Soul (früher:Meerblick)

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 13.03.2007, 22:22

3. Fassung

Soul

Der Name war ihm seinerzeit von den Jungs aus der Band verpasst worden; keiner außer ihm hatte diesen rauchigen Klang in der Stimme. „Du kannst dir das nicht vorstellen, Harry.“
Er legte die Hand um den Hals seiner Bierflasche, mit der anderen zog er das feuchte Etikett ab. „Diese Augen, hammermäßig. Türkisblau wie die See an einem weißen Sandstrand ...“
„Hammermäßig, hm?“ Ich lachte leise.
Er sah auf. „Seit damals ist mein Herz eine Wunde und ihre Augen sehen mitten hinein -“
Seine Stimme brach, er senkte den Blick. Es war früh, die Kneipe roch genauso wie Kneipen am Morgen riechen. Wir waren nach der Nachtschicht hergekommen, tranken was, ehe wir uns aufs Ohr legten. Seit zwanzig Jahren hielten wir das so.

Schon in der Schule waren wir Freunde gewesen. Nicht sofort, denn Soul kam mitten im Schuljahr und da hatten sich schon Cliquen gebildet. Zudem war er eher spröde; ein Einzelgänger. Wir waren vierzehn Jahre alt und nicht nett zu den Mädels. Besonders eine hatte es uns angetan. Uschi.

Eines Tages stand sie allein in der Mitte des Schulhofs. Wie so oft weinte sie, denn alle nannten sie „Muschi“. Soul, der damals noch Franz hieß, drückte mir sein Pausenbrot in die Hand und schlenderte auf Muschi-Uschi zu.
„Er haut ihr eine rein wegen der Flennerei, wetten?“, sagte der Junge neben mir.
„Ich schätze, er haut nicht. Wird ihr sagen, sie soll sich nicht so anstellen.“
Er wieder: „Oder er kriegt sie dazu, dass sie ihm ihre zeigt.“
Seine Stimme kippte vor Lachen. Wir befanden uns alle im Stimmbruch außer Soul, bei dem ging das anders. Über Nacht. Richtig cool und tief.

Soul war bei ihr angekommen. Sie war so eine kleine Blonde mit Augen in einem hellen Türkis, und er legte den Arm um ihre Schultern. Mir fiel fast das Brot aus der Hand. Die Glocke schrillte über den Hof – Pausenende. Sie lächelte ihn an und lief ins Schulgebäude. Die Hände in den Taschen der Jeansjacke vergraben, lehnte er neben der Tür, und während wir uns an ihm vorbei schoben, sagte er: „Wer sie noch einmal anders als Uschi nennt, kriegt eine auf die Fresse, klar?“

Wir hielten uns dran, Soul konnte extrem wütend werden. Auf dem Nachhauseweg rannte ich ihm hinterher. „Hey, stehst du auf Uschi?“ Ich sprach ihren Namen langsam und deutlich aus, damit bloß keine Idee eines Versprechers aufkam.
„Mir ging die Quälerei aufn Keks, darum.“
Er lief schnell und blickte nicht auf.
„Hast Recht“, keuchte ich, war nicht leicht, mit ihm Schritt zu halten.
Er antwortete nicht.
„Gehst du nach Hause?“
Er blieb so plötzlich stehen, dass ich in ihn reinrannte.
„Was willst du, Harry?“
Mit fiel nichts Cooles ein und so sagte ich einfach: „Dachte, wir könnten Freunde werden.“
Soul kratzte sich am Nacken und musterte mich dabei ernst. „Warum meinst du, könnte ich das brauchen?“
Ich kickte mit einem Steinchen herum. „Ich würde es brauchen“, sagte ich.
„Okay. Komm schon.“ Er wechselte den Gurt der Tasche auf die andere Schulter und ging weiter. Ich ihm nach.

Im Probenkeller wartete seine Band. Es waren drei Typen zwischen siebzehn und achtzehn und ich erstarrte vor Ehrfurcht.
„Das ist Harry“, sagte er und setzte sich ans Keyboard.
„Hi.“ Meine Stimme überschlug sich blöderweise gerade jetzt.
Die drei nickten mir zu und ich verzog mich auf einen vergammelten Lehnstuhl.
Sie legten los mit Eric Burdons When I was young. Damals hörte ich Soul zum ersten Mal singen und ich lag flach vor Begeisterung. Ich durfte sie als Roadie zu den Auftritten bei Schulbällen und in den Clubs begleiten.

Und Uschi wurde Souls erste Flamme – er verfiel ihr geradezu. Wenn sie nicht Backstage stand, brachte er keinen Ton raus. Sie ließ keinen Auftritt aus, schließlich war er ihr Retter gewesen. Ich bekam dann ihre Freundin, die Gabi. Es war nicht üblich, Mädchen in die Elternwohnung mitzubringen, und so verzogen wir uns an den konzertfreien Samstagabenden den Probenraum. Eins der Mädchen brachte eine ausgemusterte Quiltdecke mit. Soul und ich spannten eine Wäscheleine quer durch den muffigen Kellerraum und warfen sie darüber. Ich beschaffte zwei Matratzen.

