Auf dem Schirm erscheint C:\> RITA.
Er lehnt sich genüsslich zurück, legt die Füße auf den Schreibtisch und sieht den Schneeflocken vorm Fenster zu. Für einen Anwärter des Gehobenen Dienstes vielleicht nicht ganz die Arbeitshaltung, die ein Vorgesetzter in diesen schweren Zeiten erwarten darf, aber er ist allein. Sein zuständiger Sachbearbeiter wird fortgebildet und hat ihm einige Aufgaben übertragen. Natürlich wird er genau geprüft und bewertet werden, aber erst mal hat er das Büro für sich.
Er prostet seinem Spiegelbild auf dem Schirm zu. Die Aussicht auf eine Woche ohne Aufsicht ist nicht der Grund für das gute Gefühl. Es ist die Möglichkeit zu einer höchst kreativen, sozusagen ganz individuellen Arbeit. Während er dem Treiben der Flocken zuschaut, erinnerte er sich an einen warmen Junitag vor einem Jahr, an Augen, die ihn offen mustern, und überlegt, was er dazu schon geschrieben hat:
... Einen Augen-Blick lang trat alles zurück und schien erst nach Minuten langsam wiederzukehren. Ich kam ins Stocken und konnte mich an nichts erinnern, nur an deinen Alt, an das unbeschreibliche Gefühl bei deinem Lachen, diesem warmen, vorbehaltlosen Lachen.
Und natürlich sehe ich deinen Hintern im kurzen Rock vor mir, höre das Klacken der Pumps, als du mich in deine Abteilung abschlepptest zu einem ganz neuen Ausbildungsabschnitt...
So kann man das echt nicht schreiben, überlegt er. Klar, der Knackarsch ist schon in Ordnung. Wenn sie durch die Kantine rauscht, ist er in ihrem Kielwasser nicht der einzige gekaperte. Aber der Schock beim Blick in die Augen, dieses völlige hin- und futsch Sein: das ist schönster Heimatroman, das würde er niemandem abgekauft haben.
Nicht bis zu jenem Tag im Juni.
Aber erst die Arbeit, dann das Vergnügen, also klemmt er sich hinter die Tastatur und meldet das Diskettenlaufwerk wieder an: die erste Hürde. Ist der Rechner hochgefahren, läuft er nur noch im Netz, man hat keinen Zugriff mehr auf DOS. Und schon gar keine Gelegenheit für solche kleinen Privatinstallationen, wie sie ihm jetzt vorschweben.
So was Bescheuertes! Ihm keinen vollen Zugriff gewähren, ihn seine Zeit mit Akten oder wohlmöglich im Archiv vertrödeln lassen... eine schwache Konjunktur ist doch kein Grund für eine Behandlung, als wäre er eine von diesen Azu-Bienen... die pausenlos über seine Klamotten ablästern oder sich an seinen Versprechern hochziehen!
Aber er wird es ihnen allen besorgen!
Ein kleiner Zusatz in AUTOEXEC hatte genügt, um jedes mal nach dem Booten die ersten zehn Zeichen aus dem Tastaturport mitzuschneiden. Und was gibt der User wohl als erstes ein? Voila!
Soviel zum Thema Passwort.
Aber das Schärfste ist, die gewonnene Zeit am Ort des Geschehens für seine eigentliche Berufung zu nutzen: er will die Geschichte ihrer Begegnung hier vollenden.
Hier, sozusagen unter den Augen aller!
Und am Dienst-PC zuende treiben, was an einem gewissen Freitagnachmittag noch alles hätte passieren können.
In all den Details, die seine Wortgewalt zu schildern in der Lage ist.
Zuerst muss allerdings die Frage nach der angemessenen Sprache geklärt werden. Er hat neulich einen netten Krimi gelesen, indem sich die Heldin zum Schluss doch noch von ihrem Spezi in den Nacken küssen lässt. Auf Deutsch heißt das "es traf mich wie ein Blitz". Ende der Vorstellung.
