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Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Peter

Beitragvon Peter » 05.01.2007, 17:41

aus copyright-gründen gelöscht

siehe: http://www.blauersalon.net/online-liter ... highlight=
Zuletzt geändert von Peter am 19.02.2008, 13:59, insgesamt 4-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 07.01.2007, 15:06

Lieber Peter,

für mich ein Text, der beinahe Unmögliches versucht, zu erzählen so, wie es wirklich geschieht, nicht so, wie es Sprache vorgibt (das erinnert mich auch daran, dass es Dinge gibt, die ich lieber nie erzähle, weil die Sprache sie anekdotisiert und ich mich liber an das erlebte erinnern möchte als an das Erzählte).
Um es gleich zu sagen, für mich bist Du bei dem Versuch erfolgreich. Der Text, der dem Leser Konzentration abverlangt, ein so langsames Lesen, dass er sich selbst im Zug und im Gedanken des Autors wähnen darf, entführt gleichermaßen aus der Sprachwelt, hinein und befördert das Erleben als Miterleben und Erinnern.

Für mich ein sehr geluneges Stück Prosa.

Liebe Grüße
max

Peter

Beitragvon Peter » 07.01.2007, 16:08

Lieber Max,

danke für deine Konzentration und die schönen Gedankenkreise, die daraus entstehen. Das ist ja interessant! Du schreibst, dass der Text ein Unmögliches versucht, nämlich so zu erzählen, wie etwas wirklich geschieht und nicht so, wie es die Sprache vorgibt. Ja, ich glaube auch, es gibt diesen Zwiespalt, und auch, es gibt, das Erlebte, oder das Erlebnis, zu verlieren im Schreiben in/ an die Anekdote.

Dem auszuweichen, gehört bestimmt zum innersten Versuch dieses Textes und meines Schreibens überhaupt.

Dein Kommentar erinnerte mich.

Ich war ja einmal vor einigen Jahren so wagemutig, ein paar meiner Texte an den hochverehrten Herrn Peter Handke zu schicken. Er schrieb mir daraufhin einen kleinen Brief, mitunter mit dieser Zeile:

(Originalzitat, bitte als in Goldschrift verfasst lesen!)

"Ihre Seiten habe ich gelesen. Sie sind etwas (die Seiten). Sie (sie) haben eine Weise, präzise und doch nicht mitten hineingehend in die Sache, sondern sie bloß und umso mehr spüren lassend. Trotzdem wünschte ich mir manchmal etwas mehr Boden unter den Satzfüßen - manchmal nicht."

Übrigens schreibt Herr Handke seine Briefe mit schwarzem Filzstift.

Ich finde, deine Gedanken gehen auf etwas Ähnliches zu.

Liebe Grüße
Peter

Max

Beitragvon Max » 07.01.2007, 17:00

Lieber Peter,

danke! Der Vergleich ehrt mich.

Hätte ich einen solchen Brief von Peter Handke würde ich mich mit dem Salonvolk gar nicht mehr abgeben ;-). Danke, dass Du es trotzdem tust.

Liebe Grüße
max

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 11.01.2007, 19:43

Lieber Peter,
Peter Handke hat dir auf diesen Text geantwortet? Das ist ja ein Ding.

So langsam habe ich mich in den Text hineingelesen.

Wieder eine sehr genaue und zwischen den Verschiebungen gelagerte Beobachtung. Das Helle, das Dunkle, der Tag, der Abend, die Scheibe (als Spiegel vom Ich und zugleich als Durchguckloch als Verbindung nach draußen). Diese Spiegelungen währen der Bahnfahrt faszinieren mich auch, ich habe mal, als ich das Glück hatte Kamera und ein leeres Abteil zu haben, eine Fahrt aufgenommen, in der ich die ganze Zeit die Fahrt aufgenommen habe und man sieht fast nur das draußen (es war noch hell), nur sehr leichte Spiegelungen, kaum zu erahnen und dann auf einmal nur für wenige Sekunden die Fahrt durch einen Tunnel und es ist genau umgekehrt. Wollte ich immer mal was draus machen, aber nun ja (wie so vieles rumliegt). Jedenfalls finde ich das Bild entlang dessen vom verlorenen Zwischenraum erzählst gut gewählt. Übrigens auch, weil die Szene so wenig inszeniert ist, der Raum (Bahnfahrt, abend...schauen) passt einfach, nichts wirkt unnatürlich.

