2. Fassung
Frühstück!
„Emma!“
Er brüllt schon wieder. Ich klatsche die Nylonstrümpfe ins Seifenwasser zurück, drücke sie noch einmal durch.
„Emma!“
Ja, gleich. Es ist bald Mitternacht, und es spielt überhaupt keine Rolle, ob ich ihn fünf Minuten länger warten lasse. Ich drehe die Strümpfe ins Handtuch ein, hänge sie dann auf die Leine über der Badewanne.
„Emma!“ Ein drittes Mal.
Er stiefelt auf mich zu. Ich spüre seine Schläge kaum noch. Nach zehn Jahren bestehe ich aus Hornhaut.
„Aua“, sage ich gelangweilt und warte, dass es vorbei geht.
„Blödes Miststück! Wenn ich nach dir rufe, hast du s o f o r t anzutanzen!“
„Ich habe noch die Strümpfe ...“
Peng! Seine Hand knallt mich ins Dunkel. Mann, mitten aufs Auge. Mein Atem pfeift. Er stößt mich vor sich her ins Schlafzimmer. Keuchend lässt er die Hosen fallen, ich lege mich hin. Immer die gleiche Prozedur. Später, als er sich auf seine Bettseite gerollt hat und eingeschlafen ist, stehe ich leise auf, um mich zu waschen und mein Auge zu inspizieren.
Am Morgen ist es zugeschwollen. Georg liest die Sportseite der Zeitung. Ohne aufzublicken sagt er: „Noch eins.“
Ich schmiere ihm ein zweites Brötchen, lege es auf seine Handfläche. Ich höre es zwischen seinen Zähnen knuspern. Dann hustet er. Schließlich wirft er die Zeitung beiseite, greift sich an die Kehle. Seine Augen quellen aus den Höhlen, er keucht ähnlich wie nachts auf mir. Nur dass die Luft irgendwo im Hals stecken geblieben ist. Sein Brustkorb krampft, nichts kommt rein.
Ich habe mal von diesem Heimlich-Griff gelesen und trete hinter Georg, um ihn anzuwenden. Früher liebte ich seinen Geruch, aber jetzt dreht mir seine Ausdünstung den Magen um. Ich nehme Abstand. Ich habe keine Erste-Hilfe-Kurse gemacht. Heimlich-Griff? Nie gehört.
Genau genommen ist das wie ein Sechser im Lotto. Die Chance liegt bei eins zu dreizehn Millionen. Ich setze mich an die andere Seite des Küchentisches, warte. Seine Hand kratzt am Kehlkopf, als wolle sie den feststeckenden Brocken herausreißen. Mit der anderen fuchtelt er in der Luft, winkt mir. Ich hebe zwei Finger zum Victoryzeichen hoch.
Er würde mich zu Tode prügeln, falls er das hier überlebt. Er verdreht die Augen verzweifelt, schlägt sich auf die Brust, zuckt und ringt nach Luft.
Ich taste in der Bestecklade hinter mir und ziehe das Tranchiermesser heraus. Lege es parallel zur Kante vor mich hin.
Georgs zuckende Beine schlagen gegen den Tisch. Ich rücke ihn zurecht. Dann rede ich.
„Schön, Georg, ungefähr so fühle ich mich seit Jahren. Ich weiß nicht genau, warum ich geblieben bin.“
Es gurgelt in seiner Kehle.
„Liebe?“
Ein klebriger Faden sickert aus seinem Mundwinkel. Ich schüttle den Kopf. „Kann nicht sein. Ich glaube, es war Angst. Und ich war’s ja gewohnt. Der Vater hat es auch gemacht. Immer die gleiche Prozedur.“
Ich muss lachen. Georg versucht, sich selbst auf den Rücken zu schlagen. Er wird blau im Gesicht. Vorsichtig fahre ich über die Schneide. Mein Daumen blutet.
„Hab keine Sorge. Es tut nicht weh. Jedenfalls nicht so, wie du mir weh getan hast. Die paar Tropfen sind nichts dagegen. Gar nichts.“
Er fuchtelt in meine Richtung, formt mit den Lippen: „Hilfe.“
„Vergiss es! Ich rufe den Notdienst nicht an. So wie du neulich bei meiner Gehirnerschütterung.“
Georg kippt vom Stuhl. Ich stehe auf, um ihn sehen zu können. Er windet sich auf dem Boden. Würgend.
