Wenigstens riecht es noch nicht nach Fäkalien.
Auf dem Tisch steht noch der Teller mit den Resten meiner Gorgonzola Pasta, die mir selten so gut gelungen war. Inzwischen hat der Rotwein auch sicher genug geatmet. Der Fernseher zeigt zum Glück nur noch das AV Signal und der DVD Player hat sich auch in den standby Betrieb verabschiedet. Ich hätte mich heute Morgen wenigstens rasieren können und die Schuhe hätten auch mal wieder eine Pflege nötig gehabt. Wofür habe ich mir eigentlich noch vor 2 zwei Tagen diese immens teure Lithographie an die Wand gehangen gehängt? Und das Paket von Amazon wollte ich gestern schon ausgepackt haben. Ich mag mir gar nicht vorstellen, welcher meiner inkompetenten Kollegen nun meine Arbeit übernehmen wird.
Und jetzt sitze ich hier mit entblößten Lenden und weit aufgerissenen Augen. Könnte meine Hand wohl bitte langsam loslassen bevor ich ganz erstarre? Na ja, man sieht sich.
Stillleben
Lieber Abdreas,
die konkreten Eindrücke in deinem Text sind sehr deutlich spürbar, der Geruch, die still flimmernden Geräte. Ein Toter, der sich betrachtet? Sehr eindringlich, drückend, schwül.
Eine Kritik: ich habe etwas an die Wand gehängt. Die Lithographie hat an der Wand gehangen.
schwach flektiert (+Akkusativ) = hängen, hängte, gehängt
stark flektiert (+Dativ) = hängen, hing, gehangen ...
Der Sheriff hängte den Schurken an den Baum.
Der Schurke hing am Baum ......
oje, ich Grammatiktante
liebe Grüße
Renée
die konkreten Eindrücke in deinem Text sind sehr deutlich spürbar, der Geruch, die still flimmernden Geräte. Ein Toter, der sich betrachtet? Sehr eindringlich, drückend, schwül.
Eine Kritik: ich habe etwas an die Wand gehängt. Die Lithographie hat an der Wand gehangen.
schwach flektiert (+Akkusativ) = hängen, hängte, gehängt
stark flektiert (+Dativ) = hängen, hing, gehangen ...
Der Sheriff hängte den Schurken an den Baum.
Der Schurke hing am Baum ......
oje, ich Grammatiktante
liebe Grüße
Renée
wow, eindringlicher Text... Kraftvoll!
Obwohl er so fragmentarisch daher kommt, kann er durchaus für sich stehen. Ich lese: eine Einsamkeit, ein Scheitern, eine Wut, die noch nicht weiß, wohin mit sich - an die Wand kann man sie ja nicht hängen; einen Jobverlust, ein Nichtweiterwissen, ein Nah-Dran-Sein an sich, am Empfinden, in den Dingen. Gefällt mir! (Auch dass es ins Thema "Aufbruch" sich einsortiert ;))
"die mir selten so gut gelungen war" wirkt ein klein wenig unpräzise. Gemeint ist wahrscheinlich: die mir diesmal besonders gut gelungen ist? Würde ich noch mal dran feilen.
Die "2" sollte man vielleicht ausschreiben als zwei , da gibt es, glaub ich, so eine Regel: Null bis zwölf als Buchstaben ausschreiben, ab 13 in Ziffern. Zahlen unter 13 im Prosatext wirken ungewollt verkürzt und - falsch.
Spannend fände ich, wie es weitergeht: Vielleicht stellt der Erzähler sich ja doch vor, welcher seiner Ex-Kollegen nun seine Arbeit macht? Vielleicht gibt es gar ein Gespräch zwischen Ex- und Nocht-nicht-Ex-Kollege? Einen Streit? Eien Verbrüderung?
Nicht ganz klar ist mir der Schluss:
Ich lese Masturbation, die gleichzeitig abstoßend wirkt und unpassend altertümlich ("Lenden") daherkommt (Stilbruch - gewollt? denkt jemand, ein Mann, über sich, über seinen "Schwanz" als - Lenden? Oder miss-interpretiere ich völlig?), weiß nicht, ob das sein muss, auch die aufgerissenen Augen erscheinen mir übertrieben in diesem sonst ja eher nüchternen Text ... Die Frage (an niemanden? oder an wen? ein Selbstgespräch wahrscheinlich, mangels anderen Gesprächspartnern...)
Grüße
klara
Obwohl er so fragmentarisch daher kommt, kann er durchaus für sich stehen. Ich lese: eine Einsamkeit, ein Scheitern, eine Wut, die noch nicht weiß, wohin mit sich - an die Wand kann man sie ja nicht hängen; einen Jobverlust, ein Nichtweiterwissen, ein Nah-Dran-Sein an sich, am Empfinden, in den Dingen. Gefällt mir! (Auch dass es ins Thema "Aufbruch" sich einsortiert ;))
"die mir selten so gut gelungen war" wirkt ein klein wenig unpräzise. Gemeint ist wahrscheinlich: die mir diesmal besonders gut gelungen ist? Würde ich noch mal dran feilen.
