Baumstämme und Regen

Hier ist Raum für Werke, die das Zusammenspiel zwischen Literatur & anderen Künsten betonen, etwa Inspirationsfotos, fiktive Postkarten
Peter

Beitragvon Peter » 19.04.2009, 19:32

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jondoy
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Beitragvon jondoy » 19.04.2009, 21:28

Hallo Peter,

unsere erste verbale Begegnung neulich hier im Salon, ohne zum Verb gehörig, war seltsamer Art.
Das hat dich in meinem Unterbewusstsein verankert.
Du bist der ´dritte im bunde`, der, der mir noch unbekannt ist.
Über die Buchstaben hier bin ich auf den Klang gestoßen, mit Wiedererkennungswert.
Jetzt weiss ich, von wem die Idee kommt. Ich weiss gar nichts.
Ich bin gespannt auf deinen Ausdruck.
Ich würde mich sehr freuen, hier mehr von dir zu sehen und zu hören und zu lesen.

PS
Stefan

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.04.2009, 00:25

Hallo Peter,

deine Aquarelle gefallen mir sehr gut. Vor allem die Bewegung in den drei Bildern. Ich finde es sehr anregend, wie die Farben immer mehr verblassen und somit auch der Regen und die Baumstämme sich verändern/reduzieren. Dazu könnte man sicher auch interessante Zeilen dichten. ,-)

Saludos
Mucki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 20.04.2009, 11:11

Lieber Peter,

dass man an manchen Stellen sieht, dass das Papier von fließendem wasser (so, wie es man als Kind mit dem Tuschwasser nicht wollte / heute beabsichtigt 8auch ein passender Titel .-)) feucht geworden ist, finde ich gelungen - man könnte denken, dass Papier (was selbst ja auch einmal Baumstamm war) hätte tatsächlich noch einmal im Regen (oder einem Regen, welchem auch immer: Regen, Wasser, Tränen) gelegen.


Eigentlich wollte ich diese Beobachtung ans Ende meiner Schilderung zu deinen Bildern setzten, aber ich merke, dass doch die Erklärungen nur davon ausgehen können bei mir, auch wenn es nicht die Basis, auf dem


Ich finde es geht in deinen Bilder um das, was du auch in einem deiner Texte geschrieben hast, von dem mir gerade der Titel nicht mehr einfällt, der mit dem Gummibaum - wo es um die Gegenstände ging - das Erfassen, was ein gegenstand überhaupt ist (also was wir machen, wenn wir etwas als Gegenstand wahrnehmen). Mich erinnert das in Bäumisch auch an einen Gedanken in einem von meinen Texten, wo ein Kind auf einem vom Sturm umgekippten Baum babalnciert und auf einmal erschrickt, weil es den Gedanken hat, dass der baum ja eigentlich noch nciht unbelebt ist - wenn man ihn nur wieder in die Erde setzte..so ist es mit eigentlich allem doch.

Und so sehe ich auch in die Fläche der Bilder solcherart Gegenstände hinein, obwohl es sie, ohne dass ich das täte, gar nicht gäbe (und dadurch zeigen sie mir eben, wie es sich verhält). Dabei erzählt mir interessanterweise das erste Bild noch am meisten: ich sehe nämlich eigentlich eine Wand mit einer Steckdose, aus der ein Kabel (der Regen) läuft. (das sehe ich natürlich nicht wirklich - ich weiß schon, dass es auch in konkretr Ebene etwas anderes sein soll (ein blutender, weil angefällter Baum etc.), aber das alles ist er ja auch nicht, es geht mir um das "machen" und so sind die Bäume für mich eben auch Sinnbild von allem, was zu Gegenständen gemacht wird. Auf dem zweiten ist es schon viel schwieriger, da das, was man identifizieren möchte (obwohl da ja das gar nicht sein muss, immer dazu gesgat, ich hoffe, du verstehst mich nicht falsch und denkst, ich will sagen, du hast Steckdosen gemalt :smile: ), "gedreht" erscheint. Zudem liegt das schwarze etwas viel mehr auf dem Braun, was sich dann, (ich drehe das Bild um 90 Grad nach links oder rechts) als Stämme, durch die ich hindurchsehen kann, auftut (durch mich selbst), und das schwarz könnte auch teil einer Laubsäge sein usf., alles natürlich der typische Umgang mit unseren Augen, dabei haben die Augen die Bäume ja eben schon längst erlegt (man kann das Bild eben nicht drehen, die Stämme liegen...). Das dritte Bild ist dann noch abstrakter, und führt beide Sichtweisen zusammen (was es alleine ohne die konkreteren vorher für mich nicht könnte): Die Gegenstandsbildung ist nicht mehr möglich - man kann dies aber nicht unmittelbar erfahren oder "natürlich", sondern begreift es als Auflösung (wie ich auch den Regen als Trauer als eine Art Auflösung 8daher auch verässerung @Helligkeits etc.), eben Trauer um diese nicht vorhandene unmittelbare freie Ungegenstandshaftigkeit lese und zugleich auch ist Trauer natürlich viel zuviel gesagt...der Regen ist das "Heilmittel (etwas schon Gestorbenen, also faktisch für unsere Begriffe zu spät, aber wesentlich nicht so zu spät, sondern "eben dann da") der Bäume.