Zufällig war er an das Original geraten: da endet alles "in my doodah". Lexika übersetzen mit "Dingsbums" – nicht gerade erschöpfend, die Auskunft. Von einem native Speaker hat er erfahren, dass es sich tatsächlich um das interessanteste Detail weiblicher Anatomie handelt. Anscheinend war der Einschlagsort den Übersetzern zu schlüpfrig: so was gibt zu denken! Immerhin wissen die Profis, was man deutschen Lesern zumuten kann. Also muss er eine gewisse Zurückhaltung wahren, ja, eine Intimität erst langsam aufbauen und mit ihr angemessene Worte.
Er hat sich deshalb für einen Brief an seine Holde entschieden: wenn sie beim Lesen in Fahrt käme! Das wär’s!
Schwierige Sache im Dialog der Geschlechter, aber einen Versuch wert.
Inzwischen ist der Rechner wieder angekoppelt und die Spezialversion läuft zufriedenstellend. Er hat schon probehalber einen Vorgang in der Hälfte der veranschlagten Zeit bearbeitet und die kann er locker unterbieten. Also noch den Bildschirm von der Tür abdrehen: sollte jemand reinplatzen, wird ein einziger Mausklick alle kompromittierenden Dateien tief im System versenken. Zufrieden lädt er seinen Text.
...Ich will dir den Anfang unserer Begegnung aufschreiben, gesprochen haben wir ja schon oft davon.
Dass du eine schöne Frau bist, bedarf keiner Erwähnung, das ist es nicht. Solange wir uns kennen, habe ich nie erlebt, dass du deine Attraktivität irgendwie ausgespielt hättest. Erst spät wurde mir bewusst, dass mich deine Gelassenheit anzieht, die Ruhe, wenn du gehst, wenn du redest – egal, ob um dich herum alles im Chaos versinkt. Oft habe ich mich im Hintergrund gehalten, einfach nur, um dich unbemerkt anschauen zu können.
Du hast es doch gemerkt.
Aber du kannst andere gelten lassen.
Etwas davon habe ich gleich zu Anfang in deinem Blick gespürt und in deinem Lachen, mit dem du meine Verlegenheit aufbrachst, als ich dabei war, mich zum Narren zu machen. Aber mehr noch:
Du hast keine Angst vor Berührung.
Wir Menschen beanspruchen alle größeren Raum als unsere Haut umschließt, und so gibt es Brührungen auf den unterschiedlichsten Ebenen. Du hast ein gutes Gespür dafür, wann die Integrität einer Person verletzt wird, und so wirst du jede Indiskretion freundlich, aber bestimmt unterbinden.
Aber du hast keine Angst vor Nähe.
Wahrscheinlich kannst du dir nicht vorstellen, wie sehr mich diese Ausstrahlung angezogen hat. Ich wollte dich anfassen. Ich wollte dir ganz nahe kommen und meine Phantasien waren dabei alles andere als diskret:
Deinen Bauch wollte ich berühren!
Deine Ausgeglichenheit verkörpert sich mir in deinem Bauch. – Ja, schon gut, ich weiß: als Kompliment voll daneben, ich werde die weiblichen Empfindlichkeiten an diesen Stellen nie begreifen – In Gedanken fahr ich jetzt nicht deine Taille ab und diese Kurve rauf auf die Hüfte. Und wie dein Hintern in seiner Hose sitzt, will ich noch extra „behandeln“...
Ich meine jetzt die kleine Erhebung unterhalb des Bauchnabels, die sich ganz zart unterm Bund vorwölbt. Ich stell mir vor, ich umarme dich von hinten, lege die Hand auf deinen Bauch und necke dich deswegen.
Nachdem du dich hast necken lassen, spüre ich, wie du dich langsam entspannst... dich gegen mich lehnst, dein Körper sich Partie um Partie anschmiegt... dein Nacken schließlich auf meiner Schulter ruht und mir deinen Hals entblößt... du genießt mit geschlossenen Augen mein heiseres Flüstern... meine Küsse deine Kehle hinab... meine Hand, die vorsichtig hinterm Bund abtaucht... den weichen Hügel massiert, langsam kreisend zwischen dem Nabel der bekannten Welt und den ersten Ausläufern des noch unerforschten Regenwaldes...
Tja. Ein kleiner Schritt für den schlimmen Finger, aber ein großer für die Zunge. Jedenfalls von 'Regenwald' zu 'doodah'. Genüsslich kostet er ’doodah’ aus: Dingsbums? Das wird nicht einfach! Bis dahin ist noch viel zu tun. Ansonsten gefällt ihm die Schreibe schon ganz gut, ein bisschen barock vielleicht.