Die "2" sollte man vielleicht ausschreiben als zwei , da gibt es, glaub ich, so eine Regel: Null bis zwölf als Buchstaben ausschreiben, ab 13 in Ziffern. Zahlen unter 13 im Prosatext wirken ungewollt verkürzt und - falsch.
Spannend fände ich, wie es weitergeht: Vielleicht stellt der Erzähler sich ja doch vor, welcher seiner Ex-Kollegen nun seine Arbeit macht? Vielleicht gibt es gar ein Gespräch zwischen Ex- und Nocht-nicht-Ex-Kollege? Einen Streit? Eien Verbrüderung?
Nicht ganz klar ist mir der Schluss:
Und jetzt sitze ich hier mit entblößten Lenden und weit aufgerissenen Augen. Könnte meine Hand wohl bitte langsam loslassen bevor ich ganz erstarre? Na ja, man sieht sich.
Ich lese Masturbation, die gleichzeitig abstoßend wirkt und unpassend altertümlich ("Lenden") daherkommt (Stilbruch - gewollt? denkt jemand, ein Mann, über sich, über seinen "Schwanz" als - Lenden? Oder miss-interpretiere ich völlig?), weiß nicht, ob das sein muss, auch die aufgerissenen Augen erscheinen mir übertrieben in diesem sonst ja eher nüchternen Text ... Die Frage (an niemanden? oder an wen? ein Selbstgespräch wahrscheinlich, mangels anderen Gesprächspartnern...)
Grüße
klara
Zuletzt geändert von Klara am 25.03.2010, 19:03, insgesamt 1-mal geändert.
Hallo Andreas!
Je öfter ich den Text lese um so besser kommt er rüber.
Aber mir fällt auf, dass du ein paar Dopplungen drin hast und schmückendes Beiwerk, welches man weglassen könnte. Ich würde den Text so besser finden:
Den letzten Satz könnte man meiner Meinung nach weglassen...
Liebe Grüße, Tanja
Je öfter ich den Text lese um so besser kommt er rüber.
Aber mir fällt auf, dass du ein paar Dopplungen drin hast und schmückendes Beiwerk, welches man weglassen könnte. Ich würde den Text so besser finden:
Andreas hat geschrieben:Wenigstens riecht es noch nicht nach Fäkalien.
Auf dem Tisch steht noch der Teller mit den Resten meiner Gorgonzola Pasta, die mir selten so gut gelungen war. Inzwischen hat der Rotwein auch sicher genug geatmet. Der Fernseher zeigt zum Glück nur noch das AV Signal und der DVD Player hat sich auch in den standby Betrieb verabschiedet. Ich hätte mich heute Morgen wenigstens rasieren können und die Schuhe hätten auch mal wieder eine Pflege nötig gehabt. Wofür habe ich mir eigentlich noch vor 2 zwei Tagen diese immens teure Lithographie an die Wand gehangen gehängt? Und das Paket von Amazon wollte ich gestern schon ausgepackt haben. Ich mag mir gar nicht vorstellen, welcher meiner imkompetenten Kollegen nun meine Arbeit übernehmen wird.
Und jetzt sitze ich hier mit entblößten Lenden und weit aufgerissenen Augen. Könnte meine Hand wohl bitte langsam doch nur loslassen bevor ich ganz erstarre? Na ja, man sieht sich.
Den letzten Satz könnte man meiner Meinung nach weglassen...
Liebe Grüße, Tanja
Hallo Andreas,
ein ziemlich trister Text, der mich als Leser auch irgendwie in eine trostlose Stimmung versetzt.
Die letzten Gedanken eines Sterbenden, so lese ich es. Ein Toter kann es ja nicht sein, zumal er noch nicht ganz erstarrt ist und sich dessen bewusst ist. Das "Na ja, man sieht sich" würde ich streichen. Dieses Lapidare passt m.E. da nicht so gut. Den Schluss verstehe ich auch als Masturbation, warum sonst sollte das LI wollen, dass seine Hand sich lösen möge.
Ein peanut:
--> inkompetenten
Saludos
Gabriella
ein ziemlich trister Text, der mich als Leser auch irgendwie in eine trostlose Stimmung versetzt.
Die letzten Gedanken eines Sterbenden, so lese ich es. Ein Toter kann es ja nicht sein, zumal er noch nicht ganz erstarrt ist und sich dessen bewusst ist. Das "Na ja, man sieht sich" würde ich streichen. Dieses Lapidare passt m.E. da nicht so gut. Den Schluss verstehe ich auch als Masturbation, warum sonst sollte das LI wollen, dass seine Hand sich lösen möge.