„Am Anfang liebte ich dich doch irgendwie. Du warst so ... so verwegen. Wie du in der Kneipe am Tresen lehntest und Sprüche klopftest. Du hast gesagt: Meine Schöne. Immer, wenn ich dir den nächsten Schnaps hinstellte. Das mochte ich.“
Dass eine Zunge so anschwellen kann. Sieht aus wie bei einem Tier, wie er sie mir herausstreckt.
„Davor hatte nie wer meine Schöne zu mir gesagt. Bloß blöde Fotze oder Mistsau. Oder Trampel, wie mein Vater mich gern nannte. Meine Ma hat weggesehen. Immer. Was hätte sie auch machen sollen? Sich totschlagen lassen vom Vater? Wie ich dann mit sechzehn von daheim abgehauen bin und dir begegnete ... du hast mich so fest in die Arme genommen, das tat einfach gut. Ich kam mir so ... beschützt vor. Es waren zwei schöne Jahre. Zuerst.“
Bald werden seine Augen auf den Boden rollen, so weit treten sie hervor. Geschickt weiche ich seiner Hand aus, die nach meinem Fuß greift, setze mich auf die Tischplatte außer Reichweite.
„Aber dann ging es los. Ich freute mich, dass ich schwanger war. Du schlugst unser Kind aus meinem Bauch. Der Blutklumpen schwamm im Klo. Wär eh nur belastend, hast du gemeint.“
Er hört wohl aufmerksam zu, ganz still liegt er da.
„Als ich Buchhaltung lernen wollte, um auf eigenen Beinen zu stehen, ging es weiter. Du bist auf der Welt, um für mich da zu sein. Das ist alles. Sagtest du. Und ich sage dir, alles kommt einem zurück. Für dich heute. Jetzt. So oder so. Einmal wollte ich mich verpissen. Du warst in der Kneipe. Ich packte eine Tasche, bin zur Tür raus ... war irgendwie ein komisches Gefühl. Als ich die Treppe runterlief, dachte ich plötzlich, dass ich eigentlich gar nicht wusste, wo ich hin sollte. Man darf nicht denken. Du bist spät nach Hause gekommen an diesem Abend ...“
Das Zucken hört auf. Georgs Arme fallen mit einem dumpfen Laut zur Seite. Die Zunge leuchtet in dunklem Violett.
Ich lege das Messer in die Bestecklade zurück, klebe ein Pflaster auf den Schnitt im Daumen und wähle die Nummer des Notrufs.
Muckis Korrekturen eingebaut, vielen Dank dir!
1. Fassung
„Emma!“
Er brüllt schon wieder. Ich klatsche die Nylonstrümpfe ins Seifenwasser zurück, drücke sie noch einmal durch.
„Emma!“
Ja, gleich. Es ist bald Mitternacht, und es spielt überhaupt keine Rolle, ob ich ihn fünf Minuten länger warten lasse. Ich drehe die Strümpfe ins Handtuch ein und hänge sie auf die Leine über der Badewanne.
„Emma!“ Ein drittes Mal.
Er stiefelt auf mich zu. Ich spüre seine Schläge kaum noch. Nach zehn Jahren bestehe ich aus Hornhaut.
„Aua“, sage ich gelangweilt und warte, dass es vorbei geht.
„Blödes Miststück! Wenn ich nach dir rufe, hast du s o f o r t anzutanzen!“
„Ich habe noch die Strümpfe ...“
Peng! Seine Hand knallt mich ins Dunkel. Mann, mitten aufs Auge. Mein Atem pfeift. Er stößt mich vor sich her ins Schlafzimmer. Keuchend lässt er die Hosen fallen, ich lege mich hin. Immer die gleiche Prozedur. Später, als er sich auf seine Bettseite gerollt hat und eingeschlafen ist, stehe ich leise auf, um mich zu waschen und mein Auge zu inspizieren.
Am Morgen ist es zugeschwollen. Georg liest die Sportseite der Zeitung. Ohne aufzublicken sagt er: „Noch eins.“
Ich schmiere ihm ein zweites Brötchen, lege es auf seine Handfläche. Ich höre es zwischen seinen Zähnen knuspern. Dann hustet er. Schließlich wirft er die Zeitung beiseite, greift sich an die Kehle. Seine Augen quellen aus den Höhlen, er keucht ähnlich wie nachts auf mir. Nur dass die Luft irgendwo im Hals stecken geblieben ist. Sein Brustkorb krampft, nichts kommt rein.
