Konglomerat aus Geräuschen und Gerüchen konnte er sich seltsamerweise entspannen und mit Vergnügen lesen.
„Das mag daran liegen“, sagte er lächelnd, als er meinen ungläubigen Blick bemerkte, „dass mich hier weder die Geräusche noch die Gerüche etwas angehen.“

André war für einen Andalusier ungewöhnlich groß. In sein längliches Gesicht waren langweilig blickende Augen gedrückt und eine viel zu kleine Nase, die erst auf Höhe des Jochbeins aus dem Gesicht herausstrebte, was ihr das Profil einer Skiflugschanze gab. Er arbeitete als Kameraassistent für eine Gesellschaft, die eine Telenovela für das andalusische Regionalfernsehen produzierte. Eine peinliche Serie, die in einem Hotel spielte. Der Drehort lag nicht weit von Pacos Restaurant zwischen Coin und Alhaurin. Wegen seiner Größe, seinem stoischen Gesichtsausdruck und dem Unverrückbaren, das seine ganze Erscheinung ausstrahlte, wurden mit André auch gerne Nebenrollen besetzt, sei es als Polizist, als Kofferträger oder als Sekretär eines verrückten Millionärs aus Madrid.

Wir beschlossen, uns einmal die Woche bei Paco zum Mittagessen zu treffen und über Bücher zu reden. André war nicht wirklich attraktiv, aber sein Gesicht hatte etwas Perspektivisches, wie ein Gemälde, das einem erst dann schön erscheint, wenn man etwas über den Maler und seine Intentionen erfahren hat. Auch wenn André zunächst selten über sich sprach, so zeigten mir seine Meinungen zu den verschiedensten Büchern und Schriftstellern doch deutlich, welch ein nachdenklicher und, trotz seiner Familie, einsamer Mensch er war.
Ich liebe einsame Menschen. Einsamkeit ist für mich das aufregendste Parfüm, das jemand tragen kann. Es ist nicht der Liebende, sondern der Einsame, der bereit ist, sich völlig hinzugeben.

An dem Tag, an dem wir das erste Mal miteinander schliefen, hatten wir über Pessoa geredet. André wusste viel über den Portugiesen. Er sagte, er verehre ihn nicht, weil er sich so gerne verstellte, aber er respektiere ihn, weil er sich in seiner Verstellung immer zu erkennen gab.
Von Pessoa stammte auch sein Lieblingszitat: Wir lieben niemals irgendjemanden. Wir lieben ganz allein die Vorstellung, die wir uns von jemandem machen.
Ich war nicht der erste Mann, mit dem er Sex hatte. Es gab da früher Mitschüler und später Kollegen. Ab und zu auch Frauen. Diese Unentschlossenheit verwirrte ihn am Ende derart, dass er es für das Beste hielt, zu heiraten. Aber auch danach hatte er immer wieder kürzere Affären, meist mit jungen Studenten, die tageweise bei den Dreharbeiten irgendwelche Hilfsarbeiten erledigten.

„Das mit dir ist etwas anderes“, sagte er einmal. Da trieben wir es schon einige Monate miteinander. Entweder trafen wir uns bei mir oder in einem kleinen Hotel etwas außerhalb von Marbella.
„Die Anderen, die kamen und gingen. Wie Jahreszeiten. Bei dir kann ich mir vorstellen, dass es so bleibt. Dass du bleibst.“
Ich sagte nichts dazu, streichelte seinen langen Rücken, seinen von kleinen Pickeln übersäten Hintern, griff zwischen seine Beine, bis wieder Bewegung in ihn kam und das, was er gerade gesagt hatte, von seiner Erregung beiseite geschoben wurde.

Irgendwann wollte André, dass ich seine Familie kennen lerne. Was ihn dazu trieb, weiß ich nicht. Vielleicht machte ihm sein Gewissen zu schaffen. An einem Tag hatte er mich gefragt, warum er die gleiche Leidenschaft, die er mir gegenüber zeigen konnte, nicht bei seiner Frau empfände.
„Dafür gibt es zwei Gründe“, antwortete ich ihm. „ Der eine ist: Du besitzt deine Frau, aber du besitzt nicht mich. Und wir empfinden die größere Leidenschaft immer dann, wenn wir mit denen zusammen sind, die wir nicht so besitzen, wie wir es gerne würden. Weil es eben dieser Moment der größten Leidenschaft ist, der uns vormacht, wir würden so besitzen, wie wir es uns wünschen.“
„Und der zweite Grund?“ fragte er nach einer längeren Pause.
„Das ist viel einfacher: Du kannst nur Fleisch vögeln oder Fleisch und Verstand“.
André wandte sich ab. Er mochte keine vulgären Ausdrücke. Aber ich denke, er hatte es trotzdem verstanden. Daher rührten wohl auch seine Gewissensbisse. In der Erkenntnis, dass er mit seiner Frau niemals solche Gespräche führen konnte wie mit mir.