Ein peanut:
Andreas hat geschrieben:welcher meiner imkompetenten Kollegen
--> inkompetenten
Saludos
Gabriella
Liebe Klara, Tanja und Gabriella,
zunächst ein "Danke", dass ihr euch meinem Text gewidmet habt. Und nun etwas der Reihe nach:
-----
Klara:
Dass man in der Prosa die Zahlen bis 12 einschließlich ausschreibt, habe ich bisher nie gelesen, danke dir aber dafür. Das sind so Dinge, die ich gerne für die Zukunft mitnehme (Korrektur folgt im Anschluß). Es hat tatsächlich so ein bisschen was von einem Fremdkörper im Gesamtkonstrukt.
Ob ich meine Formulierung bzgl. der Pasta korrigiere, weiss ich noch nicht, was aber nicht heisst, dass ich es nicht nachvollziehen kann, was du als Alternative vorbringst. Ich denke darüber nach.
Zum Schluß, es ist richtig, dass es sich hierbei um Masturbation handelt und im Nachhinein - auch aufgrund der Kommentare - hätte ich es bei meiner ersten Papierversion lassen sollen. Dort schrieb ich nicht von "entblößten Lenden", sondern von "heruntergelassenen Hosen". Das männliche Genital selbst, wollte ich jedoch zu keinem Zeitpunkt erwähnen, weder als Penis noch als "Schwanz" wie man(n) es mitunter zu bezeichnen pflegt. Ich glaube, es bedarf dieser Erwähnung auch nicht, denn der Leser wird schon korrekt assoziieren, wenn er diese zwei Sätze liest und sich seinen eigenen Ausdruck für das männliche Genital selber schaffen.
Eine Fortsetzung oder Ausschmückung, was den/die Kollegen betrifft, ist indes nicht angedacht. Es soll ruhig so fragmentarisch reduziert dort bleiben, kurze Snapshots letzter Gedanken ohne Hintergrundfutter.
Die Frage, an wen diese Zeilen adressiert sind, wird sich bei meinem Kommentar zu Gabriella aufklären.
-----
@Tanja:
Du hast an einigen Stellen durchaus mit deinen Ideen zur Reduzierung bzw. Häufung vollkommen recht. Ich werde den Teller um ein "noch" erleichtern, ebenfalls den Rotwein um ein "auch". Das "noch" in der ersten, für sich stehenden Textzeile ist jedoch absolut unentbehrlich, weil es das einzige Indiz ist, welches dem Leser assoziieren könnte, in welchem Moment sich dieses Bild ereignet. (Die vorerwähnten Korrekturen nehme ich im Anschluß an den Kommentar vor).
Du und auch Gabriella sehen den letzten Satz als obsolet. Ich bin mir dessen noch nicht sicher, möchte aber eine eventuelle Korrektur auch nicht ganz ausschließen. Es gibt einfach zuviele Optionen für mich an dieser Stelle. Lässt man ihn ganz weg, fehlt meiner Idee, auf der dieser Text basiert, eine letzte Botschaft, schreibt man eine Abschiedsfloskel, macht man für alles, was nach Eintritt dieses Ereignisses passiert, zu sehr den Sack zu. Keine Ahnung, ob meine Gedanken nachvollziehbar scheinen, aber falls ich dort etwas ändere, werde ich es auch noch hier aufschlüsseln.
-----
Gabriella:
Zunächst zu "inkompetenten". Werde ich selbstredend ändern.
Dieser Text ist nicht nur auf der einen Seite ein kleines Fragment Prosa, er ist auch ein ganzes Stück Fiktion. Das schicke ich deshalb vorweg, weil der Protagonist, das LI, gerade eben verstorben ist. Die Leichenstarre ist ja etwas, was nicht unmittelbar eintritt, sondern erst einen Zeitraum von X Stunden später. Auch sämtliche, muskuläre Kontraktionen, sind nicht sofort aufgehoben, sondern lösen sich allmählich. Darum auch die Hoffnung des LI, dass sich die Umklammerung der Hand, mit der das LI wohl sein Genital umfasst, lösen möge.
Geht man von einem vielfach zu lesendem Bild aus, wo die Seele von Toten so langsam davonschwebt und nur die Hülle unter sich lässt, kann man sich in mein Konstrukt am Besten hineinversetzen. Es sind so die letzten Gedanken eines gerade Verstorbenen, der auf das Stillleben, was er inkl. seiner eigenen Hülle hinterlässt, blickt. Insofern hat es auch keinen Adressat, sondern ist eine Art Selbstgespräch post mortem. Ich weiss, das ist ein wenig skurril.