War eine starke Zeit. Auf Gabi folgte diese und jene, aber Soul und Uschi klebten zusammen, auch über den Schulabschluss hinweg. Es gab eine Riesenparty in einem der Musikclubs für uns am Abend, ehe wir zum Wehrdienst einrückten. Irgendwer sagte, Soul solle ein Abschiedkonzert geben. Einer aus seiner Band lieh die Gitarre des Clubbesitzers und sie stiegen auf die kleine Bühne. Bis zum Morgengrauen jamten die beiden. Die letzte Nummer war Wind Of Change von Peter Frampton. Da heulten wir alle.

Ein paar Monate später war Uschi schwanger. Nicht von Soul.
„Blöde Fotze“, sagte ich damals zu ihm.
Er sah durch mich hindurch. Die Band zerfiel, weil Soul es nicht packte. Er schmiss den Plan zu studieren, gammelte eine Weile vor sich hin und begann schließlich, um irgendetwas zu machen, eine Lehre als Elektriker in einem anderen Bezirk.

Als er sich in der Druckerei bewarb, begegneten wir uns wieder. Seither hängen wir zusammen herum.

„Mein Herz ist eine Wunde“, sagte er wieder und zerbrach einen Bierdeckel.
Ich hustete die Vergangenheit fort.
Die ganze Nacht war das so gegangen. Im ohrenbetäubenden Klappern der Druckwalzen, die Bogen um Bogen die Tageszeitung ausspuckten, hatte Soul von türkisfarbenen Augen gesprochen. Ich dachte, was er doch für ein Jammerlappen sei, dass er diese Uschi nicht vergessen konnte nach fast dreißig Jahren!
„Harry“, brüllte er mir ein ums andere Mal zu, „Du kannst es dir eben nicht vorstellen.“

Ich winkte der Kellnerin. „Muss jetzt in die Falle, Soul, wir reden heute Abend weiter.“
Er legte die Hand auf meine. Sie glühte. „Noch einen Moment, bitte“, sagte er, „ich kann jetzt nicht allein sein.“
„Hör mal, ich bin saumüde, Soul.“ Meine Augen brannten und ständig riss Gähnen mir den Mund auf.
Soul zog die Hand zurück, ich gab nach und bestellte einen Espresso.
„Ich fange wieder zu singen an und werde berühmt.“
„Ich weiß nicht, Soul, es ist ewig her.“
Soeben kam der Kolporteur mit der druckfrischen Zeitung in die Kneipe. Auf dem Titel der Eyecatcher: Irgendein retouchiertes Model mit Muschi-Uschis Augen.
Soul griff nach dem Blatt und versenkte sich in das Foto. Ich gähnte und dann blieb mir der Mund offen, als ich ihn sagen hörte: „Ich hab wieder einen Plan.“
Er drückte die Zeitung an seine Brust und lachte mich an.


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2. Fassung

Soul

Der Name war ihm seinerzeit von den Jungs aus der Band verpasst worden; keiner außer ihm hatte diesen rauchigen Klang in der Stimme. „Du kannst dir das nicht vorstellen, Harry.“ Er legte die Hand um den Hals seiner Bierflasche, mit der anderen zog er das feuchte Etikett ab. „Diese Augen, hammermäßig. Türkisblau wie die See an einem weißen Sandstrand ...“
Ich lachte leise.
Er sah auf. „Seit damals ist mein Herz eine Wunde – ihre Augen sehen mitten hinein.“ Seine Stimme klang, als würde sie brechen. Er senkte den Blick. Es war früh, die Kneipe roch genauso wie Kneipen am Morgen riechen. Wir waren nach der Nachtschicht hergekommen, tranken was, ehe wir uns aufs Ohr legten. Seit zwanzig Jahren hielten wir das so.

Schon in der Schule waren wir Freunde gewesen. Nicht sofort, denn Soul kam mitten im Schuljahr und da hatten sich schon Cliquen gebildet. Zudem war er eher spröde; ein Einzelgänger. Wir waren vierzehn Jahre alt und nicht nett zu den Mädels. Besonders eine hatte es uns angetan. Uschi.

Eines Tages stand sie allein in der Mitte des Schulhofs. Wie so oft weinte sie, denn alle nannten sie „Muschi“. Soul, der damals noch Franz hieß, drückte mir sein Pausenbrot in die Hand und schlenderte auf Muschi-Uschi zu.
„Er haut ihr eine rein wegen der Flennerei, wetten?“, sagte der Junge neben mir.
„Ich schätze, er haut nicht, wird ihr sagen, sie soll sich nicht so anstellen.“
Er wieder: „Oder er kriegt sie dazu, dass sie ihm ihre zeigt.“ Seine Stimme kippte vor Lachen. Wir befanden uns alle im Stimmbruch außer Soul, bei dem ging das anders. Über Nacht. Richtig cool und tief.

Soul war bei ihr angekommen. Sie war so eine kleine Blonde mit Augen in einem hellen Türkis, und er legte den Arm um ihre Schultern. Mir fiel das Brot aus der Hand. Sie lächelte ihn an und lief ins Schulgebäude. Die Glocke schrillte über den Hof – Pausenende.
Die Hände in den Taschen der Jeansjacke vergraben, lehnte er neben der Tür, und während wir uns an ihm vorbei schoben, sagte er: „Wer sie noch einmal anders als Uschi nennt, kriegt eine auf die Fresse, klar?“ Er blickte jedem von uns fest in die Augen.

