Monsieur Morgenrot und der Tote im Sand

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Louisa

Beitragvon Louisa » 03.12.2006, 01:26

Lieber Leser, da ich für meine letzte kleine Geschichte kein eindeutiges "Zeichen" erhielt, welches zwangsläufig eine Fortsetzung mit sich gezogen hätte, möchte ich die Wartezeit mit einer anderen Erzählung überbrücken. Ich freue mich wieder sehr über Ihre Meinungen und Ideen zu diesem kleinen kriminologischen Reisebericht!
(Gibt es das Wort "kriminologisch" :smile: ?) Danke für ihre Aufmerksamkeit :blumen: !

-Der Name "Graver" wird übrigens "Gravé" ausgesprochen :smile: ...



Monsieur Morgenrot befand sich im Flugzeug nach Bordeaux. Der berühmte Philosoph Richard Graver, ein exzentrischer, dickbäuchiger Herr, hatte ihm vor einigen Tagen eine Einladung gesandt. Graver hatte in jüngster Vergangenheit ein herausragendes Werk über die Verbindung zwischen dem Weiblichen und der Apokalypse veröffentlicht.
Die Einladung war eine Postkarte, auf welcher eine frische Auster abgebildet war. Graver hatte auf das milchfarbene Innere der Meeresfrucht das Wort „DESTIN“ („Schicksal“) gezeichnet.

Monsieur Morgenrot, der seinen Gurt mit einem Klicken schloss, sah in die weißen Spinnwebenwolken und grübelte über die Verbindung zwischen einer Auster und dem Schicksal.
„Was könnte der alte Graver wohl damit gemeint haben? Sicher spielte er auf die Perlen an…Aber wäre das nicht viel zu banal für einen Philosophen seines Prestiges? Vielleicht geht es ihm auch um den Akt des Öffnens einer Auster, das Ende eines kleinen, verhärteten Lebens.
-Nur dem Genuss oder dem Reichtum wegen.
Aber der Mord, der Genuss und der Reichtum…was haben diese drei mit dem Schicksal gemein? Nun, ist es vielleicht unser Schicksal reich oder arm, enthaltsam oder lustvoll zu leben. Dieses Schicksal ist ein Zufall, denn könnten wir nicht auch für immer eine geschlossene Auster bleiben, die niemals das Licht kennen lernt und von der niemand sagen wird sie sei voll von Genuss oder bringe Wohlstand?
Ich werde Graver am besten selbst fragen…hoffentlich fängt er nicht wieder mit seinem Zarathustra an…“


In Gedanken bei der Schicksalsauster und dem Mord aus Genusssucht oder Habgier…schlich sich die Müdigkeit an Monsieurs Fensterplatz heran und strich ihm zärtlich über den Nacken, bis sich seine Augenlider senkten.
In seinem attraktiven Kopf flogen noch Satzfetzen der blondlockigen Stewardess umher: „Während des Sitzens bitte angeschnallt bleiben! Fasten seat belt while seated! Schwimmweste unter ihrem Sitz! Life vest under your seat! …“

In dieser beruhigenden Gewissheit schlummerte Monsieur Morgenrot ein und träumte und träumte und träumte…

Graver hielt ihm ein scharfes, nasses Messer vor das Gesicht und summte monoton vor sich hin wie ein Rasenmäher oder jemand, der meditierte. Direkt vor seinem Oberkörper stand eine Wolke in der Luft, gegen die sich Gravers voluminöser Bauch drückte. Mit der freien Hand griff Graver in die Wolke wie in einen Zylinder und zog eine Auster heraus. Seine grauen Haare standen fettig und vom Wahnsinn durchweht in alle Himmelsrichtungen ab. Plötzlich unterbrach Graver sein Summen und rief lachend und spuckend in Monsieur Morgenrots Gesicht: „Und so sprach Zarathustra: Ich bin meiner Weisheit überdrüssig, wie die Biene, die des Honigs zuviel gesammelt hat, ich bedarf der Hände, die sich ausstrecken.“

Monsieur Morgenrot schreckte auf und atmete flach. Ob er vielleicht doch besser daheim geblieben wäre? Andererseits war Graver ein berühmter, anerkannter Kollege und er würde seinen Geist sicher bereichern… Vielleicht würde er in den elitären, französischen Philosophen-Zirkel aufgenommen werden, der sich jeden zweiten Mittwoch auf einer Sanddüne traf, um dort dem Denken nachzugehen.
So wachte und träumte Monsieur weiter, während man in den engen Gängen des Flugzeugs versuchte Goldkettchen und Duschgel zu verkaufen.

Monsieur Morgenrot flog eine weitere halbe Stunde in sich zusammengekauert über die Erde und das Meer, denn die Dame, welche vor ihm saß, hatte nach der Lektüre des Bordmagazins nur seufzend zu sich gesagt: „Ach, mich ödet hier alles an.“ und daraufhin ihren Sessel so weit es möglich war zurück geklappt.

Mit dem Gefühl von vielen kleinen Muskelzerrungen lief Monsieur schließlich, einen roten Lederkoffer hinter sich her ziehend, auf den französischen Parkplatz. Das erste, was Monsieur auffiel war der Geruch einer fremden Luft, angefüllt vom Dreck der beigen Straßen, von Kiefernwäldern, Meersalz und sandigen, schönen Frauen.