Dein Thema scheint mir: Begegnung des Ichs in bzw. mit Räumen :-), wobei die Beschreibung dabei oft eine zerfallene ist.

Ich wollte es diesmal gar nicht darauf anlegen, Textstellen anzumerken, aber diesmal schienen mir einige mit klarem Fragezeichen.

ein jedes unnennbar machender Raum, der raumlos, abwesend, ein Ausdruck schien größter Vergessenheit


muss es wirklich jedes heißen? (ich frage nicht suggestiv, ich bin unsicher, da du meist sowas mit Bedacht setzt, für mich klingt es aber falsch?).
Zum anderen die Raumdopplung, bestimmt Absicht, gefällt mir aber trotzdem nicht.

war er vage Konturen, leere Gesichter, Schatten von Gestalten, durch die Ebenen, Ebenen-Brüche, Gewächse, Linien und Lichter zogen.

hier muss ich auch wahrscheinlich dumm fragen, fehlt da was? nach zogen? zogen umher?

Was ich schön finde, diesmal endgültig entdeckt zu haben ist deine Vorliebe für einzelnes (er war) als vieles zu beschreiben, das aufbrechen, das Verschieben der Ebenen, das Ineinander, das Gewahr werden. Ich empfinde das grammatisch immer als etwas schizophren, es ist seltsam zu lesen, aber diese Seltsamkeit passt zum Rest der Seltsamkeit deiner Texte (ich meine das Wort originaler, als es heute gebräuchlich ist und neutral/positiv in der Wertung). Eine Mischung aus Eigentümlichkeit & Befremdung.

Das "subjektiv" am Anfang deines Textes passt zu deinem Stil und du wirst sicher sagen, das smus so (und es muss wohl auch so), ich möchte aber trotzdem anmerken, dass es mir nicht gefällt.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Peter

Beitragvon Peter » 12.01.2007, 01:18

Liebe Lisa,

danke für deine Antwort. Nur bin ich im Moment ein bisschen krank, werde aber noch etwas schreiben, vor allem zu deinem Gedanken der Begegnung des Ichs mit dem Raum, und fragen.

Bis dann,
Peter

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 12.01.2007, 11:27

Lieber Peter,
gute Besserung!

Ich hoffe, ich habe dich mit meiner Antwort nicht "verschreckt" oder anderes.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Peter

Beitragvon Peter » 12.01.2007, 15:36

Liebe Lisa,

ganz im Gegenteil, ich freu mich ja immer, etwas von dir zu lesen, und wenn ich selbst schreibe und zweifle, frage ich mich manchmal, was würde wohl Lisa jetzt dazu sagen... Ein ergiebiger Gedanke.

Also "verschreckt" hat mich deine Antwort bestimmt nicht.

Eher hab ich nachgedacht; aber über was? Ich glaube, über einen bestimmten Unterschied. Die Frage, die ich mir stelle, ist, inwiefern hat ein literarischer Text eigentlich kommunikativ zu sein. Ist es anders vielleicht so, dass das Kommunikative sogar gegen die Literatur steht? Der Unterschied, von dem ich spreche, scheint mir der zwischen einem lit. Gehalt und wie sich dieser transportiert, oder ob er sich überhaupt transportieren muss.

