Die Tür

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Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 14.03.2006, 13:34

Die Tür

Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit in einem kleinen Dörfchen auf einem kleinen Hügel.
In diesem Dörfchen lebte eine kleine Familie in einem kleinen Haus.

Es war gerade etwa zur Mittagszeit, als die Mutter des Hauses in einem kleinen Topf auf einem Feuerchen das Mittagessen für die bald einkehrende Familie kochte.
Es war Suppe.
Suppe aus Kartoffeln, Karotten, Kohl und anderem Gemüse, das mit "K" anfing.
Es war eine eigene Kreation der Mutter.
Sie nannte sie K-Suppe.
Und jedem der kleinen Familie schmeckte die K-Suppe sehr gut.

Gerade als die Mutter das Kochlöffelchen ein letztes Mal in die Suppe tauchte öffnete sich die Tür und die ganze - „ganze“ mag so klingen, als seien es viele, was auch im gewöhnlichen Fall anzunehmen wäre; hier jedoch verhält es sich entgegengesetzt - Familie trat herein.

Da war der Vater, er kam gerade von der Arbeit – er machte Türen, sogar welche für Mäuse, ja Türen für Mäuse, denn hier schätzte man die kleinen Nager sehr - sowie der Sohn, der von der kleinen Schule des Dörfchens kam, in welcher er heute nur eine kleine Hausaufgabe auf bekommen hatte, wie beinahe immer - den kleinen Sonderfall, den er sich auf Grund eines kleinen Fehlbetragens einhandelte lassen wir hier außen vor.

Sie setzten sich an das Tischchen und warteten nach freundlicher Begrüßung der Mutter lächelnd darauf, dass ihre Tellerchen mit der guten Suppe gefüllt wurden.
Sie schmeckte trotz der kleinen Portionen wie immer sehr gut.
Man unterhielt sich über den Tag.

Der Vater sprach von den Türen, welche er für seine Kunden anfertige.
Er war ein hoch angesehener Türmacher und sehr gefragt, da er seinen Betrieb schon von seinem Vater und der von seinem Vater geerbt hatte, die, wie auch er, sehr gut in ihrem Handwerk waren.
Er hatte nur einen Gesellen, hoffte aber bald schon seinen Sohn in das Familiengewerbe einzuführen.

Heute schien er einen besonderen Auftrag bekommen zu haben. Er sollte eine sehr edle Tür herstellen.
Das war sein bisher größter Auftrag und die ganze kleine Familie freute sich mit ihm.

Er beugte sich über das Tischchen, was, obwohl die Platte nicht sehr groß, vielmehr klein war, ihm, denn auch er war kein Hüne, einige Schwierigkeiten bereitete und sprach in gedämpftem Ton mit seiner Familie, denn der Auftrag war geheim und er durfte eigentlich keinem etwas davon erzählen.
Die Tür, die er herstellen sollte war nicht wie eine seiner vielen bisher gefertigten Türen, sie war etwas ganz besonderes.
Denn sie sollte nach dem Wunsch seines Auftraggebers nicht nur eine simple Tür sein, die den Gang durch eine Wand ermöglicht, nein, sie sollte noch viel weiter reichen, als nur durch Stein, Holz und Mörtel.

Die gesamte kleine Familie war sehr erstaunt über diesen unüblichen Auftrag und vergaß dabei beinahe ihre K-Suppe weiter zu löffeln.
Sie fragten den Vater wie er denn anzustellen gedenke, was ihm aufgetragen war.
Dieser unterbreitete ihnen zum besseren Verständnis zuallererst eines der Geheimnise vom Türen-, auch Mauselochtürenmachen, etwas, dass nur die wenigsten, noch nicht einmal alle Türenmacher wussten:

Eine Tür muss von ihrem Hersteller genau auf den Ort, zu dem sie führen soll abgestimmt sein, der Türenmacher muss also nicht nur die Tür, sondern damit auch den Weg zum Raum hinter ihr machen.

Das erstaunte die kleine Familie nicht schlecht, dachten sie doch jede Tür sei nichts weiter als etwas womit man ein Loch in einer Mauer schließt, so dass die Kälte draußen bliebe, man seine Gäste auch ordentlich begrüßen könne und, sei man selbst ein Gast nicht so unhöflich wäre direkt im Haus des Gastgebers zu stehen.