André lebte mit seiner Familie in einem kleinen Dorf, etwa fünf Kilometer von Coin entfernt. Das übliche einstöckige, weißgetünchte Haus. Die übliche, von einem Baldachin aus wildem Wein beschattete Terrasse. Ein Garten, in dem Tomaten, Pferdebohnen und einige Mandelbäume wuchsen. Seine Frau begrüßte mich freundlich. Wir aßen Tappas auf der Terrasse und sprachen über Familie, Kinder und Heimweh. Inmaculada stammte aus dem Norden Spaniens. Als junge Frau hatte sie einmal Verwandte in Andalusien besucht und auf dieser Reise André kennen gelernt. Sie heirateten schnell und bald darauf kamen die Kinder. Belèn, die älteste, wurde jetzt schon bald siebzehn.

Ich begehrte Inmaculada sofort. So, wie man nur eine fettleibige Frau begehren kann. Es mag dafür Erklärungen geben, aber die interessieren mich nicht. Alles an dieser Frau war sinnlich und erregend. Ihr übergroßer Busen, ihr weit ausladender Hintern, ihre mächtigen Oberschenkel. Noch während des Essens stellte ich mir vor, wie sie riechen mochte. Es ist ein böses Vorurteil, welches besagt, dass dicke Frauen unangenehm riechen. Ich hatte meine Nase schon in den Mösen verschiedener magersüchtiger Frauen (die sind noch einsamer, als die Dicken). Was man da riecht, ist nur Tod. Die Dicken aber strotzen vor Leben. Ihr Geruch ist würzig und salzig, wie eine Mischung aus Weide und Strand.

Am nächsten Vormittag besuchte ich Inmaculada. Wir saßen auf der Terrasse, sprachen über dies und das und schließlich sagte sie, dass André nicht mehr mit ihr schlafe.
Ich fragte sie, ob sie den Lieblingsdichter ihres Mannes kenne.
„Garcia Lorca“, antwortete sie.
Ob sie denn wüsste, was dieser über die Brüste von Frauen dachte.
„Nein“, sagte sie und zupfte an ihrem Wickelkleid, das sie schon am Vorabend getragen hatte.
„Er hasste Brüste“, sagte ich, „vor allem die in ihrer wohlentwickelten Form. Das zumindest behauptete Dali. Brüste, in ihrer wohlentwickelten Form. So wie deine.“
Inmaculada weinte, während ich meine Hand in ihren Ausschnitt schob.
Von da an trafen wir uns mehrmals die Woche und es gab nichts, was sie mir vorenthielt, aus Angst, ich würde nicht wiederkommen.

Schon bald erzählte ich André davon. Interessant, wie seine Erregung einbrach und wie ich sie wiederbeleben konnte, nach und nach, obwohl er wusste, dass jene Zunge, die gerade an seinem Schwanz leckte, keine vierundzwanzig Stunden zuvor so tief, wie es ging, in der Möse seiner Frau gesteckt hatte.
„Ich will nur nicht, dass die Kinder es mitbekommen“, war alles, was er dazu sagte und ich konnte spüren, wie er sich dafür schämte.

Drei Monate später sagte mir André, er wolle mich nie wieder sehen. Wir saßen an der Strandpromenade von Fuengirola und beobachteten ein paar junge Marrokaner, die versuchten, Drogen an Touristen zu verkaufen.
Dies gelte im Übrigen auch für Inmaculada, sagte er. Sie hasse mich. Beide würden sie mich hassen. Und in diesem gemeinsamen Hass läge sogar etwas Gutes, denn er könnte bedeuten, dass es für sie doch noch so etwas wie eine gemeinsame Zukunft gäbe. Eine Zukunft, an die er die ganzen Monate, in denen er sich mit mir traf („In denen du mit mir gefickt hast“, unterbrach ich ihn), nicht mehr geglaubt hatte.

Ausgelöst wurde alles durch einen Zufall, der vielleicht gar keiner war. Ich traf Belèn in Malaga. Gegenüber der Schule, die sie seit einigen Monaten besuchte, befanden sich mehrere kleine Cafes, die von den Schülern in ihren Pausen gerne aufgesucht wurden, um dort etwas zu trinken und zu rauchen. Ich saß in einem jener Cafes, als Belèn mit ein paar Freundinnen eintrat. Sie erkannte mich sofort und kam an meinen Tisch. Man hätte das Mädchen für sechzehn oder sechsundzwanzig halten können. Je nachdem, wo man hinsah. Es war unschwer zu erkennen, dass sie einmal die Form ihrer Mutter annehmen würde. Schon jetzt hatte sie einen schweren Busen, ein rundes, volles Gesicht. Ihr Blick war aber der des Vaters, neugierig und kraftlos. Sie wollte Malerin werden und auf eine Kunsthochschule in Granada gehen. Ich sagte ihr, ich hätte Kontakte, und so blieb sie länger bei mir sitzen, als sie vielleicht geplant hatte, und wir sprachen über dieses und jenes. Sie fühle sich eingesperrt, meinte sie irgendwann, in diesem kleinen Dorf, diesem kleinen Haus, dieser kleinen Familie mit ihrer kleinen Art zu denken,
„Oh“, sagte ich, „dein Vater denkt nicht klein, er liest sehr viel.“
„Das tut er aber nur für sich“, erwiderte sie in einem Tonfall, der mir sehr gefiel, „aber nicht für uns. Alle tun alles nur für sich.“
„Und die Kunst?“, fragte ich. „Für wen die Kunst, die du studieren willst?“
„Die ist für mich“, sagte sie ein wenig trotzig. „Aber wenn sie mir mal gehört, will ich sie weitergeben. Ich denke, im Weitergeben liegt der Sinn der Kunst. Alles andere hieße alleine zu bleiben, so wie meine Eltern.“