Doch leider kam ihm keine dieser sandigen Frauen entgegen, sondern Graver, welcher die Arme weit ausstreckte und immerzu „Pedro! Pedro, mon ami!“ rief. Monsieur Morgenrot musste sogleich an seinen Traum denken und fürchtete sich etwas vor dieser gewaltigen Welle aus Freundlichkeit, die jetzt auf ihn einbrach. Aber es war zu spät, um unterzutauchen, denn schon packten ihn Gravers Arme. Graver küsste den überraschten Monsieur auf beide Wangen und verströmte dabei einen starken Parfum- und Tabakduft.

Mit schwerem Akzent erfreute sich Graver über Monsieur Morgenrots Ankunft: „Mein verehrter Kollege, wie lange ist es nun her, dass wir uns getroffen haben? Ein Jahr, zehn Jahre, ein halbes Leben? Ich weiß es nicht und unweigerlich, bei ihrem Anblick, Monsieur, fällt mir Seneca ein.“
„Ach ja?“
fragte Monsieur Morgenrot geschmeichelt, während sich seine Stirn hob und seine Mundwinkel senkten.
„Ja, Monsieur, denn sprach Seneca nicht: <<Glückselig zu leben, mein Bruder Gallio, das wünschen alle, aber um zu durchschauen, was es sei, wodurch ein glückseliges Leben bewirkt werde, dazu sind sie zu blödsichtig.>>“
„-Was hat das mit mir zu tun?“
„Nun mein verehrter Kollege, Sie machen mir den Anschein ein Schlausichtiger zu sein. Ein bisschen wie ich. Aber um meine Größe zu erreichen, fehlt es Ihnen noch an Arroganz.“
„-An Arroganz?“
„Natürlich an Arroganz! Sie dürfen sich keine Freunde machen auf dieser Welt! Sie müssen aufhören andere zu verehren. Nehmen sie sich ein Beispiel an mir. Ich verehre nur mich und an schlechten Tagen Zarathustra.“
„-Ja, ich weiß. Aber man kann doch nicht jeden Menschen gegenüber arrogant auftreten! Was ist mit Liebe, Freundschaft und Mitgefühl? Das alles ist nicht möglich in der Arroganz.“
„Monsieur, ich erwähnte bereits: Ich bin mein eigener Freund, meine größte Liebe und das Mitgefühl der anderen ist meistens nur eine leuchtende Orangenschale, hinter der sich faules, zähes Fruchtfleisch versteckt!“
„Ich glaube sie irren sich da in einigen…“
-„Unsinn! Machen Sie keine Späße, Monsieur! Lassen sie uns lieber zum Wagen gehen! Lucien wird uns fahren.“


Monsieur Morgenrot nickte und zog es in Gravers Gesellschaft wie so oft vor zu schweigen und seinen Gedanken nachzuhängen.

Am nächsten Mittag schlug Graver vor einen Strandspaziergang zu unternehmen. Dabei wollte er Monsieur Morgenrot die wichtigsten Aspekte seiner Theorie über das Weibliche in Verbindung zur Apokalypse und die Folgen für jene Staaten mit einem Frauenanteil von über 60 Prozent erläutern.
Zu diesem Zweck erschien Graver auf der lichtbedeckten Veranda seiner weißen Villa. Er trug einen Schottenrock und ein schwarzes Hemd mit der eleganten gelben Aufschrift: „Sonne, ich muss gleich Dir „untergehen“, wie die Menschen es nennen, zu denen ich hinab will.“ (Zarathustra)
„-Ein hübsches Hemd haben sie da.“
murmelte Monsieur Morgenrot leicht überbetont.
„Ich wusste es würde Ihnen gefallen!“

Die beiden Herren schlenderten den mittäglich leeren Strand entlang. Graver rannte schwerfällig zum Meer, nahm beide Hände voll Wasser und goss es sich über das graue Haar.
Monsieur Morgenrot konnte die Mischung aus Staunen und Entsetzen in seinem Gesicht kaum verbergen.
„Graver, was tun Sie da?“
„Ich erweitere meinen Horizont, Monsieur! Denn sehen sie, wenn das Meer meine Stirn berührt, müsste mein Geist dann nicht auch die Weite des Meeres in sich tragen?“
„-Ich bezweifle, dass Sie so…“
„Das soll nicht unser Thema sein, Monsieur! Ich wollte ihnen von der Verbindung zwischen dem Weiblichen und der nahenden Apokalypse berichten. Es verhält sich hierbei so, dass-“


Graver hielt inne. „Haben sie das gerade gehört, Monsieur?“
„-Was?“
„Dieses Geräusch.“
„Welches?“ Monsieur Morgenrot sah sich leicht erschrocken um.
„Es kommt aus dem Wasser!“
„-Was? Was kommt aus dem Wasser?“
„Schscht. Wir müssen ganz still sein. Dann kommt es vielleicht wieder.“
„-Das war bestimmt nur ein Fisch oder vielleicht ein U-Boot… Also ich habe rein gar nichts gehört, Graver! Sie müssen sich das einbilden!“
„Schscht!“


Das Wasser bahnte sich seinen Weg über den Hügel von Gravers Bauch und manchmal fiel ein Tropfen von seinen Nasenflügeln. Monsieur Morgenrot nahm die Hände in seine Hosentaschen und sah Graver fragend an.
Dieser versank leicht im Sand und horchte auf wie ein Löwe auf Antilopenjagd in Erwartung des Geräuschs.
Ein lautes Aufatmen von Monsieur Morgenrot zerbrach die Stille, beide Herren zuckten zusammen.

