Die Schulelegie

[mslyrik]

in einem Käfig
auf dem Schreibtisch des Direktors
saßen reglos
zwei schmutziggraue Wesen, wachsartig schimmernde
Fleischmassen mit kurzen dicken Fühlern.

die
Schüler im klassenzimmer schwammen im safrangelben
Glanz der Morgensonne durch das Firmament; trieben
auf einer seeligen
Wolkenschicht anstrengungslos dahin;
der Geruch der Tinte an ihren Händen und die Tiefe des
Himmels
verblüfften sie stets aufs Neue. Sie wurden zu
Silhouetten, zu Monden, zu Sternen, zu Regen,
zu einem Fluss, abgelenkt von der eisernen Realität und
berührt vom Nebel des Spektrumgewitters einer
Prismasekunde.
Gedanken lösten sich in einem viskosen Rauch, denkend,
drückten sich die Vorstellungen durch die Fensterritzen
wie

intelligenter Schleim aus der rauchgrauen
Morgendämmerung. Sie wurden Pferdeinsekten,
keuchten leise durch das Gangsystem des
Promethiumbergwerks der Pausen.
Sie liefen wie Capri-
Sonnen auf dem Gelände umher,
losgelassen von der eigenen Kindheit.

Vertont (nicht von mir):
https://soundcloud.com/matthiasschramm/die-schulelegie

[Chamonixius]

Hey!
Grundsätzlich sind Deine feinen Stücke völlig erhaben über der doch arg schematischen Empfehlen, man solle sich vor Adjektiven hüten. Hier könnte ich mir aber tatsächlich mal vorstellen, dass eine behutsame Abklopfung einzelner Adjektive dazu führte, dass eine minimale Reduktion nicht nur möglich sondern sogar gewinnbrinend wäre.
Das soll keinesfalls das Gedicht "auf Diät" setzen, es hat, wie ich finde, in seinem großzügigen Gebrauch von Bildern etwas (im besten Sinne) Barockes (jetzt nicht als Vergleich mit dem literarischen Barock zu verstehen). Naja und diese Extraportion Sprache würd ich dem Gedicht auf keinen Fall durch Adjektiv-Verkargung austreiben wollen, es ginge also wirklich nur um Nuancen.
I like it!!!
LG!
C.