„Ich habe mich nur mit deiner Tochter unterhalten“, sagte ich zu Andrè.
„Ich will, dass du sie in Ruhe lässt.“
„Natürlich lasse ich sie in Ruhe“, sagte ich, „solange, bis sie das Gegenteil wünscht.“

Danach gab es Tage, an denen ich André vermisste und Tage, an denen ich Inmaculada vermisste. Aber denken konnte ich nur noch an Belén. Währenddessen war Inmalculada nicht so konsequent wie ihr Mann und ich brachte sie wenigstens am Telefon noch einige Male dazu, sich selbst zu befriedigen.

Gestern erhielt ich eine Email von Belèn. Sie schreibt, dass sie ihr Studium abgebrochen hat. Sie wohnt jetzt wieder bei ihren Eltern und ihren Brüdern. Und irgendwie, schreibt sie, fühlt sie sich einsam.

Sam

Beitragvon Sam » 20.06.2007, 17:56

So, jetzt also doch schon eher :-)

Vielleicht erstmal allegemein zum Titel. Meines Wissens bezeichnete man früher mit Geziefer Nutztiere. Laut Wikipedia auch Opfertiere. Mein Gedanke aber war vor allem:
Ungeziefer = Schädlinge
Geziefer = Nützlinge

O.K., dann gehe ich mal ins Detail (und entschudligt bitte, wenn ich nicht auf jedes Argument eingehe):


@gerda

Ja die Skiflugschanze. Max D. hat sie auch schon erwähnt. Und dann Andalusien - passt wohl wirklich nicht so ganz.

Mir fällt es zwar schon früher auf, aber hier wird es augenscheinlich, dass ein Widerspruch besteht, zwischen der anfänglich geschilderten berufsbedingten Reise des Erzählers nach Marbella um Fotos zu machen, und dem daraus resultierenden Monate andauernden Aufenthalt aus Liebesgründen. (Man könnte auch sagen aus Gründen die Einsamkeit zu überwinden) Der Aufenthalt mit „Leben gefüllt“ werden, was macht der Erzähler dort?

Es wird nur gesagt, dass der Erzähler nach Marbella fährt, um Fotos zu machen. Ob das beruflich ist, bleibt aussen vor. Jedenfalls kommt er öfter dort vorbei, weil er ja, wie immer, wenn er dort vorbeikommt, bei Paco einkehrt.

« Sam » hat folgendes geschrieben:„Das ist viel einfacher: Du kannst nur Fleisch vögeln oder Fleisch und Verstand“.

Mir ist nicht klar, was genau du damit sagen möchtest.
Geht es dir darum, dass der Erzähler André erklärt, dass ihm (André) Fleisch allein nicht reiche? Das, echte Leidenschaft immer auch etwas mit dem Kopf zu tun hat? So in dem Sinn, dass „Erotik“ immer im Kopf stattfindet, etwas mit Phantasie zu tun hat?
Oder möchtest du sagen, dass André der Geist seines Sexualpartners beim Akt wichtig ist?
Ich verstehe das so, nicht .

Ich würde sagen, dass die Geistesverwandschaft zwischen Andre und dem Erzähler, das Erotische in ihrer Beziehung noch verstärkt.


« Sam » hat folgendes geschrieben:„Ihr Blick war aber der des Vaters, neugierig und kraftlos.

Mir ist nicht klar, wie ein Blick blickt, der neugierig und zugleich kraftlos ist.
Meiner Meinung steckt allein schon in der Neugier Kraft.

Diese Diskrepanz sehe ich auch. Aber gerade deswegen find ich die Beschreibung interessant, weil hier der Leser wirklich gezwungen wird, sich einen solchen Blick vorzustellen. Den es m.E. auch gibt. Es ist ein beobachtender aber nicht teilhabender Blick.

Vielen Dank!

@Mucki

Dein Bienenfleiß ist wirklich bewundernswert. Und auch wenn ich nicht alles gleich ändere oder verbessere, so sei dir doch sicher, dass mir diese Bemerkungen auffallen und spätestens beim nächsten Text denke ich wieder an diese Hinweise und schreibe (hoffentlich) ein wenig genauer.


Zitat:Dieser hatte mal wieder vor Marbella geankert, um sich in seiner Villa, die im Grunde ein eigens für ihn errichtetes Krankenhaus ist, der Unheilbarkeit seiner Krankheit zu widersetzen.

Schlangensatz. Außerdem frage ich mich, warum du den König von Saudi Arabien in der Story erwähnst, da er im weiteren Verlauf nicht mehr vorkommt. Würde es nicht ausreichen, dass LI erzählt, er wäre auf dieser Reise, um Fotos zu machen?