Wir hielten uns dran, Soul konnte extrem wütend werden. Auf dem Nachhauseweg rannte ich ihm hinterher. „Hey, stehst du auf Uschi?“ Ich sprach ihren Namen langsam und sehr deutlich aus.
„Nein.“
„Warum hast du’s dann gemacht?“
„Mir ging die Quälerei aufn Keks, darum.“
Er lief schnell und blickte nicht auf.
„Hast Recht“, keuchte ich, war nicht leicht, Schritt zu halten.
Er antwortete nicht.
„Gehst du nach Hause?“
Er blieb so plötzlich stehen, dass ich in ihn rein rannte.
„Was willst du, Harry?“
Ich überlegte, wie ich es möglichst cool bringen könnte, aber da mir nichts einfiel, sagte ich einfach: „Dachte, wir könnten Freunde werden.“
Soul kratzte sich am Nacken und musterte mich dabei ernst. „Warum meinst du, könnte ich das brauchen?“
Ich kickte mit einem Steinchen herum. „Ich würde es brauchen“, sagte ich.
„Okay. Komm schon.“ Er wechselte den Gurt der Tasche auf die andere Schulter und ging weiter. Ich ihm nach.

Im Probenkeller wartete seine Band. Es waren drei Typen zwischen siebzehn und achtzehn und ich erstarrte vor Ehrfurcht.
„Das ist Harry“, sagte er und setzte sich ans Keyboard.
„Hi.“ Meine Stimme überschlug sich blöderweise gerade jetzt.
Die Drei nickten mir zu und ich verzog mich auf einen vergammelten Lehnstuhl.
Sie legten los mit Eric Burdons When I was young. Damals hörte ich Soul zum ersten Mal singen und ich lag flach vor Begeisterung. Ich durfte als Roadie mit zu den Auftritten bei Schulbällen und in den Clubs.

Und Uschi wurde Souls erste Flamme – er verfiel ihr geradezu. Wenn sie nicht Backstage stand, brachte er keinen Ton raus. Sie ließ keinen Auftritt aus, schließlich war er ihr Retter gewesen. Ich bekam dann ihre Freundin, die Gabi. Es war nicht üblich, Mädchen in die Elternwohnung mitzubringen, und so verzogen wir uns an den konzertfreien Samstagabenden den Probenraum. Eins der Mädchen brachte eine ausgemusterte Zierdecke mit. Soul und ich spannten eine Wäscheleine quer durch den muffigen Kellerraum und warfen sie darüber. Ich beschaffte zwei Matratzen.

War eine starke Zeit. Auf Gabi folgte diese und jene, aber Soul und Uschi klebten zusammen, auch über den Schulabschluss hinweg. Es gab eine Riesenparty in einem der Musikclubs für uns am Abend, ehe wir zum Wehrdienst einrückten. Irgendwer sagte, Soul solle ein Abschiedkonzert geben. Einer aus seiner Band lieh die Gitarre des Clubbesitzers und sie stiegen auf die kleine Bühne. Unplugged. Bis zum Morgengrauen jamten die beiden. Die letzte Nummer war Wind Of Change von Peter Frampton. Da heulten wir alle.

Ein paar Monate später war Uschi schwanger. Nicht von Soul.
„Blöde Fotze“, sagte ich damals zu ihm und räumte dafür eine Ohrfeige ab. Die Band zerfiel, weil Soul es nicht packte. Er schmiss den Plan zu studieren und begann eine Lehre als Elektriker in einem anderen Bezirk.

Als er sich in der Druckerei bewarb, begegneten wir uns wieder. Seither hängen wir zusammen herum.

„Mein Herz ist eine Wunde“, sagte er noch einmal und starrte ins Leere.
Ich hustete die Vergangenheit fort.
Die ganze Nacht war das so gegangen. Im ohrenbetäubenden Klappern der Druckwalzen, die Bogen um Bogen die Tageszeitung ausspuckten, hatte Soul von türkisfarbenen Augen gesprochen. Acht Stunden lang. Ich dachte schon, was er doch für ein Jammerlappen sei, dass er diese Uschi nicht vergessen konnte nach fast dreißig Jahren!
„Harry“, brüllte er mir ein ums andere Mal zu, „Du kannst es dir eben nicht vorstellen.“

Ich winkte der Kellnerin. „Muss jetzt in die Falle, Soul, wir reden heute Abend weiter.“
Er legte die Hand auf meine. Sie glühte. „Noch einen Moment, bitte“, sagte er, „ich kann nicht allein sein.“
„Hör mal, ich bin saumüde, Soul.“ Meine Augen brannten und ständig riss Gähnen mir den Mund auf.
Soul zog die Hand zurück, ich gab nach und bestellte einen Espresso.
„Ich fange wieder zu singen an und werde berühmt.“
„Ich weiß nicht, Soul, es ist ewig her.“
Soeben kam der Kolporteur mit der druckfrischen Zeitung in die Kneipe. Auf dem Titel der Eyecatcher: Irgendein Model mit Muschi-Uschis Augen.
Soul griff nach dem Blatt und versenkte sich in das Foto. Ich gähnte und dann blieb mir der Mund offen, als ich ihn sagen hörte: „Ich hatte mal einen Traum.“ Er drückte die Zeitung an seine Brust und lachte mich an.


