3. Fassung
Soul
Der Name war ihm seinerzeit von den Jungs aus der Band verpasst worden; keiner außer ihm hatte diesen rauchigen Klang in der Stimme. „Du kannst dir das nicht vorstellen, Harry.“
Er legte die Hand um den Hals seiner Bierflasche, mit der anderen zog er das feuchte Etikett ab. „Diese Augen, hammermäßig. Türkisblau wie die See an einem weißen Sandstrand ...“
„Hammermäßig, hm?“ Ich lachte leise.
Er sah auf. „Seit damals ist mein Herz eine Wunde und ihre Augen sehen mitten hinein -“
Seine Stimme brach, er senkte den Blick. Es war früh, die Kneipe roch genauso wie Kneipen am Morgen riechen. Wir waren nach der Nachtschicht hergekommen, tranken was, ehe wir uns aufs Ohr legten. Seit zwanzig Jahren hielten wir das so.
Schon in der Schule waren wir Freunde gewesen. Nicht sofort, denn Soul kam mitten im Schuljahr und da hatten sich schon Cliquen gebildet. Zudem war er eher spröde; ein Einzelgänger. Wir waren vierzehn Jahre alt und nicht nett zu den Mädels. Besonders eine hatte es uns angetan. Uschi.
Eines Tages stand sie allein in der Mitte des Schulhofs. Wie so oft weinte sie, denn alle nannten sie „Muschi“. Soul, der damals noch Franz hieß, drückte mir sein Pausenbrot in die Hand und schlenderte auf Muschi-Uschi zu.
„Er haut ihr eine rein wegen der Flennerei, wetten?“, sagte der Junge neben mir.
„Ich schätze, er haut nicht. Wird ihr sagen, sie soll sich nicht so anstellen.“
Er wieder: „Oder er kriegt sie dazu, dass sie ihm ihre zeigt.“
Seine Stimme kippte vor Lachen. Wir befanden uns alle im Stimmbruch außer Soul, bei dem ging das anders. Über Nacht. Richtig cool und tief.
Soul war bei ihr angekommen. Sie war so eine kleine Blonde mit Augen in einem hellen Türkis, und er legte den Arm um ihre Schultern. Mir fiel fast das Brot aus der Hand. Die Glocke schrillte über den Hof – Pausenende. Sie lächelte ihn an und lief ins Schulgebäude. Die Hände in den Taschen der Jeansjacke vergraben, lehnte er neben der Tür, und während wir uns an ihm vorbei schoben, sagte er: „Wer sie noch einmal anders als Uschi nennt, kriegt eine auf die Fresse, klar?“
Wir hielten uns dran, Soul konnte extrem wütend werden. Auf dem Nachhauseweg rannte ich ihm hinterher. „Hey, stehst du auf Uschi?“ Ich sprach ihren Namen langsam und deutlich aus, damit bloß keine Idee eines Versprechers aufkam.
„Mir ging die Quälerei aufn Keks, darum.“
Er lief schnell und blickte nicht auf.
„Hast Recht“, keuchte ich, war nicht leicht, mit ihm Schritt zu halten.
Er antwortete nicht.
„Gehst du nach Hause?“
Er blieb so plötzlich stehen, dass ich in ihn reinrannte.
„Was willst du, Harry?“
Mit fiel nichts Cooles ein und so sagte ich einfach: „Dachte, wir könnten Freunde werden.“
Soul kratzte sich am Nacken und musterte mich dabei ernst. „Warum meinst du, könnte ich das brauchen?“
Ich kickte mit einem Steinchen herum. „Ich würde es brauchen“, sagte ich.
„Okay. Komm schon.“ Er wechselte den Gurt der Tasche auf die andere Schulter und ging weiter. Ich ihm nach.
Im Probenkeller wartete seine Band. Es waren drei Typen zwischen siebzehn und achtzehn und ich erstarrte vor Ehrfurcht.
„Das ist Harry“, sagte er und setzte sich ans Keyboard.
„Hi.“ Meine Stimme überschlug sich blöderweise gerade jetzt.
Die drei nickten mir zu und ich verzog mich auf einen vergammelten Lehnstuhl.
Sie legten los mit Eric Burdons When I was young. Damals hörte ich Soul zum ersten Mal singen und ich lag flach vor Begeisterung. Ich durfte sie als Roadie zu den Auftritten bei Schulbällen und in den Clubs begleiten.
Und Uschi wurde Souls erste Flamme – er verfiel ihr geradezu. Wenn sie nicht Backstage stand, brachte er keinen Ton raus. Sie ließ keinen Auftritt aus, schließlich war er ihr Retter gewesen. Ich bekam dann ihre Freundin, die Gabi. Es war nicht üblich, Mädchen in die Elternwohnung mitzubringen, und so verzogen wir uns an den konzertfreien Samstagabenden den Probenraum. Eins der Mädchen brachte eine ausgemusterte Quiltdecke mit. Soul und ich spannten eine Wäscheleine quer durch den muffigen Kellerraum und warfen sie darüber. Ich beschaffte zwei Matratzen.
War eine starke Zeit. Auf Gabi folgte diese und jene, aber Soul und Uschi klebten zusammen, auch über den Schulabschluss hinweg. Es gab eine Riesenparty in einem der Musikclubs für uns am Abend, ehe wir zum Wehrdienst einrückten. Irgendwer sagte, Soul solle ein Abschiedkonzert geben. Einer aus seiner Band lieh die Gitarre des Clubbesitzers und sie stiegen auf die kleine Bühne. Bis zum Morgengrauen jamten die beiden. Die letzte Nummer war Wind Of Change von Peter Frampton. Da heulten wir alle.
Ein paar Monate später war Uschi schwanger. Nicht von Soul.
„Blöde Fotze“, sagte ich damals zu ihm.
Er sah durch mich hindurch. Die Band zerfiel, weil Soul es nicht packte. Er schmiss den Plan zu studieren, gammelte eine Weile vor sich hin und begann schließlich, um irgendetwas zu machen, eine Lehre als Elektriker in einem anderen Bezirk.