Ein wenig Lokalkolorit. Aber vor allem ein kleiner Hinweis auf die Person des Erzählers. Er belächelt ja eigentlich die Versuche des Königs, sich seiner unheilbaren Krankheit zu widersetzen. Sich seiner eigenen "Unheilbarkeit" zu widersetzen, käme dem Erzähler wohl nicht in den Sinn.


Zitat:Er sagte, er verehre ihn nicht, weil er sich so gerne verstellte, aber er respektiere ihn, weil er sich in seiner Verstellung immer zu erkennen gab.
Von Pessoa stammte auch sein Lieblingszitat: Wir lieben niemals irgendjemanden. Wir lieben ganz allein die Vorstellung, die wir uns von jemandem machen.


Hier eine Frage zu Pessoa: Pessoa verstellte sich ja nicht in dem Sinne, sondern schuf seine Hieronyme mit ihren eigenen Lebensläufen. Je nachdem, unter welchen Hieronym Pessoa schrieb, war er derjenige, lebte ihn. Deshalb ist das Wort "verstellen" für mich nicht das richtige.

Für Andre gibt es ja zwei Gründe, sich für Pessoa zu interessieren. Die Homosexualität und das Multiple in dessen Werk, dass er analog sieht zu seinem Doppelleben zwischen Familie und seiner Liebe zu Männern. Ob Verstellen das richtig Wort ist für das, was Pessoa machte, kann ich nicht sagen. Aber so empfindet es Andre in seiner Situation.


Zitat:Und wir empfinden die größere Leidenschaft immer dann, wenn wir mit denen zusammen sind, die wir nicht so besitzen, wie wir es gerne würden. Weil es eben dieser Moment der größten Leidenschaft ist, der uns vormacht, wir würden so besitzen, wie wir es uns wünschen.“

Der zweite Satz ist m.E. überflüssig, da bereits im vorherigen enthalten.

Da muss ich dir jetzt widersprechen. Der zweite Satz erklärt den ersten.


Merci!!


@Lisa

Einzig am Anfang bin ich etwas schwer eingesteigen in die Story, vor alllem, wie ich im Nachinein denke, weil man nicht weiß, was der Prot. da in dem Land eigentlich macht - er scheint fremd, aber was macht er da? Und dann noch die ganzen Essensszenen und Schilderungen - ich würde da etwas kürzen, nicht viel, aber etwas, das würde dem Text auch stilistisch gut tun.

Dass der Prot so ein wenig aus dem Nichts kommt und von Herkunft/Tätigkeit in der Luft hängt ist so beabsichtigt.
Die Restaurantszene in ihrere Auführlichkeit, gerade in Verbindung mit dem Essen hat zwei Gründe:
Die enge Verbindung zwischen Nahrungsaufnahme und Sex. Und zum anderen, schleicht sich der Text an, so wie der Erzähler sich auch an seine "Opfer" anschleicht. Der text hat einen langen Anfang, und einen kurzen Schluss - wie bei einer Jagd.

Zitat:„Das mit dir ist etwas anderes“, sagte er einmal. Da trieben wir es schon einige Monate miteinander.

Ich hab nichts gegen derbe Sprache (so derb ist es aber auch nicht), aber an eingien Stellen 8auch dieser) finde ich es in DIESER Geschichte irgednwie effektlos und daher doof.

Ein gewollte Bruch. Vorher heißt es ja noch "miteinander geschlafen". Es findet eine gewisse Entfesselung statt - auf beiden Seiten.

Zitat:Schon bald erzählte ich André davon. Interessant, wie seine Erregung einbrach und wie ich sie wiederbeleben konnte, nach und nach, obwohl er wusste, dass jene Zunge, die gerade an seinem Schwanz leckte, keine vierundzwanzig Stunden zuvor so tief, wie es ging, in der Möse seiner Frau gesteckt hatte.

geniale Beobachtung, toll erzählt. Nur die derbe Sprache würde ich auch hier nicht einsetzen. Sie spielt so wenig eine Rolle, dass sie stört, dass sie da ist.


Hier, empfinde ich, entspricht die Derbheit der Sprache der Derbheit der Situation.

Auch dir vielen Dank!

@Max D.

die sadistische besessenheit des erzählers korrespondiert mit seinem job des paparazzo. vögelt der alles, was bei drei nicht auf dem baum hockt, treibt er das nur in andalusien, weil die bäume dort rar, oder ist er speziell von dieser familie besessen, weil er sich deren einsamkeit so gut zunutze machen kann?


Interessant, dass du ihn als Paparazzo siehst. Gut, die Geschichte könnte eigentlich überall spielen. Hier ist es aber genau so, wie du sagts. Er ist von Einsamkeit besessen. Und sie begenet ihm genau an diesem Ort in dieser Familie.


die würdigen weissen brusthaare find ich etwas exaltiert, ebenso das sprungschanzengesicht,

Sprungschanzengesicht ist wirklich fragwürdig. Zu den würdigen Brusthaaren stehe ich aber ;-)


das parfüm der einsamkeit ist für mich hart am kitsch - wobei der erzähler eigentlich nicht sentimental angelegt ist, ganz im gegenteil - er unterbindet andres versuche einer gefühligkeit ganz zielgerichtet durch den griff zwischen die beine.