Weil er heute noch zum Schuss kommen will, überblätterte er das lange Vorspiel bis zu jenem Freitag: da sind die heimlichen Versuche, möglichst viel Privates über sie zu erfahren... die Anläufe, ein persönliches Gespräch einzuleiten... und hier die Slapstick-Nummer, als er sie einladen wollte... und das erst, meine Fresse, wenn ihm jemand vor einem Jahr prophezeit hätte, er würde es eines Tages sogar mit einem selbstgemachten Gedicht probieren!
... Dir schien das alles nicht viel auszumachen. Du ermutigtest mich keineswegs, aber du lehntest mich auch nicht ab: Mit einem belustigten Funkeln in den Augen hast du auf deine Art all meine Avancen ins Harmlose gewendet. Aber manchmal entstand doch ein Gespräch. Und während es dauerte, war es so selbstverständlich, so selbstvergessen, dass ich erst hinterher bemerkte, dass wir uns berührt hatten... nicht körperlich... noch nicht...
Und jetzt kommt er, der Grillabend für die ganze Abteilung... Er gehörte damals offiziell zwar nicht mehr dazu
– er hatte natürlich nie wirklich dazugehört –
aber sie hatte ihn trotzdem eingeladen. Es musste ein Donnerstag sein, denn Freitag war ja schon Wochenende und im Öffentlichen Dienst Tabu.
... Es war ein schöner Spätsommerabend. Die Luft war mild und du trugst ein leichtes Kleid, aber die Bäume zeigten die ersten Zeichen des Herbstes. Von der Truppe spielten einige mit viel Geschrei Fußball, während die anderen schon brutzelten, da fiel es nicht groß auf, als wir uns absetzten. Du hast mich bei Gelegenheit einfach fortgezogen, und so gingen wir durch den dämmrigen Wald und redeten und schwiegen.
Viel mehr war nicht gewesen, aber an dem Abend hast du mich gefragt, ob du mich nach Hause bringen solltest.
Und ich sagte, danke, das sei lieb, aber ich hätte mein Fahrrad noch bei der Dienststelle.
Ich kann es bis heute nicht fassen!
Was mich auch immer den Augenblick verpassen ließ – vielleicht, dass meine Bude nicht grade in vorzeigbarem Zustand war – ich habe es in dieser Nacht bitter bereut.
Am nächsten Morgen beschloss ich, dir genau das zu sagen.
Ich wusste ja, dass du am Freitag häufig länger bleibst, weil du das Wochenende nicht genießen kannst, wenn deine Abteilung nicht tiptop ist. Das Gebäude war also ausgestorben, als ich dein Arbeitszimmer betrat – und fast gleich wieder rausgeflogen wäre.
Wir redeten dann doch miteinander. Aber erst zum Schluss, schon auf dem Weg zur Tür, gestand ich dir, wie schön der Abend war und wie sehr ich bedauerte, die Fortsetzung vermasselt zu haben. "Ich auch" hast du mir so leise geantwortet, dass ich es fast nicht hörte. Wir sahen uns an – dann lagen wir uns in den Armen.
Die nächste Überraschung: die Begierde in deinem Kuss.
Kein Zögern, kein Tasten, du warst da: Zunge und Atem.
Wir atmeten uns wechselseitig ein und aus, bis mir schwarz vor Augen wurde.
Irgendwann saßen wir, frag mich nicht nach Einzelheiten... Nur das herrliche Gefühl war da, dein Gewicht zu spüren, deinen Körper zu halten, während wir uns eng umschlungen küssten... Als ich vorsichtig auf Exkursion unter deinem Rock ging und du dich so breitwillig gabst, wär’ ich fast schon losgeplatzt.
Plötzlich hieltst du mein Hand fest und löstest dich von mir:
"Weißt du, dass wir gefeuert werden, wenn man uns erwischt? ... Du weißt es. Gut."
Darauf sahst du mich mit diesem Blick an, der mich noch immer in die Knie zwingt – und die eine Frage stand in deinen Augen.
"Ja!“ sagte ich, und „G-Geh’n wir zu mir?"