Als er sich in der Druckerei bewarb, begegneten wir uns wieder. Seither hängen wir zusammen herum.
„Mein Herz ist eine Wunde“, sagte er wieder und zerbrach einen Bierdeckel.
Ich hustete die Vergangenheit fort.
Die ganze Nacht war das so gegangen. Im ohrenbetäubenden Klappern der Druckwalzen, die Bogen um Bogen die Tageszeitung ausspuckten, hatte Soul von türkisfarbenen Augen gesprochen. Ich dachte, was er doch für ein Jammerlappen sei, dass er diese Uschi nicht vergessen konnte nach fast dreißig Jahren!
„Harry“, brüllte er mir ein ums andere Mal zu, „Du kannst es dir eben nicht vorstellen.“
Ich winkte der Kellnerin. „Muss jetzt in die Falle, Soul, wir reden heute Abend weiter.“
Er legte die Hand auf meine. Sie glühte. „Noch einen Moment, bitte“, sagte er, „ich kann jetzt nicht allein sein.“
„Hör mal, ich bin saumüde, Soul.“ Meine Augen brannten und ständig riss Gähnen mir den Mund auf.
Soul zog die Hand zurück, ich gab nach und bestellte einen Espresso.
„Ich fange wieder zu singen an und werde berühmt.“
„Ich weiß nicht, Soul, es ist ewig her.“
Soeben kam der Kolporteur mit der druckfrischen Zeitung in die Kneipe. Auf dem Titel der Eyecatcher: Irgendein retouchiertes Model mit Muschi-Uschis Augen.
Soul griff nach dem Blatt und versenkte sich in das Foto. Ich gähnte und dann blieb mir der Mund offen, als ich ihn sagen hörte: „Ich hab wieder einen Plan.“
Er drückte die Zeitung an seine Brust und lachte mich an.
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2. Fassung
Soul
Der Name war ihm seinerzeit von den Jungs aus der Band verpasst worden; keiner außer ihm hatte diesen rauchigen Klang in der Stimme. „Du kannst dir das nicht vorstellen, Harry.“ Er legte die Hand um den Hals seiner Bierflasche, mit der anderen zog er das feuchte Etikett ab. „Diese Augen, hammermäßig. Türkisblau wie die See an einem weißen Sandstrand ...“
Ich lachte leise.
Er sah auf. „Seit damals ist mein Herz eine Wunde – ihre Augen sehen mitten hinein.“ Seine Stimme klang, als würde sie brechen. Er senkte den Blick. Es war früh, die Kneipe roch genauso wie Kneipen am Morgen riechen. Wir waren nach der Nachtschicht hergekommen, tranken was, ehe wir uns aufs Ohr legten. Seit zwanzig Jahren hielten wir das so.
Schon in der Schule waren wir Freunde gewesen. Nicht sofort, denn Soul kam mitten im Schuljahr und da hatten sich schon Cliquen gebildet. Zudem war er eher spröde; ein Einzelgänger. Wir waren vierzehn Jahre alt und nicht nett zu den Mädels. Besonders eine hatte es uns angetan. Uschi.
Eines Tages stand sie allein in der Mitte des Schulhofs. Wie so oft weinte sie, denn alle nannten sie „Muschi“. Soul, der damals noch Franz hieß, drückte mir sein Pausenbrot in die Hand und schlenderte auf Muschi-Uschi zu.
„Er haut ihr eine rein wegen der Flennerei, wetten?“, sagte der Junge neben mir.
„Ich schätze, er haut nicht, wird ihr sagen, sie soll sich nicht so anstellen.“
Er wieder: „Oder er kriegt sie dazu, dass sie ihm ihre zeigt.“ Seine Stimme kippte vor Lachen. Wir befanden uns alle im Stimmbruch außer Soul, bei dem ging das anders. Über Nacht. Richtig cool und tief.
Soul war bei ihr angekommen. Sie war so eine kleine Blonde mit Augen in einem hellen Türkis, und er legte den Arm um ihre Schultern. Mir fiel das Brot aus der Hand. Sie lächelte ihn an und lief ins Schulgebäude. Die Glocke schrillte über den Hof – Pausenende.
Die Hände in den Taschen der Jeansjacke vergraben, lehnte er neben der Tür, und während wir uns an ihm vorbei schoben, sagte er: „Wer sie noch einmal anders als Uschi nennt, kriegt eine auf die Fresse, klar?“ Er blickte jedem von uns fest in die Augen.
Wir hielten uns dran, Soul konnte extrem wütend werden. Auf dem Nachhauseweg rannte ich ihm hinterher. „Hey, stehst du auf Uschi?“ Ich sprach ihren Namen langsam und sehr deutlich aus.
„Nein.“
„Warum hast du’s dann gemacht?“
„Mir ging die Quälerei aufn Keks, darum.“
Er lief schnell und blickte nicht auf.
„Hast Recht“, keuchte ich, war nicht leicht, Schritt zu halten.
Er antwortete nicht.
„Gehst du nach Hause?“
Er blieb so plötzlich stehen, dass ich in ihn rein rannte.
„Was willst du, Harry?“
Ich überlegte, wie ich es möglichst cool bringen könnte, aber da mir nichts einfiel, sagte ich einfach: „Dachte, wir könnten Freunde werden.“
Soul kratzte sich am Nacken und musterte mich dabei ernst. „Warum meinst du, könnte ich das brauchen?“
Ich kickte mit einem Steinchen herum. „Ich würde es brauchen“, sagte ich.
„Okay. Komm schon.“ Er wechselte den Gurt der Tasche auf die andere Schulter und ging weiter. Ich ihm nach.
Im Probenkeller wartete seine Band. Es waren drei Typen zwischen siebzehn und achtzehn und ich erstarrte vor Ehrfurcht.
„Das ist Harry“, sagte er und setzte sich ans Keyboard.
„Hi.“ Meine Stimme überschlug sich blöderweise gerade jetzt.