Ich habe mal von diesem Heimlich-Griff gelesen und trete hinter Georg, um ihn anzuwenden. Da rieche ich ihn. Seine Ausdünstung dreht mir den Magen um. Ich nehme Abstand. Ich habe keine Erste-Hilfe-Kurse gemacht. Heimlich-Griff? Nie gehört.
Genau genommen ist das wie ein Sechser im Lotto. Die Chance liegt bei eins zu dreizehn Millionen. Ich setze mich an die andere Seite des Küchentisches, warte. Seine Hand kratzt am Kehlkopf, als will sie den feststeckenden Brocken herausreißen. Mit der anderen fuchtelt er in der Luft, winkt mir. Ich, höflich, hebe die Finger zum Victoryzeichen hoch.
Auch wenn seine Augen jetzt nicht hart aussehen – er würde mich zu Tode prügeln, falls er das hier überlebt. Im Moment rollt er sie verzweifelt, schlägt sich auf die Brust, zuckt und ringt nach Luft.
Ich taste nach der Bestecklade hinter mir und ziehe das Tranchiermesser heraus. Lege es parallel zur Kante vor mich hin.
Georgs zuckende Beine schlagen gegen den Tisch. Ich rücke ihn zurecht. Dann rede ich.
„Weißt du, ungefähr so fühle ich mich seit Jahren. Ich weiß nicht genau, warum ich geblieben bin. Liebe? Kann nicht sein. Ich glaube, es war Angst. Und ich war’s ja gewohnt. Der Vater hat es auch gemacht. Immer die gleiche Prozedur.“
Ich muss lachen. Georg versucht, sich selbst auf den Rücken zu schlagen. Er wird blau im Gesicht. Vorsichtig fahre ich über die Schneide. Im wahrsten Sinn messerscharf. Mein Daumen blutet.
„Ich weiß wirklich nicht, was du mir bedeutest, Georg. Bedeutet hast.“
Er fuchtelt in meine Richtung, formt mit den Lippen: „Hilfe.“
„Vergiss es! Ich rufe den Notdienst nicht an. So wie du neulich bei meiner Gehirnerschütterung. Wieso habe ich das mitgemacht? Sag du es mir ... ach so, du kannst ja nicht ...“
Georg kippt vom Stuhl. Ich stehe auf, um ihn sehen zu können. Er windet sich auf dem Boden. Würgend.
„Wahrscheinlich, weil ich nicht aufgeben wollte. Weißt du, am Anfang liebte ich dich doch irgendwie. Du warst so ... so verwegen. Wie du in der Kneipe am Tresen lehntest und Sprüche klopftest. Du hast gesagt: Meine Schöne. Immer, wenn ich dir den nächsten Schnaps hinstellte. Das mochte ich. Davor hatte nie wer meine Schöne zu mir gesagt. Bloß blöde Fotze oder Mistsau. Oder Trampel, wie mein Vater mich gern nannte. Meine Ma hat weggesehen. Immer. Was hätte sie auch machen sollen? Sich totprügeln lassen vom Vater? Wie ich dann mit sechzehn abhaute und dir begegnet bin ... du hast mich so fest in die Arme genommen, das tat gut. Verdammt gut. Kannte ich nicht. Ich kam mir so ... beschützt vor. Es waren zwei gute Jahre.“
Bald werden seine Augen auf den Boden rollen, so weit treten sie hervor. Geschickt weiche ich seiner Hand aus, die nach meinem Fuß greift, setze mich auf die Tischplatte außer Reichweite.
„Aber dann ging es los. Du schlugst zum Auftakt unser Kind aus meinem Bauch. Als ich Buchhaltung lernen wollte, um auf eigenen Beinen zu stehen, ging es weiter. Du bist auf der Welt, um für mich da zu sein. Das ist alles. Sagtest du. Und ich sage dir, alles kommt einem zurück. Für dich heute. Jetzt. So oder so. Einmal wollte ich mich verpissen. Als du in der Kneipe warst. Ich packte eine Tasche, bin zur Tür raus ... war irgendwie ein komisches Gefühl. Als ich die Treppe runterlief, dachte ich plötzlich, dass ich eigentlich gar nicht wusste, wohin ich sollte. Man darf nicht denken. Du bist spät nach Hause gekommen an diesem Abend ...“
Das Zucken hört auf. Georgs Arme fallen mit einem dumpfen Laut zur Seite. Die Zunge leuchtet in dunklem Violett.