Ich dachte während deiner Zeilen darüber nach. Es fällt auf, und damit bist du nicht allein (und ich gehör ja auch dazu), wie oft du (man und ich), wie oft allgemein im Forum die Aussage getätigt wird: Etwas gefalle... oder Etwas sei angenehm... Ich weiß, es geht mir selbst so, oft braucht man diese Anfänge, um dann weiterzudenken, aber wenn sie letztlich (diese Anfänge) als das alleinige Ziel der Gedanken stehn, beginnen wir, denke ich, nicht mehr über Literatur zu sprechen (wir verlieren die Literatur), sondern sprechen dann von Kommunikation.

Meine Frage war wohl, ob es da nicht einen Unterschied gibt und ob dieser so weit geht, dass man sagen kann, dass das Kommunikative, das ja oft angestrebt wird, man will verständlich sein... die Worte sollen transportieren..., die Literatur oder den literarischen Gedanken zerstört.

Mich selbst , muss ich sagen, macht es oft sprachlos, wenn ich, auch bezogen auf andere Texte, keine "Überwindung" vorfinden kann, wenn ich einsehen muss, dass das, was meinem Begreifen nach literarisch in einem Text vorhanden ist, scheitert oder verloren geht an/in kommunikativen Begriffen - Wenn Sprache als kommunikatives Modell verstanden wird.

Mich macht es sprachlos.

Mir geht der Gedanke verloren.

Literatur ist, und muss, mehr sein als das.

Und dass es ja dieses Mehr gibt, liebe Lisa, davon spricht deine Antwort ja auch. Vielleicht kann man sich an manchen Stellen fragen: Wie sieht das Leben in dieser Sprache aus? Ich weiß nämlich nicht, wie kommt man eigentlich der Literatur auf die Spur? Wo beginnt das Literarische? Und wo übersehe ich es, indem ich kommunikativ nur herauszufinden versuche, was mich anspricht und was nicht.

Inwiefern sich eine Wahrnehmung von Sprache in Richtung Kommunikation verändern kann, habe ich manchmal auch in anderen Foren gesehen. Texte mit literarischem Gehalt gehen verloren, während Texte, die provozieren oder verschiedene Meinungen hervorbringen, in die Mitte rücken. Meinem Begreifen nach ein Verlust.

Ich finde, dem Kommunikativen muss man misstrauen. Vielleicht soweit.

Ein kleiner Exkurs, in das, was ich gestern dachte. Aber jetzt zum Eigentlichen.

Eigentlich, Lisa, möchte ich dich ja ganz allein für mich beanspruchen! Aber ich weiß, wir müssen dich teilen. Deswegen muss ich wohl bescheiden sein. Du schreibst: "Dein Thema scheint mir: Begegnung des Ichs in bzw. mit Räumen". Das halte ich für einen Gedankenschritt, auch durch meine anderen Texte hindurch, von dem man aber natürlich mehr erfahren möchte. (Aber ich weiß, ich muss bescheiden sein.) Im Anhang sagst du: "...wobei die Beschreibung aber oft eine zerfallene ist". Da möchte ich doch fragen, ob du vielleicht eher meinst: dass das Beschriebene (also der Raum) zerfallen ist, oder doch tatsächlich meine Sprache?

An andrer Stelle war ich mir auch nicht schlüssig. Du schreibst:

Was ich schön finde, diesmal endgültig entdeckt zu haben ist deine Vorliebe für einzelnes (er war) als vieles zu beschreiben, das aufbrechen, das Verschieben der Ebenen,


Ich denke, dass sich dies auf den vierten Absatz bezieht "Was er gewesen war...". Wird das nicht deutlich, dass damit der Raum beschrieben wird? Wenn nicht, müsste ich das "er" an der Stelle verändern. (Im Grunde aber finde ich deine Aussage wiederum treffend; im großen und ganzen trachte ich schon danach, das Einzelne zu vervielfältigen.)

Unglücklich sind vielleicht tatsächlich die Stellen, die du am Ende erwähnst. Ein "jedes" unnennbar machender Raum... wäre vielleicht mit "alles" zu ersetzen - aber das Wort "jedes", ich weiß nicht, scheint mir "detaillierter" als das Wort "alles"...

