Meine WM I: Unentschieden
Mit dem Nachbarn
hör‘ ich jedes Tor im Fernsehen,
oft schläft er auch laut, und manchmal
laufen die Waschmaschinen mit den Bildern synchron.
Doch er beschwert sich auch jetzt nie über mein KinderLeben:
argumentierende Türen, knarrende Turnübungen, akute Scherben, gefallene Mädchen, anhaltendes Kichern, grandiose Elfmeter-Schüsse, Jubeln, Vergeigen, unzeitiges Staub saugen, abseitige Badewannen-Verteidiger, lebhafter Panini-Tauschhandel, hungrige Elektromixer, trotzige Gute-Nacht-Lieder, schluchzende Zweifel, trockenes Lachen, wilde Schminkaktionen, verwegene Tipp-Spiele, bittere Enttäuschungen ("Algerien ist raus! Warum steht das da! Meine Lieblingsflagge!"), Bettabendängste ("Mamawiestehts?!"), Besserwisserfrühstücksflocken ("Den hätte er halten müssen!") oder ein fußballrundes Schweigen, dass die Wände wackeln.
Wenn wir die Meister sind,
nur im Halbwach ein Zittern, morgens:
Ist es das eigene Schnarchen oder schnauft schon die Welt?
Meine WM I: Unentschieden
Wenn Fuball schon wochenlang den Alltag bestimmt, dann kann man auch am Fuball die Betrachtung des Alltags festmachen. Diese implizite Hypothese des Textes gefällt mir. Ebenso wie die Bewegung vom Fuball in den Alltag und wieder zurück. Das alles geschieht im plaudernenden Ton, der dem Text eine Leichtigkeit gibt, die das Thema verdient.
Ein wenig gestört hat mich eigentlich nur der (zumindest scheinbare Widerspruch zwischen Zeile 1 und zeile 3).
Ein wenig gestört hat mich eigentlich nur der (zumindest scheinbare Widerspruch zwischen Zeile 1 und zeile 3).
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