Kitsch wäre der Begriff: Parfüm der Einsamkeit. Die Einsamkeit als Parfüm zu bezeichnen, das jemand trägt und das den Erzähler erregt, halte ich nicht für kitschig.

ein bißchen dicke wirds, wenn auch auch noch mamma vernascht und es mit beiden weitertreiben kann, auch wenn beide (?) von seinem verhältnis zum jeweils anderen wissen und darunter leiden, die beschworene einsamkeit reicht mir da nicht aus. und dass er auch noch die tochter so halbwegs rumkriegt, hmm....muß ein hecht sein.

Vielleicht kein Hecht, sondern ein Egel. Oder aber nur eine Kuh, die sich gerne melken lässt. Zudem ist nicht gesagt, dass er auf alles springt. Es geht hier nur um drei Menschen.
Vielen Dank!

@rala

Zu den ersten beiden von dir angeführten Punkten, habe ich bei Gerda und Lisa schon etwas geschrieben.


Außerdem habe ich ein wenig Schwierigkeiten mit der Rolle des Erzählers. Ist er ständig auf der Suche und springt auf alles, was er abkriegt, Hauptsache es ist einsam und gibt sich hin? Dann bringe ich das irgendwie nicht ganz mit dem zusammen, wie er sich sonst präsentiert, irgendwas stört mich da.

Er ist, m.E. ein durch und durch sinnlicher Mensch. Auf der Suche nach sinnlichen Erfahrungen, die er am ehesten mit einsamen Menschen machen kann. So jedenfalls würde ich es interpretieren.

Und dann seine Funktion im Hinblick auf die Familie: Dient das Ganze letztlich nur dazu zu zeigen, dass es aus dieser Form von Einsamkeit keinen Ausweg gibt, dass keine Entwicklung möglich ist (denn nachdem, was die Tochter am Schluss äußert, scheint sich ja trotz des zunächst vielversprechenden gemeinsamen Hasses nichts geändert zu haben)?

Nun, etwas bestimmtes zeigen wollte ich nicht. Welche Funktion er im Hinblick auf die Familie spielt kann man nicht sagen. man weiß nicht, ob sie nach dieser Episode wieder zusammenwächst, oder doch zerfällt. Für mich ist interessant an dieser Konstellation, dass jeder jeden benutzt. Auch wenn man aus moralischen Gesichtspunkten gerne Täter- und Opferrollen verteilen würde.

Herzlichen Dank!

@Alle

Nochmals Danke für eure Äußerungen und eure Geduld!

Liebe Grüße

Sam

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.06.2007, 21:26

Hallo Sam,

Mein Gedanke aber war vor allem:
Ungeziefer = Schädlinge
Geziefer = Nützlinge


Wer ist hier dann der Nützling? Der Erzähler kann es m.E. nicht sein. Er ist eher ein Blutegel.

Dein Bienenfleiß ist wirklich bewundernswert. Und auch wenn ich nicht alles gleich ändere oder verbessere, so sei dir doch sicher, dass mir diese Bemerkungen auffallen und spätestens beim nächsten Text denke ich wieder an diese Hinweise und schreibe (hoffentlich) ein wenig genauer.


Daraus schließe ich, dass dir einige Anmerkungen von mir einleuchten.
Wirst du sie in diesem Text ändern und dann die neue Fassung oben einstellen?

Sich Anregungen zu merken für den nächsten Text, macht nicht so viel Sinn, da sich ja die Anregungen immer gezielt auf einen konkreten Text beziehen, hm?
Saludos
Mucki

Sam

Beitragvon Sam » 21.06.2007, 07:12

Hallo Mucki,

Nützling oder Nutztier. Etwas das man benutzen kann, oder einem zum Nutzen ist. Oberflächlich benutzt der Erzähler die Familie. Aber ist es nicht so, dass die Familie auch ihn benutzt? Er drängt sich niemanden auf, geht nicht mit Gewalt vor. Er nimmt sich nichts, was ihm nicht freiwillig gegeben wird. Desewegen ist das für mich auch nicht sos sehr ein Text über Einsamkeit (die ja deutlich hervorgehoben wird) sondern vielmehr ein Text über Egoismus (dem eigentlich nur in einer Äusserung Belens explizit Ausdruck verliehen wird).

Zu Korrekturen:

Ich habe für mich festgestellt, dass es mir schwer fällt, neue Fassungen von Geschichten zu schreiben (RS Fehler korrigieren, klar). Zumindest nicht gleich. Das geht meist erst nach recht langer Zeit. Ich mag es als Leser auch nicht, in einem Ornder mit drei verschiedenen Versionen konfrontiert zu werden. Mich interessiert ein ursprünglicher Text mit all seinen Fehlern und Ungereimheiten mehr, als ein zwei oder drei Mal überbügelter Text. Weil da am meisten vom Autor drin steckt und er frei ist und von irgendwelchen Konzenssionsentscheidungen, die nur auf dem persönlichen Geschmack der Mitleser und Kritiker beruhen.
Für mich, so habe ich mittlerweile festegstellt, ist es wesentlich interessanter an einen Text als Leser und nicht als Lektor heranzugehen. Und auch als Autor, gebe ich zu , ist es in erster Linie die Meinung eines Lesers, die mich interessiert.

