Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 27.04.2015, 19:51

manchmal reisen wir mondwärts
atmen antworten
auf dem weg durch die dunkelheit

Nifl
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Beitragvon Nifl » 27.04.2015, 20:04

Immerfort sollten wir uns Balkone schenken
dann wären wir auf der Höhe
und ich säh den Mond aus deiner Tasche lugen
ganz mitvergessen wüsste ich es nirgends
blank in deinen Worten
eingelegt für Jahre
wenn es rauscht in der Stadt
Zuletzt geändert von Nifl am 27.04.2015, 21:13, insgesamt 1-mal geändert.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 27.04.2015, 20:07

Mit dem Mond
in der Tasche über
Boulevards spazieren
schweben
neben dem Rauschen der Straße
leuchten und lachen -

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 27.04.2015, 20:20

Dunkel schon
sind die Wege
unter den Linden
wo wir uns
wehen lassen
wie einsame Plastiktüten
so melancholisch
lachen wir
den Mond weg
erleuchten selbst
unser Streunen

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 27.04.2015, 21:07

streunen im fallenden
fahlen licht
nach dingen suchen
aus denen man neues
nähen und schmieden kann -

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 27.04.2015, 21:56

Wir fallen
aus dem Tageslicht
dieses Aprils
erst
in etwas Fahlblaues
dann
in etwas Goldstaubiges
später
in etwas Warmglühendes
letztendlich aber
in Nonchromatisches

so schatten wir dahin
blinken nur
wie rauschendes Scheinwerferlicht

so fransen wir aus
in Diffusitäten
verlieren
all unsere Silhouette
all unsere Physis
bleiben
ambigue
und tabu

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 28.04.2015, 07:48

Wir fallen aus dem licht
werfen uns golden glühend
ins fahle blau der nacht
schlafen in ihren schatten
und träumen -

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 28.04.2015, 08:00

Wir fallen
in Scherben
werfen
unsere Körper
in jeden Moment

noch flackert
kein Morgen
noch ist das Licht
fahl genug

wir fürchten
jede Minute
lässt uns
irgendwie
zerstieben

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 28.04.2015, 09:04



CIMG5195a.jpg


wir fransen nicht aus
wir (was siehst du was seh ich
wo bist du wo bin ich) verschwimmen
in schatten fangen geschichten an
zu bewegen sich dich mich
reimen wir uns zusammen
als wäre der traum ein blick
aus dem fenster



Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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birke
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Beitragvon birke » 28.04.2015, 10:21

wenn die scheiben nicht zerspringen,
verschwimmen im fenster
regenbögen und wir
werfen blicke
auf die frage,
welchen traum
träumen wir heute
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 29.04.2015, 08:05

Wenn
dieses Wort
nun nicht zerspringt
schreibe ich
einfach
lass mich treiben
mit dem letzten Funken Nacht,
der mir noch im Auge strahlt

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 29.04.2015, 21:04

Auf dem weg hast du
zu viele worte verloren
ihren sinn wie sand ausgestreut
jetzt versuchst du
zu buchstabieren was fehlt
wenn du in offene landschaften schaust
die nichts vorgeben
immer nur fragen

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birke
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Beitragvon birke » 29.04.2015, 23:03

aus dem letzten funken
mich buchstabieren
in deine hand
sterne jagen
in der nacht
dein gedicht
suchen
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Nifl
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Beitragvon Nifl » 30.04.2015, 08:19

gebürtig sein
in Akten
zerfranste Streifen
vom Vernichter
ein Jammern

wie einfach wäre das bloße Zerspringen

und in den Müllsack greifen müssen
als stopfe man nach
Zuletzt geändert von Nifl am 30.04.2015, 17:14, insgesamt 1-mal geändert.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)


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