Plötzlich sahen sie Lucien, der den Strand entlang rannte und dabei aufgebracht mit den Armen ruderte.

„Da sehen sie nur, verehrter Kollege! Lucien ist uns gefolgt! Schauen Sie nur, welch eigenartige Form der körperlichen Ertüchtigung. Meinen Sie das mit den Armen würde auch mir gut tun?“
„Ich glaube er möchte uns etwas mitteilen, Graver.“
„Ja! Vielleicht ist die Post gekommen!“


Lucien trat atemlos an die beiden heran.

„Monsieur Morgenrot, eine junge Dame, welche behauptet dem Adelsgeschlecht der sagenumwobenen D`Oiseaus anzugehören, besteht darauf sie zu sprechen! Es scheint sehr dringlich zu sein! Sie will nicht eher von der Eingangshalle weichen, bis sie ein Wort mit ihnen gewechselt hat. Sie sprach sehr viel von einem äußerst wichtigen Ereignis im Februar.“

„Im Februar?“


Lucien nickte eifrig, Monsieur Morgenrot wollte Graver zum Aufbruch überreden, aber dieser wollte zunächst herausfinden, wer oder was das Geräusch aus dem Wasser entstehen ließ.
„Bis später, mein verehrter Kollege! Wir finden den Übeltäter schon noch, was?“
„-Ja, sicher.“
murmelte Monsieur ungläubig.

Während Monsieur Morgenrot und Lucien durch den mahlenden Sand in die Ferne gingen und am Ende so klein waren wie der felsige Teil der Bucht, untersuchte Graver den Strand.
Es war ihm mulmig und einsam zu Mute und fremde Frauen in seiner Villa waren ihm ein Gräuel. Jedoch war eine Oiseau sicherlich ein gutes Aushängeschild für die Presse. Zumal dieser Familie nachgesagt wurde, dass ihre weiblichen Mitglieder von äußerster Anmut und Laszivität waren.

„Mm…das Wasser sieht jetzt wieder ganz alltäglich aus. Die Wellen sind schlapp und schaffen nicht einmal einen halben Meter Strand anzufeuchten. Meine Güte, wenn ich eine Welle wäre…wenn meine Gedanken eine Welle wären! Sie würden ganz Europa durchnässen!“ Graver fing an über seinen Hochmut zu lachen.

„Ach Zarathustra, wenn Du mir jetzt mit Deiner Weisheit helfen könntest! Ich sollte besser mein Haus bewachen… <<Welches ist der große Drache, den der Geist nicht mehr Herr und Gott heißen mag – „Du sollst“ – heißt der große Drache, aber der Geist des Löwen sagt: „Ich will.“ >>
Recht hast Du, Zarathustra! Nun WILL auch ich das Unbekannte ergründen! Nun WILL auch ich, Zarathustra! Nun auch ich!“


Graver setzte sich in den Sand und ließ eine Hand voll Körnchen auf seinen Bauch rieseln. Dabei starrte er in Gedanken bei Zarathustra auf den lang gezogenen Horizontfaden. Das ging eine halbe Stunde so weiter.

Plötzlich hatte Graver einen genialen Einfall: „Das Geräusch kommt aus dem Wasser! Jemand oder etwas verursacht das Geräusch! Wenn ich das Meer nun trocken legen könnte, würde ich sehen, von wo das Geräusch stammt! Das ist es, Graver! Du alter Fuchs kannst es doch noch allen zeigen!“

Graver begann in seinem Wahn das Wasser zurück zu treten. Es spritzte an seinen Beinen hoch und schäumte in salzigen Wolken. Gravers Tritte wurden heftiger und schneller, doch das Wasser ließ sich nicht bezwingen. Die Sonne senkte sich gerade und rötete das bereits schwarze Meer. Graver sprang auf und schrie das letzte Tageslicht an:
„Woher stammt das Geräusch? Ich muss es wissen! Ich muss dieses Meer beiseite schaffen! Los, zeig Dich, fremde Gestalt! Ertöne, Du unbekannter Laut!“

Graver zitterte vor Anspannung. Auf seinen Schläfen glänzten Schweißperlen und er ballte seine Fäuste. Er musste das Geräusch ergründen. Bisher gab es nichts in seinem Leben, was ihm unergründlich erschien. Am Wenigsten die Liebe, welche für Graver reinste Zeitverschwendung bedeutete. Eine bedrohliche Stille schlang sich um den ganzen Strand und Graver horchte gelähmt vor Erwartung nach dem Geräusch. Das störende Meeresrauschen machte ihn tollwütig und beeinträchtigte seine perfekte Konzentration. Gravers Ohren spürten sensibel jeden gewohnten Klang der Umgebung auf. Seine Ohren waren zu Jägern geworden. Es fielen Kiefernzapfen, die Wellen brachen und manchmal rutschte Gravers Fuß im Sand. Aber nirgends fand sein Gehör das Geräusch vom Nachmittag wieder.

