Liebe Schreibfanatiker,
ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!
Lyrischer Dialog
du setzt die segel selbst
bei sturm
wittern sie unsere nähe
zum meer
weil wir frei sind
zugeneigt
dem wind ergeben
er gibt auftrieb
unser leben
zu lenken
zu schenken
wie sicher das schiff
uns über alles
gleiten lässt
hand in hand
bei sturm
wittern sie unsere nähe
zum meer
weil wir frei sind
zugeneigt
dem wind ergeben
er gibt auftrieb
unser leben
zu lenken
zu schenken
wie sicher das schiff
uns über alles
gleiten lässt
hand in hand
Unsere Hände sind seetüchtig
auch hier beim Landgang
schaukeln wir die Arme
streichen über Segeltücher
tasten nach der Form dahinter
als könnten wir alles
nachmachen
uns Wellenkämme schenken
bei Nacht
auch hier beim Landgang
schaukeln wir die Arme
streichen über Segeltücher
tasten nach der Form dahinter
als könnten wir alles
nachmachen
uns Wellenkämme schenken
bei Nacht
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
wir streichen die segel
mit weißen punkten
und warten auf den wind ; und wenn
wir auf den stegen sitzen
als berührten sich unsere
fingerspitzen
schneiden wir uns noch immer
ins eigene
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
eine grauzone
ohne rot und blau
und grün
funkelt dein blick
der tief und tiefer
versinkt in meinem
und wann wir die töne
verlassen wissen wir
nicht und plötzlich
ist der traum
kein traum mehr
ohne rot und blau
und grün
funkelt dein blick
der tief und tiefer
versinkt in meinem
und wann wir die töne
verlassen wissen wir
nicht und plötzlich
ist der traum
kein traum mehr
Alles Fleisch macht der Mai
schon wieder geschlossen
da nützen auch die Sterne und Farben
nichts in den Augen
und Leere plätschert heraus
Nicht einschlafen nicht einschlafen
rufen sie
schlagen ins Gesicht
und romantisch zieht es
von dort zum Schluss allein
schon wieder geschlossen
da nützen auch die Sterne und Farben
nichts in den Augen
und Leere plätschert heraus
Nicht einschlafen nicht einschlafen
rufen sie
schlagen ins Gesicht
und romantisch zieht es
von dort zum Schluss allein
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
die verlassenen töne und der knopf
(eine Schülerei)
einmal muss ich wieder wind sein
und über deinen kühlen kopf streichen
du legst dich zu mir wie birkenrinde
und wir sinken unters weiß
so landen wir see und blau
in unseren worten – leben wir
längst hat jemand diesen knopf gedrückt
da musste ich singen
und war so allein
(eine Schülerei)
einmal muss ich wieder wind sein
und über deinen kühlen kopf streichen
du legst dich zu mir wie birkenrinde
und wir sinken unters weiß
so landen wir see und blau
in unseren worten – leben wir
längst hat jemand diesen knopf gedrückt
da musste ich singen
und war so allein
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
sieben nach vier
erster vogelgesang
gestern trieb mich
die vergessliche sprache
in einen wortkargen wahnsinn
ich verblutete
an meinen aufgaben
lernte ich
jedes wort
war dunkelkammer
hefeloses brot
und
eine tűr vor der wand
ich nahm jetzt
was ich nicht kriegen konnte
und schwieg letzte silben
in die randlosigkeit
fünf vor zwölf
erster vogelgesang
gestern trieb mich
die vergessliche sprache
in einen wortkargen wahnsinn
ich verblutete
an meinen aufgaben
lernte ich
jedes wort
war dunkelkammer
hefeloses brot
und
eine tűr vor der wand
ich nahm jetzt
was ich nicht kriegen konnte
und schwieg letzte silben
in die randlosigkeit
fünf vor zwölf
Zuletzt geändert von birke am 25.07.2019, 17:35, insgesamt 1-mal geändert.
ein wort geht dahin
wo es bleiben kann
es lehnt sich an gedanken
klemmt sich zwischen meinungen
redet zweifel aus dem staub
ein wort lächelte uns an
weil wir uns danach sehnten
und noch im schweigen
schnappt es nach luft
dahin geht ein wort
wo es bleiben kann
sagt es niemandem
es bleibt
und sät erneut
wortwege
wo es bleiben kann
es lehnt sich an gedanken
klemmt sich zwischen meinungen
redet zweifel aus dem staub
ein wort lächelte uns an
weil wir uns danach sehnten
und noch im schweigen
schnappt es nach luft
dahin geht ein wort
wo es bleiben kann
sagt es niemandem
es bleibt
und sät erneut
wortwege
wir trinken die worte wie vodka
weiser aus dem morgenland
hab den stern für dich vergraben
und wie die funken fliegen
unter der decke dem zaum
ich beiß mir auf den finger
wenn wir schwanken
dann nur im toten winkel
und an feiertagen
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Zungenwanderung mit Wodka und Zimt
Bei vierzigprozentiger Wortwahrscheinlichkeit
brennt es leicht
im Hals neben den Klößen
die immer halbgar sind
fuseln und zittern
et Spiritus sankti
in großen Schlücken
Zehnmeterverse schreiben
sich selbst wiederbeleben
und dem Sternengrab gedenken
Bei vierzigprozentiger Wortwahrscheinlichkeit
brennt es leicht
im Hals neben den Klößen
die immer halbgar sind
fuseln und zittern
et Spiritus sankti
in großen Schlücken
Zehnmeterverse schreiben
sich selbst wiederbeleben
und dem Sternengrab gedenken
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
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