Was den lapidaren letzten Satz betrifft, verweise ich einfach mal auf das, was ich zuvor an Tanja schrieb. Ich hadere da noch etwas mit mir.
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Viele liebe Grüße
Andreas
zunächst ein "Danke", dass ihr euch meinem Text gewidmet habt. Und nun etwas der Reihe nach:
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Klara:
Dass man in der Prosa die Zahlen bis 12 einschließlich ausschreibt, habe ich bisher nie gelesen, danke dir aber dafür. Das sind so Dinge, die ich gerne für die Zukunft mitnehme (Korrektur folgt im Anschluß). Es hat tatsächlich so ein bisschen was von einem Fremdkörper im Gesamtkonstrukt.
Ob ich meine Formulierung bzgl. der Pasta korrigiere, weiss ich noch nicht, was aber nicht heisst, dass ich es nicht nachvollziehen kann, was du als Alternative vorbringst. Ich denke darüber nach.
Zum Schluß, es ist richtig, dass es sich hierbei um Masturbation handelt und im Nachhinein - auch aufgrund der Kommentare - hätte ich es bei meiner ersten Papierversion lassen sollen. Dort schrieb ich nicht von "entblößten Lenden", sondern von "heruntergelassenen Hosen". Das männliche Genital selbst, wollte ich jedoch zu keinem Zeitpunkt erwähnen, weder als Penis noch als "Schwanz" wie man(n) es mitunter zu bezeichnen pflegt. Ich glaube, es bedarf dieser Erwähnung auch nicht, denn der Leser wird schon korrekt assoziieren, wenn er diese zwei Sätze liest und sich seinen eigenen Ausdruck für das männliche Genital selber schaffen.
Eine Fortsetzung oder Ausschmückung, was den/die Kollegen betrifft, ist indes nicht angedacht. Es soll ruhig so fragmentarisch reduziert dort bleiben, kurze Snapshots letzter Gedanken ohne Hintergrundfutter.
Die Frage, an wen diese Zeilen adressiert sind, wird sich bei meinem Kommentar zu Gabriella aufklären.
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@Tanja:
Du hast an einigen Stellen durchaus mit deinen Ideen zur Reduzierung bzw. Häufung vollkommen recht. Ich werde den Teller um ein "noch" erleichtern, ebenfalls den Rotwein um ein "auch". Das "noch" in der ersten, für sich stehenden Textzeile ist jedoch absolut unentbehrlich, weil es das einzige Indiz ist, welches dem Leser assoziieren könnte, in welchem Moment sich dieses Bild ereignet. (Die vorerwähnten Korrekturen nehme ich im Anschluß an den Kommentar vor).
Du und auch Gabriella sehen den letzten Satz als obsolet. Ich bin mir dessen noch nicht sicher, möchte aber eine eventuelle Korrektur auch nicht ganz ausschließen. Es gibt einfach zuviele Optionen für mich an dieser Stelle. Lässt man ihn ganz weg, fehlt meiner Idee, auf der dieser Text basiert, eine letzte Botschaft, schreibt man eine Abschiedsfloskel, macht man für alles, was nach Eintritt dieses Ereignisses passiert, zu sehr den Sack zu. Keine Ahnung, ob meine Gedanken nachvollziehbar scheinen, aber falls ich dort etwas ändere, werde ich es auch noch hier aufschlüsseln.
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Gabriella:
Zunächst zu "inkompetenten". Werde ich selbstredend ändern.
Dieser Text ist nicht nur auf der einen Seite ein kleines Fragment Prosa, er ist auch ein ganzes Stück Fiktion. Das schicke ich deshalb vorweg, weil der Protagonist, das LI, gerade eben verstorben ist. Die Leichenstarre ist ja etwas, was nicht unmittelbar eintritt, sondern erst einen Zeitraum von X Stunden später. Auch sämtliche, muskuläre Kontraktionen, sind nicht sofort aufgehoben, sondern lösen sich allmählich. Darum auch die Hoffnung des LI, dass sich die Umklammerung der Hand, mit der das LI wohl sein Genital umfasst, lösen möge.
Geht man von einem vielfach zu lesendem Bild aus, wo die Seele von Toten so langsam davonschwebt und nur die Hülle unter sich lässt, kann man sich in mein Konstrukt am Besten hineinversetzen. Es sind so die letzten Gedanken eines gerade Verstorbenen, der auf das Stillleben, was er inkl. seiner eigenen Hülle hinterlässt, blickt. Insofern hat es auch keinen Adressat, sondern ist eine Art Selbstgespräch post mortem. Ich weiss, das ist ein wenig skurril.
Was den lapidaren letzten Satz betrifft, verweise ich einfach mal auf das, was ich zuvor an Tanja schrieb. Ich hadere da noch etwas mit mir.
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Viele liebe Grüße
Andreas
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