die einsamkeit kommunizierter nähe

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Gast

Beitragvon Gast » 14.04.2007, 13:47

Bei der Accountlöschung bat die Autorin darum, dass ihre Texte gelöscht werden. Dieser Bitte kommt die Administration nach.
Zuletzt geändert von Gast am 18.05.2007, 15:23, insgesamt 12-mal geändert.

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 15.04.2007, 18:05

Hallo Gerda,

die "/" gefallen mir überhaupt nicht, die wirken auf mich wie eine optische Bremse. Das find ich schade, der Text gefällt mir nämlich sehr.

Die Verbindung von Technik, die zerhackt und verpackt ankommt und Gefühle auslöst, ist ein schöner Gegensatz.

Bei Zeile 6 drängt sich mit ein "wie " auf.
kommen so sicher beim empfänger an
wie sie dort auch verhallen können

Die internen Reime und Anklänge sind sehr sauber gesetzt, sie lösen ein Klingeln aus, ohne zu überreizen.

Die Schlusszeile hast du in eine andere Zeitform gebracht, das irritiert auf den ersten Blick. Störender finde ich die Einleitung mit "es". Das Unpersönliche mag ich nicht so verdeutlicht haben, falls das deine Absicht war.

Hab ich gern gelesen

reimerle

Gast

Beitragvon Gast » 16.04.2007, 00:43

Hallo reiomerle,

ich danke dir für dein aufmerksames Lesen und Kommentieren des Textes. Es freut mich, dass er dir gefällt.
Die Slashs verfolgen mich derzeit und ich probiere heftig mit ihnen herum ;-) (Habe ich ja auch unter dem Text vermerkt).
Ich kann es dir nicht erklären, aber sie scheinen mir auch für diesen Text passender als Satzzeichen, es ist einfach das Gefühl ... Wenn es dich so stört, wie würdest du denn setzen wollen?

Deinen Vorschlag bezüglich der Zeile 6 muss ich mal hin und herwenden, ich weiß es nicht, ob es mir gefällt, wenn "verhallen" dann nicht mehr am Ende der Zeile steht.

Der zweite Vers stellt einen Zeitablauf dar. Das Fehlen usw., in der letzen Zeile, ist gewollt Gegenwart.
Das "es" habe ich schon sehr überlegt gesetzt, ja, ein "mir" wollte ich nicht und es passt ja auch nicht zum zweiten Teil hinter der Klammer.

Liebe Grüße
Gerda

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 16.04.2007, 18:13

Hallo Gerda,

der Text kommt für mich gut ohne Satzzeichen aus, hast ja auch alles komplett kleingelassen, das würde dazu passen.

Beim Lesen fallen die "/" ja auch nicht so sehr ins Gewicht, das ist bzw. war bei mir der erste Eindruck (huch, wasn das?), bevor ich angefangen hab zu lesen.

gruß

reimerle

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 16.04.2007, 20:29

Hallo Gerda,

ich stolpere auch wieder über die "/" . Das behagt mir einfach nicht beim lesen.

Inhaltlich finde ich es sehr nachvollziehbar, bis auf die letzte Zeile. Ich würde lieber bei "wörtlich" aufhören wollen zu lesen.

Braucht es das "es" in der ersten Zeile, es würde sich für mich ohne flüssiger lesen.
Auch hat mich irritiert, dass du das "jenen" kursiv gesetzt hast.
Außerdem lese ich immer "jenen richtigen"
wolltest du damit sagen, dass er einen von dir bestimmten Ton richtig getroffen hat
oder
dass er den richtigen Ton getroffen hat
oder dass er der richtige ist????

liebe Grüße smile

Gast

Beitragvon Gast » 17.04.2007, 14:23

Hallo smile,

danke dir. Zunächst zur letzten Zeile.

ist mir sehr wichtig festzustellen, das da Leere bleibt und es ist mir ein Anliegen, dieses
"fällt das fehlen () ins gewicht", zu thematisieren, da sollte das denken beim Leser ein - und ansetzen. Ich wollte sie erspürbar machen, diese Leere, die man nicht füllen kann, übrigens ein großes (Kommunkations)Thema.
Gestern sah ich nach langer Zeit mal wieder "Die Möwe" von Tschechow, in einer moderen Adaption.
Die dort von den handelnden Personen empfundene Leere, lässt sich mühelos in die Gegenwart übertragen. Ganz zeitgemäß, dieses Thema.
Außerdem ist die Leere durch den Austausch im www nur vordergründig gefüllt, also beinhaltet die letzte Zeile auch Ironie. Das Lyrich ist nicht imstande, diese Leere adäquat zu füllen, sie ist immer da, wird eigentlich nur oberflächlich für kurze Momente vergessen. (Sucht/ Suche)
Die Frage ist doch, ob Kommunikation im Netz innere Leere füllen kann - oder?
Dafür steht ja auch das "süchtig". Der vermeintlich Austausch bedient eine Sucht und füllt nicht den Hohlraum im Inneren.