Plötzlich durchstach eine sehr junge Frauenstimme die Stille: „Monsieur Graver?“
Diese zwei Worte schossen in Gravers Ohren wie Pfeilspitzen. Ein unglaublicher Schmerz zog sich durch seinen Körper, der mit einem mal in den Sand fiel. Sandkörner fielen über Gravers Haare her und die Wellen verschlangen seine Beine. Seine Gesichtszüge verzogen sich in diesem Augenblick in ein erfülltes Lächeln und mit seiner letzten Kraft schrieb er in den Sand: „Gedanke“

Madame Oiseau, welche gehofft hatte Monsieur Morgenrot hier am Strand aufzuspüren (das lange Warten in der Eingangshalle hatte sie nervös gemacht) stand erschrocken vor Gravers leblosem Körper. Sie rannte sogleich über die Dünen hinweg in Richtung Strandpromenade, um Hilfe zu holen.

Monsieur Morgenrot, der noch einen braunen Haarschopf im Wind flattern sah, eilte zu Gravers Leiche.
„Monsieur Graver?“ Aber Monsieur Graver antwortete nicht mehr.

Monsieur wandte sich erneut nach den Dünen um, aber der braune Haarschopf war verschwunden. „Was war hier passiert? Hatte es etwas mit seinem Geräusch zu tun und wer war diese Frauengestalt auf den Dünen vorhin?“

Während Monsieur sich dies fragte, hinterließen seine (äußerst attraktiven) Fußsohlen einen Abdruck auf Gravers letztem Wort. Monsieur beschloss die Gestalt von der Düne ausfindig zu machen, um das Geschehen aufzuklären.
„Sollte Gravers letztes Werk vielleicht eine Prophezeiung gewesen sein?“

Monsieur Morgenrot begab sich in Richtung der Strandpromenade, als eine besonders starke Welle Gravers Schriftzüge fraß. Eben dieselbe Welle spülte eine Austernschale direkt neben Gravers geöffnete Hand.



Änderungen:

Vorher hieß es:

Im zweiten Absatz: "M.M., der soeben klickend seinen Gurt geschlossen hatte...."

Im ersten Absatz: Monsieur Morgenrot befand sich im Flugzeug nach Bordeaux, denn der berühmte Philosoph Richard Graver, ein exzentrischer, dickbäuchiger Herr, welcher in jüngster Vergangenheit ein herausragendes Werk über die Verbindung zwischen dem Weiblichen und der Apokalypse veröffentlicht hatte, sandte Monsieur vor einigen Tagen eine Einladung.
Es war eine Postkarte, auf welcher eine frische Auster abgebildet war. Graver hatte auf das milchfarbene Innere der Meeresfrucht das Wort „DESTIN“ („Schicksal“) gezeichnet.

-Der Gurt-Satz wurd mehrfach verändert :smile: !

-Der Morgen wurde zum Mittag

+ viele andere Kleinigkeiten, die Nifl bemerkte...
Zuletzt geändert von Louisa am 09.12.2006, 12:37, insgesamt 12-mal geändert.

aram
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Beitragvon aram » 03.12.2006, 01:30

jaaaaa darauf hab ich gewartet und wusste es nicht .... jetzt kann ich glücklich lesen und den tag beschließen

(was man als leser so alles erwartet ... das könnte die autorin ja auch mal ausnützen .-)
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

aram
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Beitragvon aram » 03.12.2006, 02:11

gute abendnacht madame lou isa!

...leider kann ich dir wohl kaum dienen, da ich deine geschichten wie ein kind lese und mich daran freue - was sollte ich kritisieren?

(vielleicht dass das "geräusch" ein wenig zu viel raum einnimmt? aber wer kann das schon sagen...)

Monsieur Morgenrot, der soeben klickend seinen Gurt geschlossen hatte

ich geh davon aus dass du das absichtlioch so schreibst, dass monsieur klickt?

Fasten seat belt while seated!

klingt eigenartig... "keep your seatbelt fastened...?" ne ich glaub du hast recht

Er trug einen Schottenrock und ein schwarzes Hemd mit der eleganten gelben Aufschrift: „Sonne, ich muss gleich Dir „untergehen“, wie die Menschen es nennen, zu denen ich hinab will.“

solche stellen in deinen geschichten genieße ich

rannte schwerfällig

schwer vorstellbar

Während Monsieur Morgenrot und Lucien durch den mahlenden Sand in die Ferne gingen und am Ende so klein waren wie der felsige Teil der Bucht

(noch ein genussbeispiel)


ich finde du verflichst kitschroman-anklänge mit feiner poetisch - ironischer erzählweise zu einem eigenen märchenhaften stil, den ich mag (ich versuche bloß noch was pseudokluges zu sagen, in wirklichkeit schlummere ich schon ein und träume wohl in kürze von der verbindung zwischen dem weiblichen und der nahenden apokalypse...

merci
a.

Louisa

Beitragvon Louisa » 03.12.2006, 13:16

Danke Monsieur Aram!

(Juhu, jemand hat es gelesen!)