Auf die Frage wohin diese Tür führen sollte antwortete der Vater nicht und auch dazu wer der Auftraggeber sei sagte er nicht viel.
Es sei der Bewohner des großen einsamen Herrenhauses etwas außerhalb des Dorfes auf dem kleinen Hügel.
Mehr sagte er nicht und wollte so sehr ihn seine Familie auch drängte nichts weiter preisgeben.

Nach dem Essen und den abklingenden vergeblichen Versuchen der Familie mehr in Erfahrung zu bringen verabschiedete sich der Vater von der Familie.
Er müsse zu seinem Kunden, um über die Einzelheiten seines Auftrages zu sprechen.

Er schloss die kleine Tür hinter sich und machte sich auf den Weg.
Es lief seine heimatliche Straße entlang und bog auf die sich von den heimkehrenden Vätern lichtende Hauptstraße des Örtchens ein. An dieser lief er ein paar Minuten und betrachtete die Schaufenster der mittlerweile geschlossenen Läden.
Hier gab es alles was man zum Leben in einem Dörfchen brauchte und sogar ein bißchen mehr:
Einen Bäcker, der nicht nur Brot und Brötchen, sondern mit Vorliebe auch filigran geformte Teigmännchen und ganze Alltagsszenerien in Vollkornteig buk.
Ein schrullig eingerichtetes von einer schrulligen alten tatsächlich Emma heißenden Frau geführtes Lädchen mit Allerlei von Süßigkeiten über Postkarten und Füllfederhaltern bis hin zu Schrauben, Nägeln und Werkzeugen.
Einen Metzger, der von der Blut- zur Leberwurst alles an Fleischerzeugnissen führte.
Eine kleine Boutique für Herren- und Damenbekleidung, die die neuste Mode des vorletzten Jahres führte.
Einen Gemüseladen, der nicht nur Gemüse, das mit „K“ anfing, sondern sogar welches, das mit „G“, „T“ oder sogar „Z“ anfing anbot.
Und auch einen Spielzeugladen gab es, der von einem freundlichen, aber sehr pingeligen älteren Herren geführt wurde, der alles Spielzeug selbst aus Holz fertigte.

Ganz den Blick in die Schaufenster vertieft verpasste der Vater beinahe den Weg, den er eigentlich gehen wollte, den kleinen Feldweg, der aus dem Dorf heraus in Richtung des kleinen Wäldchens führte hinter dem das Haus seines Auftraggebers lag.

Er erinnerte sich, wie er als Kind in diesem Wald immer gespielt hatte, wie er sich seine Lager gebaut hatte und plötzlich nicht mehr bloß der kleine Wicht, sondern ein Trapper, Seeräuber oder großer Entdecker war.
Eben noch in dem selbstgebauten Baumhaus und dann schon im Krähennest seines Schiffes, hier noch den Kirchturm des Dorfes im Blick und dort schon Bären jagend.

Er seufzte ein wenig, als er, die Hände in den Taschen, so träumend durch den Wald lief, wurde aber bevor er beinahe Lust bekam sich schon ins Unterholz zu schlagen aus seinem Schwärmen erweckt.
Da war es, das große einsame Haus auf dem Hügel.
Als Kind hatte er immer Angst davor.
Und auch jetzt war ihm ein wenig mulmig, als er darauf zuging.

Das Haus war sehr groß.
Sein Dach ragte über die Wipfel der umstehenden Bäume und es hatte so viele Fenster, dass man vom Zählen ganz schwindlig wurde. Es musste etliche Zimmer haben.
Zum Eingang des Hausen führte eine kleine von weißen Marmorsäulen begrenzte Treppe, zu der man gelangte, wenn man den kleinen Vorgarten mit Rosen- und Arkazienbeeten und Hecken, die von dem eigentlich zugeschnittenen Typ waren, hier aber sehr verwildert aussahen, als haben sie lange Zeit nicht mehr die Hand eines Gärtners gespürt, durchquerte.