Die Drei nickten mir zu und ich verzog mich auf einen vergammelten Lehnstuhl.
Sie legten los mit Eric Burdons When I was young. Damals hörte ich Soul zum ersten Mal singen und ich lag flach vor Begeisterung. Ich durfte als Roadie mit zu den Auftritten bei Schulbällen und in den Clubs.
Und Uschi wurde Souls erste Flamme – er verfiel ihr geradezu. Wenn sie nicht Backstage stand, brachte er keinen Ton raus. Sie ließ keinen Auftritt aus, schließlich war er ihr Retter gewesen. Ich bekam dann ihre Freundin, die Gabi. Es war nicht üblich, Mädchen in die Elternwohnung mitzubringen, und so verzogen wir uns an den konzertfreien Samstagabenden den Probenraum. Eins der Mädchen brachte eine ausgemusterte Zierdecke mit. Soul und ich spannten eine Wäscheleine quer durch den muffigen Kellerraum und warfen sie darüber. Ich beschaffte zwei Matratzen.
War eine starke Zeit. Auf Gabi folgte diese und jene, aber Soul und Uschi klebten zusammen, auch über den Schulabschluss hinweg. Es gab eine Riesenparty in einem der Musikclubs für uns am Abend, ehe wir zum Wehrdienst einrückten. Irgendwer sagte, Soul solle ein Abschiedkonzert geben. Einer aus seiner Band lieh die Gitarre des Clubbesitzers und sie stiegen auf die kleine Bühne. Unplugged. Bis zum Morgengrauen jamten die beiden. Die letzte Nummer war Wind Of Change von Peter Frampton. Da heulten wir alle.
Ein paar Monate später war Uschi schwanger. Nicht von Soul.
„Blöde Fotze“, sagte ich damals zu ihm und räumte dafür eine Ohrfeige ab. Die Band zerfiel, weil Soul es nicht packte. Er schmiss den Plan zu studieren und begann eine Lehre als Elektriker in einem anderen Bezirk.
Als er sich in der Druckerei bewarb, begegneten wir uns wieder. Seither hängen wir zusammen herum.
„Mein Herz ist eine Wunde“, sagte er noch einmal und starrte ins Leere.
Ich hustete die Vergangenheit fort.
Die ganze Nacht war das so gegangen. Im ohrenbetäubenden Klappern der Druckwalzen, die Bogen um Bogen die Tageszeitung ausspuckten, hatte Soul von türkisfarbenen Augen gesprochen. Acht Stunden lang. Ich dachte schon, was er doch für ein Jammerlappen sei, dass er diese Uschi nicht vergessen konnte nach fast dreißig Jahren!
„Harry“, brüllte er mir ein ums andere Mal zu, „Du kannst es dir eben nicht vorstellen.“
Ich winkte der Kellnerin. „Muss jetzt in die Falle, Soul, wir reden heute Abend weiter.“
Er legte die Hand auf meine. Sie glühte. „Noch einen Moment, bitte“, sagte er, „ich kann nicht allein sein.“
„Hör mal, ich bin saumüde, Soul.“ Meine Augen brannten und ständig riss Gähnen mir den Mund auf.
Soul zog die Hand zurück, ich gab nach und bestellte einen Espresso.
„Ich fange wieder zu singen an und werde berühmt.“
„Ich weiß nicht, Soul, es ist ewig her.“
Soeben kam der Kolporteur mit der druckfrischen Zeitung in die Kneipe. Auf dem Titel der Eyecatcher: Irgendein Model mit Muschi-Uschis Augen.
Soul griff nach dem Blatt und versenkte sich in das Foto. Ich gähnte und dann blieb mir der Mund offen, als ich ihn sagen hörte: „Ich hatte mal einen Traum.“ Er drückte die Zeitung an seine Brust und lachte mich an.
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Meerblick
„Ihr Blick hat mich erschossen.“ Soul – der Name war ihm seinerzeit von den Jungs aus der Band verpasst worden; keiner außer ihm hatte diesen rauchigen Klang in der Stimme – griff nach der Bierflasche, „Meine Güte, du kannst dir das nicht vorstellen, Harry.“ Kopfschüttelnd zog er das feuchte Etikett ab. „Ihre Augen, hammermäßig. Türkisblau wie die See an einem weißen Sandstrand ...“
Oben links klebte das Etikett noch, versonnen kratzte Soul dran rum.
Ich lachte leise. „Erschossen?“
Er sah auf. „Mein Herz ist seit damals eine Wunde.“ Seine Stimme klang, als würde sie brechen. Er senkte den Blick und riss den letzten Fetzen vom Glas. Es war früh, die Kneipe roch genauso wie Kneipen am Morgen riechen. Wir waren nach der Nachtschicht hergekommen, tranken eine Pulle, ehe wir uns aufs Ohr legen wollten. Wir hielten das seit zwanzig Jahren so.
Schon in der Schule waren wir Freunde gewesen. Nicht sofort, denn Soul kam mitten im Schuljahr und da hatten sich schon Cliquen gebildet. Er war ein Einzelgänger. Wir waren vierzehn Jahre alt und nicht nett zu den Mädels. Besonders eine hatte es uns angetan. Uschi.
Eines Tages stand sie allein in der Mitte des Schulhofs. Sie weinte wie so oft. Alle nannten sie „Muschi“. Soul, der damals noch Franz hieß, löste sich aus der Gruppe, drückte das Pausenbrot einem Kumpel in die Hand und schlenderte auf Muschi-Uschi zu.
„Er haut ihr eine rein wegen der Flennerei, wetten?“, sagte der Junge neben mir.
„Ich schätze, er haut nicht, wird ihr sagen, sie soll sich nicht so anstellen.“
Er wieder: „Oder er kriegt sie dazu, dass sie ihm ihre zeigt.“ Seine Stimme kippte vor Lachen. Wir befanden uns alle im Stimmbruch außer Soul, bei dem ging das anders. Über Nacht. Am Tag davor noch eher kindlich, und dann richtig cool und tief.