"Nein, das schaffen wir nicht. Ich muss in einer Stunde weg."
"Heut Abend?"
Du warst aufgestanden, hattest deine Kleidung geordnet und die Tür geöffnet:
"Nein."
Du schautest in den Flur.
"N-Nein?"
"Nein..." du schlosst die Tür hinter dir ab "...jetzt!"
Jetzt wird es ernst.
Sein Herz fängt an zu hämmern, als wär’s dieses erste Mal.
Er tritt zum Fenster und blickt in das Schneetreiben hinaus. Die Flocken dämpfen alle Geräusche des Verkehrs und kleiden gegenüber die Giebel und Erker langsam in so prachtvolles Weiß, als wollten sie schon alles für Weihnachten vorbereiten.
Was jetzt kommt, ist wie... wie ein Hochsprung.
Er mag den menschlichen Körper lieber in Bewegung als in Pose. Besonders Hochspringerinnen haben es ihm angetan. Er mag die Konzentration vor dem Anlauf, den federnden Doppelschritt am Anfang, der die Kraft der langen Oberschenkel verrät. Kaum anzunehmen, dass eine dabei erotische Gefühle hat: aber wenn sich nicht alles aufhebt, wo sie in der weit nach hinten gelehnten Geste der Hingabe durch den Höhepunkt geht – dann reißt sie die Latte. Kein Nachbessern. Ein ganz neuer Versuch, vielleicht...
Aber vorher ein Blick auf die Uhr: Essenszeit.
Vor dem Finale erst noch mal stärken.
Er parkt den PC.
Vor dem Fahrstuhl sammelt sich hinter ihm ein Pulk Leute, alle auf dem Weg zur Kantine. Er wird ignoriert und die Ladies rümpfen die Näschen. Allenfalls. Und natürlich quetschen sich alle rein.
Im nächsten Stock hält der Fahrstuhl.
Und da kommt sie. Sie! Rita!!
Noch hat sie ihn nicht gesehen.
Er drückt sich tief in die Ecke und weil sie wahrscheinlich auch zum Essen geht, beschließt er, nicht mit den andern auszusteigen.
Als der Fahrstuhl wieder anfährt, sind sie beide allein.
Ihr gleichgültiges Gesicht verändert sich im Erkennen.
"Hallo... Sie waren doch letztes Jahr in meiner Abteilung! Wie geht's denn so?"
fragt sie mit einem warmen Lächeln.
"D-Danke, p-p-prima!"
"Sie müssen doch bald fertig sein, haben Sie schon die Prüfungsarbeiten?"
Als er an seine Arbeit von heute denkt, fühlt er die Verlegenheit bis in die Haarwurzeln schießen.
"J-J-Ja."
Der Fahrstuhl ist im Erdgeschoss.
"D-Darf ich Sie w-w-was f-fragen?
K-k-kann ich Sie zum Essen ein-einladen?"
Jetzt ist es raus!
Sie mustert ihn auf die Art, die er so liebt und so fürchtet:
"Vielen Dank, aber ich muss selber Essen machen. Und in einer Stunde meine Kinder abholen..."
Mit einem prüfenden Seitenblick:
"... Aber laden Sie mich doch ein, wenn Sie zusammen mit den andern Ihr Examen feiern, ja?"
"G-Gerne... ja, also b-b-bis dann..."
"Auf Wiedersehen!"
Er hat nicht gemerkt, dass sie schon draußen bei den Parkplätzen sind: da steht er nun und sieht ihr nach, bis sie hinter dem dichten Vorhang von Schneeflocken verschwunden ist.
Loosing Rita!
Lieber carl,
ja, da muss ich mich scarlett anschließen..und was ich erzähltechnisch für besonders gelungen halte, ist dass die Auflösung wirklich erst zum Schluss deutlich wird...man ahnt es vorher nicht...
Dann passt es auch wieder, dass Rita einerseits Pumps anhat und Minirock und andererseits als jemand beschrieben wird, die nie aufhebens um ihr Aussehen gemacht hat und eine Ruhe in sich hat, die nach außen dringt und andere betört...
Sehr sehr gerne gelsen und dem Thema des Monats sehr gerecht werdend...
