Beitragvon fenestra » 02.10.2010, 18:39
Hallo, Louisa,
auch ich mag den leichten Ton dieses Gedichts und mehr noch - wie immer - deinen Rhythmus, das Binnengereimte, der Schwung, der da einfach drin ist!
Zaunkönig verweist auf die Ereignisse, die "Meilensteine" einer Beziehung, klar, über die wird reichlich geschrieben, aber gerade diese Momente, in denen eigentlich nichts passiert und man trotzdem glücklich ist, zeigen am besten den Zustand, in dem sich Liebende befinden.
Deshalb finde ich diesen plötzlich so tiefschürfenden Satz "Schweigen ist Lügen ohne Fantasie" eher seltsam in dem Zusammenhang. Beide Schweigen ja in dem Gedicht auch mal. Lügen sie da denn? Finde ich nicht. Sie denken einfach gar nicht und laufen sich einfach hinterher, weil dieses Lebensgefühl sie gerade dazu verleitet. Oder schweigen sie etwa, um zu verbergen, dass es mit der "Liebe" gar nicht so weit her ist, sondern man sich das schöne Gefühl nur noch ein bisschen einbilden möchte? Dann wäre es mit der Leichtigkeit des Gedichts aber vorbei.
Im Übrigen finde ich Schweigen eine ganz ausgezeichnete Haltung, um nicht nur Lügen, sondern auch Floskeln, hohle Phrasen, aufgeblasenes Geschwätz und vieles mehr zu vermeiden. "Man soll keine Gelegenheit zum Schweigen auslassen" heißt es bei Uwe Tellkamp in seinem Roman "Der Turm". Dem kann ich nur zustimmen. Daher bin ich jetzt mal still ...