Soul war bei ihr angekommen. Sie war so eine kleine Blonde mit Augen in einem hellen Türkis, und er legte den Arm um ihre Schultern. Mir fiel das Brot aus der Hand. Sie lächelte ihn an und lief in die Schule. Die Glocke schrillte über den Hof – Pausenende.
Die Hände in den Taschen der Jeansjacke vergraben, lehnte er neben der Tür und während wir uns an ihm vorbeischoben, sagte er: „Wer sie noch einmal anders als Uschi nennt, kriegt eine auf die Fresse, klar?“ Er blickte jedem von uns fest in die Augen.
Wir hielten uns dran, Soul konnte extrem wütend werden. Auf dem Nachhauseweg rannte ich ihm hinterher. „Hey, stehst du auf Uschi?“ Ich sprach ihren Namen deutlich aus, dass bloß keine Idee eines Versprechers aufkam.
„Nein.“
„Warum hast du’s dann gemacht?“
„Mir ging die Quälerei auf'n Keks, darum.“
Er lief schnell und blickte nicht auf.
„Hast recht“, keuchte ich, war nicht leicht, Schritt zu halten.
Er antwortete nicht.
„Gehst du nach Hause?“
Er blieb so plötzlich stehen, dass ich in ihn rein rannte.
„Was willst du, Harry?“
Ich überlegte, wie ich es möglichst cool bringen könnte, aber da mir nichts einfiel, sagte ich einfach: „Dachte, wir könnten Freunde werden.“
Soul kratzte sich am Nacken und musterte mich dabei ernst. „Warum meinst du, könnte ich das brauchen?“
Ich kickte mit einem Steinchen herum. „Ich würde es brauchen“, sagte ich ehrlicherweise.
„Okay. Komm schon.“ Er wechselte den Gurt der Tasche auf die andere Schulter und ging weiter. Ich ihm nach.
In einem Probenkeller, wartete seine Band bereits. Es waren drei Typen zwischen siebzehn und achtzehn und ich erstarrte vor Ehrfurcht.
„Das ist Harry“, sagte er und setzte sich ans Keyboard.
„Hi.“ Meine Stimme überschlug sich blöderweise gerade jetzt.
Die Drei nickten mir zu und ich verzog mich auf einen vergammelten Lehnstuhl.
Sie legten los mit Eric Burdons When I was young. Damals hörte ich Soul zum ersten Mal singen und ich lag flach vor Begeisterung. Ich durfte als Roadie mit zu den Auftritten bei Schulbällen und in den Clubs.
Und Uschi war Souls erste Flamme – er war ihr geradezu verfallen. Ab dem Moment brachte er keinen Ton raus, wenn sie nicht Backstage stand und ihm zuhörte. Sie ließ keinen Auftritt aus, stärkte ihm den Rücken. So schien es. Schließlich war er ihr Retter gewesen. Ein paar Monate später ist sie schwanger geworden. Nicht von Soul. Wir hatten sie demnach nicht von ungefähr mit dem Spitznamen bedacht.
Ich weiß noch, wie er gelitten hat, es war nicht schön. Die Band zerfiel, weil Soul es nicht packte. Er schmiss die Schule und begann eine Lehre als Elektriker in einem anderen Bezirk.
Als er sich in der Druckerei bewarb, begegneten wir uns wieder. Seither hängen wir zusammen herum.
„Mein Herz ist eine Wunde“, sagte er noch einmal und starrte ins Leere.
Ich hustete die Vergangenheit fort.
Die ganze Nacht war das schon gegangen. Im ohrenbetäubenden Klappern der Druckwalzen, die Bogen um Bogen die Tageszeitung ausspuckten, hatte Soul von türkisfarbenen Augen gesprochen. Acht Stunden lang.
„Harry“, brüllte er mir ein ums andere Mal zu, „Du kannst es dir eben nicht vorstellen.“
Ich winkte der Kellnerin. „Muss jetzt in die Falle, Soul, wir reden heute Abend weiter.“
Er legte die Hand auf meine. Sie glühte. „Noch einen Moment, bitte“, sagte er, „ich kann nicht allein sein.“
„Hör mal, ich bin saumüde, Soul.“ Meine Augen brannten und ständig riss Gähnen mir den Mund auf.
Soul zog die Hand zurück, hob die Schultern. Es hatte ihn voll erwischt, eine Breitseite der Leidenschaft. Ich gab klein bei und bestellte einen Espresso.
„Ich fange wieder zu singen an und werde berühmt.“
„Ich weiß nicht, Soul, es ist ewig her.“
Soeben kam der Kolporteur mit der druckfrischen Zeitung in die Kneipe. Auf dem Titel der Eyecatcher: Michelle Pfeiffers Augen. Wie das Meer an einem weißen Sandstrand.
Soul griff nach dem Blatt und versenkte sich in das Foto. Ich gähnte und dann blieb mir der Mund offen, als ich ihn sagen hörte: „Ich hatte mal einen Traum.“ Er drückte die Zeitung an seine Brust und lachte mich an.
© Elsa Rieger
Soul (früher:Meerblick)
Liebe Elsa,
ich kann es nicht bei mir behalten:
Diese Passage macht mich so wütend auf den Erzähler, dass ich ihm kein Wort mehr abkaufe.
Nichts für ungut ... ohne das hätte ich es lieber gelesen.
Schönen Tag wünscht
Zefira
ich kann es nicht bei mir behalten:
Ein paar Monate später ist sie schwanger geworden. Nicht von Soul. Wir hatten sie demnach nicht von ungefähr mit dem Spitznamen bedacht.
Diese Passage macht mich so wütend auf den Erzähler, dass ich ihm kein Wort mehr abkaufe.
Nichts für ungut ... ohne das hätte ich es lieber gelesen.
Schönen Tag wünscht
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Liebe Zefira,
Gut, wenn du es nicht für dich behältst! Die Geschichte sollte ja bestmöglich werden.
