Teil I
Meine Stimmung war auf dem Nullpunkt und ich fühlte mich ausgelaugt und fertig. Ein bleierner Mantel umschlang meinen Hals und nahm mir die Luft zum atmen.
Immerzu graue Wolken und am Horizont eiserne Kälte.
Doch plötzlich änderte sich etwas, ich konnte es aber nicht genau definieren. Ein dumpfer Schmerz im unteren Bauch änderte meine Gefühlswelt auf einen Schlag. Ich spürte etwas und das überraschte mich stark.
Ich lebte also noch, denn wenn man etwas spürt, kann man nicht tot sein.
Tausend Gedanken gingen mir durch den Kopf. Jetzt nicht auffallen und den anderen Familienmitgliedern nichts von meinem Schmerz mitteilen. Es war mein Schmerz und keiner sollte daran Anteil nehmen.
Ich kroch ins Bett und teilte meiner Familie mit, dass es mir nicht gut gehe, aber sie sich keine Gedanken darüber machen sollten. Es würde schon vorüber gehen, nur eine kleine Magenverstimmung.
Plötzlich wurde ich in der Nacht wach, weil die Schmerzen immer stärker wurden und ich es kaum noch aushielt. Aber was war das? Es stank nach Verwesung und mir wurde so kalt. Mit leeren Augen und bleich vor Angst lag ich im Bett. Das muss der Tod sein, der da mich so angrinste. Auf einmal trat Ruhe in meinem Körper ein und ich spürte den Schmerz kaum noch. Was war mit mir geschehen?
Irgendwann schlief ich entkräftet ein und hatte einen gar seltsamen Traum.
Am Morgen wachte ich sehr früh auf und fühlte mich schlapp und müde. Die Schmerzen waren auch wieder da und den Alltag konnte ich nur mit großer Mühe bewältigen.
Ich rief meinen Mann und sagte zu ihm: Hol den Arzt, ich halte die Schmerzen nicht mehr aus.
Ein Arzt kam und der überwies mich in ein Krankenhaus. Dort stellte man dann etwas später eine akute Blinddarmentzündung fest.
Eine ganze Woche lang lag ich im Bett mit offener Wunde und sie spülten mehrmals am Tag meinen Bauch aus.
In dieser Zeit waren aber auch wieder wundersame Dinge geschehen, über die ich jetzt nicht schreiben möchte.
Teil II
Wundersame Dinge können geschehen, ohne das man einen Sinn darin erkennen kann. Ich lag also mit einem Pressverband im Bett, den man mit einem Klettverschluss auf und zu verschließen konnte.
Eines Abends als alle im Zimmer schon schliefen, kam so ein wundersames Gefühl in meinem Körper. Mir war warm und ich bekam wenig Luft zum atmen. Etwas schweres lag auf meinem Bauch, was ich mir aber nicht erklären konnte.
Plötzlich wurde es nass unter meiner Decke und ich spürte wie ein Druck von meinem Bauch sich löste. Was war geschehen? Ich wurde ganz ruhig und hörte meinen Atem. Ich lauschte in die Nacht, sprach da jemand mit mir? Werde ich jetzt verrückt?
Ich versuchte die Außengeräusche wahrzunehmen und konzentrierte mich auf das Schnarchen meiner Bettnachbarin.
In Gedanken war ich immer bei dieser Frau. Sie hatte Krebs im Endstadium und es gab keine Hilfe mehr. Sie strahlte aber eine Kraft aus, die man schwer beschreiben konnte. Sie war so tapfer und lieb, dass man über sich selber nachdenken musste.
Jetzt wurde es mir doch etwas mulmig, da die Nässe immer tiefer ins Nachthemd kroch und ein süßlicher Duft sich um mich zog.
Ich schaltete ein kleines Licht an und sah die Bescherung mit einer tiefen Ruhe und Gelassenheit an. Überall Blut, wo man auch hinsah. Stille Freude breitete sich um mich aus. War das eine Befreiung? Eine Wiedergeburt?
Ich klingelte und die Nachtschwester kam ins Zimmer. Sie wurde blass und holte den Arzt.
Später sagte die Schwester zu mir: So etwas hätte sie noch nie gesehen. So viel Blut!
Zwischen Leben und Tod (Teil II)
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