Auch müsste es vielleicht heißen: "durch die die Ebenen, Ebenen-Brüche..." Ich werde drüber nachdenken.

Übrigens, zu deinem Film, wäre das nicht spannend (oder unmöglich?) so etwas im Forum einzurichten, kleine, künstlerische Filme. Würde das den Rahmen sprengen, da sie ja ziemlich fett (von der Dateigröße her) sind?

Wir sähen dann Lisa im Zug, wie sie das Fenster filmt und nachdenklich ist. :lupe: fände ich spannend.

Liebe Grüße,
Peter

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Beitragvon Lisa » 16.01.2007, 15:28

Lieber Peter,
hui, was war das denn für eine Antwort. Die habe ich aber gern gelesen. Ich bin ergiebig, ja, das gefällt mir!

Was du zu dem Unterschied schreibst ist spannend. Ich glaube nicht, dass generell das Kommunikative gegen die Literatur steht. Weder in dem Sinne, dass es im Literarischen verquert angelegt ist (und sie sozusagen aus sich selbst heraus zerstört), noch dass das Kommunizieren über das direkte Schreiben und Lesen hinaus abträglich ist.
Sicher ist es immer ein bisschen ein Krampf, ich glaube aber ein Krampf, der zu etwas gut ist. Klar kann sich das auch verselbstständigen und solche unsicheren Menschen wie ich kommen da ganz schnell hin, das zu übertreiben. Solche Sätze wie „Mir hat das gefallen“ sind natürlich Aussagen, in die schon zu großen Anteil Versicherungen (also Kommunikation) gemischt sind, sie sind aber nicht nur das, sie springen aus dem, was unsagbar bleibt, soviel man auch analytisch über den Text vor sich hin schreibt.
Wenn ich das schreibe (insbesondere, dass mich ein Text berührt hat), dann steht das für das innere Ja, so wie du bei mir das hier mal geschrieben hast:

zuerst möchte ich sagen, dass ich den Titel deiner Geschichte unterstreiche, unterstrichen habe, schon lange unterstrich, dass er mir begegnet, als hätte ich ihn schon oft, nur ohne Worte, formuliert, gelernt, vor mich hingesprochen, ich kannte ihn schon ohne ihn zu kennen: Das gibt es ja, dass etwas da ist, umgibt, herrscht, ohne dass wir es ausdrücken könnten, und da spricht es ein anderer aus (oder auch oft: etwas anderes) und wir sagen sofort: Ja.


Wenn ich so was sagen könnte (ganz selten gelingt es mir vielleicht), dann bräuchte ich diese Hilfssätze nicht. Verzeih sie mir also bitte unter deinen Texten. Sie stehen da, weil ich nicht so nah rankomme, wie ich müsste/möchte. Dadurch fehlen mir die Sätze, die ich als so angemessen empfände, dass ich sie stehen lassen mag. Aber nichts hinschreiben will ich auch nicht, weil ich möchte, dass du merkst, dass deine Texte im Forum gelesen werden. Sie sind mir wichtig, ich möchte, dass du das Forum weiter mit ihnen bereicherst.


Du schreibst: "Dein Thema scheint mir: Begegnung des Ichs in bzw. mit Räumen". Das halte ich für einen Gedankenschritt, auch durch meine anderen Texte hindurch, von dem man aber natürlich mehr erfahren möchte.


Das ist sehr schwierig zu beschreiben, weil ich es selbst noch nicht gefasst habe und nicht so tun möchte, als würde ich dich nun schon gut kennen, so ist das einfach nicht. Mir ist nur aufgefallen, dass du mit Räumen arbeitest, die zugleich gestaffelt, getrennt wirken, huch, ja, jetzt lese ich den nächsten Absatz, genau: das Beschriebene antürlich, nicht deine Sprache. Wie ein Schnitt in Scheiben. Die Zeit ist in diesen Raum eingewoben, ohne dass sie aber als typische Zeit spürbar ist, ganz seltsam, ich kann das nicht beschreiben. Manchmal wirkt das befremdlich, manchmal aber zumindest näher als vieles andere. Auch mag ich sehr die Ruhe in deinen Texten, die etwas ausfalten lässt.