Die große zweiflüglige Haupttür war aus einem schon älter wirkenden Rosenholz und von jemandem hergestellt, der Ahnung von seiner Arbeit hatte, wie der Vater fachmännig anerkannte.
Sie wies zahlreiche Verziehrungen auf und war ob ihrer Größe, was den Vater noch mehr erstaunte, aus einem einzigen Stück gefertigt und dann lediglich in der Mitte getrennt.
Sie passte sich perfekt in ihrem Rahmen ein und schloss nahtlos.

Der Vater musste sich von diesem Meisterstück geradezu losreißen, um den schweren Türklopfer zu betätigen.

Klopf, klopf hallte es hinter der Tür wieder.
Klopf, klopf wiederholte der Vater seine Bitte um Einlass.

Schließlich hörte er langsam näher kommende Schritte.
Das Kunstwerk öffnete sich und gebar einen hageren Mann mit krummer Nase und nur halb geöffneten Augen.
Sein Anzug schien ihm zu eng zu sein.

„Was wünschen sie?“

Der Vater meinte er komme, um über die besondere Tür zu reden.
Er wurde sofort eingelassen und gebeten zu warten.

Er setzte sich auf einen Stuhl in der Diele des Hauses.
Alles hier war imposant und geradezu riesenhaft.
Von hier aus konnte er auf die beiden sich je zur einen und zur anderen Seite windenden großen Treppen zu der sich balkonartig hervorneigenden zweiten Etage blicken.
Er sah eine große tickende Pendeluhr aus erlesener Buche und betrachtete die von vielen majestätisch anmutenden Bildern gezierten Wände.

Endlich kam der Herr des Hauses. Er schritt über den schweren rot verzierten Teppich von einem Dunst aus Pfeifenrauch umgeben zu seinem Gast.
Er sah schon etwas älter aus und trug einen schwarz bestickten purpurnen Hausmantel und einen sonderbaren roten Hut, an dem eine schwarze Bommel hing.

Er lächelte, streckte seine Hand aus und hieß den Türenmachermeister Willkommen.
Der Vater verneigte sich und folgte dem Bommelträger auf dessen Geheiß.

Sie durchquerten einen großen Raum, den der Vater als Speisesaal erkannte, in dem ein Tisch, der für zwanzig Gäste genügte und aus glänzendem Mahagoni war, stand. Danach einen Raum mit großem prasselndem Kamin und goldgelb gepolstertem Canapé.
Dann einen Raum, der über und über mit Karten der Gegend und der Welt behangen war, die allesamt von Reißzwecken übersät waren und danach einen Raum, der nichts aufwies als einen kleinen Schreibtisch, einen Stuhl und eine einzige simple Tür.
Erst jetzt fiel dem Vater auf, dass keiner der vorherigen Räume eine Tür aufwies und man nur durch den jeweiligen Rahmen lief, um in den nächsten Raum zu gelangen.

Der Hausherr blieb stehen und wies stumm auf die Tür, um dem Vater zu bedeuten, er solle hindurch gehen.

Dieser öffnete sie langsam und trat ein.

Was er sah rührte sein Kennerauge zutiefst.

Ein riesiger Saal, der eigentlich über die äußeren Maße des Hauses reichte, voll von Türen.

Die Wände waren höher als der Vater seinen Kopf recken konnte und über und über mit Türen besetzt.
Der Raum glich einer Bibliothek, nur waren es Türen, statt Bücher.
Türen in allen Farben und Formen.
Da waren rötliche Türen aus Mahagoni, Kirsch- und Rosenholz, da waren dunkle Türen aus Ebenholz, Türen aus Teak, Eiche, Fichte und Buche.
Gefärbte Türen in Rosa, Blau, Orange, Gelb und sogar lila-grün kariert.
Es gab exotische Exemplare aus Papyrus und Bast, manche aus schwerem Eisen oder Granit, andere wiederum waren verziert und wieder andere ganz schlicht.
Es war eine unendliche Fülle an Türen und der Vater konnte sich kaum vorstellen wohin all diese führen mögen.