Ich lege das Messer in die Bestecklade zurück, klebe ein Pflaster auf den Schnitt im Daumen und wähle die Nummer des Notrufs.
Ergänzung eingefügt in blau: Oder Trampel, wie mein Vater mich gern nannte. (auf Anregung von Marlene und Sam, danke euch!) weiteres blau, danke Pjotr!
Vorher: Ich spüle die Lauge raus, drehe die Strümpfe ins Handtuch ein und hänge sie auf die Leine über der Badewanne.
„Emma!“ Ein drittes Mal.
Ich spüre seine Schläge kaum noch. Nach zehn Jahren bestehe ich aus Hornhaut.
„Aua“, sage ich gelangweilt und warte, dass es vorbei geht.
„Blödes Miststück! Wenn ich nach dir rufe, hast du s o f o r t anzutanzen!“
„Ich habe noch die Strümpfe ...“
Peng! Mann, das hat gesessen. Mitten aufs Auge. Mein Atem pfeift. Keuchend lässt er die Hosen fallen, ich lege mich hin.
(c)ELsa Rieger
Frühstück!
Lieber Gerda,
Ohja, das habe ich verstanden! Bei mir würde es auch außerhalb eines Textes so laufen. Oder ich würde mich im Klo einsperren, bis es vorbei ist.
Lieber Pjotr,
Lieben Gruß
ELsa
Ohja, das habe ich verstanden! Bei mir würde es auch außerhalb eines Textes so laufen. Oder ich würde mich im Klo einsperren, bis es vorbei ist.

Lieber Pjotr,
*wimperklimper*gute Show, gutes Theater, im positiven Sinn. Das ist bester Hardrock. Fiktion zum Abreagieren. Gesunder Stressabbau.
Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen
Hallo Elsa,
ich habe mir gerade die zweite Version angesehen, kleine Änderungen, große Wirkung. Den Satz: "Aua", sage ich gelangweilt ..." würde ich fortlassen, das klingt unglaubwürdig. Müsste die Frau nicht schreien oder rufen - und Langeweile?? Da würde ich eher an Abstumpfung oder Resignation denken.
Dass sich der Geruch des Mannes von anziehend hin zu abstoßend in der Wahrnehmung der Frau verändert hat, könntest du noch unterbringen.
Liebe Grüße
Marlene
ich habe mir gerade die zweite Version angesehen, kleine Änderungen, große Wirkung. Den Satz: "Aua", sage ich gelangweilt ..." würde ich fortlassen, das klingt unglaubwürdig. Müsste die Frau nicht schreien oder rufen - und Langeweile?? Da würde ich eher an Abstumpfung oder Resignation denken.
Dass sich der Geruch des Mannes von anziehend hin zu abstoßend in der Wahrnehmung der Frau verändert hat, könntest du noch unterbringen.
Liebe Grüße
Marlene
Liebe Marlene,
danke fürs nochmalige Lesen und du schon Wirkung siehst, fein!
Dass sie Aua sagt und "scheinbar" gelangweilt ist, ist ein Schutzmechanismus, denn natürlich ist ihr Körper nicht aus Hornhaut, wie sie sagt. Das möchte ich gern so lassen.
Vielen Dank und lieben Gruß
ELsa
OT: Bist du noch in SL?
danke fürs nochmalige Lesen und du schon Wirkung siehst, fein!
Dass sie Aua sagt und "scheinbar" gelangweilt ist, ist ein Schutzmechanismus, denn natürlich ist ihr Körper nicht aus Hornhaut, wie sie sagt. Das möchte ich gern so lassen.
Das ist ein Ansatz, über den ich gern nachdenke, gefällt mir.Dass sich der Geruch des Mannes von anziehend hin zu abstoßend in der Wahrnehmung der Frau verändert hat, könntest du noch unterbringen.