Die Zeile:
ganz ohne ton / trafst du gerade jenen richtig /

ist genauso richtig
Du fragst:
smile hat geschrieben:wolltest du damit sagen, dass er einen von dir bestimmten Ton richtig getroffen hat

Darum geht es nicht, um meinen Ton, bitte nicht Lyrich mit Autorenich gleichsetzen.
Das pot. DU traf mit seinen Botschaften in den Ton des Lyrich. Das DU stillte Bedüfnisse, ohne selbst den Klang zu bestimmen.
Ich dachte, dass dies klar aus dem Text zu lesen ist.

Zu den Slashs kann ich nur schreiben, ich weiß es noch nicht, Im Moment brauche ich sie. ;-)

Hallo reimerle

danke für deine Nachsicht.

Liebe Grüße
Gerda

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 17.04.2007, 15:46

Hallo Gerda,
Darum geht es nicht, um meinen Ton, bitte nicht Lyrich mit Autorenich gleichsetzen.

Das war nicht meine Absicht, war wohl schlecht formuliert.
Aber dann frag ich nochmal anders:
Geht es darum, dass das Lyrdu den richtigen Ton trifft.
Oder, dass das Lyrdu den Ton richtig trifft.
Für mich ist es einfach ein unterschied. Bei deiner Variante, habe ich einen Musiker vor Augen, der vorher sein Instrument stundenlang gestimmt hat.
ist mir sehr wichtig festzustellen, das da Leere bleibt und es ist mir ein Anliegen, dieses
"fällt das fehlen () ins gewicht", zu thematisieren

dafür brauche ich aber diese letzte Zeile nicht, dafür genügt das "suggerieren".

liebe Grüße smile

Gast

Beitragvon Gast » 17.04.2007, 16:05

Liebe smile,
smile hat geschrieben:Für mich ist es einfach ein unterschied. Bei deiner Variante, habe ich einen Musiker vor Augen, der vorher sein Instrument stundenlang gestimmt hat.


Meine Ausführungen oben hast du aber gelesen?! Die erste Zeile in diesem Zusammenhang noch wichtig...
ohne ton= ohne Stimme = geschriebenen wort z.B.

Ton (jenen) = Klang = Gefühl beim Lyrich, durch eigene Intention ausgelöst
Es geht darum, wie das Lyrich etwas verstehen möchte ...

Wenn das jetzt auch nicht weiter hilft, wird es für dich wohl unverständlich bleiben. :confused:

smile hat geschrieben:dafür brauche ich aber diese letzte Zeile nicht, dafür genügt das "suggerieren".


... aber ich brauche sie. Ich habe geschrieben, warum sie ein "muss" ist.

Liebe Grüße
Gerda

carl
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Beitragvon carl » 29.04.2007, 07:18

Liebe Gerda,

der Einschätzung von Reimerle und Smile schließe ich mich gerne an!
Die Slashs sind nicht störend, aber überflüssig.
Der Sprachrhythmus stimmt, "kommen so sicher..." und "machte mich süchtig..." kann man lesetechnisch gut kompensieren, indem man alle drei Silben unbetont liest.
In der letzten Zeile könnte man schreiben:
"da fällt das fehlen / (virtuell zu füllen) / ins gewicht"

Beim Lesen fiel mir auf, dass ich das Gedicht zunächst für ein Selbstgespräch gehalten habe.
Natürlich wird in der 2. Strophe klar, dass es um einen Dialog geht.
Deshalb könntest Du eigentlich gleich in der 1. Zeile „du“ statt „man“ schreiben. Dadurch hat auch die 1. Strophe einen Adressaten und bleibt keine allgemeine Reflexion als Vorspann.
Darüber hinaus würde ich Dir vorschlagen zu erwägen, ob Du das Gedicht nicht tatsächlich zum Monolog umschreibst.
Immerhin geht es um eine missglückte Kommunikation. Sowas soll ja vorkommen ;-).
Begünstigt durch eine abstrakte Situation träumt sich das Lyr-Ich etwas zurecht, ohne sich durch die konkret erlebte Stimme oder physische Präsenz vergewissern zu können. Ja, ohne dass ihm das zunächst auffällt. Dann könnte das Gedicht den Moment der Erkenntnis im Selbstgespräch zeigen (das „du“ bezöge sich dann auf das Lyr-Ich und hätte gleichzeitig Verallgemeinerungs-Charakter) und Du könntest das Lyr-Du zum Er machen (in diesem Fall):