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Meerblick

„Ihr Blick hat mich erschossen.“ Soul – der Name war ihm seinerzeit von den Jungs aus der Band verpasst worden; keiner außer ihm hatte diesen rauchigen Klang in der Stimme – griff nach der Bierflasche, „Meine Güte, du kannst dir das nicht vorstellen, Harry.“ Kopfschüttelnd zog er das feuchte Etikett ab. „Ihre Augen, hammermäßig. Türkisblau wie die See an einem weißen Sandstrand ...“
Oben links klebte das Etikett noch, versonnen kratzte Soul dran rum.
Ich lachte leise. „Erschossen?“
Er sah auf. „Mein Herz ist seit damals eine Wunde.“ Seine Stimme klang, als würde sie brechen. Er senkte den Blick und riss den letzten Fetzen vom Glas. Es war früh, die Kneipe roch genauso wie Kneipen am Morgen riechen. Wir waren nach der Nachtschicht hergekommen, tranken eine Pulle, ehe wir uns aufs Ohr legen wollten. Wir hielten das seit zwanzig Jahren so.

Schon in der Schule waren wir Freunde gewesen. Nicht sofort, denn Soul kam mitten im Schuljahr und da hatten sich schon Cliquen gebildet. Er war ein Einzelgänger. Wir waren vierzehn Jahre alt und nicht nett zu den Mädels. Besonders eine hatte es uns angetan. Uschi.

Eines Tages stand sie allein in der Mitte des Schulhofs. Sie weinte wie so oft. Alle nannten sie „Muschi“. Soul, der damals noch Franz hieß, löste sich aus der Gruppe, drückte das Pausenbrot einem Kumpel in die Hand und schlenderte auf Muschi-Uschi zu.
„Er haut ihr eine rein wegen der Flennerei, wetten?“, sagte der Junge neben mir.
„Ich schätze, er haut nicht, wird ihr sagen, sie soll sich nicht so anstellen.“
Er wieder: „Oder er kriegt sie dazu, dass sie ihm ihre zeigt.“ Seine Stimme kippte vor Lachen. Wir befanden uns alle im Stimmbruch außer Soul, bei dem ging das anders. Über Nacht. Am Tag davor noch eher kindlich, und dann richtig cool und tief.

Soul war bei ihr angekommen. Sie war so eine kleine Blonde mit Augen in einem hellen Türkis, und er legte den Arm um ihre Schultern. Mir fiel das Brot aus der Hand. Sie lächelte ihn an und lief in die Schule. Die Glocke schrillte über den Hof – Pausenende.
Die Hände in den Taschen der Jeansjacke vergraben, lehnte er neben der Tür und während wir uns an ihm vorbeischoben, sagte er: „Wer sie noch einmal anders als Uschi nennt, kriegt eine auf die Fresse, klar?“ Er blickte jedem von uns fest in die Augen.

Wir hielten uns dran, Soul konnte extrem wütend werden. Auf dem Nachhauseweg rannte ich ihm hinterher. „Hey, stehst du auf Uschi?“ Ich sprach ihren Namen deutlich aus, dass bloß keine Idee eines Versprechers aufkam.
„Nein.“
„Warum hast du’s dann gemacht?“
„Mir ging die Quälerei auf'n Keks, darum.“
Er lief schnell und blickte nicht auf.
„Hast recht“, keuchte ich, war nicht leicht, Schritt zu halten.
Er antwortete nicht.
„Gehst du nach Hause?“
Er blieb so plötzlich stehen, dass ich in ihn rein rannte.
„Was willst du, Harry?“
Ich überlegte, wie ich es möglichst cool bringen könnte, aber da mir nichts einfiel, sagte ich einfach: „Dachte, wir könnten Freunde werden.“
Soul kratzte sich am Nacken und musterte mich dabei ernst. „Warum meinst du, könnte ich das brauchen?“
Ich kickte mit einem Steinchen herum. „Ich würde es brauchen“, sagte ich ehrlicherweise.
„Okay. Komm schon.“ Er wechselte den Gurt der Tasche auf die andere Schulter und ging weiter. Ich ihm nach.

In einem Probenkeller, wartete seine Band bereits. Es waren drei Typen zwischen siebzehn und achtzehn und ich erstarrte vor Ehrfurcht.
„Das ist Harry“, sagte er und setzte sich ans Keyboard.
„Hi.“ Meine Stimme überschlug sich blöderweise gerade jetzt.
Die Drei nickten mir zu und ich verzog mich auf einen vergammelten Lehnstuhl.

Sie legten los mit Eric Burdons When I was young. Damals hörte ich Soul zum ersten Mal singen und ich lag flach vor Begeisterung. Ich durfte als Roadie mit zu den Auftritten bei Schulbällen und in den Clubs.

Und Uschi war Souls erste Flamme – er war ihr geradezu verfallen. Ab dem Moment brachte er keinen Ton raus, wenn sie nicht Backstage stand und ihm zuhörte. Sie ließ keinen Auftritt aus, stärkte ihm den Rücken. So schien es. Schließlich war er ihr Retter gewesen. Ein paar Monate später ist sie schwanger geworden. Nicht von Soul. Wir hatten sie demnach nicht von ungefähr mit dem Spitznamen bedacht.

Ich weiß noch, wie er gelitten hat, es war nicht schön. Die Band zerfiel, weil Soul es nicht packte. Er schmiss die Schule und begann eine Lehre als Elektriker in einem anderen Bezirk.

Als er sich in der Druckerei bewarb, begegneten wir uns wieder. Seither hängen wir zusammen herum.

„Mein Herz ist eine Wunde“, sagte er noch einmal und starrte ins Leere.
Ich hustete die Vergangenheit fort.