Ja, der Regen das Heilmittel des Toten, so könnte man vielleicht auch sagen - weil dadurch eben auch das "Heilen" nicht mehr metaphysisch falsch gemeint ist. Denn tot sind die Bäume ja.

Das erst einmal...ein gewisser kleiner Mann ruft...

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

jondoy
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Beitragvon jondoy » 20.04.2009, 23:06

Hallo Peter,

zu den Bildern selber,
mit was die Dreier-Serie meine Augen verbindet, ist diese Aufteilung eines jeden Bildes in helle und dunklere Abschnitte, die Übergänge sind relativ übergangslos, bei den ersten beiden Bildern in künstlerisch `geraden Linien` gezeichnet, beim letzteren zur Mitte hin eher durchzendiert, ich weiss, dass es dieses Wort nicht gibt, aber es scheint mir hier das richtige, es klingt wie ein fernes Echo auf fremde Fremdwörter, die Mitte des letzten Bildes wirkt für mich von der Struktur her wie in transzendierter Form gemalte Jahresringe eines Baumes, vielleicht fände sich darin ja die Antwort für das Wort `Baumstämme` im Titel, was mag der Regen sein, frag ich mich, das Dunkle oder das Helle, und wenn, dann ist es ein friedlicher Regen, die Bilder bzw. die Farben wirken auf mich eher ruhig, ich will nicht sagen harmonisch,

ich kann natürlich in jedem Bild eine Geschichte `sehen`, obgleich sie alle abstrakt gemalt sind,
im ersten kann ich ganz natürlich eine Box mit einer Steckdose sehen, aus der ein Kabel rausläuft, aber es könnte mir mich komischerweise auch ein Windrad sein, das einem Baum nachsieht,

das zweite ist für mich eindeutig indianisch geprägt, es spricht mich am meisten an, diese halbrund geformte schwarze Linie, die einzige „runde“ Form, die für mich aus den Bildern hervorsticht, vielleicht, weil sie durch den braunen Hintergrund so strahlt, für mich ist es eindeutig das Gesicht eines indianischen Mädchens- ich brauch mir gar nichts hinzuzudenken - mit langen schwarzen Haaren und dunklen Augen und einer braunen Bemalung auf dem Gesicht sowie braun-hell-zackig geflochtenen Bändern um den Hals, sie sieht unsere Zivilisation an mit ernsten Blicken,

im dritten Bild ist komischerweise ausgerechnet der Baum für mich ein Fluss, in dessen Wasser sich die Landschaft oder der Regen spiegelt, die eine Bildhälfte spiegelt sich im anderen Teil, lustigerweise laufen Füße von Buchstaben auf der Wasserspiegeloberfläche herum wie kleine Wasserspinnen, ihre Köpfe stecken im Fluß, vielleicht baden sie ja gerade nackt und vollführen einen Handstand im Wasser...

.....das sind so meine Assoziationen, metaphysische Erkenntnisse vermag ich aus den Bildern nicht rauszulesen.

Gruß,
Stefan

Peter

Beitragvon Peter » 21.04.2009, 06:57

Guten Morgen!

Jondoy, danke für deine lieben Worte. Ja, der Einstieg war etwas stolprig, bzw. hat von meiner Seite her den Boden aufgerissen. Zwischen Menschen, die sich nicht kennen, ist die Bodenbeschichtung ja meist ziemlich dünn, und gibt man nicht acht, kommt der Stein hervor, oder noch schlimmer erfährt man die Tiefen zwischenmenschlicher Sprache, die viel weniger versichert ist, als es allgemein scheint. Dort ein falsches Wort, hier eine falsche Regung und die Sender-Leerstellen gehen auf; menschliche Sprache ist doch nur wie ein Gespinst, das durch festere Sprachen zieht - scheint mir oft.