ganz ohne ton traf er gerade jenen richtig
der selbst erdachte klang
machte dich süchtig suggerierte echtes fühlen
du komponiertest dir die nähe wörtlich
da fällt das fehlen (virtuell zu füllen) ins gewicht

Einig das "erdachte" trifft es noch nicht ganz, es geht um eine unbewusst erwünschte/ergänzte Qualität, das ist nicht so sehr "denken", aber mir ist noch nichts besseres eingefallen...

LG, Carl

Gast

Beitragvon Gast » 29.04.2007, 12:13

Lieber Carl,

ich danke dir sehr für deine Besprechung.

Das "erdachte" ist ja eigentlich dem Reich der unbewussten Wünsche zuzuordnen. Gut, dass du mich darauf aufmerksam machst, so werde ich überlegen, was besser passen könnte. Meinst du man könnte "gemachte" nehmen? Das wäre wegen des Klangs gut verträglich, aber nein - nur laut gedacht - ;-) Ich fürchte aber es ist zu aktiv ... "grübel"

Mit den Slashs habe ich andernorts auch schon experimentiert.
Möglich, dass ich sie nicht für "alle" Zeit im Text belasse, aber DERzeit.

Deine weiteren Vorschläge, bezüglich Monolog, verstehe ich nicht ganz, vielleicht kannst du konkreter werden.
Ich habe doch einen Monolog geschrieben. Das Lyrich monologiesiert über Dialoge im Netz.
Das mit dem "du" gleich in Z 1 finde ich einerseits gut, andererseite. sollte dies entpersonifizierte "man" die erst nahende Erkenntnis, dass Verstehen möglicherweise nicht = Verständnis ist, beschreiben. Kann man (kannst du) das verstehen? ;-)

Über eine nochmalige Meldung wäre ich froh.

Liebe Grüße
Gerda

carl
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Beitragvon carl » 30.04.2007, 06:23

Liebe Gerda,

"und die ersehnte resonanz" wäre vielleicht eine Möglichkeit...
"Dialog" wäre zuviel gesagt, aber die 2. Strophe ist eine Mitteilung an ein "du". Vielleicht sogar mit der irrationalen Hoffnung auf Antwort.

LG, Carl

Gast

Beitragvon Gast » 30.04.2007, 19:19

Lieber Carl,

danke noch Mal.

Ersehnt ist ja nicht so ganz korrekt, denn das Lyrich manipuliert in Gedanken, erzeugt für die geschriebenen "Botschaften" ja erst Resonanz, Klang, Widerhall ... damit sie wie das Ersehnte klingen. Es ist nicht das Ergebnis, sondern der "Schaffensprozess" gemeint.
Ach, das ist kompliziert ... Ist ja auch nichts Reales ;-)

Da brauch ich noch Zeit um mir klar zu werden, abgesehen davon, dass ich insgesamt noch einmal deinen Tipp überdenke.

Ist der Titel eingentlich in Ordnung?

Liebe Grüße
Gerda

Gerade fällt mir etwas zu: der klang im kopf beeinflusst ... machte mich ...
Das "beeinflusst" enthält auch das Unbewusste und nicht ausschließlich Kognitives.
Wie ist eigentlich das Wort "ausgedacht" in diesem Kontext, ginge das nicht, statt des "selbst erdachten"?
Sich was ausdenken hat auch mit Fantasie zu tun...

"der ausgedachte klang im kopf", ja, ich glaube, das ist es .

Gast

Beitragvon Gast » 08.05.2007, 18:31

So, jetzt habe ich geändert, in V 1
statt "man weiß es ..."
in "du weißt es ..."

In Vers 2

Statt: "der selbst erdachte klang"
jetzt:
"der ausgedachte klang"

LGG

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 08.05.2007, 18:55

Hallo Gerda,
ich finde "ausgedacht" passt gut. Macht die Zeile auch klanglich runder. Inhaltlich hat mich dein Gedicht angeregt.
Vor allem:
ich komponierte mir die nähe wörtlich


liebe Grüße smile


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