3. Version
Neben uns
Neben uns saß dieses Paar.
Eine Frau mit langen roten Haaren.
Ein Mann, der versuchte ihre Hand zu halten.
Wir schwiegen.
Ich hörte wie sie vielleicht sagte
Sie brachte es in Sätzen unter, die ich nicht einmal denken konnte.
Niemand zählte unsere Blicke
oder das Wechselgeld.
Nebenan legte die Frau dem Mann ihre roten Haare um die Schultern
Er schloss die Augen.
Und ich dachte
Vielleicht.
2. Version:
Was zählt
Gestern hat mir einer erzählt
wie er seinen Mörder traf
und dabei die Sekunden hinter meinem Rücken zählte
Vor dem Fenster flog die Zukunft vorbei
nicht zu fassen für eine wie mich
Die Zeit ist ein Zählsystem
Wenn wir schweigen,
hallt das Geräusch des vorrückenden Zeigers in meinem Kopf wider.
Du siehst nicht mich an,
sondern den kupfernen Stab,
hinter meinem Rücken.
Wenn ich auf eine Zukunft mit dir bestehe,
sagst du,
werde ich meine Vergangenheit verlieren.
Meine Vergangenheit ist ein Satz aus zehn Worten:
Sie kam immer zu früh, weil niemand auf sie wartete.
Die Zeit ist ein Zählsystem,
sagst du,
wenn wir uns weigern weiter zu zählen, bleibt sie stehen.
Du glaubst
an die Macht deiner Worte.
Ich suche
nach Möglichkeiten.
Im Grunde träumen wir das Gleiche,
nur von verschiedenen Seiten.
Die Zeit ist ein Zählsystem
schon wieder eine Aussage im Titel, das wird Tom nicht gefallen ...
Hallo Xanthi,
als Realist würde ich sagen, die Zeit zählt nicht, nur der Mensch versucht sie mit Hilfe von Pendel etc. zu erfassen.
Doch das nur am Rande, denn eigentlich erzählt der Text ja von einer gemeinsamen Zukunft, die die beiden Protagonisten allerdings aus unterschiedlichen Perspektiven sehen.
Ich würde den Titel eventuell in eine Frage ändern, aber hatte ich das nicht schon einmal vorgeschlagen?
LG
Manfred
als Realist würde ich sagen, die Zeit zählt nicht, nur der Mensch versucht sie mit Hilfe von Pendel etc. zu erfassen.
Doch das nur am Rande, denn eigentlich erzählt der Text ja von einer gemeinsamen Zukunft, die die beiden Protagonisten allerdings aus unterschiedlichen Perspektiven sehen.
Ich würde den Titel eventuell in eine Frage ändern, aber hatte ich das nicht schon einmal vorgeschlagen?
LG
Manfred
liebe xanthippe,
die realität des lyr.ich spricht mich an, die elemente ihrer beschreibung -
der text scheint mir wie eine mischung aus tagebucheintrag und lyrisch verdichtetem, er enthält für meinen geschmack zuviel an (gedanklicher) wiederholung, ausführlichkeit, begründung, 'abrundung'.
(und die 'langweilige', 'abgeschriebene' wortkombination: unermüdlich seine runden dreht)
- wenn mich ein text anspricht, ich aber nicht zu ihm 'hinkann', versuche ich manchmal für mich zu formulieren, was ich zu lesen versuche - manche können mit den varianten, die auf diese art entstehen, etwas anfangen als feedback; andere mögen es nicht, dann lass ich es - bei dir weiß ich noch nicht, hier also ein beispiel, in welche richtung ich den text ungefähr 'treiben' würde, um das, was ich als 'kern' erlebe, deutlicher zu machen:
Die Zeit ist ein Zählsystem
wenn wir schweigen
hallt das Geräusch des vorrückenden Zeigers
wider in meinem Kopf
du siehst mich nicht an
doch hinter meinem Rücken
den kupfernen Stab
wenn ich auf Zukunft bestehe
werde ich Vergangenheit verlieren - sagst du
meine Vergangenheit ist ein Satz
Sie kam immer zu früh, weil niemand auf sie wartete.