Liebe Grüße

Sam

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.06.2007, 11:39

Hallo Sam,

Nützling oder Nutztier. Etwas das man benutzen kann, oder einem zum Nutzen ist. Oberflächlich benutzt der Erzähler die Familie. Aber ist es nicht so, dass die Familie auch ihn benutzt? Er drängt sich niemanden auf, geht nicht mit Gewalt vor. Er nimmt sich nichts, was ihm nicht freiwillig gegeben wird. Desewegen ist das für mich auch nicht sos sehr ein Text über Einsamkeit (die ja deutlich hervorgehoben wird) sondern vielmehr ein Text über Egoismus (dem eigentlich nur in einer Äusserung Belens explizit Ausdruck verliehen wird).


Du schreibst aber hier:

Mein Gedanke aber war vor allem:
Ungeziefer = Schädlinge
Geziefer = Nützlinge


Da sehe ich einen Unterschied. Entweder etwas ist nützlich oder aber, jemand wird benutzt. Das ist nicht das Gleiche. Zudem schreibst du, und so sehe ich es auch, dass der Text über Egoismus handelt.
Ich würde den Titel deshalb noch mal überdenken.

Ich mag es als Leser auch nicht, in einem Ornder mit drei verschiedenen Versionen konfrontiert zu werden. Mich interessiert ein ursprünglicher Text mit all seinen Fehlern und Ungereimheiten mehr, als ein zwei oder drei Mal überbügelter Text. Weil da am meisten vom Autor drin steckt und er frei ist und von irgendwelchen Konzenssionsentscheidungen, die nur auf dem persönlichen Geschmack der Mitleser und Kritiker beruhen.


Hm, also erstens: Der Autor entscheidet, welche Anregungen er übernehmen mag und welche nicht.
Ich finde es gut, die Entwicklung eines Textes zu sehen, indem die verschiedenen Fassungen oben im Kopf stehen. Das zeigt zudem, dass derjenige bereit ist, am Text zu arbeiten und kritikfähig zu sein.

Für mich, so habe ich mittlerweile festegstellt, ist es wesentlich interessanter an einen Text als Leser und nicht als Lektor heranzugehen. Und auch als Autor, gebe ich zu , ist es in erster Linie die Meinung eines Lesers, die mich interessiert.


Sinn und Zweck dieses Forum ist es aber, konstruktiv miteinander an den Texten zu arbeiten, Sam. Und nicht nur Texte hier einzustellen zum Lesen, sondern eben auch Kommentare zu anderen Texten abzugeben.
Das ist sozusagen das Credo dieses Forums.
Saludos
Mucki

Sam

Beitragvon Sam » 21.06.2007, 18:37

Hallo Mucki,

Der Autor entscheidet, welche Anregungen er übernehmen mag und welche nicht.
Ich finde es gut, die Entwicklung eines Textes zu sehen, indem die verschiedenen Fassungen oben im Kopf stehen. Das zeigt zudem, dass derjenige bereit ist, am Text zu arbeiten und kritikfähig zu sein.

Ja, der Text entwickelt sich - aber wohin? Hin zu einem Geschmackskonsenz. Denn es geht doch in den meisten Fällen (außer bei RS oder klaren Sinn/Inhaltsfehlern) um Geschmacksfragen.

Sinn und Zweck dieses Forum ist es aber, konstruktiv miteinander an den Texten zu arbeiten, Sam. Und nicht nur Texte hier einzustellen zum Lesen, sondern eben auch Kommentare zu anderen Texten abzugeben.
Das ist sozusagen das Credo dieses Forums.


Ich mache mir im Moment viele Gedanken über das Schreiben und Kommentieren in Foren. Und merke dabei, wie ich von dem kollektiven Textarbeitdingens immer mehr weg komme. Nicht weil ich denke, dass meine Texte so toll sind, wirklich nicht. Sondern weil ich ein Problem darin sehe, dass Schreiber Schreiber kritisieren. Und weil ich meine, dass die Vielfalt des "Dasswürdeichsoodersomachen" (sofern angenommen und umgesetzt)
die Originalität eines Textes verwässert und die Kreativität hemmt.

Vielleicht mache ich dazu mal einen Diskussionsordner auf.....


Liebe Grüße

Sam

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.06.2007, 18:50

Hallo Sam,

Vielleicht mache ich dazu mal einen Diskussionsordner auf.....


brauchste nicht. Haben wir schon irgendwo. Musst du mal suchen. Irgendwo im Cafe haben wir über Kommentare, Textkritik, etc. diskutiert.
Du kannst auch über die Funktion "Suchen" diesen Faden finden. (steht oben in der Button-Leiste)
Saludos
Mucki

Sam

Beitragvon Sam » 21.06.2007, 19:52

Zitat:Vielleicht mache ich dazu mal einen Diskussionsordner auf.....


brauchste nicht. Haben wir schon irgendwo.

Gut, dann lass' ichs.