Aaaaaaalso:

Zum "Geräusch" muss ich anmerken, dass es ja eigentlich der zentrale Punkt der Geschichte ist :eek: . Ich dachte der Leser würde sich vielleicht fragen: Was ist das Geräusch? Für was steht das Geräusch?

(Ich hatte sogar überlegt die ganze Geschichte "Das Geräusch" zu nennen...aber vielleicht wäre das besser für ein Theaterstück :smile:)

Danke für das "klicken" :blumen: ! Ich dachte das wäre grammatikalisch korrekt :smile: !

-Nein, nein! Das mit dem Sitz und der Schwimmweste ist ganz sicherlich so! (Ich habe das vor zwei Jahren im Flugzeug notiert :smile:).

Mmm... "rannte schwerfällig" ist nicht gut? Naja..es ist auf Grund seiner Korpulenz... Wie soll ich es beschreiben???

Also wirklich! Kitsch? :smile:

Ich freue mich sehr über Deine Ratschläge und Worte, Monsieur Aram!

Bis bald!
L. d´Oiseau :smile:

Nifl
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Beitragvon Nifl » 03.12.2006, 14:49

Huhu Louisa.

(keine Kommentare gelesen)

Monsieur Morgenrot befand sich im Flugzeug nach Bordeaux, denn der berühmte Philosoph Richard Graver, ein exzentrischer, dickbäuchiger Herr, welcher in jüngster Vergangenheit ein herausragendes Werk über die Verbindung zwischen dem Weiblichen und der Apokalypse veröffentlicht hatte, sandte Monsieur vor einigen Tagen eine Einladung.

Ist der Leser denn auch eingeladen? Mit dem Schachtelsatz- für den ich mindestens zwei Anläufe brauchte- fällt es schwer zu glauben. Warum nicht einfach:

Monsieur Morgenrot befand sich im Flugzeug nach Bordeaux.
Der berühmte Philosoph Richard Graver, ein exzentrischer, dickbäuchiger Herr, hatte ihn vor einigen Tagen eingeladen…. usw.

, sandte Monsieur vor einigen Tagen eine Einladung.

Das müsste ins Plusquamperfekt.

Monsieur Morgenrot, dessen Gurt sich klickend schloss,

Huch, ein Mensch mit Gurt?

das Ende eines kleinen, verhärteten Lebens.

schön

In seinem attraktiven Kopf

lieber das Adjektiv streichen und später zeigen, was denn wie attraktiv sein soll

scharfes, nasses Messer

erstmal gehe ich davon aus, dass Messer scharf sind …


Graver hielt ihm ein scharfes, nasses Messer vor das Gesicht und summte monoton vor sich hin wie ein Rasenmäher oder jemand, der meditierte. Er sah aus wie ein versteinerter Ninja-Kämpfer. Direkt vor seinem Oberkörper stand eine Wolke in der Luft, gegen die sich Gravers voluminöser Bauch drückte. Mit der freien Hand griff Graver in die Wolke wie in einen Zylinder und zog eine Auster heraus.

"wies" sind ja prinzipiell toll… hier allerdings etwas zu konzentriert.

fettig und vom Wahnsinn durchweht

Ich weiß nicht … durchweht ist doch eher leicht und locker. Fettig eher klebrig und platt … wie passt das zusammen?

rief lachend und spuckend

rufen, lachen und spucken gleichzeitig ist ein bisschen viel, oder?

Andererseits war Graver ein berühmter, anerkannter Kollege und er würde seinen Geist sicher bereichern…

Berühmt und anerkannt hatten wir schon impliziet...
Andererseits würde er seinen Geist sicher bereichern…

Monsieur Morgenrot flog eine weitere halbe Stunde in sich zusammengekauert über die Erde und das Meer, denn die Dame, welche vor ihm saß, hatte nach der Lektüre des Bordmagazins nur seufzend zu sich gesagt:

ich finde diese "welche" Schachtelkonstruktionen einfach furchtbar. Hol doch mal Luft!

Monsieur Morgenrot flog eine weitere halbe Stunde in sich zusammengekauert über die Erde und das Meer. Eine Dame saß vor ihm. Sie hatte nach der Lektüre des Bordmagazins nur seufzend zu sich gesagt:

Mit dem Gefühl von vielen kleinen Muskelzerrungen

Mit dem Gefühl ? Würde ich streichen. Mit vielen kleinen Muskelzerrungen (wie äußern sich Zerrungen denn sonst als durch ein Schmerzgefühl?)

Das erste, was Monsieur auffiel war der Geruch einer fremden Luft, angefüllt vom Dreck der beigen Straßen, von Kiefernwäldern, Meersalz und sandigen, schönen Frauen.

Gefällt mit! Außer "angefüllt" ist etwas ungenau. Geschwängert?

Monsieur Morgenrot wollte Graver zum Aufbruch überreden, aber dieser wollte zunächst

wollte wollte … find ich nicht so schön

Während Monsieur Morgenrot und Lucien durch den mahlenden Sand in die Ferne gingen und am Ende so klein waren wie der felsige Teil der Bucht, untersuchte Graver den Strand.

Ab hier wechselst du die Perspektive.