Du findest, ich soll: Wir hatten sie demnach nicht von ungefähr mit dem Spitznamen bedacht.
rausnehmen?
Die LeserInnen auf den Erzähler wütend zu machen, hat nämlich keinen Sinn für die Story.
Lieben Gruß
ELsa
Gut, wenn du es nicht für dich behältst! Die Geschichte sollte ja bestmöglich werden.
Du findest, ich soll: Wir hatten sie demnach nicht von ungefähr mit dem Spitznamen bedacht.
rausnehmen?
Die LeserInnen auf den Erzähler wütend zu machen, hat nämlich keinen Sinn für die Story.
Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen
Hallo,
du kannst gut erzählen, Elsa!
Man kommt sofort rein und will weiterwissen.
Nach der guten Hälfte (ca. nach Clubs) knickt es ab, ich weiß nicht genau, warum. Es ist nicht unbedingt dieser Satz, den Zefira so furchtbar fand, sondern eher mein Eindruck, dass du ab dann hastig wirst, so schnell erzählst, obwohl es ja gar nicht zu einem Knall-Ende kommt, zu dem man hinrasen muss. Warum so hektisch plötzlich?
Es bleibt unangenehm unklar, wie viel Zeit vergangen ist.
Ich weiß auch nicht, ob es nötig ist (oder unnötig kompliziert und das Fließen hemmt), die Geschichte so einzurahmen von einer Jetzt-Vergangenheit, von der aus erinnert wird, denn Soul spricht ja im Eingerahmten gar nicht mehr selbst - nur im Rahmen.
Noch ein Zweifel: Der Titel erscheint mir weit hergeholt, so wichtig sind mir persönlich beim Lesen die türkisblauen Augen gar nicht.
Das Ende verstehe ich nicht gut, aber das macht nichts, es ist vielleicht gar kein Ende, sondern ein Auszug?
Trotz der Mäkelei und Zweifelei, wie schon gesagt: Du kannst richtig gut schreiben!
lg
klara
du kannst gut erzählen, Elsa!
Man kommt sofort rein und will weiterwissen.
Nach der guten Hälfte (ca. nach Clubs) knickt es ab, ich weiß nicht genau, warum. Es ist nicht unbedingt dieser Satz, den Zefira so furchtbar fand, sondern eher mein Eindruck, dass du ab dann hastig wirst, so schnell erzählst, obwohl es ja gar nicht zu einem Knall-Ende kommt, zu dem man hinrasen muss. Warum so hektisch plötzlich?
Es bleibt unangenehm unklar, wie viel Zeit vergangen ist.
Ich weiß auch nicht, ob es nötig ist (oder unnötig kompliziert und das Fließen hemmt), die Geschichte so einzurahmen von einer Jetzt-Vergangenheit, von der aus erinnert wird, denn Soul spricht ja im Eingerahmten gar nicht mehr selbst - nur im Rahmen.
Noch ein Zweifel: Der Titel erscheint mir weit hergeholt, so wichtig sind mir persönlich beim Lesen die türkisblauen Augen gar nicht.
Das Ende verstehe ich nicht gut, aber das macht nichts, es ist vielleicht gar kein Ende, sondern ein Auszug?
Trotz der Mäkelei und Zweifelei, wie schon gesagt: Du kannst richtig gut schreiben!
lg
klara
Ich finde die Rahmenhandlung schon wichtig, denn - ich äußere jetzt meine persönliche Deutung - die Titelbildfotos auf Zeitungen sind ja, gerade was die Farben angeht, derart nachretuschiert, dass kein Mensch wirklich so aussehen kann.
Es ist ein Wunschtraum, was da wiedergegeben wird, keine Wirklichkeit, und unter diesem Gesichtspunkt sehe ich auch Souls Pläne (wenn man das den Pläne nennen kann), dass er wieder zu singen anfangen und berühmt werden will (gerade er als Drucker muss ja wissen, wie diese Bilder zustandekommen).
Was den von mir herausgepickten Satz angeht - ich vermute, er soll eine eindeutige Stellungnahme des Erzählers transportieren, was er von Uschis Verhalten Soul gegenüber hält, aber dann wäre mir ein Einwurf wie etwa "diese F..." lieber gewesen; ein Einwurf, der wirkliche Wut ausdrückt.
Grüße von Zefira
Es ist ein Wunschtraum, was da wiedergegeben wird, keine Wirklichkeit, und unter diesem Gesichtspunkt sehe ich auch Souls Pläne (wenn man das den Pläne nennen kann), dass er wieder zu singen anfangen und berühmt werden will (gerade er als Drucker muss ja wissen, wie diese Bilder zustandekommen).
Was den von mir herausgepickten Satz angeht - ich vermute, er soll eine eindeutige Stellungnahme des Erzählers transportieren, was er von Uschis Verhalten Soul gegenüber hält, aber dann wäre mir ein Einwurf wie etwa "diese F..." lieber gewesen; ein Einwurf, der wirkliche Wut ausdrückt.
Grüße von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Hallo Klara,
Zuerst bedanke ich mich für dein Lob, ich habe hier viele deiner Texte gelesen und erstarre vor Ehrfurcht, wie du schreibst, daher freut mich das schon sehr.
Nach den Clubs könnte ich durchaus - jetzt, wo du es sagst - weniger eilig sein. Es gibt tatsächlich keinen Grund für Eile, das stimmt.
Titel, ja, der krankt. Habe aber (noch) keine Idee, weil, wie du richtig ahnst, die Geschichte weiter gehen wird. Irgendwann. Ich habe den nächsten Teil im Ansatz schon angelegt. Mir gefällt die Figur des Soul, ich fühle, da ist noch mehr drin.
Seit 20 Jahren arbeiten sie zusammen. Ind der Druckerei hat er begonnen einige Jahre, nachdem er Elektriker in einem anderen Bezirk geworden war. Ich muss wohl die Zeit mit Uschi genau definieren und wie lange Soul und Harry sich nicht gesehen haben. Soul ist bald 50. Das sollte wohl besser rauskommen. Es war auch mal drin in dem Satz gegen Ende:
Da stand mal: "Ich weiß, nicht Soul, du bist fast Fünfzig."
