Plötzlich Menschen...

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
hwg

Beitragvon hwg » 01.12.2005, 21:10

von der Moderation gelöscht

Max

Beitragvon Max » 03.12.2005, 15:20

Lieber HWG,

mir gefällt an Deinem Text vor allem die Unterscheidung zwischen Menschen und Leuten in der letzten Zeile. Dazu passt ja auch, dass es Leute nicht im Singular gibt. Wir sind also in der Lage, dieselben Menschen anders wahrzunhemen, wenn sie uns "rudelweise" als Leute begegnen.

Liebe Grüße
Max

hella49

Beitragvon hella49 » 04.12.2005, 19:43

hab leider deinen namen nicht gelesen, sorry, ich hab angst hier alles wieder wegzuklicken...... also beim nächsten mal

oder ich schreibe:
Lieber Mensch (smile)


da hast du genau ins schwarze getroffen...... so erlebe ich es jeden tag

in der stadt laufen einfach nur leute rum....niemand schaut den anderen an...

ich lebe auf dem lande in einem kleinen dorf.....jeder grüsst den anderen
man fühlt sich als "mitmensch"

fällt mir grad so ein es gibt ja auch das wort "mitleute" nicht

auch ist mir aufgefallen in einsamen gegenden sprechen wildfremde menschen sofort miteinander.....

ich habe lange in den einsamen bergen norwegens gelebt, aber ich war nie einsam und allein....dort waren menschen.....

abendgruss
Hella

Demian

Beitragvon Demian » 08.12.2005, 16:14

Hi hwg.
Ich mag diesen Text. Er schildert eine auf viele Menschen zutreffende Beobachtung. Man kann vielleicht sogar sagen, er schildere die Normalität, was eine traurige Annahme wäre. Und doch kommt es immer häufiger vor, dass offene, fröhliche Menschen inmitten dieser vorbeirauschenden, in einverständiger Teilnahmslosigkeit vereinten Masse Mensch auf den breiten Straßen der Städte als Fremdkörper erscheinen, wie abgesondert wirken, während sie doch eigentlich bemüht sind, auf die Anderen zuzugehen.

Noch häufiger kommt es vor, dass Einzelne inmitten dieser Masse darüber klagen einsam zu sein, niemanden kennenzulernen, während stündlich hunderte an ihnen vorüberziehen.
Vielleicht schaffen wir es erst auf den einsamen Wegen unseren Blick zu schärfen und auf einen Anderen zu fokussieren, während in dem Menschenmeer alles verschwimmt und die Entscheidung sich von der einen oder der anderen Welle tragen zu lassen, wird zu der schwersten unseres Lebens. Wir bleiben, statt die Entscheidung zu fällen, lieber allein und haben so oder so genug damit zu tun nicht unterzugehen.

Es ist vielleicht das Schicksalhafte, was, von den Beteiligten als solches wahrgenommen oder auch nicht, der Begegnung auf einsamen Wanderwegen etwas Besonderes, Feierliches verleiht:
-Dass wir ausgerechnet an diesem Ort, zu dieser Stunde, mit diesem Menschen zusammentreffen, lässt uns diesen Moment zelebrieren und das Zunicken oder Grüß-Gott-Sagen wird zum einsamen Programmpunkt unserer Zeremonie.

Ein Blick auf den Weg hinter dem Haus zeigt mir nun jemanden, der diesen Moment der Begenung sofort wieder vergisst, kurze Zeit später bereits wieder ins Meer stürzt und mit den Armen rudert.
Warum?
Hat es ihm nicht gefallen?
War es nicht schön von jemandem gesehen, gegrüßt, vielleicht sogar erkannt zu werden?
War es nicht wunderbar jemanden wahrzunehmen, ihm dies zu zeigen, ihn zu erkennen?
Natürlich war es das.
Aber nur auf den einsamen Wegen. Nur Auge in Auge mit dem Einen, dem man sich, wenn auch nur spärlich, offenbart. Nur hier abseits des Meeres kann man atmen, hat man die Kraft und den Mut innezuhalten und zu zeigen:
-"Hier bin ich! Und ich weiß, dass Du auch da bist!"
während zweihundert Meter weiter bereits die Wellen wieder über unserem Kopf zusammenschlagen.

Vielleicht werden die Leute auf einsamen Wegen, am Ufer des Menschenmeeres nicht erst zu Menschen.
Aber fast nur hier können sie es zeigen.

Demian

P.S.: "Plötzlich Menschen..." ist wirklich inspirierend.

efeuline

Beitragvon efeuline » 19.01.2006, 19:47

Lieber hwg, deinen freud'schen Verschreiber "Schreibergärten" statt "Schrebergärten" finde ich sehr bezeichnend für dich.......
Ich denke, obwohl ich nichts über dich weiß, daß Schreiben, Lesen, Journalismus dein Leben bestimmt (und daher auch dieser süße Verschreiber).
efeuline

hwg

Beitragvon hwg » 19.01.2006, 20:31

Liebe Kolleginnen und Kollegen der schreibenden
und gerne lesenden Zunft!

Natürlich freuen mich Eure zustimmenden Kommentare.
Wie aufmerksam die Beiträge gelesen werden, beweist
der nette Hinweis auf den "freud'schen" Tippfehler. Und
deswegen bessere ich den "Schreibergarten" auch gar
nicht aus.

Allen einen herzlichen Gruß aus der Steiermark!


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