Die ganze Nacht war das schon gegangen. Im ohrenbetäubenden Klappern der Druckwalzen, die Bogen um Bogen die Tageszeitung ausspuckten, hatte Soul von türkisfarbenen Augen gesprochen. Acht Stunden lang.
„Harry“, brüllte er mir ein ums andere Mal zu, „Du kannst es dir eben nicht vorstellen.“

Ich winkte der Kellnerin. „Muss jetzt in die Falle, Soul, wir reden heute Abend weiter.“
Er legte die Hand auf meine. Sie glühte. „Noch einen Moment, bitte“, sagte er, „ich kann nicht allein sein.“
„Hör mal, ich bin saumüde, Soul.“ Meine Augen brannten und ständig riss Gähnen mir den Mund auf.
Soul zog die Hand zurück, hob die Schultern. Es hatte ihn voll erwischt, eine Breitseite der Leidenschaft. Ich gab klein bei und bestellte einen Espresso.
„Ich fange wieder zu singen an und werde berühmt.“
„Ich weiß nicht, Soul, es ist ewig her.“
Soeben kam der Kolporteur mit der druckfrischen Zeitung in die Kneipe. Auf dem Titel der Eyecatcher: Michelle Pfeiffers Augen. Wie das Meer an einem weißen Sandstrand.

Soul griff nach dem Blatt und versenkte sich in das Foto. Ich gähnte und dann blieb mir der Mund offen, als ich ihn sagen hörte: „Ich hatte mal einen Traum.“ Er drückte die Zeitung an seine Brust und lachte mich an.


© Elsa Rieger
Zuletzt geändert von Elsa am 19.03.2007, 08:45, insgesamt 9-mal geändert.
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Beitragvon Elsa » 14.03.2007, 14:08

Liebe Zefira, Klara, Lisa,

Zefira:
Ich las, dass du auch die Rahmenhandlung ok findest, wie gesagt, die muss bleiben. Ich plane eben mehr mit Soul. Wie kriegt er das auf die Reihe mit seinem Traum? Wir werden sehen.

Zefira hat geschrieben:Mir gefällt der Satz in der jetzigen Form besser. "Du bist fast fünfzig" klingt nur ernüchternd. "Es ist lang her" lässt noch ein wenig eigene Sehnsucht mitschwingen.
ps. sorry, meine Posts hinken immer irgendwie nach, zum Thema Rahmenhandlung hab ich oben auch noch was geschrieben.

Ich bin schon beim Überarbeiten und hab die Zeit in die Nacht in der Druckerei deponiert.

Hast Du den Namen Franz (bewusst oder unbewusst) gewählt, weil mit ihm eine ähnliche Verdrehung möglich wäre?

Potzblitz! Das kann nur Freud gewesen sein *g* Kurios aber klasse! Hey!

Lisa:
Danke dir herzlich, dass es dir gefällt!
Warum nennst du die Geschichte nicht einfach "Soul"? Das ist dann ja nochmal schön doppeldeutig, denn die Geschichte hat von der Stimmung ja auch - so weit ich das beurteilen kann - Soul.

Weißt du was, liebe Lisa? Genau das habe ich bereits getan. Es ist doch das Klarste von überhaupt, nur dass ich vorer nicht draufkam. Das ist die Lösung, weil es alles beinhaltet, was passiert und noch passieren wird.

Ich habe alle deine Korrekturen übernommen (einiges davon deckt sich mit meiner Überarbeitung, weil dort Scheren waren), das bestärkt mich sehr, und wie es so geht, stellen sich dadurch auch andere Sätze um.

Der böse Satz (narrativ) von Harry ist gefallen, hab eine schöne Lösung gefunden, ha!
Ob ich Uschi auch in den Titel nehme, weiß ich nicht genau, aber das wird die Fortsetzung klären :-)

Du kannst natürlich einen Verweis zum Monatsthema machen, danke!

Klara:
Vielleicht bringt es was, mit derUschi-Zeit anzufangen, aber schon das Rückblickende reinzuschummeln - und erst danach in die Kneipe zu wechseln? Ich weiß es nicht, würde an deiner Stelle da mal ein bisschen rumprobieren (im Kopf und auf dem Papier), wie es am schlauesten ist.

Ich werde noch rumprobieren, ob ich die Zeiten mehr vermenge, wie in deiner Empfehlung, mal probieren.
Danke nochmals für deine Gedanken und dass dir der Name Soul gefällt. Hach, ich verlieb mich noch in den Kerl *g*

Danke liebe Damen :-) Tolle Arbeit, die sehr hilfreich ist.
Überarbeitung in den nächsten Tagen.

Lieben Gruß
ELsa
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Beitragvon Elsa » 16.03.2007, 09:52

Hallo liebe Rezensentinnen,

Noch einmal Danke für eure Vorschläge und Anregungen.

Ich habe eine 2. Fassung eingestellt, in der ich allerhand berücksichtigt habe. Hoffentlich hat der Text nun nicht verloren. Da ich das selbst nicht sehen kann, wäre ich dankbar für einen 2. Blick.

Herzlich,
ELsa
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Beitragvon Zefira » 16.03.2007, 14:02

Liebe Elsa,

ich habe jetzt so genau wie möglich gelesen, finde es sehr gelungen.
Zwei Sätze sind mir aufgefallen, die in meinen Augen überflüssige Resümees ziehen:

"Ich weiß noch, wie er gelitten hat, es war nicht schön".
Das würde ich entweder streichen oder durch eine weitere Einzelheit ersetzen, die sein Leiden deutlich macht - vielleicht, dass er nicht mehr wie früher singen konnte (Text vergaß, unsicher wirkte?), weil sie nicht mehr hinter der Bühne stand.

