Tränenwetter

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Dita

Beitragvon Dita » 02.01.2006, 21:55

Tränen fließen über Löcher
Enden in stillem Schilf
Werden müde neben zu wachem Schmerz
Aufgeplustert im Gedankensturm
Regnen bei Dir ab

Perry

Beitragvon Perry » 04.01.2006, 21:09

Hallo Dita,
etwas abstraktes Bild (Tränen über Löcher). Ich verstehe es als bei jemand seinen Schmerz abladen. Wobei für mich das "aufgeplustert rein stimmungsmäßig aus dem Rahmen fällt.
LG
Manfred

Dita

Beitragvon Dita » 05.01.2006, 00:18

Hallo Manfred,

Danke für Deine Zeilen.
Zu Tränen über Löcher: bedeutet für mich weinen über das Fehlen von Dingen. Abstrakt, wohl war.
Zu aufgeplustert: Ich glaube, dass man zu oft unbegründet traurig ist. Man spinnt in seinen Gedanken Probleme weiter und bauscht sie unnötig auf.
Ha, wie wäre es mit aufgebauscht?
Alles Liebe,
Dita

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 05.01.2006, 18:33

Hallo Dita,
alos zwei Zeilen finde ich stark:

Enden in stillem Schilf
Werden müde neben zu wachem Schmerz

. Die sind einfach toll!
Ich muss zugeben, dass die "Löcher" mich auch stören...nicht wegen ihrer Abstraktheit, sondern wegen des unschönen Klang des Wortes. Vielleicht gibt es noch ein anderes? Ich habe zuerst gedacht, es seien die Nasenlöcher und das Schilf ein Bart :grin:

Die letzte Zeile gefiele mir besser, wenn sie lautete:
Regnen SIE bei dir ab

Das Thema mit dem ZUrechtspinnen finde ich interessant...und sehr wahr...man dreht sich in seinen Kreisen...sag, kannst du nicht aus dem Bild des Spinnens, Verspinnens...Netz etc. etwas machen und dem Text beifügen?

Dita

Beitragvon Dita » 05.01.2006, 20:42

Ich gebe mich geschlagen: Die Löcher müssen sterben.
Ganz lieben Dank für deine Worte, Lisa. Habe mir Gedanken zu Deinem Vorschlag gemacht. Hoffe, er gefällt Dir. Der Klang ist allerdings ziemlich böse. Vielleicht fällt Dir noch was dazu ein.
Lieben Gruß,
Dita

An der Spindel geborene Tränen
Fliessen über Tiefen hinweg
Enden schwer in stillem Schilf
Werden müde neben zu wachem Schmerz
Aufgebauscht im Gedankensturm
Regnen sie bei Dir ab

Perry

Beitragvon Perry » 05.01.2006, 23:09

Hallo Dita,
die letzte Fassung gefällt mir schon ganz gut. Wenn es mein Gedicht wäre, würde ich jetzt nur noch versuchen, es auf eine Bildebene, bzw. in einen gemeinsamen Hintergrund zu stellen.
Spindel, Tränen, (Wasser)Tiefen, Schilf, Schmerz, Gedankensturm, Regnen, in diesem Naturbild stört eigentlich nur die Spindel, wie wär es sie mit Quelle zu ersetzen:
Tränenreise

Aus meiner Quelle geborene Tränen
Fliessen über Tiefen hinweg
Enden schwer in stillem Schilf
Steigen auf in heißem Schmerz
Gebauscht im Gedankensturm
Regnen sie bei dir ab

So würde sich der Kreis, wie beim Wasser, schließen.
LG
Manfred

claire.delalune

Beitragvon claire.delalune » 08.01.2006, 20:20

hallo dita,
die spindel in deiner letzten fassung kann ich auch nicht zuordnen. da geht es mir wie perry - ein einheitliches bild wäre zum verstehen hilfreich.

auch finde ich es schade, daß du diese zwei besonderen zeilen, die lisa schon hervorgehoben hat, noch verändert hast - das "schwer" tut dem stillen schilf nicht gut, meiner meinung nach.

jedenfalls spricht mich die erste fassung wesentlich mehr an.
und wenn dich die löcher stören - warum nicht steine nehmen, kiesel, felsen...

Tränen fließen über Felsen/Steine
Enden in stillem Schilf
Werden müde neben zu wachem Schmerz
Aufgeplustert im Gedankensturm
Regnen bei Dir ab


in deiner Deutung könnten diese Steine dann die Dinge sein, die hier Anlaß zu den Tränen geben - etwas, das z.B. zwischen zwei Menschen steht.
Immerhin regnen sie ja am Ende auch bei einem "Du" ab.


Hm, soweit meine Gedanken.
Vielleicht kannst du etwas davon gebrauchen.
Lieben Gruß,
Kathrin

Dita

Beitragvon Dita » 09.01.2006, 00:37

Tränen fließen über Felsen
Enden in stillem Schilf
Werden müde neben zu wachem Schmerz
Aufgebauscht im Gedankensturm
Regnen sie bei Dir ab


Hallo zusammen,

danke Kathrin für Deine Ideen. Die Spindel war als Geschenk für Lisa gedacht. Zumindest der Versuch, das "Netz spinnen " aufzunehmen. Felsen ist eine gute Möglichkeit, um den Grund der Tränen darzustellen. Was haltet ihr nun von der oben angeführten Variante?

Es grüßt herzlichst,
Dita

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 24.01.2006, 11:34

Liebe Dita,
erst jetzt habe ich wieder in dieses Gedicht geschaut.
Deine letzte Variante ist wunderschön. Sie hat sehr gewonnen. Sag, hast du jetzt alle Varianten in einem Buch nebeneinander stehen? Ich finde das immer spannend.
Ich denke übrigens, dass die anderen Recht haben - Felsen ist viel besser als die Spindel, da das ganze Gedicht nun ein einheitliches Bild hat.

Wobei ich allein die Zeile:

An der Spindel geborene Tränen


sehr sehr lyrisch finde...die darf nicht verloren gehen und ich möchte sie von dir hier noch einmal geschrieben sehen O:)

steyk

Beitragvon steyk » 24.01.2006, 16:24

Hallo Dita,
ich finde das Grundkonzept deines Textes sehr gut. Da steckt eine ganze Menge drin. Vielleicht hättest du noch ein klein wenig länger grübeln sollen. Nachdem du schon so viele Tips von anderen Mitgliedern bekommen hast, möchte ich nicht nachstehen.
Ich hätte es so geschrieben:

Aus Sehnsucht gewobene Tränen
fließen über Tiefen dahin
enden träge im ruhenden Schilf
werden schwer in wachsendem Schmerz
Aufgewühlt vom Sturm der Gedanken
regnen sie an dir herab.

Vielleicht hilft's ? ;-)
Gruss steyk

Dita

Beitragvon Dita » 24.01.2006, 17:22

Liebe Lisa,

sicherlcih lässt sich Raum für die Zeile an anderer Stelle finden. Ich lasse es Dich auf jeden Fall wissen :grin:


Lieber Steyk,

hat definitiv was. Für mich hat es jetzt eine völlig neue Bedeutung.
Deine Wahl liest sich sehr rund, wohingegen meine Worte sehr kantig sind. Schmerz in zwei Versionen. Vielen Dank für Deine Gedanken dazu,

Dita


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