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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
ecb

Beitragvon ecb » 17.03.2014, 20:06

das meer hat zu tun
mit seinen wellen
alles eilt im atmen
der moleküle formen felder energien

bald entscheidet sich
von allem
was wird
das namenlose das ticken beginnt

Niko

Beitragvon Niko » 17.03.2014, 20:15

hallo eva,
das gefällt mir auf grund der "zeilenverschachtelungen" sehr gut. das atmen der moleküle - das gefällt mir weniger. mag damit zutun haben, dass ich moleküle, physik und chemie zu abstrakt für mein naturwissenschaftlich unterentwickeltes hirn empfinde. in sofern ist mir schon das wort molekül zu abstrakt. aber das ist- schätz ich, mehr mein problem...

dennoch ein *chapeau* stück!!!

beste grüße - niko

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 18.03.2014, 12:24

ich finde mathematik, physik und all die wunderbaren begriffe aus diesen mir leider nicht wirklich verständlichen bereichen höchst poetisch, aber das nur am rand und als antwort (oder widerspruch) zu nikos kommentar.
wenn von wellen die rede ist, denke ich natürlich sofort an keith waldrop und seinen satz: "wir sind wellen, wir wissen nichts vom wasser." vor dem hintergrund, aber dafür kann dein gedicht ja nichts, ist mir das meer hat zu tun, fast schon zu klar. da baut sich widerstand auf in mir. und dann eilt alles im meer, dabei ist gerade das meer für mich immer ein ort der ruhe, obwohl die aussage, die das gedicht macht natürlich nicht verkehrt ist, sie widerspricht nur meiner eigenen erfahrung. das alles ist aber bis jetzt rein subjektiv und eigentlich gar nicht aussagekräftig. wirklich nicht klar ist mir, wo das beginnen herkommt, wie sich das an die vorangegangene strophe anschließt, gut, da ist eine zäsur, also könnte ich es so lesen, dass das meer unbeteiligt bleibt angesichts dieser anstehenden entwicklung, es hat ja zu tun. was mir sehr gefällt ist diese möglichkeit "entscheidet" doppelt lesen zu können, als scheidung und als persönliche entscheidung, wobei die scheidung noch einmal auf den unterschied zwischen meer und demjenigen für den etwas beginnt anspielt. ein gedicht, dass mir steine in den weg legt, die ziemlich schön und sehr interessant sind, sobald man sie einmal in die hand nimmt, um sie näher anzusehen.
xanthi

ecb

Beitragvon ecb » 19.03.2014, 18:20

Nun ja, das Meer hat nicht nur "zu tun", es hat auch "zu tun mit". Für mich ist es mitnichten ein Ort der Ruhe, und daraus ergibt sich der Vorgang, die Aktion des Gedichts, die für Vieles stehen kann, Menschliches, Irdisches, Kosmisches. Ich verstehe das alles auch nicht, aber man kann ja einiges ahnen und sich fasziniert davon fühlen. Mich faszinieren die wissenschaftlichen Begriffe, die sowohl auf etwas Konkretes weisen (dem sie ja entspringen), als auch auf etwas Abgezogenes, davon wollte ich hier etwas einfließen lassen. Daß du das "entscheiden" in dieser Weise mitgelesen hast, Xanthippe, freut mich besonders. Vielen Dank auch dir, Niko.

Liebe Grüße
Eva

Quoth
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Beitragvon Quoth » 19.03.2014, 18:37

Hallo ecb, was für eine Bombe tickt denn da im Meer? Meine Vermutung geht in dieser Richtung, es wäre vielleicht unerträglich, wenn man da deutlicher würde - aber es stimmt, es fällt schwer, dem Meer seine alten Ewigkeitswerte abzugewinnen, wenn man das andere weiß. Was die wissesnchaftlichen Ausdrücke betrifft: Moleküle passen doch wunderbar zur Meereskühle!
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

ecb

Beitragvon ecb » 19.03.2014, 19:02

Das Ticken und auch das Meer kann man hoffentlich in mehrlfacher Weise auffassen, Quoth, sicher auch in dieser - an die ich zugegebeneraßen so unmittelbar nicht gedacht hatte. (Obwohl mir das Bild der Plastikmüllinseln nicht mehr aus dem Sinn gegangen ist, seit ich Yann Martels Pi-Roman las, und das seitdem durch vielerlei Nachrichten bestätigt wurde.)
Und ich hoffe eigentlich auch, daß das Wort Moleküle nicht ganz und gar unpoetisch klingt. :-)

Danke dir und liebe Grüße
Eva


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