Verlust

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 18.05.2006, 21:56

Es ist wahr,
daß
wir uns lösten
von dieser Welt,
der Tau
uns benetzte
im Weizenfeld.

Ich gehe
durch die Straßen
und
suche dich.
Zuletzt geändert von moshe.c am 18.05.2006, 22:51, insgesamt 1-mal geändert.

Herby

Beitragvon Herby » 18.05.2006, 22:13

Hi moshe,

ganz spontane Rückmeldung: gefällt mir sehr gut! Klingt nach!

Zwei kurze Anmerkungen nur:

1. Warum der Zeilenumbruch nach dem ersten Vers? Ich sehe den Sinn nicht und empfinde ihn als störend beim Lesen. Kannst du "daß" nicht zur zweiten Zeile setzen?

2. Wie kam beim Schreiben der zweiten Strophe dein Finger auf iii nach Straßen? ;-)

Gerne gelesen!

Liebe Grüße
Herby

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 18.05.2006, 23:17

Hey Herby,
danke für deine schnelle Reaktion.

Ja, Das daß. ich habe es mit mir selbst und meiner Freundin jetzt nochmal, aufgrund deiner Anmerkung, debatiert.

Ich laß es so, und will dir erkären, warum:

Das Gedicht heißt VERLUST, also nichts harmonisches.
Das Lyr-Ich gerät in mit einer Frau in eine Welt, ja in einen Traum, den es sehr schnell wieder verliert und dann danach sucht.
Mit diesem 'daß' versucht er sich nochmal zu bestätigen, was er so kurz erlebt hat.
Würde ich dieses 'daß' in den Vorgang des Lösens von dieser Welt einreihen, hätte es eine ganz andere Bedeutung, nämlich nicht mehr die notwendige Bestätigung, 'daß' dies passierte, sondern nur eine einleitende Funktion.
Und dies wäre dann etwas anderes.

Falls du mich nicht verstehst, oder ich mich nicht gut ausgedrückt habe, frag mir ruhig ein Loch in den Bauch, oder sonstwohin. Ich will sowas gern immer verständlich vermitteln, aber .....


moshe.c

Louisa

Beitragvon Louisa » 19.05.2006, 10:07

Hallo moshe.c,
ich freue mich über jedes Deiner kleinen, poetischen Wunderwerke. Auch dieses hier kommt am Anfang so leicht und beschwingt daher, vor allem das Weizenfeld gefällt mir.

Das folgende Ende berührt mich auch sehr! Ich würde auch nichts am Aufbau ändern, habe keine Verständnisprobleme.

Sehr schön!

Zitronengrüße, louisa

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 19.05.2006, 10:57

Hallo moshe.c,

ganz ganz toll!

(Der beste und ausführlichste Kommentar, den ich geben kann).

Vorallem die Wirkung von Strophe eins und zwei die widersinnig und nciht widersinnig zugleich erscheinen ist sehr treffend.

Lisa

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 19.05.2006, 16:10

Dieses Gedicht ist - genau so, wie es da steht - sehr, sehr gut.

Gruß
Frank

Max

Beitragvon Max » 19.05.2006, 16:48

Lieber Moshe,

tolles Gedicht (um mal was gaanz neues zu schreiben). Du bist wirklich ein Meister der einfachen Worte. Der Reim, ob gewollt oder nicht (das ist eine Frage) gefällt mir auch, und das ist selten.

Liebe Grüße
Max

Herby

Beitragvon Herby » 19.05.2006, 18:39

Hallo moshe,

nach deiner Erklärung stört mich das "daß" überhaupt nicht mehr! O:)

Ich danke dir herzlich für deine Verständnishilfe!

Liebe Grüße
Herby

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 19.05.2006, 19:47

Mir schoss gerade durch den Kopf (wirklich als Frage):

warum eigentlich :

der Tau
uns benetzte
im Weizenfeld.


und nicht:

der Tau
benetzte uns
im Weizenfeld.

?

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 19.05.2006, 20:09

Weil es dann zu prosaisch wäre.

An die Hüterin des kleinen Zitronen-Bäumchens auch meinen Dank,

moshe.c

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 19.05.2006, 20:44

Ich bins nochmal.

Ihr überschüttet mich mit Blumen, ich habe keine Vasen mehr.
Was soll ich denn jetzt damit machen?

Danke euch allen.

moshe.c

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Beitragvon leonie » 19.05.2006, 21:30

Lieber moshe.c,

auch ich bin begeistert!

leonie

carl
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Beitragvon carl » 20.05.2006, 11:21

Lieber Moshe,

für mein Empfinden ist Dir wirklich etwas Außergewöhnliches gelungen...
Zu Deiner 1. Diskussion mit Herby:
Du kannst das "daß" auch in die 1. Zeile ziehen.
Das würde Deiner Intetion aber auch wiedersprechen: Beides ist wahr, dass ihr euch getroffen habt und dass ihr euch verloren habt.
Mir ist aber nicht klar, wozu Du dann ein "daß" brauchst:
Es ist wahr.
wir lösten uns...
Ein "daß" dazwischen verstärkt nur die eine Deutungsrichtung.
Hast Du schon mit der Variante gespielt:
"Das ist wahr."?
Damit nimmst Du den Leser in eine bereits laufende Betrachtung, sodass ein Bezug zu einem ungenannten "vorher" entsteht und das Wahre nicht nur auf ein Folgendes bezogen wird.

Liebe Grüße, Carl

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 20.05.2006, 15:28

Hallo Karl!

Das kleine Wörtchen daß benötige ich, um einen kleinen Moment des sich selbsbestätigens, des selbst vergewisserns, darzustellen.

Würde ich schreiben

'Das ist wahr
wir lösten uns...',

so wäre es ungefär so wie

'Es ist wahr
gestern kaufte ich Milch'

Werde ich dir mit meiner Antwort gerecht?

moshe.c


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