"Es hatte ihn voll erwischt, eine Breitseite der Leidenschaft."
Das würde ich ganz streichen - ist mir zu melodramatisch für die Erzählerstimme.

Sonst finde ich es jetzt wirklich viel besser, besonders die Szene mit den zwei Matratzen und der dazwischen hängenden Zierdecke ist einfach hinreißend :pfeifen:

Lieben Gruß
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

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Beitragvon Elsa » 16.03.2007, 14:20

Liebe Zefira,

Fürs genaue Lesen bin ich immer so dankbar, weil ich es allein nicht schaffe, die Darlings zu killen.
Genau 2 davon hast du entlarvt!

Ach, bin froh, dass die Ergänzungen gefallen. Das ist mir das Schwerste am Überarbeiten, herauszufinden, ob Erweiterung noch passt.

Danke schön. Ich kille nun meine Darlings ... *heul*
Aber es ist sicher besser so.

Lieben Gruß
Elsa
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Beitragvon Lisa » 17.03.2007, 13:28

Liebe Elsa,
für mich ist die Geschichte auch viel weniger brüchig und wirkt am Ende nicht mehr abrupt, ja, schön...Einige Sätze hast du geändert, obwohl sie mir im Original besser gefallen haben, weiß nicht, ob sie jemand anders bemängelt hat, aber wo mir das (habe es jetzt nicht akribisch verglichen, nur nach Erinnerung) aufgefallen ist, habe ich sie blau markiert (blau heißt also: alte Fassung besser).

Ansonsten die Anmerkungen grün...


Soul

Der Name war ihm seinerzeit von den Jungs aus der Band verpasst worden; keiner außer ihm hatte diesen rauchigen Klang in der Stimme. „Du kannst dir das nicht vorstellen, Harry.“ Er legte die Hand um den Hals seiner Bierflasche, mit der anderen zog er das feuchte Etikett ab. „Diese Augen, hammermäßig. Türkisblau wie die See an einem weißen Sandstrand ...“
Ich lachte leise. <-- der Satz ist mir noch zu langweilig ausgedrückt, ich verlange, dass besser ausgedrückt wird, was ich lesen soll, nämlich, dass Harry zwar lacht, aber zugleich Soul zugeneigt ist...
Er sah auf. „Seit damals ist mein Herz eine Wunde – (hier würde ich ein und einfügen) ihre Augen sehen mitten hinein.“ (ich würde nach wörtlicher Rede immer umbrechen, amch den Hinweis nur hier jetzt) Seine Stimme klang, als würde sie brechen. (der Satz ist etwas komsich, weil man ja von gebrochener Stimme spricht...da ist ein VERGLEICH "irgendwie" seltsam?) Er senkte den Blick. Es war früh, die Kneipe roch genauso wie Kneipen am Morgen riechen. Wir waren nach der Nachtschicht hergekommen, tranken was, ehe wir uns aufs Ohr legten. Seit zwanzig Jahren hielten wir das so.

Schon in der Schule waren wir Freunde gewesen. Nicht sofort, denn Soul kam mitten im Schuljahr und da hatten sich schon Cliquen gebildet. Zudem war er eher spröde; ein Einzelgänger. Wir waren vierzehn Jahre alt und nicht nett zu den Mädels. Besonders eine hatte es uns angetan. Uschi.

Eines Tages stand sie allein in der Mitte des Schulhofs. Wie so oft weinte sie, denn alle nannten sie „Muschi“. Soul, der damals noch Franz hieß, drückte mir sein Pausenbrot in die Hand und schlenderte auf Muschi-Uschi zu.
„Er haut ihr eine rein wegen der Flennerei, wetten?“, sagte der Junge neben mir.
„Ich schätze, er haut nicht, (er einf+gen oder wenn verkürzte Sprechweise extra würde ich Punkt setzen) wird ihr sagen, sie soll sich nicht so anstellen.“
Er wieder: „Oder er kriegt sie dazu, dass sie ihm ihre zeigt.“ Seine Stimme kippte vor Lachen. Wir befanden uns alle im Stimmbruch außer Soul, bei dem ging das anders. Über Nacht. Richtig cool und tief.

Soul war bei ihr angekommen. Sie war so eine kleine Blonde mit Augen in einem hellen Türkis, und er legte den Arm um ihre Schultern. Mir fiel das Brot aus der Hand. (ich würde eher schrieben, dass ihm fast das brot aus der hand fiel oder etwas ganz anderes schrieben, denn solche Vergleiche machen Szenen immer fiktiv, da in den wenigsten Momenten, sowas wirklich passiert, Filme und Texte arbeiten nur viel damit, entlarven sich zugleich damit aber als Phantasie) Sie lächelte ihn an und lief ins Schulgebäude. Die Glocke schrillte über den Hof – Pausenende. (die letzten beiden Sätze (erst leuten dann lächeln udn reinlaufen) würde ich Umstellen)´, bessere Dramatik)
Die Hände in den Taschen der Jeansjacke vergraben, lehnte er (hier besser Soul schreiben statt er) neben der Tür, und während wir uns an ihm vorbei schoben, sagte er: „Wer sie noch einmal anders als Uschi nennt, kriegt eine auf die Fresse, klar?“ Er blickte jedem von uns fest in die Augen. (das wirkt, wenn man es sich vorstellt etwas albern, JEDEM von uns...muss etwas doof aussehen...würde ich anders beschreiben oder einfach streichen)