Gruß

Sam

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.06.2007, 20:06

Hallo Sam,

bitte nicht falsch verstehen, ich wollte deine Idee, einen Diskussionsfaden zu öffnen, nicht abwürgen, dachte nur daran, dass es ja bereits einen gibt (ich hab ihn auf die Schnelle nicht gefunden).

Wenn du aber dein ganz eigenes Empfinden in Bezug zum Forum hier zum Ausdruck bringen möchtest, kannst du selbstverständlich im Cafe einen neuen Faden eröffnen. Ich finde es schon wichtig, dass man sich mitteilt, gerade, wenn man sich unwohl fühlt. Ich meine durchaus ein Unwohlfühlen deinerseits oben zu lesen. Also, mach aus deinem Herzen keine Mördergrube, ok? Du schreibst ja, dass dir im Moment viele Gedanken über Schreiben und Kommentieren durch den Kopf gehen.
Saludos
Mucki

Gast

Beitragvon Gast » 21.06.2007, 20:16

Lieber Sam,

ich verstehe ziemlich gut, was du meinst, vielleicht gerade weil ich auch eine eifrige Kommentatorin bin.

Ich bemühe mich, den Texten nichts Charakteristisches zu rauben, das darfst du mir glauben, aber es kann dennoch den Anschein erwecken. (ich hoffe nicht gerade bei diesem Text).

Nun ist es aber so, dass die allerwenigsten Schreiber, vielleicht sogar niemand der in einem Forum Texte postet, die Chance haben, von "Nichtschreibern" (die in der Lage sind, also nicht wohlgesonnene Freunde) ;-) ihreTexte auch kritisieren zu lassen. Du weißt, was sich meine, denke ich.
Außerdem, wer hat schon Lust, wenn er nicht selbst schreibt, Texte von Nobodies zu kritisieren? :confused:
Deswegen geschieht es zwangsläufig, dass in einem Internetforum Schreiber, Schreiber kiritisieren.
Solches Geben und Nehmen ist Sinn und zweck der Textbesprechungen in einem Literaturforum.

Mir ist nicht bekannt, dass diese Problematik bereits thematisiert wurde. Krtitkverhalten, allgemein ja, das schon.
Allerdings sehe ich die Situation wie folgt: In gleichen Moment, in dem ich mich für eine solches Internetforum entscheide, weiß ich, was Sache ist und arrangiere mich.

Wer von uns hätte nicht gerne eine Art MRR im Westentaschenformat ... :pfeifen: obwohl er schreibt selbst auch. :blink2:


Liebe Grüße
Gerda

Sam

Beitragvon Sam » 22.06.2007, 06:50

Hallo Mucki, Gerda

sorry, bin im Moment vielleicht etwas dünnhäutig. Ich weiß, dass es hier in erster Linie um Textarbeit geht, um den Versuch, sich gegenseitig zu helfen, das Schreiben zu verbessern. Das schätze ich auch und bin deswegen ja auch gerne hier.

Ich mache nur mittlerweile einen Unterschied zwischen gemeinsamer Textarbeit auf der einen Seite und Textkritik, die sich auf ein abgeschlossenes Werk bezieht. Wenn ich ein Buch kaufe, kann ich es ja auch nicht mehr ändern. Ich kann nur für mich beurteien, ob es mir gefällt oder nicht und warum das so ist. Ich kann darüber auch nicht (oder höchst selten) mit dem Autor reden. Eher schon mit anderen Gleichgesinnten, die das Buch auch gelesen haben.

Was ich mir vorstelle (oder wünsche) wäre ein Forum (oder auch Unterforum hier z.B.) in dem ein Autor seinen Text einstellt, von dem er der Meinung ist, er sei fertig. Danach kann der Text von den anderen Mitgliedern diskutiert werden, allerdings unter dem Ausschluss des Autoren. Der hat seine Arbeit mit dem Schreiben getan. Der Rest obliegt dem Leser.
Meiner Meinung nach hätte das zwei Vorteile:
1. Der eingestellte Text hätte eine Art Veröffenlichungscharakter. Der Autor kann nichts mehr dran machen, als wäre sein Text in der Zeitung veröffentlicht worden.
2. Die Kommentare hätten mehr Rezensionscharakter. Es wäre mehr Platz für Interpretation und Analyse, aber auch Polemik und Eigendarstellung des Kommentatoren. Denn eine gut geschriebene Kritik kann genauso unterhaltsam und interessant sein, wie ein Text oder Gedicht. Und würde dazu führen, dass der Kommentator eben nicht in der Rolle des beratenden (lektorierenden) Mitschreibers auftritt, sondern in der des Kritikers, dessen Ehrgeiz es nicht sein sollte, einen schon bestehenden Text zu verbessern, sondern eine gut geschriebene Kritik abzuliefern.

MRR im Westentaschen oder Forumsformat. Warum denn nicht? Der Mann hat sich oft geirrt, aber es ist immer unterhaltsam ihm zuzuhören oder ihn zu lesen.

So, das waren ein paar Sachen, die mir momentan im Kopf herumschwirren.

Vielen Dank euch beiden!