du legst Wert darauf, mir nichts zu verschweigen
die Zeit ist ein Zählsystem - sagst du
du glaubst was du nennen kannst
ich suche nach Möglichkeiten
der titel (ich bin also nicht tom oder estragon ,-), die motivische ausprägung des themas, seine einfachheit und komplexität, und die art der gedanklichen reflexion des lyr.ich (wenn sie nicht zu weit geführt wird und die bewegung damit 'zumacht') gefallen mir. sehr gern gelesen.
die realität des lyr.ich spricht mich an, die elemente ihrer beschreibung -
der text scheint mir wie eine mischung aus tagebucheintrag und lyrisch verdichtetem, er enthält für meinen geschmack zuviel an (gedanklicher) wiederholung, ausführlichkeit, begründung, 'abrundung'.
(und die 'langweilige', 'abgeschriebene' wortkombination: unermüdlich seine runden dreht)
- wenn mich ein text anspricht, ich aber nicht zu ihm 'hinkann', versuche ich manchmal für mich zu formulieren, was ich zu lesen versuche - manche können mit den varianten, die auf diese art entstehen, etwas anfangen als feedback; andere mögen es nicht, dann lass ich es - bei dir weiß ich noch nicht, hier also ein beispiel, in welche richtung ich den text ungefähr 'treiben' würde, um das, was ich als 'kern' erlebe, deutlicher zu machen:
Die Zeit ist ein Zählsystem
wenn wir schweigen
hallt das Geräusch des vorrückenden Zeigers
wider in meinem Kopf
du siehst mich nicht an
doch hinter meinem Rücken
den kupfernen Stab
wenn ich auf Zukunft bestehe
werde ich Vergangenheit verlieren - sagst du
meine Vergangenheit ist ein Satz
Sie kam immer zu früh, weil niemand auf sie wartete.
du legst Wert darauf, mir nichts zu verschweigen
die Zeit ist ein Zählsystem - sagst du
du glaubst was du nennen kannst
ich suche nach Möglichkeiten
der titel (ich bin also nicht tom oder estragon ,-), die motivische ausprägung des themas, seine einfachheit und komplexität, und die art der gedanklichen reflexion des lyr.ich (wenn sie nicht zu weit geführt wird und die bewegung damit 'zumacht') gefallen mir. sehr gern gelesen.
Ich danke euch allen für so viel Resonanz innerhalb so kurzer Zeit für ein Gedicht, das schon so lange in der Schublade lag bei mir.
ich fange mal von hinten an: Elsa: danke fürs Lesen und nachdenken, und besonders dafür, dass Du es gelungen findest.
aram: einige Deiner Verdichtungen gefallen mir außerordentlich gut. Darf ich sie bei Bedarf übernehmen? Ich kann sehr viel anfangen, mit dieser Art von feedback. Vielleicht nicht immer so viel wie diesmal (sicher gibt es da auch Fälle wo sich die Lesearten von Kommentator und Autor ganz deutlich unterscheiden, aber generell finde ich es eine sehr aufschlussreiche Art der Kommentierung)
Und fein, dass Du was die Aussage im Titel betrifft auf meiner Seite bist.
estragon: ich fürchte du musst mir mal definieren, was eigentlich Aussagen sind für Dich, weil ich finde Deine Gedichte bestehen aus aneinander gereihten Aussagen. Hilf mir mal aus diesem Mißverständnis heraus.
Manfred: das Gedicht widerspricht dem Realisten in Dir ja auch gar nicht: nirgendwo wird behauptet, dass die Zeit zählt, es wird lediglich die Aussage getroffen, dass die Zeit ein Zählsystem ist. (und das ist ja eine menschliche Aussage ) Und zwar eine, die man als Frage lesen können sollte, auch wenn sie als Aussage dasteht...