Vielen Dank und lieben Gruß
ELsa
OT: Bist du noch in SL?
Schreiben ist atmen
Hallo Elsa,
schön erzählt! (keine Kommentare und nur die Jetzt-Fassung gelesen)
Toll!
als wolle?
verstehe ich nicht (weder das höflich noch das victory-Zeichen)
Ich würde den Satz vor dem Spiegelstrich streichen.
und so weiter: Er rollt seine Augen...
"weißt du" würde ich streichen, statt dessen: "Schön, Georg...", dann Rede-Pause hinter "geblieben bin". Erzähltext: Es gurgelt in seiner Kehle.
"Liebe?" Es gurgelt wieder. Ich schüttle den Kopf. Kann nicht sein...
Und so weiter - als würde sie mit dem ums-Leben-Kämpfenden (den Geräuschen, die er macht) Dialog führen.
"im wahrsten Sinn messerscharf" würde ich streichen, weil überflüssig.
Klingt schwach. Nimm etwas Stärkeres. Lass sie übers Messerscharfe Messer philosphieren, den Schnitt im Daumen oder Ähnliches.
"Oh. Keine Angst, tut gar nicht weh. Ist nur ein bisschen Blut. Schau mal. Magst du probieren, wie es schmeckt?" Irgendsowas.
Er fuchtelt in meine Richtung, formt mit den Lippen: „Hilfe.“
Klingt schwach. Unglaubwürdig. Dümmlich.
Eher einfach nur in diese Richtung: Ich schüttle wieder den Kopf und mache "mm-mm", wie zu einem Kind, das etwas nicht haben darf.
Ich würde noch an dem Monolog feilen. Er erklärt mir zu viel. Klingt nicht spontan genug, sondern zu - geschrieben.
Super-Schluss!
In dieser beschreibenden Sachlichkeit würde ich mir auch den Monolog wünschen.
Lieber Gruß
Klara
schön erzählt! (keine Kommentare und nur die Jetzt-Fassung gelesen)
Genau genommen ist das wie ein Sechser im Lotto.
Toll!
Seine Hand kratzt am Kehlkopf, als will sie den feststeckenden Brocken herausreißen.
als wolle?
Mit der anderen fuchtelt er in der Luft, winkt mir. Ich, höflich, hebe die Finger zum Victoryzeichen hoch.
verstehe ich nicht (weder das höflich noch das victory-Zeichen)
Auch wenn seine Augen jetzt nicht hart aussehen – er würde mich zu Tode prügeln, falls er das hier überlebt.
Ich würde den Satz vor dem Spiegelstrich streichen.
Im Moment rollt er sie verzweifelt, schlägt sich auf die Brust, zuckt und ringt nach Luft.
und so weiter: Er rollt seine Augen...
„Weißt du, ungefähr so fühle ich mich seit Jahren. Ich weiß nicht genau, warum ich geblieben bin. Liebe? Kann nicht sein. Ich glaube, es war Angst. Und ich war’s ja gewohnt. Der Vater hat es auch gemacht. Immer die gleiche Prozedur.“
"weißt du" würde ich streichen, statt dessen: "Schön, Georg...", dann Rede-Pause hinter "geblieben bin". Erzähltext: Es gurgelt in seiner Kehle.
"Liebe?" Es gurgelt wieder. Ich schüttle den Kopf. Kann nicht sein...
Und so weiter - als würde sie mit dem ums-Leben-Kämpfenden (den Geräuschen, die er macht) Dialog führen.
Ich muss lachen. Georg versucht, sich selbst auf den Rücken zu schlagen. Er wird blau im Gesicht. Vorsichtig fahre ich über die Schneide. Im wahrsten Sinn messerscharf. Mein Daumen blutet.
"im wahrsten Sinn messerscharf" würde ich streichen, weil überflüssig.
„Ich weiß wirklich nicht, was du mir bedeutest, Georg. Bedeutet hast.“
Klingt schwach. Nimm etwas Stärkeres. Lass sie übers Messerscharfe Messer philosphieren, den Schnitt im Daumen oder Ähnliches.
"Oh. Keine Angst, tut gar nicht weh. Ist nur ein bisschen Blut. Schau mal. Magst du probieren, wie es schmeckt?" Irgendsowas.