Liebe grüße,
Lisa
ja, da muss ich mich scarlett anschließen..und was ich erzähltechnisch für besonders gelungen halte, ist dass die Auflösung wirklich erst zum Schluss deutlich wird...man ahnt es vorher nicht...
Dann passt es auch wieder, dass Rita einerseits Pumps anhat und Minirock und andererseits als jemand beschrieben wird, die nie aufhebens um ihr Aussehen gemacht hat und eine Ruhe in sich hat, die nach außen dringt und andere betört...
Sehr sehr gerne gelsen und dem Thema des Monats sehr gerecht werdend...
Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
- Thomas Milser
- Beiträge: 6069
- Registriert: 14.05.2006
- Geschlecht:
Hi carl.
Ich muss mich zunächst Scarlett anschließen: Auch ich werde mir diesen Text noch einige Male vorknöpfen müssen, um abschließend und umfangreich dazu etwas Sinnvolles sagen zu können.
Vorab vielleicht soviel: Sprachlich und vom Stil her ist der Text auf jeden Fall so gut, dass er mich bis zum Ende bei der Stange gehalten hat (neinnein, nicht, was DU denkst), und das ist schon mal selten genug bei Erzählungen dieser Art. Auch das Kaum-Vorhandensein von Schreibfehlern finde ich angenehm. Es sagt mir: Der Autor war fleißig und gewissenhaft. Ein einziger, fehlender Infinitiv ist mir aufgefallen:
Ihm keinen vollen Zugriff zu gewähren, ihn seine Zeit mit Akten oder wohlmöglich im Archiv vertrödeln zu lassen...
Noch nicht ganz sicher bin ich mir, ob der Sprachstil einheitlich ist. Die beiden Ebenen finde ich jedenfalls auch ganz gekonnt verbunden. Dazu später.
Was mir ein rechtes Plaisier ist - du ahnst es vielleicht - nun deine herzallerliebsten Kommentare zu meinen 'wachsweichen Eiern' hierzu in Bezug zu bringen, und, es sei gestattet, eine vergleichende Wertung zu erzeugen. Dazu auch zuerst nur meine flüchtige Erstbeeindruckung:
Für mich hast du relativ früh im Text das erotische Potential verschossen, und am Ende stehst du wie ein kleiner Junge vor der Mutterbrust (=Weihnachtsbaum). Das ist ja eigentlich noch viel schlimmer, als das, was du mir so hart ins Gericht nahmst: Dem Leser den wahrhaften Akt vorzuenthalten. Bei dir wird es vermutlich gar nicht erst dazu kommen, solange du nicht erheblich am Selbstgefüge bzw. am Wiederfinden einer gewissen männlichen Sicherheit arbeitest. Jedenfalls nicht mit diesem Kaliber von Frau.
Ich muss ein bisschen an (eigene) pubertäre Phantasien denken, da man sich Schauspielerin X (Iris Berben) oder Sängerin Y (Agnetha Faltskög) vorstellte, es ihnen aber mal so richtig besorgte, und Mutter einem hinterher das verkrustete Taschentuch unter die Nase rieb.
Sollte das Bloß-Stehen am Ende die Intention deines Textes sein, dann muss ich deine Frage zurückschicken: Was macht der Text in dieser Rubrik?
Und jetzt du wieder!!!
Gruß vom Provo-Tom
Ich muss mich zunächst Scarlett anschließen: Auch ich werde mir diesen Text noch einige Male vorknöpfen müssen, um abschließend und umfangreich dazu etwas Sinnvolles sagen zu können.
Vorab vielleicht soviel: Sprachlich und vom Stil her ist der Text auf jeden Fall so gut, dass er mich bis zum Ende bei der Stange gehalten hat (neinnein, nicht, was DU denkst), und das ist schon mal selten genug bei Erzählungen dieser Art. Auch das Kaum-Vorhandensein von Schreibfehlern finde ich angenehm. Es sagt mir: Der Autor war fleißig und gewissenhaft. Ein einziger, fehlender Infinitiv ist mir aufgefallen:
Ihm keinen vollen Zugriff zu gewähren, ihn seine Zeit mit Akten oder wohlmöglich im Archiv vertrödeln zu lassen...
Noch nicht ganz sicher bin ich mir, ob der Sprachstil einheitlich ist. Die beiden Ebenen finde ich jedenfalls auch ganz gekonnt verbunden. Dazu später.