Horizontfaden

Was ist der Unterschied zu einem gewöhnlichen Horizont?

Plötzlich hatte Graver einen genialen Einfall

der Erzähler wertet.

doch das Wasser ließ sich nicht bezwingen.

Wieso das denn nicht? *g <- über"flüssig"

Auf seiner Schläfe

Hat er nur eine?

Madame Oiseau, welche gehofft hatte Monsieur Morgenrot hier am Strand aufzuspüren

Madame Oiseau hatte gehofft Monsieur Morgenrot hier am Strand aufzuspüren
"aufzuspüren" trifft es mE. auch nicht so recht.

Irgendwie verstehe ich nicht so recht, warum Monsieur Morgenrot und Lucien die Frau nicht treffen?
Am nächsten Morgen schlug Graver vor einen Strandspaziergang zu unternehmen.

Die Sonne senkte sich gerade und rötete das bereits schwarze Meer.

Haben die einen ganzen Tag für den Rückweg gebraucht?

Was diese Adelsfrau überhaupt für eine Bedeutung in dem Text hat, erschließt sich mir nicht. Wirkt auf mich ein bisschen wie ein nicht aufgelöster Erzählthread. Was wollte sie von M. Morgenrot? Was hat der Februar zu bedeuten?

Insgesamt haben deine Texte immer einen besonderen Charme. Diesmal hast du dich auch mit dem traumhaften (Über-)Weichzeichner zurückgehalten und man kann durchgehend noch die Plot-Kontur erkennen.

Gerne gelesen.

LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Louisa

Beitragvon Louisa » 03.12.2006, 18:24

Guten Abend Monsieur Nifl!

Danke für Deine Hilfe!

Zum 1. : Ja, eigentlich mag ich Schachtelsätze auch nicht so sehr, aber hier wollte ich wohl soviel auf einmal vermitteln, dass die Wörter mit mir durchgebrannt sind :smile: ! Ich versuche das mal einfacher zu gestalten!

Zu 2. : Stimmt :smile: !

Zu 3. : Mensch, das ist aber auch ein verflixter Satz! Wie kann ich es bloß formulieren? Aber er hat doch einen Gurt! (Öh?)



Zu 4: Wenn Du die Geschichte "...im Dichterwald" gelesen hast, hast Du ja auch dort des öfteren die Attribute "attraktiv" oder "verführerisch" gelesen. Das ist eine kleine Spielerei! Die Gründe für Monsieurs Erotik sind für mich in den anderen Teilen weitesgehend erläutert worden :smile: . Ich möchte das sehr gern so lassen :smile: !

Zu 5: Es gibt doch aber auch stumpfe Messer! (Lichel hat so ein Taschenmesser, dass... :smile: )

Zu 6: Ich werde wohl den Ninja-Kämpfer streichen... mmm...

Zu 7: Also: Ich kenne viele Herren mit fettigem zerzausten Haaren! Für mich ist das eigentlich kein Widerspruch :smile: ! (Man muss sich ja nicht gleich eine Pomade vorstellen...)

Dazu gehört auch das lachend und spuckend! Es ist ein ALPTRAUM! Da ist die Übertreibung für mich vollkommen legitim :icon_redface: .

Zu 8: Wieso kann man den "Andererseits war Graver..."-Satz nicht so schreiben? Ist das falsch? (Oh, was bin ich dumm :smile: !)

Zu 9: Ja, ist ja gut :smile: ! Schachtel wird ausgepackt :xmassmilie: .

Zu 10: Naja...es sind ja eigentlich keine Muskelzerrungen, sondern Verspannungen oder? Aber ich kann das "Gefühl" auch weglassen!

Zu 11: Nein, nicht geschwängert! Verzeihung :smile: . Ich werde ein anderes Wort suchen!

Zu 12: Kann man nicht die Perspektive wechseln :icon_redface: ?

Zu 13: Ich liebe das Wort "Horizontfaden"...Man kann ihn als Philosoph in die Länge weben und durchschneiden! Mit einem normalen Horizont geht das nicht.

Zu 14: Darf der Erzähler nicht werten :smile: ? (Es ist ein bisschen das Ironische, denn Situation = absurd :pfeifen: )

Zu 15: Siehe Punkt 14 :smile:

Zu 16: Stimmt! Zwei Schläfen! Danke :blumen: !

Zu 17: Doch, "aufzuspüren" trifft es perfekt :smile: ! (Entschuldigung! Das muss da bleiben :smile:)

-Naja, das ist ja erklärt! Sie verpassen sich! Monsieur M. geht mit Lucien zur Eingangshalle und Madame O. hat es ZUR SELBEN ZEIT nicht mehr ausgehalten zu warten. Deshalb kommen sie beide am richtigen Ort zur falschen Zeit an :smile: ! (Ähnlich wie in der Dichterwald-Geschichte)

Zu 18: Ich ändere den Morgen in Mittag um! Du hast vollkommen recht :smile: !

Zu 19: Das mit der adligen Dame ist wieder einer meiner dummen Späße :smile: . Diese Dame trägt zufällger Weise meinen Nachnamen, leicht abgewandelt- und wenn man sich die anderen Geschichten durchliest, merkt man, dass es ja eigentlich immer um ein "verhindertes Treffen" zwischen Monsieur M. und dieser Dame (also mir :hut0045: ) geht.