Soll ich das wieder rein setzen?
Vielen Dank,
ELsa
Zuerst bedanke ich mich für dein Lob, ich habe hier viele deiner Texte gelesen und erstarre vor Ehrfurcht, wie du schreibst, daher freut mich das schon sehr.
Nach den Clubs könnte ich durchaus - jetzt, wo du es sagst - weniger eilig sein. Es gibt tatsächlich keinen Grund für Eile, das stimmt.
Titel, ja, der krankt. Habe aber (noch) keine Idee, weil, wie du richtig ahnst, die Geschichte weiter gehen wird. Irgendwann. Ich habe den nächsten Teil im Ansatz schon angelegt. Mir gefällt die Figur des Soul, ich fühle, da ist noch mehr drin.
Es bleibt unangenehm unklar, wie viel Zeit vergangen ist.
Seit 20 Jahren arbeiten sie zusammen. Ind der Druckerei hat er begonnen einige Jahre, nachdem er Elektriker in einem anderen Bezirk geworden war. Ich muss wohl die Zeit mit Uschi genau definieren und wie lange Soul und Harry sich nicht gesehen haben. Soul ist bald 50. Das sollte wohl besser rauskommen. Es war auch mal drin in dem Satz gegen Ende:
„Ich weiß nicht, Soul, es ist ewig her.“
Da stand mal: "Ich weiß, nicht Soul, du bist fast Fünfzig."
Soll ich das wieder rein setzen?
Vielen Dank,
ELsa
Schreiben ist atmen
Es ist ein Wunschtraum, was da wiedergegeben wird, keine Wirklichkeit,
Exakt.
Was den von mir herausgepickten Satz angeht - ich vermute, er soll eine eindeutige Stellungnahme des Erzählers transportieren, was er von Uschis Verhalten Soul gegenüber hält, aber dann wäre mir ein Einwurf wie etwa "diese F..." lieber gewesen; ein Einwurf, der wirkliche Wut ausdrückt.
ja, das sollte er. Er liebt Soul. Danke für den Vorschlag, das ist bei mir angekommen!
Lieben Gruß
Elsa
Schreiben ist atmen
Hallo Elsa,
bitte nicht ehrfürchtig, dafür schneiden meine eigenen Schwächen mir zu sehr in den Hochmut .-) Natürlich schmeichelt mir das trotzdem, wenn du so sprichst - aber zurück zum Thema:
Achso, er ist schon fünfzig!
Ich gebe zu, dass ich flott und wahrscheinlich flüchtig "weggelesen" habe, weil es sich eben so flott las - hab nicht auf Details geachtet, hab also im Grunde nicht als Kommentatorin gelesen, sondern als Leserin und dann meinen Eindruck geschildert - der falsch sein kann, insbesondere, was den Rahmen betrifft. Vielleicht bringt es was, mit derUschi-Zeit anzufangen, aber schon das Rückblickende reinzuschummeln - und erst danach in die Kneipe zu wechseln? Ich weiß es nicht, würde an deiner Stelle da mal ein bisschen rumprobieren (im Kopf und auf dem Papier), wie es am schlauesten ist.
"es ist ewig her" sagen Kinder aber auch so dahin, deshalb ist es leicht missverständlich: Als ich zwanzig war, war das Abitur "ewig her".
Ich würde diesen großen Zeitrahmen aber trotzdem nicht so platt in den Dialog packen (so würde man nicht reden! Soul weiß ja, dass er fünfzig ist), das muss eleganter gehen. Vielleicht beschreibend, in der Druckerei, was da passiert ist, oder dass Soul vielleicht schon einen halbwüchsigen Sohn hat, der Gitarre spielt, oder dass etwas anderes eingeschoben wird, wie sie gemeinsam gestreikt haben, damals, beim Jahrhundertstreik 19sowieso, oder der graue Bart, das schütter werdende Haar.
Oder du kombinierst äußere Beschreibung der Dinge und Menschen mit Dialog.
Wenn du da eine längere Geschichte draus machen willst, hast du doch alle Zeit und allen Raum der Welt, zu erzählen.
Der Name Soul ist super!
lg
klara
bitte nicht ehrfürchtig, dafür schneiden meine eigenen Schwächen mir zu sehr in den Hochmut .-) Natürlich schmeichelt mir das trotzdem, wenn du so sprichst - aber zurück zum Thema:
Achso, er ist schon fünfzig!
Ich gebe zu, dass ich flott und wahrscheinlich flüchtig "weggelesen" habe, weil es sich eben so flott las - hab nicht auf Details geachtet, hab also im Grunde nicht als Kommentatorin gelesen, sondern als Leserin und dann meinen Eindruck geschildert - der falsch sein kann, insbesondere, was den Rahmen betrifft. Vielleicht bringt es was, mit derUschi-Zeit anzufangen, aber schon das Rückblickende reinzuschummeln - und erst danach in die Kneipe zu wechseln? Ich weiß es nicht, würde an deiner Stelle da mal ein bisschen rumprobieren (im Kopf und auf dem Papier), wie es am schlauesten ist.
"es ist ewig her" sagen Kinder aber auch so dahin, deshalb ist es leicht missverständlich: Als ich zwanzig war, war das Abitur "ewig her".
Ich würde diesen großen Zeitrahmen aber trotzdem nicht so platt in den Dialog packen (so würde man nicht reden! Soul weiß ja, dass er fünfzig ist), das muss eleganter gehen. Vielleicht beschreibend, in der Druckerei, was da passiert ist, oder dass Soul vielleicht schon einen halbwüchsigen Sohn hat, der Gitarre spielt, oder dass etwas anderes eingeschoben wird, wie sie gemeinsam gestreikt haben, damals, beim Jahrhundertstreik 19sowieso, oder der graue Bart, das schütter werdende Haar.