Wir hielten uns dran, Soul konnte extrem wütend werden. Auf dem Nachhauseweg rannte ich ihm hinterher. „Hey, stehst du auf Uschi?“ Ich sprach ihren Namen langsam und sehr deutlich aus.
„Nein.“
„Warum hast du’s dann gemacht?“
„Mir ging die Quälerei aufn Keks, darum.“ (ich würde das nicht so sagen, denn er steht dann ja doch auf Uschi, wenn auch das was anderes ist...daher würde ich hier das Gespräch kürzen und Soul einfach sagen lassen, dass ihm die Qälerei auf den Keks ging, denn sonst wirkt Soul nicht souverän gegenüber den anderen Jugendlichen)
Er lief schnell und blickte nicht auf.
„Hast Recht“, keuchte ich, war nicht leicht, (mit ihm) Schritt zu halten.
Er antwortete nicht.
„Gehst du nach Hause?“
Er blieb so plötzlich stehen, dass ich in ihn rein rannte (reinrannte).
„Was willst du, Harry?“
Ich überlegte, wie ich es möglichst cool bringen könnte, aber da mir nichts einfiel, sagte ich einfach: (ich würde einfach schreiben: Mir fiel nichts Cooles ein und verlegen sagte ich...oder so etwas...die Analyse des Vorsatzes legt nämlich etwas schief finde ich, denn Harry ist ja von Soul so angetan, weil er seine weiche Seite anspricht) „Dachte, wir könnten Freunde werden.“
Soul kratzte sich am Nacken und musterte mich dabei ernst. „Warum meinst du, könnte ich das brauchen?“
Ich kickte mit einem Steinchen herum. „Ich würde es brauchen“, sagte ich.
„Okay. Komm schon.“ Er wechselte den Gurt der Tasche auf die andere Schulter und ging weiter. Ich ihm nach.

Im Probenkeller wartete seine Band. Es waren drei Typen zwischen siebzehn und achtzehn und ich erstarrte vor Ehrfurcht.
„Das ist Harry“, sagte er und setzte sich ans Keyboard.
„Hi.“ Meine Stimme überschlug sich blöderweise gerade jetzt.
Die Drei (eher klein??) nickten mir zu und ich verzog mich auf einen vergammelten Lehnstuhl.
Sie legten los mit Eric Burdons When I was young (kursiv setzen würde ich alle Musiktitel). Damals hörte ich Soul zum ersten Mal singen und ich lag flach vor Begeisterung. Ich durfte als Roadie mit zu den Auftritten bei Schulbällen und in den Clubs. (die Präpositionen und die bezüge unter diesen finde ich dem Satz noch unschön)

Und Uschi wurde Souls erste Flamme – er verfiel ihr geradezu. Wenn sie nicht Backstage stand, brachte er keinen Ton raus. Sie ließ keinen Auftritt aus, schließlich war er ihr Retter gewesen. Ich bekam dann ihre Freundin, die Gabi. Es war nicht üblich, Mädchen in die Elternwohnung mitzubringen, und so verzogen wir uns an den konzertfreien Samstagabenden den Probenraum. Eins der Mädchen brachte eine ausgemusterte Zierdecke (was ist eine Zierdecke? ich stell mrid arunter was mit Lächern vor, unpraktisch?) mit. Soul und ich spannten eine Wäscheleine quer durch den muffigen Kellerraum und warfen sie darüber. Ich beschaffte zwei Matratzen.

War eine starke Zeit. Auf Gabi folgte diese und jene, aber Soul und Uschi klebten zusammen, auch über den Schulabschluss hinweg. (schön) Es gab eine Riesenparty in einem der Musikclubs für uns am Abend, ehe wir zum Wehrdienst einrückten. Irgendwer sagte, Soul solle ein Abschiedkonzert geben. Einer aus seiner Band lieh die Gitarre des Clubbesitzers und sie stiegen auf die kleine Bühne. Unplugged. (unplugged würde ich weglassen, es sind doch keien profis,also immer unplugged??wirkt ein bisschen albern?) Bis zum Morgengrauen jamten die beiden. Die letzte Nummer war Wind Of Change (kursiv, schöner hint übrigens ;-)) von Peter Frampton. Da heulten wir alle.

Ein paar Monate später war Uschi schwanger. Nicht von Soul.
„Blöde Fotze“, sagte ich damals zu ihm und räumte dafür eine Ohrfeige ab. (Find ich immer noch nicht optimal gelöst...) Die Band zerfiel, weil Soul es nicht packte. Er schmiss den Plan zu studieren (hier würde ich noch einfügen: "gammelte eine Weile vor sich hin udn begann schließlich, um überhaupt irgendetwas zu machen, halbherzig eine Lehere als...sonst ist es komisch erzählt, dass er zwar dne Plan zu studieren hinschmeißt aber gleich darauf ne Ausbildung anfängt..bringt man mit Liebeskummer nicht so zusammen?) eine Lehre als Elektriker in einem anderen Bezirk.

Als er sich in der Druckerei bewarb, begegneten wir uns wieder. Seither hängen wir zusammen herum.