Was mir ein rechtes Plaisier ist - du ahnst es vielleicht - nun deine herzallerliebsten Kommentare zu meinen 'wachsweichen Eiern' hierzu in Bezug zu bringen, und, es sei gestattet, eine vergleichende Wertung zu erzeugen. Dazu auch zuerst nur meine flüchtige Erstbeeindruckung:
Für mich hast du relativ früh im Text das erotische Potential verschossen, und am Ende stehst du wie ein kleiner Junge vor der Mutterbrust (=Weihnachtsbaum). Das ist ja eigentlich noch viel schlimmer, als das, was du mir so hart ins Gericht nahmst: Dem Leser den wahrhaften Akt vorzuenthalten. Bei dir wird es vermutlich gar nicht erst dazu kommen, solange du nicht erheblich am Selbstgefüge bzw. am Wiederfinden einer gewissen männlichen Sicherheit arbeitest. Jedenfalls nicht mit diesem Kaliber von Frau.
Ich muss ein bisschen an (eigene) pubertäre Phantasien denken, da man sich Schauspielerin X (Iris Berben) oder Sängerin Y (Agnetha Faltskög) vorstellte, es ihnen aber mal so richtig besorgte, und Mutter einem hinterher das verkrustete Taschentuch unter die Nase rieb.
Sollte das Bloß-Stehen am Ende die Intention deines Textes sein, dann muss ich deine Frage zurückschicken: Was macht der Text in dieser Rubrik?
Und jetzt du wieder!!!
Gruß vom Provo-Tom
Liebe Scarlett, liebe Lisa,
auch wenn ich mit Tom eine andere Sprache spreche, macht mich euer Lob verlegen
Vor allem auch, Lisa, weil ich glaube, dass Du meine Intention verstehst (siehe unten). Und für gelungen hältst! Danke!
Lieber Tom,
Dank fürs Gegenlesen!
Was der Text hier macht?
Er hat ein anderes Thema als Dein Text:
"Anscheinend war der Einschlagsort den Übersetzern zu schlüpfrig: so was gibt zu denken! Immerhin wissen die Profis, was man deutschen Lesern zumuten kann. Also muss er eine gewisse Zurückhaltung wahren, ja, eine Intimität erst langsam aufbauen und mit ihr angemessene Worte.
Er hat sich deshalb für einen Brief an seine Holde entschieden: wenn sie beim Lesen in Fahrt käme! Das wär’s!
Schwierige Sache im Dialog der Geschlechter, aber einen Versuch wert."
Ein Versuch? Das ist unmöglich!
Während dein Text eine männliche Perspektive am Morgen kurz "davor" entfaltet und nicht die Absicht hat, bei einer LeserIN erotische oder gar sexuelle Gefühle zu wecken. Was nicht heißen soll, dass sie den Text nicht höchst spannend findet! Aber ob ihr dabei einer abgeht? Schon wegen dieser Wortwahl nicht. Dazu ist der Blick zu geschlechtsspezifisch, der Kick vom Auge direkt in die Hose. Na, Du weißt schon...
Wenn Du Dir die weiblichen erotischen Texte anschaust, dann gibt es dort vornehmlich schwebende Empfindungen. Ziemlich unkonkret.
(Deine) eher männlichen bevorzugen nackten Sachen in Öl (grins).
Gemeinsam ist, dass es sich um apersonale Phantasien handelt: das konkrete Gegenüber ist eher ein Lustkiller.
In meinem Text sollen zwei Ebenen konvergieren, die je der anderen Erlebensweise wenigstens ansatzweise Rechnung tragen.
Und natürlich geht er weiter, als ich ihn veröffentlicht habe.
Da er meiner bisherigen Erfahrung nach das Schamempfinden verletzt (jep, auch heute noch), habe ich ihn gekürzt.
Wenn Du (und wer sonst noch) willst, schicke ich Dir den Rest als PN.
Dass das Ganze scheitern muss, wird durch die Konstruktion der Entlarvung als pubertäre Phantasie im Kontrast zur sozial- und beziehungsmäßig unerreichbaren Frau dargestellt.