Oder du kombinierst äußere Beschreibung der Dinge und Menschen mit Dialog.
Wenn du da eine längere Geschichte draus machen willst, hast du doch alle Zeit und allen Raum der Welt, zu erzählen.
Der Name Soul ist super!
lg
klara
Zuletzt geändert von Klara am 14.03.2007, 10:41, insgesamt 2-mal geändert.
Mir gefällt der Satz in der jetzigen Form besser. "Du bist fast fünfzig" klingt nur ernüchternd. "Es ist lang her" lässt noch ein wenig eigene Sehnsucht mitschwingen.
ps. sorry, meine Posts hinken immer irgendwie nach, zum Thema Rahmenhandlung hab ich oben auch noch was geschrieben.
ps. sorry, meine Posts hinken immer irgendwie nach, zum Thema Rahmenhandlung hab ich oben auch noch was geschrieben.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Liebe Elsa,
ja, ich finde auch, das ist ein echter Genuss! Ich finde auch, dass du schreiben kannst, da ist der richtige Ton, der richtige Grad an Empathie mit deinen Figuren, sodass sie weder zu rein/gut sind noch zu langweilig noch zu...was auch immer, sie sind einfach lebendig.
Warum nennst du die Geschichte nicht einfach "Soul"? Das ist dann ja nochmal schön doppeldeutig, denn die Geschichte hat von der Stimmung ja auch - so weit ich das beurteilen kann - Soul.
Beim Spannugnsbogenknick in der Mitte, da gebe ich Klara Recht. Ohne ihren Kommentar vorher gelesen zu haben, ging es mir ganz ähnlich. Ich glaube nicht, dass es generell an dem Zeitsprung liegt, den finde ich OK, sondern nur, dass der Teil, der dann folgt, noch nicht dicht/lang genug ist. ich würde auch sagen: Mehr! .
Zefiras Einwurf mit dem Satz kann ich verstehen, ich finde den auch komisch an der Stelle. Es ist zwar so (und das mag ich), dass der Ich-Erzähler weniger rein (eher Mitläufer, schwächer, unindividueller, aber eben angezogen von Soul und seinen Werten) ist als Soul, so gesehen passt der Satz, aber er lässt sich von den Wahrheiten von Soul ja auch beeinflussen, das geht ihm nahe, deshalb glaube ich auch, dass der Satz da erzählerisch nicht passt. Außerdem passt er logisch auch nicht so ganz, denn dass jemand Muschi genannt wird, heißt doch nicht, dass er prädestiniert ist, um Fremdzugehen?
Auch weiß ich noch nicht genau, wieso Uschi das tut...irgendwie kommt sie nicht so rüber...obwohl das eben auch einfahc grundlos sein kann 8Jugend etc...dann durch Soul die Möglichkeit...gefällt mir doch)
Auch würde ich die Zeit umstellen:
Ein paar Monate später wurde sie schwanger. Nicht von Soul. Wir hatten sie demnach nicht von ungefähr mit dem Spitznamen bedacht.
Wenn du den Rückbezug des Helden zu seiner "eigentlichen" Peer-Group brauchst an der Stelle, würde ich das stärker reflektieren/ausschmücken, einen satz mehr gönnen.
Noch Kleinigkeiten:
Das drangehängte: "Er war Einzelgänger" wirkt komisch so ohne Bindeglied. Vielleicht sowas wie: Auch war er Einzelgänger? Oder so etwas?
Eines Tages stand sie allein in der Mitte des Schulhofs. Sie weinte wie so oft. Alle nannten sie „Muschi“. Soul, der damals noch Franz hieß, löste sich aus der Gruppe, drückte das Pausenbrot einem Kumpel in die Hand und schlenderte auf Muschi-Uschi zu.
ich fände es besser "sein Pausenbrot" zu schreiben, klingt flüssiger?
Ich würden den letzten Satz streichen. Das hat mehr leichtigkeit und nichts geht verloren, das Bild ganz viel kräftiger wirken (klasse ist es übrigens)
Das "ab dem Morgen" schließt etwas ungelenk an den Vorsatz/die vorherige Situation an, finde ich. Vielleicht sowas wie:
Er brachte keinen Ton heraus, wenn sie nicht Backstage stand.
(das zuhören als Info brauchst du auch nicht, dass steckt ja eben in der Beobachtung)
Sehr gern gelesen!
Liebe Grüße,
Lisa
PS: ich könnte mir als Titel sogar "Soul und Uschi" vorstellen, das hätte dann was übertragenes...der Soul im Leben vs. die Elektrikerausbildung...denn es kommt ja nicht von ungefähr, dass sich die beiden Namen Soul und Uschi so unterscheiden klangwirksamtechnisch . Schön auch natürlich, der Hinweis auf Franz...weil es zeigt, mit welcher Kraft Franz sich seinen Raum (Soul) schafft und wie schnell er zerstört sein kann.
Würde aufgrund des Endes der Geschichte auch gut ins Monatsthema passen, darf ich einen Verweis dorthin machen?
Liebe Grüße,
Lisa
ja, ich finde auch, das ist ein echter Genuss! Ich finde auch, dass du schreiben kannst, da ist der richtige Ton, der richtige Grad an Empathie mit deinen Figuren, sodass sie weder zu rein/gut sind noch zu langweilig noch zu...was auch immer, sie sind einfach lebendig.
Warum nennst du die Geschichte nicht einfach "Soul"? Das ist dann ja nochmal schön doppeldeutig, denn die Geschichte hat von der Stimmung ja auch - so weit ich das beurteilen kann - Soul.
Beim Spannugnsbogenknick in der Mitte, da gebe ich Klara Recht. Ohne ihren Kommentar vorher gelesen zu haben, ging es mir ganz ähnlich. Ich glaube nicht, dass es generell an dem Zeitsprung liegt, den finde ich OK, sondern nur, dass der Teil, der dann folgt, noch nicht dicht/lang genug ist. ich würde auch sagen: Mehr! .