-Das mit dem Februar müssen Unbeteiligte NOCH nicht verstehen. Ich hoffe, dass es zu dieser Geschichte eine Fortsetzung gibt :smile: .

Ich danke Dir für die große Hilfe, Monsieur :blumen: !

Es ist nur schade, dass Du auch nicht auf das "Geräusch" eingehst. Gefällt euch das nicht :smile: ?

Ich überarbeite das mal fein :smile: !

Bis bald!
Madame d´Oiseau :smile:

Nifl
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Beitragvon Nifl » 03.12.2006, 19:43

Na du Louisa.

Aber er hat doch einen Gurt! (Öh?)

Nein der Sitz und er gurtet sich damit an.

Wenn Du die Geschichte "...im Dichterwald" gelesen hast, hast Du ja auch dort des öfteren die Attribute "attraktiv" oder "verführerisch" gelesen. Das ist eine kleine Spielerei! Die Gründe für Monsieurs Erotik sind für mich in den anderen Teilen weitesgehend erläutert worden . Ich möchte das sehr gern so lassen !

Ich muss gestehen, dass ich nur den ersten Teil intensiv las … bei den anderen bin ich irgendwann eingeschlafen und habe dann traumverschleiert quergelesen… sei mir nicht böse.

Zu 5: Es gibt doch aber auch stumpfe Messer! (Lichel hat so ein Taschenmesser, dass... )

Lichel, der Mörder mit dem stumpfen Messer… *g

doch doch … ich meinte, dass er so reicht:
Andererseits würde er seinen Geist sicher bereichern.

weil
war Graver ein berühmter, anerkannter Kollege

dies redundant ist und es implizit zuvor schon erzählt worden war

Zu 11: Nein, nicht geschwängert! Verzeihung . Ich werde ein anderes Wort suchen!

*g … ja, hast Recht.

Zu 12: Kann man nicht die Perspektive wechseln ?

Naja… in einer Kurzgeschichte ist das Tabu und mit einem Perspektivenfehler fliegst du bei jeder besseren Jury raus… da sind die ganz empfindlich … aber du verfasst ja ein längeres Gebilde? In Romanen zB. ist das erlaubt (maßvoll) und du hüpfst ja nicht hin und her…

Zu 13: Ich liebe das Wort "Horizontfaden"...Man kann ihn als Philosoph in die Länge weben und durchschneiden! Mit einem normalen Horizont geht das nicht.

*lach … du bist schon eine besondere Nudel…

Zu 14: Darf der Erzähler nicht werten ? (Es ist ein bisschen das Ironische, denn Situation = absurd )

Prinzipiell darf er natürlich alles … das aber stringent …es ist die einzige wertende Stelle…und passt nicht recht.

Zu 17: Doch, "aufzuspüren" trifft es perfekt ! (Entschuldigung! Das muss da bleiben )

*schnüff schnüff wuff wuff

Es ist nur schade, dass Du auch nicht auf das "Geräusch" eingehst. Gefällt euch das nicht ?

Doch, ganz großartig wie er durchdreht … gefiel mir sehr. Aber was das Geräusch nun genau war… ich schätze das "vertonte Unentdeckte", also in seinem Fall die Liebe oder die Sehnsucht ….


LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Louisa

Beitragvon Louisa » 03.12.2006, 20:17

Noch ein hallo an Monsieur Nifl!

Ich werde den Gurt-Satz berichtigen :smile: !

Oh, Du mochtest die anderen Geschichten nicht? Das ist schade und meine Schuld!

Mmmm...ja, es ist vielleicht überflüssig zu erwähnen wie herausragend Gravers philosophischen Ansätze sind! Aber das sind ja Morgenrots Gedanken und die anderen waren die der Erzählerin...!?

Ich kann das mit der Perspektive noch ändern, aber es sollte (wie gesagt) schon ein längeres Werk sein, denn M. Morgenrot muss noch auf Madame d`Oiseau treffen :pfeifen:

Mir ist diese Wertung auch aufgefallen, aber merkt man nicht, dass dieser Einfall in Wirklichkeit schwachsinnig ist und die Wertung deshalb auch ironisch? Ich kann es aber auch streichen! Kein Problem! (Madame d`Oiseau wartet auf weitere Kommentare :smile: )

Zum "Geräusch" möchte ich schweigen :smile:, aber vielleicht hat ja noch jemand eine andere Idee...man sollte viele kleine Details diesbezüglich beachten :pfeifen:

Also ich werde die anderen Schachtelsätze auspacken und Deine Hilfe umsetzen! Dies alles Morgen! Siehe auch den ersten Absatz, er wurde entschachtelt :smile: ! Besser so?

Ich freue mich sehr über Deine Hilfe :blumen: !