An andrer Stelle war ich mir auch nicht schlüssig. Du schreibst:
Zitat:
Was ich schön finde, diesmal endgültig entdeckt zu haben ist deine Vorliebe für einzelnes (er war) als vieles zu beschreiben, das aufbrechen, das Verschieben der Ebenen, (/quote]


Ich denke, dass sich dies auf den vierten Absatz bezieht "Was er gewesen war...". Wird das nicht deutlich, dass damit der Raum beschrieben wird? Wenn nicht, müsste ich das "er" an der Stelle verändern. (Im Grunde aber finde ich deine Aussage wiederum treffend; im großen und ganzen trachte ich schon danach, das Einzelne zu vervielfältigen.)

Ja, genau die Stelle meine ich auch und es war kein Änderungsvorschlag, es ist dein Blickwinkel, der manchmal fremd aber einnehmend ist.


Unglücklich sind vielleicht tatsächlich die Stellen, die du am Ende erwähnst. Ein "jedes" unnennbar machender Raum... wäre vielleicht mit "alles" zu ersetzen - aber das Wort "jedes", ich weiß nicht, scheint mir "detaillierter" als das Wort "alles"...
ah, durch den Einsatz von alles verstehe ich es jetzt grammatisch. Wenn du jedes behalten möchtest, könntest du ja vielleicht den Satz umstellen? Als etwas verwirrend empfinde ich es schon (schwer lesbar).

Auch müsste es vielleicht heißen: "durch die die Ebenen, Ebenen-Brüche..." Ich werde drüber nachdenken.

Ja, das fände ich gelungen.

Übrigens, zu deinem Film, wäre das nicht spannend (oder unmöglich?) so etwas im Forum einzurichten, kleine, künstlerische Filme. Würde das den Rahmen sprengen, da sie ja ziemlich fett (von der Dateigröße her) sind?

Generell steht webspace zur verfügung. Das müsste also möglich sein. Ich kenne mich aber nicht gut genug aus, um die Dimensionen einzuschätzen. Aber wenn es da etwas gibt, wäre dafür unter Polyphon sicher Platz!! Hast du was in diese Richtung? Wir können das gerne mal probieren (ich bin ja eine verkappte „Filmemacherin“, soll heißen, ich wollte „eigentlich“ immer Film &Wort kombinieren, in ein paar Jahren vielleicht.

Wir sähen dann Lisa im Zug, wie sie das Fenster filmt und nachdenklich ist. fände ich spannend.


Wer sagt, dass ich nachdenklich wäre? Vielleicht popel ich ja auch in der Nase? ;-) (OK, das war jetzt ungehörig).

Liebe Grüße,
deine Antwort hat mir sehr gut getan,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Peter

Beitragvon Peter » 19.01.2007, 07:16

Liebe Lisa,

die Verunsicherung, von der du sprichst, kann ich nachvollziehen - würde sie aber anders einordnen, denn was wären wir ohne sie? In ihr bewegen sich Gründe... aus den sich bewegenden Gründen entsteht eine Hoffnung... in der Hoffnung steht eine Zukunft... und die ist, dass wir, einmal, sagen werden. (Ich glaube, besonders du wirst einmal eine Sprache sprechen, mit darin den merkwürdigsten Dingen, alle entstanden, aufgekommen, getragen von der Verunsicherung. Oder eben nicht - das ist halt die Frage, es gibt durchaus "Wege", die uns fortführen, und zu diesen gehört, wie ich meinte in meinem Vortrag, die Kommunikation. Sie spiegelt uns etwas vor, das uns davon abhält, was wir eigentlich denken, weiter zu denken. So glaube ich schon. Und man muss hier etwas erkennen!)