Zu den Bildern bzw. zu deiner Annäherung an sie. Es scheint doch so, bzw. mir schien es oft, dass sich an Bildern, die keinen konkreten Inhalt aufweisen, am ehesten dieser Spiegelcharakter vielleicht der Kunstwerke im Allgemeinen entwickelt. Da wir im Grunde nicht das Ereignis des Dargestellten definieren können, begibt sich das Denken, als wäre es gezwungen alles miteinander zu verbinden, auf die assoziative Reise. Da wird etwas, nicht näher zu definieren, z.B. zu einer Steckdose. Da jenes Etwas aber keine Steckdose ist, wird es, wie ein Wolkengebilde, zu etwas nächstem usw. Du zeigst in deiner Auslegung solche Übergänge auf. Die Frage bleibt aber am Ende, glaube ich, besteht das Obige nur aus solchen Übergängen und noch nächsten Übergängen, vielleicht unendlicher Möglichkeit einer Assoziation, oder besitzt es darin einen Kern? Ich, als derjenige der das gemalt hat, hoffe natürlich darauf. Ich bin ja auch selbst der Betrachter, und für mich ist der eigentliche Moment des Bildes der, oft Jahre später, sagen zu können: Nein - keine Assoziation mehr -. Jetzt ist es da. - Von Paul Celan gibt es ja den Ausspruch: Ein Gedicht ist unterwegs. Ich würde das allgemein für die Dinge verwenden wollen, die sich nicht als Abbild zur Welt stellen, sondern sich, sozusagen, aufmachen; auf die Reise.

Dir liebe Grüße,
Peter


Liebe Mucki,

du darfst dichten, wenn du magst :-) Die Bewegung, ja; wobei, zum ersten Mal zeigte der Scanner die Bilder schlechter, sonst beliebt es ihm, sie eher zu potenzieren. Viele Bewegungen der Bilder gibt es nicht im Original; die Originale sind viel weniger bewegt bzw. tritt die Bewegung dort weniger in den Vordergrund. Sie wirken also ruhiger dort. Aber es gibt dem ganzen, ja... mehr Widerspruch, würd ich sagen, so ja im ersten Bild jene Rinne noch viel stiller, schwärzer fließt, durch die allseitige Regung.


Liebe Lisa,

ich hab ja schon angedeutet, dass ich deinen Kommentar als künstlerischen Gegenentwurf begreife:-) Was geschieht den Baumstämmen anderes, als dass da ein gewisser kleiner Mann allmählich in den Vordergrund tritt; den Baumstämmen ist der kleine Mann der Regen. Also mir leuchtet das ein. Vor allem im Zusammenhang von Gewissen und Ruf.

Die Baumstämme als eine Art "Grundprinzip", wie du meinst, oder als der Grundstoff, aus dem das "Ge-wohnliche" entsteht, finde ich einen spannenden Gedanken. Eigentlich zeigt sich jenes Machbare ja durchbrochen in den Bildern. Das Ding selbst gerät zur Äußerung. Für mich war es schon am ehesten dieser Augenblick - ich weiß nicht, die Bilder sind ja schon älter - etwas einmal an sich zur Sprache zu bringen; also jenes, was da nur dienlich übergangen wird - Sicher auch als Sprachmoment.

(Eine Art verstorbene Gestik, durch die sich aber wieder die "Feuchtigkeit", die Regung, Beweglichkeit gewinnt - wenn sie auch nie in jenem Stoff selbst sein kann, da der Stoff ihr immer widerspricht, kann er sie doch, wie im letzten Bild, zumindest erahnen?)

(Vielleicht auch so "Der Regen als das Heilmittel der Toten"... als ihr Dasein, das zurückkehrt...)

Danke für deine Gedanken, Lisa.

Und liebe Grüße,
Peter

Louisa

Beitragvon Louisa » 21.04.2009, 08:50

Hallo Peter!

ich muss gleich zur Uni, aber ich wollte dir noch rückmelden, dass ich die Bilder sehr gelungen finde. Es erinnert mich ein kleines bisschen an Klee.

Obwohl sie so reduziert sind wirken sie auch auf eine kindliche Art und Weise fröhlich auf mich.

Schönen Tag!
l

Peter

Beitragvon Peter » 22.04.2009, 00:29

Danke Louisa! Das freut mich.


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