Man liest sich!

die schnüffelnde Nudel :smile:

aram
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Beitragvon aram » 03.12.2006, 21:08

liebe lou isa!

mir gefallen gerade die schachtelsätze... ich finde deine gar nicht schlimm, da gibt es noch viel ausgeprägtere exemplare. sicher kommt es auf die mischung der satzlängen an, und für jeden leser ist es anders - nach der verkürzung des einstiegssatzes ist mir jetzt an seinem ende 'fad' - dafür einen ganzen satz mit punkt aufzuwenden, und ich weiß nur, dass m. morgenrot im flugzeug nach bordeaux sitzt - so what, wo ist die pointe? (ich übertreibe natürlich.) ich bin da vielleicht kein leser im 'statistsischen mittel' - aber deine sätze gefielen mir; ein wenig zum mitdenken aufgefordert möchte ich als leser schon werden... sonst hab ich das gefühl, der autor mutet mir gar nichts zu und will mir alles in kleinen happen verabreichen, quasi "schonend beibringen"...

unverschachtelte abendgrüße
aram


p.s. ein beispiel zur illustration, was dem leser von manchem autor standardmäßig zugemutet wird: "seit bonadeas anstrengungen, ihren geliebten wiederzugewinnen, keinen erfolg hatten und sie glauben machten, dass diotimas geist und tatkraft ihr ulrich geraubt hätten, war sie maßlos eifersüchtig auf diese frau, hatte aber, wie das schwachen menschen leicht widerfährt, in der bewunderung für sie eine gewisse erklärung und entschädigung gefunden, die ihr für den verlust zum teil genüge tat; in diesem zustand befand sie sich nun schon geraume weile und hatte es durchgesetzt, dass sie hie und da unter dem vorwand bescheidener beiträge zur parallelaktion von diotima empfangen worden war, ohne dass sie jedoch in den verkehr des hauses einbezogen wurde, und sie bildete sich ein, dass zwischen diotima und ulrich darüber ein gewisses einvernehmen bestehen müsse." (willkürlich eine seite bei musil aufgeschlagen)

p.p.s. danke, dass du die änderungen dokumentierst!! - ich las gerade nochmal deinen alten einstiegssatz und finde ihn klasse - man kann es (zum glück) als autor nie allen recht machen .-)
there is a crack in everything, that's how the light gets in

l. cohen

Nifl
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Beitragvon Nifl » 03.12.2006, 21:53

Der leitende Grundsatz der Stilistik soll sein, das der Menach nur einen Gedanken zur Zeit deutlich denken kann; daher ihm nicht zugemutet werden darf, dass er derer zwei oder gar mehrere auf einmal denke. Der Deutsche flicht aber seine Gedanken ineinander zu einer verschränkten Periode: weil er sechs Sachen auf einmal sagen will, statt sie eine nach der anderen vorzubringen.

Schoppenhauer
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

aram
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Beitragvon aram » 03.12.2006, 22:53

wer immer nur einen gedankengang nach dem anderen tätigen kann und offene bezüge im geistigen feld, wie zum beispiel diesen hier, nicht parallel präsent zu halten vermag, wird sich wohl ziemlich schwer tun, polykausale zusammenhänge zu erkennen, selbst wenn ein schoppen traditionell auch immer die hälfte einer pinte ist.

aramsam der verschachtelte


.-)
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l. cohen

Louisa

Beitragvon Louisa » 03.12.2006, 23:02

Wenn zwei sich streiten, freut sich die Schachtel!

:hut0045:

aram
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Beitragvon aram » 03.12.2006, 23:04

... schön - damit dient alles einem guten zweck!


:lachen0059:
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l. cohen

Nifl
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Beitragvon Nifl » 04.12.2006, 20:26

Huhu Aram.

- nach der verkürzung des einstiegssatzes ist mir jetzt an seinem ende 'fad' - dafür einen ganzen satz mit punkt aufzuwenden, und ich weiß nur, dass m. morgenrot im flugzeug nach bordeaux sitzt - so what, wo ist die pointe?

Pointe im ersten Satz? hö?
Was will er in Bordeux? Macht mich neugierig.

wer immer nur einen gedankengang nach dem anderen tätigen kann und offene bezüge im geistigen feld, wie zum beispiel diesen hier, nicht parallel präsent zu halten vermag, wird sich wohl ziemlich schwer tun, polykausale zusammenhänge zu erkennen,

Wat is dat denn? *lach Ne ne Aram. Polykausal? Wo hast du das Wort denn her? Kausalität ist ja das Verhältnis von Ursache zu Wirkung und "poly" bedeutet ja immer "viel" … also viele Ursachen führen zu vielen Wirkungen? Aha! *g …und so was kann ich nur erkennen, wenn ich Schachtelsätze mag? Aha!
Leider ist mE. diese Einstellung die Crux, dass die meisten Fachbücher für die Tonne sind.
Mir erschließt sich in deiner Argumentations-Kausalkette *g nicht, warum man einen Satz verschachteln sollte, um damit eine Komplexität, ein scheinbares Niveau vorzutäuschen.
Denn die inhaltliche Kapazität wird dadurch ja nicht gesteigert. Warum einfach, wenn es auch schwer geht?

Dein Beispiel ist übrigens kein Schachtelsatz, sondern ein Kettensatz. Ich bitte zu differenzieren *g. Ansonsten empfehle ich dringend "Ludwig Reiners Stilkunst" … einfach köstlich das Bandwurmkapitel.

Wäre ein interessantes Diskussionsthema fürs Cafe.

Louisa … verzeih mir… aber nun ist dein Text wenigstens wieder ganz oben!*g

LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)


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