Er fuchtelt in meine Richtung, formt mit den Lippen: „Hilfe.“
„Vergiss es! Ich rufe den Notdienst nicht an. So wie du neulich bei meiner Gehirnerschütterung. Wieso habe ich das mitgemacht? Sag du es mir ... ach so, du kannst ja nicht ...“
Klingt schwach. Unglaubwürdig. Dümmlich.
Eher einfach nur in diese Richtung: Ich schüttle wieder den Kopf und mache "mm-mm", wie zu einem Kind, das etwas nicht haben darf.
Ich würde noch an dem Monolog feilen. Er erklärt mir zu viel. Klingt nicht spontan genug, sondern zu - geschrieben.
Ich lege das Messer in die Bestecklade zurück, klebe ein Pflaster auf den Schnitt im Daumen und wähle die Nummer des Notrufs.
Super-Schluss!
In dieser beschreibenden Sachlichkeit würde ich mir auch den Monolog wünschen.
Lieber Gruß
Klara
Liebe Elsie,
krass und streight durchgezogen. Diese Geschichte mag ich sehr, weißt du ja.
Durch die blauen Passagen hat sie noch gewonnen!
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese Story bei einer Live-Lesung supergut ankommt. Bitte auch hier in der Hörbar lesen, ja? Das fände ich klasse.
Die Lacher vom Publikum kamen sicher vor allem hier, könnte ich mir denken,-)
und natürlich hier beim Schlusssatz.
Einfach gut!
Saludos
Mucki
krass und streight durchgezogen. Diese Geschichte mag ich sehr, weißt du ja.
Durch die blauen Passagen hat sie noch gewonnen!
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese Story bei einer Live-Lesung supergut ankommt. Bitte auch hier in der Hörbar lesen, ja? Das fände ich klasse.
Die Lacher vom Publikum kamen sicher vor allem hier, könnte ich mir denken,-)
Heimlich-Griff? Nie gehört.
Georgs zuckende Beine schlagen gegen den Tisch. Ich rücke ihn zurecht.
Bald werden seine Augen auf den Boden rollen, so weit treten sie hervor.
und natürlich hier beim Schlusssatz.
Ich lege das Messer in die Bestecklade zurück, klebe ein Pflaster auf den Schnitt im Daumen und wähle die Nummer des Notrufs.
Einfach gut!
Saludos
Mucki
Liebe Klara,
danke, dass du dir Zeit genommen hast! So genau zu kommentieren dauert!
Najs, er winkt scheinbar, tut er nicht, er erstickt und zuckt. Sie will gemein sein. Bei uns zeigt man das Finger-V gern ala: wird schon werden.
Höflich soll sein, sie reagiert auf sein winken. Das lasse ich drin.
Stimmt.
Lieben Gruß
ELsa
danke, dass du dir Zeit genommen hast! So genau zu kommentieren dauert!
Mit der anderen fuchtelt er in der Luft, winkt mir. Ich, höflich, hebe die Finger zum Victoryzeichen hoch.
verstehe ich nicht (weder das höflich noch das victory-Zeichen)
Najs, er winkt scheinbar, tut er nicht, er erstickt und zuckt. Sie will gemein sein. Bei uns zeigt man das Finger-V gern ala: wird schon werden.
Höflich soll sein, sie reagiert auf sein winken. Das lasse ich drin.
Ich probiere es aus.Auch wenn seine Augen jetzt nicht hart aussehen – er würde mich zu Tode prügeln, falls er das hier überlebt.
Ich würde den Satz vor dem Spiegelstrich streichen.
Im Moment rollt er sie verzweifelt, schlägt sich auf die Brust, zuckt und ringt nach Luft.
und so weiter: Er rollt seine Augen...
Stimmt.
Ich verstehe. Finde ich gut, mal sehen, wie ich das übernehmen könnte."weißt du" würde ich streichen, statt dessen: "Schön, Georg...", dann Rede-Pause hinter "geblieben bin". Erzähltext: Es gurgelt in seiner Kehle.
"Liebe?" Es gurgelt wieder. Ich schüttle den Kopf. Kann nicht sein...
Und so weiter - als würde sie mit dem ums-Leben-Kämpfenden (den Geräuschen, die er macht) Dialog führen.
Mhm."im wahrsten Sinn messerscharf" würde ich streichen, weil überflüssig.