Liebe Grüße, Carl
auch wenn ich mit Tom eine andere Sprache spreche, macht mich euer Lob verlegen
Vor allem auch, Lisa, weil ich glaube, dass Du meine Intention verstehst (siehe unten). Und für gelungen hältst! Danke!
Lieber Tom,
Dank fürs Gegenlesen!
Was der Text hier macht?
Er hat ein anderes Thema als Dein Text:
"Anscheinend war der Einschlagsort den Übersetzern zu schlüpfrig: so was gibt zu denken! Immerhin wissen die Profis, was man deutschen Lesern zumuten kann. Also muss er eine gewisse Zurückhaltung wahren, ja, eine Intimität erst langsam aufbauen und mit ihr angemessene Worte.
Er hat sich deshalb für einen Brief an seine Holde entschieden: wenn sie beim Lesen in Fahrt käme! Das wär’s!
Schwierige Sache im Dialog der Geschlechter, aber einen Versuch wert."
Ein Versuch? Das ist unmöglich!
Während dein Text eine männliche Perspektive am Morgen kurz "davor" entfaltet und nicht die Absicht hat, bei einer LeserIN erotische oder gar sexuelle Gefühle zu wecken. Was nicht heißen soll, dass sie den Text nicht höchst spannend findet! Aber ob ihr dabei einer abgeht? Schon wegen dieser Wortwahl nicht. Dazu ist der Blick zu geschlechtsspezifisch, der Kick vom Auge direkt in die Hose. Na, Du weißt schon...
Wenn Du Dir die weiblichen erotischen Texte anschaust, dann gibt es dort vornehmlich schwebende Empfindungen. Ziemlich unkonkret.
(Deine) eher männlichen bevorzugen nackten Sachen in Öl (grins).
Gemeinsam ist, dass es sich um apersonale Phantasien handelt: das konkrete Gegenüber ist eher ein Lustkiller.
In meinem Text sollen zwei Ebenen konvergieren, die je der anderen Erlebensweise wenigstens ansatzweise Rechnung tragen.
Und natürlich geht er weiter, als ich ihn veröffentlicht habe.
Da er meiner bisherigen Erfahrung nach das Schamempfinden verletzt (jep, auch heute noch), habe ich ihn gekürzt.
Wenn Du (und wer sonst noch) willst, schicke ich Dir den Rest als PN.
Dass das Ganze scheitern muss, wird durch die Konstruktion der Entlarvung als pubertäre Phantasie im Kontrast zur sozial- und beziehungsmäßig unerreichbaren Frau dargestellt.
Liebe Grüße, Carl
- Thomas Milser
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Hi carl.
Bis hierhin keine oder nur geringfügige Einwände. Aber dann:
Ja, wie meinst du das denn? Das finde ich weder bei deiner reifen Dame noch bei meiner, na, sagen wir mal, ausgesprochen aparten Oktopussi. Wem die die Lust gekillt hätte, ist entweder stockschwul oder jenseits von Gut und Böse. 'Apersonal' (unpersönlich? unfigürlich?) fand ich die auch nicht, da es sich nicht um eine Einbildung handelt, sondern um einen Tatsachenbericht.
Der 'zensierte' Rest deiner Story würde mich schon interessieren, aber meinst du wirklich, das müsste hinter dem Tresen gehandelt werden?
Magst du es nicht doch hier einstellen, als 'director's cut'-Version?
Ich glaube, in so einer Rubrik, die ja sowieso bald ins Archiv verschwindet, kann man das mal machen. Oder spricht seitens der Administration etwas dagegen, den Fisch beim Namen zu nennen?
Tom.
Bis hierhin keine oder nur geringfügige Einwände. Aber dann:
Gemeinsam ist, dass es sich um apersonale Phantasien handelt: das konkrete Gegenüber ist eher ein Lustkiller.
Ja, wie meinst du das denn? Das finde ich weder bei deiner reifen Dame noch bei meiner, na, sagen wir mal, ausgesprochen aparten Oktopussi. Wem die die Lust gekillt hätte, ist entweder stockschwul oder jenseits von Gut und Böse. 'Apersonal' (unpersönlich? unfigürlich?) fand ich die auch nicht, da es sich nicht um eine Einbildung handelt, sondern um einen Tatsachenbericht.