Danke!
ich fange mal von hinten an: Elsa: danke fürs Lesen und nachdenken, und besonders dafür, dass Du es gelungen findest.
aram: einige Deiner Verdichtungen gefallen mir außerordentlich gut. Darf ich sie bei Bedarf übernehmen? Ich kann sehr viel anfangen, mit dieser Art von feedback. Vielleicht nicht immer so viel wie diesmal (sicher gibt es da auch Fälle wo sich die Lesearten von Kommentator und Autor ganz deutlich unterscheiden, aber generell finde ich es eine sehr aufschlussreiche Art der Kommentierung)
Und fein, dass Du was die Aussage im Titel betrifft auf meiner Seite bist.
estragon: ich fürchte du musst mir mal definieren, was eigentlich Aussagen sind für Dich, weil ich finde Deine Gedichte bestehen aus aneinander gereihten Aussagen. Hilf mir mal aus diesem Mißverständnis heraus.
Manfred: das Gedicht widerspricht dem Realisten in Dir ja auch gar nicht: nirgendwo wird behauptet, dass die Zeit zählt, es wird lediglich die Aussage getroffen, dass die Zeit ein Zählsystem ist. (und das ist ja eine menschliche Aussage ) Und zwar eine, die man als Frage lesen können sollte, auch wenn sie als Aussage dasteht...
Danke!
Schöne Formulierungen, z. B. "Meine Vergangenheit ist ein Satz aus zehn Worten". Aber ich denke, das Gedicht verträgt Verdichtung, Xanthippe, noch scheint es mir Rohfassung. Aram hat dir die Verdichtung vorgegeben, aber übernimm es bitte nicht so, du bist nicht Aram, du hast deine eigene Art, dich auszudrücken, wobei es natürlich bestimmte Eckpunkte fürs Verdichten gibt. Sehr gern gelesen.
Liebe Grüße, Caty
Liebe Grüße, Caty
Xanthippe hat geschrieben:einige Deiner Verdichtungen gefallen mir außerordentlich gut. Darf ich sie bei Bedarf übernehmen?
xanthippe, das freut mich, und zugleich teile ich catys obige ansicht. falls aber einzelne formulierungen oder setzungen so passend für dich sind, deiner sprache und intention genau entsprechen, kannst du sie problemlos und von mir aus gerne übernehmen.
Estragon hat geschrieben:Je länger ich das lese, desto weniger verliert meine Aussage an Aussage
witziger satz, estragon - wie viel hat sie denn schon verloren? .-)
("aussagen" an sich sind für mich nicht das thema, höchstens "resumierende aussagen" - die letzten verse würde ich so nicht stehen lassen, der titel gefällt mir jedoch sehr - er schließt nicht ab, sondern wirft auf - dieses bild des "zählsystems" finde ich wunderbar, es ist abgründig doppeldeutig, was ich im text auch wiederfinde - Du siehst nicht mich an, / sondern den kupfernen Stab, (...))
Hallo Caty,
du hast Recht, einfach übernehmen geht natürlich nicht, ich glaube aber, ich bin eitel genug, um der Gefahr nicht zu erliegen, aber aram hat mir mit seiner Version, seinen Verdichtungen und insbesondere seinen Streichungen deutlich gemacht, wo Wiederholungen lagen und Aussagen, die das Ganze auszufransen drohen.
Und estragon: das mit den Aussagen verstehe ich immer noch nicht. Aber Dein Mißfallen gegen resümierende Aussagen kann ich gut nachvollziehen, aram.
du hast Recht, einfach übernehmen geht natürlich nicht, ich glaube aber, ich bin eitel genug, um der Gefahr nicht zu erliegen, aber aram hat mir mit seiner Version, seinen Verdichtungen und insbesondere seinen Streichungen deutlich gemacht, wo Wiederholungen lagen und Aussagen, die das Ganze auszufransen drohen.
Und estragon: das mit den Aussagen verstehe ich immer noch nicht. Aber Dein Mißfallen gegen resümierende Aussagen kann ich gut nachvollziehen, aram.
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