Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.04.2015, 17:38

trauerweide trifft's nicht ganz
salix melancholica schon eher
doch wie oft bin ich gänseblümchen
auch wenn ich gern 'ne eiche wär

sie steht fest und trotzt dem sturm
keiner zupft an ihr herum
er liebt mich er liebt mich nicht

doch wenn ich ehrlich bin
mag ich weder baum noch blümchen sein
andere spezies andere gattung
doch was das bleibt geheim

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 20.04.2015, 18:10

Ich bin
salix babylonica
und doch nicht
babylonisch
sondern eher
melancholisch
hängen
meine Gedanken herab
trauergebeugt
wie Tränenweiden

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nera
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Beitragvon nera » 21.04.2015, 02:07

"because of this
perhaps a young girl has laid down
her winter clothes and has casually
placed herself upon a tree limb
that hangs over a pool in the river"
(anne sexton- it is a spring afternoon)

wir wissen es doch
das sterben findet den anfang
mit dem bestäuben
und auch hier
diesem wort
ist jedes jetzt und das morgen das gestern
gedacht
bedacht
erwacht
mit dem wind dem sturm dem stäuben
dem träumen


deine hand
und das wasser das grün
(wenn nur blicke umarmen...?)
deine hand auf meinem rücken
ein bruchteil
wie brücken deine



hände
wir feiern die schwäche
sinken dem grün zu
dem blau
der schwermut
mit soviel lust am verlieren
weil wir ahnen
verlieren uns in parallelen
und saufen uns trunken am grün
der gezeiten dazwischen

dein hand und dein wollen
spinnen wir neu
meine hand
mein sinnen
wolle

Niko

Beitragvon Niko » 21.04.2015, 09:19

das grün der gezeiten
es wäscht sich rein
an der unschuldigkeit
deiner hände

es spült es bricht sich und
nimmt das land mit
auf das wir bauten
als wir nicht wussten
nur fühlten
wir schon immer
dass ein ende
auch einen anfang hat

Niko

Beitragvon Niko » 23.04.2015, 01:57

Der Tragetaschen-Blues

Füll miiiiiich,
füll mich voll mit deinem Müll!
Füll miiiihhiiiiiich,
hier und jetzt mit deinem Müll!
Füll mich voll, oh Baby
damit ich von dir endlich überqill.

(Listen babe)

All die jahre hab ich nix als nur leer rumgehangen,
Alle zeit schlaff und nutzlos jeden tag angefangen.
doch dann kamst du, oh honey und hast mich vollgemüllt.
Und hast endlich mich und mein leben gefüllt
( so dermaßen vollgemüllt)

Füll miiiiiich,
füll mich voll mit deinem Müll!
Füll miiiihhiiiiiich,
hier und jetzt mit deinem Müll!
Füll mich voll, oh Baby
damit ich von dir endlich überqill....

Am Morgen gehst du mit mir durch die Straßen der Stadt.
Noch bin ich ungefüllt und ziemlich faltig und matt.
Doch bald schon tütest du das erste in mich rein,
und bald schon bin ich abgefüllt und könnt vor Glück laut schrei'n
Ooooh

Füll miiiiiich,
füll mich voll mit deinem Müll!
Füll miiiihhiiiiiich,
hier und jetzt mit deinem Müll!
Füll mich voll, oh Baby
damit ich von dir endlich überqill.

(Guitar......)


Spät am abend trägst du deine Beute in dein schönes Haus,
nimmst mir die Last und packst mich ganz langsam wieder aus.
Danach streichst du ganz liebevoll über mein Textil
und faltest mich zusammen, steckst mich weg. Doch was ich will

Ist

Füll miiiiiich,
füll mich voll mit deinem Müll!
Füll miiiihhiiiiiich,
hier und jetzt mit deinem Müll!
Füll mich voll, oh Baby
damit ich von dir endlich überqill.

Ooooh Baby

Füll miiiiiich,
füll mich voll mit deinem Müll!
Füll miiiihhiiiiiich,
hier und jetzt mit deinem Müll!
Füll mich voll, oh Baby
damit ich von dir endlich überqill......

Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.04.2015, 18:19

so weich und kuschelig
da flust nichts
traumhafte farben
wertiges design
preis gesehen
pet
unfassbar

Niko

Beitragvon Niko » 25.04.2015, 09:39

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FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 25.04.2015, 11:45

Ich vermisse
nichts
schon gar nicht
dich
warum auch?
was sollte mir fehlen?
ich bin doch
so sehr ich
so sehr voll
von Einsamkeit
von Ichsamkeit
ich bin doch
mir selbst genug
und wüsste nicht
wohin
mit dir

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nera
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Beitragvon nera » 25.04.2015, 22:09

ich erwarte dich
erwarte deine blicke
wie sie mir ungeahntes zuwerfen
erwarte deine blicke
wenn sie mit brotkrummen
den weg zeichnen
der mich nachhause führt
und mir unter häute kriechen
mit unerhörtem flüstern
erwartest du meine blicke

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nera
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Beitragvon nera » 26.04.2015, 02:19

morgen verhübsche ich mich
werfe blicke
allen zu
nur damit du mich hörst
becirce bäume oder hohlwege
strassenlaternen die sich mir zubeugen
und besternte leuchtreklamen
wände oder mauern
wir werden an brücken zweifeln
vögel beringen

ich genüge mir nicht
ohne dich


fall mir zu
singe ich
fall mir in die augen

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birke
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Beitragvon birke » 26.04.2015, 17:50

straßenlaternen
beugen sich in den abend
eine stille
durchfährt die bäume
darunter der weg gebogen
geh, flüstern die steine
am rand steht die zeit
und nimmt dem tag
das licht
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 26.04.2015, 18:32

Denken
schwindet
mit dem Aprilleuchten
so langsam
beugen sich Worte
in den nahenden Abend
schon dämmert es
rot
schon duftet es
gräsern und regnerisch
keine Stille mehr
verstummt auf dem Papier
die Schrift
kursiv
schreib
flüstern die Augenblicke
tief
aus mir heraus
bricht sich etwas,
das kein Licht ist
aber auch kein Dunkel

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birke
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Beitragvon birke » 27.04.2015, 12:29

ein dialog
im aprilleuchten
brechen sich worte bahn
aus dir, aus mir
erhebt sich kein dunkel
rotdämmern & gründuft
im gedicht
wird die frage zur antwort
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 27.04.2015, 19:21

Wir
sind ein einziger
Dialog

du dämmerst
rot
so wie ich
ich dufte
grün
so wie du

wir brechen uns
Worte
Krume für Krume
aus Dunklem
oder Aprilleuchten

keine Frage
stellt sich
kein Zweifel
erhebt sich

manchmal
schweigen wir
unsere Antworten
dann atmet
so anders
dieser Mond
über Berlin


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