Der 'zensierte' Rest deiner Story würde mich schon interessieren, aber meinst du wirklich, das müsste hinter dem Tresen gehandelt werden?
Magst du es nicht doch hier einstellen, als 'director's cut'-Version?
Ich glaube, in so einer Rubrik, die ja sowieso bald ins Archiv verschwindet, kann man das mal machen. Oder spricht seitens der Administration etwas dagegen, den Fisch beim Namen zu nennen?
Tom.
Hallo Tom,
wohl ein klassisches Missverständnis...
Ich bin nicht der Meinung, ein erotisches Gedicht solle apersonal sein.
Auch glaube ich nicht, die Autoren hätten zu ihren Partnern, die sie womöglich zu ihrem Gedicht inspiriert haben, keine personale Beziehung.
Ich bin bloß der Meinung, dass sich von der Persönlichkeit des Gegenübers nichts im Text niederschlägt.
Nimm Deinen: wer ist die süße Oktopussi? eine gut Bekannte? Eine Erwebung des letzten Abends? Macht sie "sowas" öfter? Wie ist sie als Mensch so und wie verführt sie auch damit, abgesehen von den üblichen Acessoirs wie Beine, Busen, Po? Dein Text entwirft da sehr dürftig, und dann Botschaften, die sich direkt ans Kleinhirn wenden (Duft einer Frau am Morgen, sabber!, wie Moshe schon richtig bemerkt hat).
Keine Einwände: dass muss so!
Aber muss es alles sein?
Vor allem, weil sich die mehr weiblichen und die mehr männlichen Ebenen sprachlich dann nicht treffen. Sie bleiben tendenziell geschlechtsspezifisch.
Meine Dame im Text ist übrigens die "ma donna", die ich nochmal hier in dieses Monatsthema reinkopiert habe: Du erfährst sehr viel über sie als Person. Und, so hoffe ich, das macht sie begehrenswert!
"nackte" Tatsachen werden kaum genannt, die Phantasie ergänzt sie sowieso (wie Lisa den Minnirock: stimmt Lisa, sie kann kurze Röcke tragen, aber da steht im Text nix von drin!).
Obwohl auch im Verhältnis zum Textumfang viel mehr sexuelle Handlungen sprachlich konkretisiert werden werden, als in Deinem Eierkocher. Auch ohne die zensierten Sttellen...
Liebe Grüße, Carl
wohl ein klassisches Missverständnis...
Ich bin nicht der Meinung, ein erotisches Gedicht solle apersonal sein.
Auch glaube ich nicht, die Autoren hätten zu ihren Partnern, die sie womöglich zu ihrem Gedicht inspiriert haben, keine personale Beziehung.
Ich bin bloß der Meinung, dass sich von der Persönlichkeit des Gegenübers nichts im Text niederschlägt.
Nimm Deinen: wer ist die süße Oktopussi? eine gut Bekannte? Eine Erwebung des letzten Abends? Macht sie "sowas" öfter? Wie ist sie als Mensch so und wie verführt sie auch damit, abgesehen von den üblichen Acessoirs wie Beine, Busen, Po? Dein Text entwirft da sehr dürftig, und dann Botschaften, die sich direkt ans Kleinhirn wenden (Duft einer Frau am Morgen, sabber!, wie Moshe schon richtig bemerkt hat).
Keine Einwände: dass muss so!
Aber muss es alles sein?
Vor allem, weil sich die mehr weiblichen und die mehr männlichen Ebenen sprachlich dann nicht treffen. Sie bleiben tendenziell geschlechtsspezifisch.
Meine Dame im Text ist übrigens die "ma donna", die ich nochmal hier in dieses Monatsthema reinkopiert habe: Du erfährst sehr viel über sie als Person. Und, so hoffe ich, das macht sie begehrenswert!
"nackte" Tatsachen werden kaum genannt, die Phantasie ergänzt sie sowieso (wie Lisa den Minnirock: stimmt Lisa, sie kann kurze Röcke tragen, aber da steht im Text nix von drin!).
Obwohl auch im Verhältnis zum Textumfang viel mehr sexuelle Handlungen sprachlich konkretisiert werden werden, als in Deinem Eierkocher. Auch ohne die zensierten Sttellen...
Liebe Grüße, Carl
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