„Mein Herz ist eine Wunde“, sagte er noch einmal (noch einmal in wieder? weil er ja die ganze zeit sagt) und starrte ins Leere. (die wendung starrte ins leere ist gängig, aber sehr nichtssagend wie ich finde...ich glaube niemand starrt mit so was im herzen ins Leere)...
Ich hustete die Vergangenheit fort.
Die ganze Nacht war das so gegangen. Im ohrenbetäubenden Klappern der Druckwalzen, die Bogen um Bogen die Tageszeitung ausspuckten, hatte Soul von türkisfarbenen Augen gesprochen. Acht Stunden lang. würde ich streichen Ich dachte schon, was er doch für ein Jammerlappen sei, dass er diese Uschi nicht vergessen konnte nach fast dreißig Jahren! was heißt das "schon"?
„Harry“, brüllte er mir ein ums andere Mal zu, „Du kannst es dir eben nicht vorstellen.“

Ich winkte der Kellnerin. „Muss jetzt in die Falle, Soul, wir reden heute Abend weiter.“
Er legte die Hand auf meine. Sie glühte. „Noch einen Moment, bitte“, sagte er, „ich kann (jetzt? einfach damit?) nicht allein sein.“
„Hör mal, ich bin saumüde, Soul.“ Meine Augen brannten und ständig riss Gähnen mir den Mund auf.
Soul zog die Hand zurück, ich gab nach und bestellte einen Espresso.
„Ich fange wieder zu singen an und werde berühmt.“
„Ich weiß nicht, Soul, es ist ewig her.“
Soeben kam der Kolporteur mit der druckfrischen Zeitung in die Kneipe. Auf dem Titel der Eyecatcher: Irgendein (retouchiertes? ich fand zefis Hinweis da gut?)Model mit Muschi-Uschis Augen.
Soul griff nach dem Blatt und versenkte sich in das Foto. Ich gähnte und dann blieb mir der Mund offen, als ich ihn sagen hörte: „Ich hatte mal einen Traum.“ (das erinnert mich an "I have a dream.."?) Er drückte die Zeitung an seine Brust und lachte mich an.


Das Ende verstehe ich - wie mir jetzt erst auffällt - nicht so richtig, aber irgendwie passt das, so enden oft auch Roadmovies etc. ;-)...

Ich hoffe, die grünen Pilze meinerseits sind Ok...es sind nur Details...die Geshcichte ist in sich nun absolut gesichert und gut erzählt. Nimm dir, was du brauchst.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 17.03.2007, 13:56

Liebe Lisa,

Herzlichen Dank für deine Mühe, mir erscheint das auf den 1. Blick soweit plausibel.
Danke auch für das weniger brüchig.

Das Ende ist so Carver-Shortstorymäßig, weil ich einen 2. Part mit Soul plane. Aber auch wenn der nicht kommt, wollte ich es offen lassen.

Und nun packe ich deine Vorschläge ein und trolle mich bis zur nächsten Version.

Lieben Gruß
ELsa
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 17.03.2007, 13:59

Liebe Elsa,

mit weniger brüchig meinte ich sogar vollkommen unbrüchig (knusperzart sozusagen ;-)), entschuldige, wenn das nicht rüber gekommen ist! (Die Pilze haben es sicher nur verhindert...)

Liebe Grüße (Teil 2 fände ich klasse!) (und das offen mag ich wie gesagt ja auch)
Lisa
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Beitragvon Elsa » 17.03.2007, 14:03

Liebe Lisa,

mit weniger brüchig meinte ich sogar vollkommen unbrüchig (knusperzart sozusagen ;-)), entschuldige, wenn das nicht rüber gekommen ist! (Die Pilze haben es sicher nur verhindert...)


Oh, du Liebe! Aber ich habe es als schon zuerst als großes Lob gelesen, knusperzart ist nun das Nonplusultra :mrgreen:

(Teil 2 fände ich klasse!) (und das offen mag ich wie gesagt ja auch)


Fein! Werden wir sehen, wo Soul mich noch hinschleift :cool:

Lieben Gruß
ELsa
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Beitragvon Elsa » 17.03.2007, 17:49

Liebe Lisa,

danke für die tollen Kommentare - ich habe fast alles übernommen. Nur den Anfang möchte ich lieber so beibehalten.

Neue Fassung eingestellt.

Lieben Gruß
ELsa
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 18.03.2007, 17:08

Liebe Elsa,
ja, ist prima geworden! :blumen:

Zwei Dinge noch: Keine Ahnung, ob ichs davor vrgessen habe zu schreiben (habe jetzt nicht geguckt), aber nachgeschaut habe ichs, ich würde "reinrannte" schreiben (zusammen).

Und dann, die Stelle, bei der ich so ungnädig bin ;-):

Er sah mich traurig an und knallte mir eine <--- das klingt noch skurriler als Fassung 2 ;-). Wie wäre denn: Er sah durch mich hindurch oder sowas?

Ansonsten: :daumen:

Liebe Grüße,
Lisa
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 18.03.2007, 19:42

Liebe Lisa,

danke für die Blumen, aber die Hilfe hier hat auch was damit zu tun!

Hey, er sah durch mich hindurch, das ist es! Denn Soul ist kein Schläger.
Danke das mache ich gleich und die andere Anmerkung habe ich einfach wieder vergessen, grrr.

Vielen, vielen Dank!

Lieben Gruß
ELsa
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