Wow! Soviele feine Vorschläge.„Ich weiß wirklich nicht, was du mir bedeutest, Georg. Bedeutet hast.“
Klingt schwach. Nimm etwas Stärkeres. Lass sie übers Messerscharfe Messer philosphieren, den Schnitt im Daumen oder Ähnliches.
"Oh. Keine Angst, tut gar nicht weh. Ist nur ein bisschen Blut. Schau mal. Magst du probieren, wie es schmeckt?" Irgendsowas.
Ich denke, sie IST schwach und dümmlich, sonst hätte sie nicht so lange ... ich denke nach.Klingt schwach. Unglaubwürdig. Dümmlich.
Eher einfach nur in diese Richtung: Ich schüttle wieder den Kopf und mache "mm-mm", wie zu einem Kind, das etwas nicht haben darf.
Mal sehen, ob und was ich noch verändern mag. Jedenfalls hast du mir gute Wegweiser aufgestellt, schön!In dieser beschreibenden Sachlichkeit würde ich mir auch den Monolog wünschen.
Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen
Hallo Klara und Elsa,
die Vorschläge von Klara finde ich auch allesamt gut bis auf diesen:
"Oh. Keine Angst, tut gar nicht weh. Ist nur ein bisschen Blut. Schau mal. Magst du probieren, wie es schmeckt?" Irgendsowas.
Das finde ich zu uncool, weil schon fast "psychopathisch". Ich vermisse da die gewisse Beiläufigkeit. Die Frau wird da zu nervös und versucht das zu verdecken. Versteht Ihr, was ich meine? Aber gelesen könnte das natürlich wieder anders klingen als ich erwarte.
Cheers
Pjotr
die Vorschläge von Klara finde ich auch allesamt gut bis auf diesen:
"Oh. Keine Angst, tut gar nicht weh. Ist nur ein bisschen Blut. Schau mal. Magst du probieren, wie es schmeckt?" Irgendsowas.
Das finde ich zu uncool, weil schon fast "psychopathisch". Ich vermisse da die gewisse Beiläufigkeit. Die Frau wird da zu nervös und versucht das zu verdecken. Versteht Ihr, was ich meine? Aber gelesen könnte das natürlich wieder anders klingen als ich erwarte.
Cheers
Pjotr
Liebe Elsie,
jou, hast noch mal gut draufgesetzt!
Drei Dinge:
würde ich streichen. Da wertet die Protag sich selbst. Passt nicht.
Und hier:
abgehauen statt abgehaut. Abgehaut ist Wienerisch,-)
Über diesen Satz stolpere ich noch ein bisschen:
Ich, höflich, hebe die Finger zum Victoryzeichen hoch.
Ich würde das "höflich" rausnehmen (auch Wertung) und nur schreiben:
Ich hebe die Finger zum Victoryzeichen.
Das sagt m.E. alles aus.
Saludos
Mucki
jou, hast noch mal gut draufgesetzt!

Drei Dinge:
Ganz schön gemein.
würde ich streichen. Da wertet die Protag sich selbst. Passt nicht.
Und hier:
Wie ich dann mit sechzehn von daheim abgehaut bin
abgehauen statt abgehaut. Abgehaut ist Wienerisch,-)
Über diesen Satz stolpere ich noch ein bisschen:
Ich, höflich, hebe die Finger zum Victoryzeichen hoch.
Ich würde das "höflich" rausnehmen (auch Wertung) und nur schreiben:
Ich hebe die Finger zum Victoryzeichen.
Das sagt m.E. alles aus.
Saludos
Mucki
Liebe Mucki,
ja, die Klara hat mich inspiriert, blutiger zu werden
Dein : gut draufgesetzt sagt mir das es passt.
Jaja, das Wienerisch ... danke dafür. Den Rest korrigiere ich auch noch und dann finde ich vielleicht
morgen Zeit für die Hörbar.
Danke dir!
Lieben Gruß
Elsie
ja, die Klara hat mich inspiriert, blutiger zu werden

Dein : gut draufgesetzt sagt mir das es passt.
Jaja, das Wienerisch ... danke dafür. Den Rest korrigiere ich auch noch und dann finde ich vielleicht
morgen Zeit für die Hörbar.
Danke dir!
Lieben Gruß
Elsie
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