Trotzdem darfst du mir immer sagen, dass, bitte, ein Text von mir dir gefällt! Das freut mich natürlich schon. (Andrerseits aber, unter uns gesagt, es freut, aber... Es freut uns, weil das Leben sagt, dass also wir lebendig seien, dem Leben entsprechend... aber lebendig... werden wir davon nicht... (Ein Rätsel...))

Beim genaueren Hinsehen habe ich deine Irritation verstanden rund um das Wort "jedes". Tatsächlich, der Satz ist schwer zu durchdringen, und ich müsste ihn wohl umstellen... aber wie schwierig! (Das wird mir immer so merkwürdig, sicher, andre korrigieren, sie können korrigieren, aber was mache ich eigentlich. Glaubst du mir, ich sitze an einem solchen Satz, und ich schwitze, aber was das Wort ist, ich kann es nicht begreifen. Für mich ist das Wort kein grammatikalisches Phänomen. Ich sitze, und was passiert? Immer mehr gehe ich in eine Beengung ein, Keller tauchen vor mir auf, Keller beginnen mich zu durchdringen. Ich verwandle mich in eine ganz andere Welt! Und könnte, jetzt, allein aus dieser Umstellung, die nicht gelingen will, eine Erzählung schreiben... Das könnte man... von dunklen Gängen und Geräuschen, einem sich verdichtenden Dunkel... Ist das nicht seltsam?)

Liebe Grüße,
Peter

Niko

Beitragvon Niko » 07.02.2007, 05:46

hallo peter!
ein unglaublicher text. einer der weitergeht als blose träumereien darzustellen. etwas schier unmögliches, mag man meinen. hier werde ich eines besseren belehrt.
vom ersten satz an nimmt mich die sprache gefangen, baut sich in mir eine stimmung auf, die du mit deinen worten kräftig malst.
ansonsten lese ich (viel zu) wenig prosa. hier wurd ich durch die wahl zum text des monats aufmerksam und freue mich, dem text nachgegangen zu sein.
statt "könnte" fände ich "könne" richtiger. (Als könne es das geben.......) würde deinem text besser stehen.
lieben gruß: Niko (der seine lyrik mal kruppa geschickt hat *g)

Klara
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Beitragvon Klara » 07.02.2007, 09:45

Hallo Peter,

beim Einstieg tue ich mich schwer, denn ich gehöre durchaus zu jenen schwächelnden Anhängern des "Kommunikativen", die der wahren Literatur möglicherweise abträglich sind. ,-) Ein Text, der - auf den ersten Blick - so selbstreferentiell (und so Selbst-referentiell!) daher kommt, lässt mich dann erstmal seufzen.

Aber so einfach ist es ja nicht.
Weder bei mir noch bei deinem Text. Ich kann das Bedürfnis nachvollziehen, das zu solchem Schreiben führt. Das Festhalten, das Wahr-Nehmen, von Innerem und Äußerem, versuche mich sogar selbst manchmal darin, glaube ich, wenn auch auf eine ganz andere Art.

Mit Sicherheit habe ich bei weitem nicht deinen Text verstanden, aber ich wage jetzt dennoch, dir zu gestehen, dass ich das Gefühl habe: dein Text ist noch nicht fertig.
Das kann ich jetzt gar nicht richtig erklären, tut mir Leid.
Vielleicht ist es so: Du hältst es nicht ganz durch, das Kontemplative, das Einhorchen, das Aufspüren, das Zu-Lassen.

Erster Stolperstein: "subjektiv". Was hat dieses Wort da jetzt verloren? Wo die Dichotomie Subjekt-Objekt doch gerade aufgelöst werden sollte? Nein, ich habe das sicherlich falsch verstanden, aber "subjektiv", unter jeder denkbaren Vorausssetzung, ist ein Fremdkörper, der ja möglichwäre, der aber gar nicht als solcher re-flektiert wird. Oder irre ich mich? Subjektiv ist Uni-Sprache, ist Psycho-Umgangs-Sprache - das kommt mich dann hart an, in einem Text, der sich frei machen will von solchen Sprachen. Oder irre ich?

