Der fiese Kiesel Gieselbert
Einstmals ruht' er, fest geborgen
in viel Tonnen von Granit
friedvoll, frei von Zorn und Sorgen
tief als eines Berges Glied.
Doch es zehrt der Zahn der Zeiten
selbst noch an dem stärksten Stein
und im Lauf der Ewigkeiten
frass sich doch ein Riss hinein.
Also wurde er geboren
ja, es fiel herab vom Berg
einsam, ängstlich und verloren
Gieselbert, der Kieselzwerg
Und er kreuzte, wild entschlossen
Adams Weg im Paradies
der ihn sah, und ihn verdrossen
mit den Füßen von sich stieß.
Gerade an den Kopf der Schlange
die da zischte: "Es ist Mist,
dass ein Kerl von solchem Range
nicht weiß, was gut und böse ist!"
NEU:
Um die Menschen dies zu lehren
hat die Schlange sie versucht
einen Apfel zu verzehren
und seither sind sie verflucht.
ALT:
Lockte, dieses ihn zu lehren
Eva, die verbot'ne Frucht
mit dem Gatten zu verzehren
seither ist der Mensch verflucht.
Der großen Weisen Schriften alle
lagen einst versammelt da
in der großen Bücherhalle
dort in Alexandria.
Gieselbert, das Herz voll Schwärze
störte eines Mannes Tritt
Der des Nachts, mit einer Kerze
suchend durch die Reihen schritt.
Der glitt aus, und ach! das Feuer
sprang behende aufs Papier
und das lodernd' Ungeheuer
frass den Bau in blinder Gier.
Winter wurd's, und auf dem Eise
rollte Gieselbert umher
sammelte viel Schnee, und leise
wuchs er, immer, immer mehr.
Niemand kam, der Tat zu wehren
schließlich war sein Werk bereit:
trieb als Eisberg auf den Meeren
lauernd, voller Grausamkeit
Bis ein Schiff, im vollen Dampfe
an ihn stieß – es brach die Wand
worauf es, nach kurzem Kampfe
vollbesetzt im Meer verschwand.
Schon seit unvorstellbar alten
Zeiten rollt über die Erd'
ohne Zögern, ohne Halten
will zerreissen, will zerspalten
das steinern' Herz von Hass verzerrt:
der fiese Kiesel Gieselbert.
Jener Stein, verhasst, verrufen
stiftet Sünde, Tod und Brand
doch die Mächte, die ihn schufen
malen einst auch ihn zu Sand.
Der fiese Kiesel Gieselbert
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