Liebe Grüße

Sam

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.06.2007, 12:34

Hallo Sam,

Was ich mir vorstelle (oder wünsche) wäre ein Forum (oder auch Unterforum hier z.B.) in dem ein Autor seinen Text einstellt, von dem er der Meinung ist, er sei fertig. Danach kann der Text von den anderen Mitgliedern diskutiert werden, allerdings unter dem Ausschluss des Autoren. Der hat seine Arbeit mit dem Schreiben getan. Der Rest obliegt dem Leser.
Meiner Meinung nach hätte das zwei Vorteile:
1. Der eingestellte Text hätte eine Art Veröffenlichungscharakter. Der Autor kann nichts mehr dran machen, als wäre sein Text in der Zeitung veröffentlicht worden.
2. Die Kommentare hätten mehr Rezensionscharakter. Es wäre mehr Platz für Interpretation und Analyse, aber auch Polemik und Eigendarstellung des Kommentatoren. Denn eine gut geschriebene Kritik kann genauso unterhaltsam und interessant sein, wie ein Text oder Gedicht. Und würde dazu führen, dass der Kommentator eben nicht in der Rolle des beratenden (lektorierenden) Mitschreibers auftritt, sondern in der des Kritikers, dessen Ehrgeiz es nicht sein sollte, einen schon bestehenden Text zu verbessern, sondern eine gut geschriebene Kritik abzuliefern.


Eine interessante Idee, die wir hier in der Tat noch nicht hatten. Dafür solltest du einen Extra-Faden im Cafe öffnen, damit es von möglichst vielen Mitgliedern gelesen wird.
Saludos
Mucki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 22.06.2007, 13:10

Lieber Sam,

ich stimme Mucki, was deine Idee betrifft zu. Ich fänd das auch spannend. Wenn du magst, amch ruhgi was im Cafe dazu? Ich weiß nicht, es kann sein, das sowas nicht "ankommt", allein von der Beteiligung her, aber probieren kann man ja eine Menge (wobei die klare Trennung in Kommentieren mit Autorbeteiligung und ohne natürlich auch ein bisschen albern ist, wenn ich mir vorstelle, wie es dann in der Praxis ist....trotzdem...als Experiment?)

Geziefer als Nutztier kannte ich übrigens nicht, das ist wieder so ein geniales Beispiel dafür, dass es Wörter gibt, wo das Unwort des Wortes bekannter ist, als das Ursprungswort (zum Beispiel ist unmittelbar auch viel bekannter als mittelbar und so fort).

Deine Antworten zu meinen Fragen habe ich gern gelesen und verstehe, warum du bei deiner Variante bleibst.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Sam

Beitragvon Sam » 22.06.2007, 18:17

Hallo Mucki,

ich werd vielleicht einen Ordner aufmachen. Mir aber vorher noch ein bisschen meine Gedanken sortieren. Kann also sein, dass das noch ein bisserl dauert.


Hallo Lisa,

Ich kann nicht beurteilen, wie die Beteilugung in einem solchen Subforum oder Forum wäre. Es müssten einerseits Leute sein, die so zu ihren Texten stehen, dass sie sie wehrlos der Kritik preisgeben. Auf der andern Seite aber auch solche, die Spaß daran haben, gute und interessante Kritiken zu schreiben.
Wie man es in der Praxis umsetzen könnte, dass ein Autor sich, nachdem er einen Text gepostet, nicht mehr an der Diskussion beteiligen, weiß ich auch nicht. Ich denke da mehr an eine Art Agreement.

Wie schon zu Mucki gesagt, ich werde noch ein bisserl drüber brüten und dann vielleicht mal im Cafe einen Ordner aufmachen. Das kann aber noch ein bisschen dauern.

Geziefer als Nutztier kannte ich übrigens nicht, das ist wieder so ein geniales Beispiel dafür, dass es Wörter gibt, wo das Unwort des Wortes bekannter ist, als das Ursprungswort

Ja, das hat mir auch gefallen an dem Wort.

Herzlichen Dank euch beiden!

Viele Grüße

Sam

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.06.2007, 18:27

Hallo Sam,

Wie man es in der Praxis umsetzen könnte, dass ein Autor sich, nachdem er einen Text gepostet, nicht mehr an der Diskussion beteiligen, weiß ich auch nicht. Ich denke da mehr an eine Art Agreement.


was die Praxis angeht, nur ein paar Gedanken von mir:
1.
Autoren, die ihre Texte zur Rezension freigeben, ohne sich zu beteiligen, senden ihre Texte an Lisa.
Lisa stellt die Texte dann ein, ohne den Autor zu nennen. So können die anderen unbefangener an den Text gehen.
2.
sollte es ein Text sein, der bisher noch in keinem Forum gepostet wurde
3.
sollte der Text nicht zu lang sein (zu lang: abschreckende Wirkung)
4. Der Autor darf erst ganz am Schluss, wenn keine Kommentare/Rezensionen mehr kommen, ein Statement abgeben, so lange muss er sich zurückhalten

Es wäre meiner Meinung nach eine gute Übung, sich im Rezension-Schreiben zu üben. Ich fände es jedenfalls sehr interessant. Aber lass dir ruhig Zeit, Sam. Ich wollte nur meine Gedanken dazu loswerden, bevor sie verloren gehen,-)
Saludos
Mucki


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