Von der Richtung des anderen Extrems stoße ich mich an Altertümlichkeiten wie diesem Genitiv "meiner"
und wie von dorther kam mir im Dunklerwerden mein Gesicht entgegen, das aber weder mich noch eine Andeutung meiner zeigte, und ohne Aufenthalt durch mich hinweg in die Fremde ging.

nicht, weil ich etwas gegen Altertümlichkeiten hätte, aber ich sehe den Sinn nicht in diesem Text. Denkt jemand so? Fühlt jemand im Genitiv? Es wirkt unglaubwürdig. Warum nicht "von mir"?

Liebe Grüße
Klara

Niko

Beitragvon Niko » 07.02.2007, 10:46

Warum nicht "von mir"?
ich persönlich finde "meiner" stilvoller und dem text zuträglich. es gibt im deutschen den genitiv. warum ihn nicht nutzen? weißt ja..._ der dativ ist dem genitiv sein tod :-) und bedrohte tierarten soll man immer schützen!

lieben gruß: Niko

Peter

Beitragvon Peter » 07.02.2007, 15:04

Lieber Niko,

das freut mich besonders, dich hier einmal zu lesen. Anscheinend gibt es im Salon doch gewisse Schwellenängste, was ich selbst gar nicht verstehe, was vielleicht daran liegt, wenn ich nachdenke, dass ich schon als Kind alles essbar und trinkbar fand - was mir einmal eine Fischvergiftung einbrachte, obwohl ich keinen Fisch gegessen hatte. Du bist also einem Lichtschein gefolgt, der dich in diese Kammer führte. Ich habe mich gewundert, woher dieser war, oder vielmehr immer noch ist! Und da bin ich auf Toms Worte gestoßen, für die ich mich hiermit auch bedanken will. Tom! Das war ein Vitaminstoß an diesem kalten Tag heute! Danke! Als ich vorhin einkaufen ging, bin ich vor Stolz gestolpert. Aber nicht auf den Kopf gefallen. Oder doch? Ich kann mich jetzt nicht erinnern. Deinen Änderungsvorschlag, Niko, habe ich überdacht, ich werde ihn übernehmen, obwohl ich... keinen sicheren Boden unter die Füße bekomme... denn lösen wir damit nicht den Konjunktiv auf? Oder nicht? (Oder ist das gar kein Konjunktiv?) Jetzt schneit es wieder! Was mich direkt zu Klara weiterführt.

Liebe Klara,

Danke auch dir fürs Lesen. Ich kann mir vorstellen, dass du dir mit diesem Text schwer tust. Irgendwie treffen bei uns Philosophien aufeinander, die ich aber nicht ergründen kann (oder will?). Ein Schlüsselwort, das uns vielleicht näher führen könnte, unsrer verschiedenen Philosophien scheint mir deine Aussage deinem Gefühl nach: dass der Text noch nicht fertig sei. Ich stimme dir darin zu, aber vielleicht auf andere Weise. Für mich ist nämlich das Unfertige positiv besetzt. Es ist mir das Offene. Und demnach sage ich auch: der Text ist noch nicht fertig, denke aber im selben, dass das gut so ist. Erklären kann ich das nicht. Denn auf was ich mich beziehe, in unsren verschiedenen Welten, würde dir, wie ich glaube, und dann auch mir, nur wie bunte Kühe erscheinen! Und der Atem würde mir stocken, ich wäre plötzlich ohne Bezug. Es sind die Philosophien nämlich so! wenn sie, wie bei dir auch, ich bin mir sicher, aus der Existenz kommen, sie widersprechen sich, wie das Wasser dem Feuer!, wir, liebe Klara, könnten uns nur über der Asche verstehen. Ja... jetzt erinnere ich mich, an das Muster eines Steins! An diesem Kommentar ist der Tom schuld.

Liebe Grüße an euch drei (oder vier?)
euer Peter!


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