hinter der schabracke

Der Anonymus bietet Mitgliedern die Möglichkeit, ein Werk sowohl anonym einzustellen, als auch anonym (auf die Rückmeldungen) zu antworten. Bitte lest euch die FAQs gut durch, bevor ihr etwas in diese Rubrik einstellt.)
Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 10.11.2013, 12:09

hinter der schabracke


kommen sie vor
im morgen grauen
schneiden sie mir die träume
aus dem hirn

einige entsorgen sie
durchs fenster
erhasche ich noch einen schrei
einen stofffetzen

andere stecken sie
in ihren sack
treiben damit irgendwo
ihr schattenspiel

hämmern sie mir andernnachts
wieder ein

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 10.11.2013, 14:54

Ein starkes Gedicht!

Man bekommt Gänsehaut. Ich jedenfalls.

Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 11.11.2013, 23:00

Danke, Klimperer! (dann klimpern - äh - klappern sicher auch die Zähne)

Sicher wurde bemerkt, dass es ein Text zum hiesigen Wettbewerbsthema ist:

page.php?p=wettbewerbe

Da steht ja so einiges, also auch, dass man nur einen Text einsenden kann. Also dieser Text wird nicht mehr teilnehmen, von daher könnt ihr ihn ruhig auseinandernehmen oder auch verbessern, ganz nach Lust und Laune. Ein paar mehr Komms würden mich jedenfalls durchaus erfreuen.

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 11.11.2013, 23:15

Mir geht es schwer ein, dass Träume "eingehämmert" werden sollen. Es sei denn, ich verstehe das ganze Gedicht falsch.

Ich würde eher sagen, sie werden injiziert, eingeschmuggelt (was natürlich alles sprachlich nicht passt), oder von mir aus eingeflüstert.

Wie gesagt, vielleicht verstehe ich es falsch. Ich hatte gerade am Sonntagmorgen, bevor ich das Gedicht das erste Mal las, ein Traumerlebnis, auf das mir das Gedicht perfekt zu passen schien.

Grüße von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 12.11.2013, 00:10

Zefira: Stell dir vor, es ist ein Alptraum.

Gerade dieser Sprachgebrauch macht das Gedicht stark. Ungewöhnlich stark.

Wenn ich der Dichter wäre, würde ich keine Kompromisse eingehen, außer Kommata usw.

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birke
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Beitragvon birke » 12.11.2013, 10:01

hmm ... das hat was. ziemlich alptraumhaftes szenario.
(ich frage mich, wer "sie" wohl sind ...??)

allein der titel macht /mir/ probleme ... wohl weiß ich zwar, dass eine schabracke auch so eine art gardine sein kann, aber mir ist es eher geläufig als schimpfwort (alte, hässliche frau). (oder ist diese assoziation gewollt?)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 12.11.2013, 12:46

Ich kenne das als "Pferdedecke" - das Schimpfwort alte Schabracke und diese bestimmte Art Gardine gehen meines Wissens darauf zurück. (Es gibt auch einen "Schabrackentapir", daran kann man die Genese ganz gut nachvollziehen, meine ich).

Hier "sehe" ich eine olle, filzige Wolldecke, die einem die Luft zum Atmen nimmt. Und das stimmt so, finde ich.

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birke
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Beitragvon birke » 12.11.2013, 12:53

Amanita hat geschrieben:Hier "sehe" ich eine olle, filzige Wolldecke, die einem die Luft zum Atmen nimmt. Und das stimmt so, finde ich.


hm, dann müsste es aber heißen "unter der schabracke ... kommen sie (her)vor" ...?
außerdem ist vom "fenster" die rede, was für mich eher auf die gardine schließen lässt.
naja, wie auch immer, die assoziation "alte schabracke" ist bei mir jedenfalls da.
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Beitragvon Amanita » 12.11.2013, 12:58

Ich stelle mir so was wie eine Entführung oder eine unlautere Festnahme vor - dann kommen sie auch hinter der Schabracke hervor, die sie dir danach vielleicht über den Kopf werfen. Mag sein, dass ich auf dem Holzweg bin, aber bis hierher finde ich das plausibel...

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Beitragvon Anonymus » 12.11.2013, 16:57

Hallo und danke! :smile:

Die alte Schabracke

Wenn man da ans Schimpfwort denkt, ist das doof, das müsste ich echt ändern.

Hier "sehe" ich eine olle, filzige Wolldecke, die einem die Luft zum Atmen nimmt. Und das stimmt so, finde ich.


Ja ungefähr! Diese steifen Stoffe (ausgeblichen staubbraun), die man vor zugige Fenster hängte oder wo man Heizkörpernischen im Sommer hinter versteckte. Da kommen sie vor (also nicht nur hervor, sondern sie kommen da halt auch vor). Was soll man sonst sagen? Vorhang wär mir zu luftig. Jalousien zu transparent.

Ich würde eher sagen, sie werden injiziert, eingeschmuggelt (was natürlich alles sprachlich nicht passt), oder von mir aus eingeflüstert.


Auch tolle Metaphern (kann man was draus machen), aber hier gehts mir um Brutalität. Das Messer, der Hammer. Man kann sich nicht wehren, es sind gewaltsame Einflüsse von außen, die aufs Hirn zugreifen.

Den Schluss möchte ich umstellen:

hämmern sie mir wieder ein
andernnachts


Dann habe ich als Schluss ein stärkeres Wort.


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