Zefiras Einwurf mit dem Satz kann ich verstehen, ich finde den auch komisch an der Stelle. Es ist zwar so (und das mag ich), dass der Ich-Erzähler weniger rein (eher Mitläufer, schwächer, unindividueller, aber eben angezogen von Soul und seinen Werten) ist als Soul, so gesehen passt der Satz, aber er lässt sich von den Wahrheiten von Soul ja auch beeinflussen, das geht ihm nahe, deshalb glaube ich auch, dass der Satz da erzählerisch nicht passt. Außerdem passt er logisch auch nicht so ganz, denn dass jemand Muschi genannt wird, heißt doch nicht, dass er prädestiniert ist, um Fremdzugehen?
Auch weiß ich noch nicht genau, wieso Uschi das tut...irgendwie kommt sie nicht so rüber...obwohl das eben auch einfahc grundlos sein kann 8Jugend etc...dann durch Soul die Möglichkeit...gefällt mir doch)
Auch würde ich die Zeit umstellen:
Ein paar Monate später wurde sie schwanger. Nicht von Soul. Wir hatten sie demnach nicht von ungefähr mit dem Spitznamen bedacht.
Wenn du den Rückbezug des Helden zu seiner "eigentlichen" Peer-Group brauchst an der Stelle, würde ich das stärker reflektieren/ausschmücken, einen satz mehr gönnen.
Noch Kleinigkeiten:
Schon in der Schule waren wir Freunde gewesen. Nicht sofort, denn Soul kam mitten im Schuljahr und da hatten sich schon Cliquen gebildet. Er war ein Einzelgänger.
Das drangehängte: "Er war Einzelgänger" wirkt komisch so ohne Bindeglied. Vielleicht sowas wie: Auch war er Einzelgänger? Oder so etwas?
Eines Tages stand sie allein in der Mitte des Schulhofs. Sie weinte wie so oft. Alle nannten sie „Muschi“. Soul, der damals noch Franz hieß, löste sich aus der Gruppe, drückte das Pausenbrot einem Kumpel in die Hand und schlenderte auf Muschi-Uschi zu.
ich fände es besser "sein Pausenbrot" zu schreiben, klingt flüssiger?
Er wieder: „Oder er kriegt sie dazu, dass sie ihm ihre zeigt.“ Seine Stimme kippte vor Lachen. Wir befanden uns alle im Stimmbruch außer Soul, bei dem ging das anders. Über Nacht. Am Tag davor noch eher kindlich, und dann richtig cool und tief.
Ich würden den letzten Satz streichen. Das hat mehr leichtigkeit und nichts geht verloren, das Bild ganz viel kräftiger wirken (klasse ist es übrigens)
---> RechtHast recht“,
Ab dem Moment brachte er keinen Ton raus, wenn sie nicht Backstage stand und ihm zuhörte.
Das "ab dem Morgen" schließt etwas ungelenk an den Vorsatz/die vorherige Situation an, finde ich. Vielleicht sowas wie:
Er brachte keinen Ton heraus, wenn sie nicht Backstage stand.
(das zuhören als Info brauchst du auch nicht, dass steckt ja eben in der Beobachtung)
Sehr gern gelesen!
Liebe Grüße,
Lisa
PS: ich könnte mir als Titel sogar "Soul und Uschi" vorstellen, das hätte dann was übertragenes...der Soul im Leben vs. die Elektrikerausbildung...denn es kommt ja nicht von ungefähr, dass sich die beiden Namen Soul und Uschi so unterscheiden klangwirksamtechnisch . Schön auch natürlich, der Hinweis auf Franz...weil es zeigt, mit welcher Kraft Franz sich seinen Raum (Soul) schafft und wie schnell er zerstört sein kann.
Würde aufgrund des Endes der Geschichte auch gut ins Monatsthema passen, darf ich einen Verweis dorthin machen?
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Elsa,
mir kam eben eine ganz kuriose Idee; ich habe nämlich schon vorhin, nachdem ich meinen ersten Kommentar abgeschickt hatte (über den bewussten Satz) bei der Arbeit darüber nachgedacht, ob es denkbar wäre, dass ein Junge mit einer solchen Namensentstellung gequält wird.
Und nun springt mir beim Lesen von Lisas Kommentar dieser satz plötzlich ins Auge:
Hast Du den Namen Franz (bewusst oder unbewusst) gewählt, weil mit ihm eine ähnliche Verdrehung möglich wäre?
Entschuldige, wenn es total abwegig klingt, aber wenn es Zufall ist, dann wirklich ein recht kurioser.
Mit Grüßen
Zefira
mir kam eben eine ganz kuriose Idee; ich habe nämlich schon vorhin, nachdem ich meinen ersten Kommentar abgeschickt hatte (über den bewussten Satz) bei der Arbeit darüber nachgedacht, ob es denkbar wäre, dass ein Junge mit einer solchen Namensentstellung gequält wird.
Und nun springt mir beim Lesen von Lisas Kommentar dieser satz plötzlich ins Auge:
Soul, der damals noch Franz hieß
Hast Du den Namen Franz (bewusst oder unbewusst) gewählt, weil mit ihm eine ähnliche Verdrehung möglich wäre?
Entschuldige, wenn es total abwegig klingt, aber wenn es Zufall ist, dann wirklich ein recht kurioser.
Mit Grüßen
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Liebe Zefira,
wie genial ist das denn? Sowohl wenn es absichtlich noch wenn es unabsichtlich ist!
Liebe Grüße,
Lisa
wie genial ist das denn? Sowohl wenn es absichtlich noch wenn es unabsichtlich ist!
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Ich bin überzeugt, dass so etwas nicht zufällig passiert, selbst wenn es absichtslos geschah.
Juristen nennen so was "Eventualvorsatz" oder "billigendes In-Kauf-Nehmen" *kicher*
Juristen nennen so was "Eventualvorsatz" oder "billigendes In-Kauf-Nehmen" *kicher*
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
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