Der Hausherr betrat den Raum nun auch und wandte sich an den Vater:

„Dies ist meine Sammlung.“
Er lies seinen Arm einen Kreis beschreiben, um auf den ganzen Raum zu weisen.
„Das sind Durchgänge zu jedem beliebigen Ort.
Von hier aus ist der Amazonas nicht weiter als ein Schritt, der Himmalaya nur ein Türknopfdrehen und Gizeh ein zur Seite geschobener Vorhang entfernt.
Jeder Platz der Welt nur ein Katzensprung.
Ich war überall, habe alles gesehen, habe schon die ganze Welt bereist und doch nie entdeckt was ich zu finden hoffte.“

Trotz der baumelnden Bommel seines Hutes sah der Mann jetzt sehr bedrückt aus.

Er sah den Türenmacher beinahe flehentlich an.

„Deshalb habe ich sie zu mir gebeten, sie sind meine letzte Hoffnung. Sie sollen mir meinen letzten Weg bereiten.“

Den Vater überkam jetzt wieder die leichte Unbehaglichkeit, die er schon verspürt hatte als ihm dieser Herr zum ersten Mal in seiner Werkstatt begegnete und ihm sein Ansinnen vortrug.
Er schaukelte ein wenig auf den Füßen und spielte verlegen an seiner Hose.

„Mein Herr…“ Er zögerte etwas. „Wie ich ihnen bereits heute früh zu vermitteln versuchte ist es kein Problem für mich ihnen eine hochwertige Tür vom Äußeren ihres Hauses ins Innere herzustellen, oder sogar eine von hier zu einem anderen Ort, den ich kenne….“

„Sie sind der richtige dafür!“ unterbrach ihn der Mann.

„…Aber“ nahm der Vater wieder auf „einen Weg zu diesem Ort zu legen ist wohl auch für mich eine Sache der Unmöglichkeit.“

Die Freundlichkeit des alten Mannes schien einer tief sitzenden Melancholie gewichen zu sein. Er packte den Türenmacher an den Schultern und sah ihn beinahe irre an.

„Sie müssen mir helfen, sie müssen versuchen diese Tür anzufertigen.“

Der Vater löste sich aus dem Griff und trat einen Schritt zurück.

„Ich zweifle sehr daran, dass es möglich ist ihren Wunsch zu erfüllen, aber ich werde es versuchen, wenn ihnen so viel daran liegt.

Ich benötige aber sämtliche Informationen, die diesen Ort beschreiben könnten, ich muss alles darüber in Erfahrung bringen. Ich muss so viel wie nur möglich wissen, denn ohne ausreichende Kenntnis könnte ich fatale Fehler begehen und einen vollkommen falschen Weg legen.“

Der Hausherr nickte wissend und bat sein Gegenüber mit ihm zu kommen.
Sie gingen zurück in den Raum mit dem gelben Canapé und dem Kamin und setzten sich.

Der alte Mann starrte abwesend in die Flammen und schwieg lange Zeit.
Als er zu sprechen begann wirkte sein von nervösen Schatten durchzucktes Gesicht, dessen Blick weiterhin am Feuer haftete noch viel älter.

„Wenn du in dieser Welt nicht leben kannst, dann lebe in deiner eigenen.“

Der Hausherr legte seinen Bommelhut ab und drehte sich zum Vater.
„Ich hörte das vor langer Zeit, verstand es aber nicht.
Mir war damals so als ob ich schwebe. Ich war im Rausch dieser Welt und stets auf der Suche.
Jeden Tag war ich an anderen Orten und erlebte andere Dinge. Mein Leben war ein einziges Abenteuer. Ein Auf und Ab der Gefühle und Erfahrungen, ein Sturm der Erlebnisse.
Ich wollte alles in mich aufsaugen und an mich reißen.
Doch so viel ich auch durchlebte, was auch immer ich besaß, ich konnte nie das finden wonach ich eigentlich verlangte, was ich eigentlich suchte.
Ich wurde dieser Welt überdrüssig und zog mich zurück. Lange Jahre verbrachte ich hier und dachte.
Ich dachte an nichts als die weisen Zeilen, die ich zu verstehen ein Leben brauchte.

„Wenn du in dieser Welt nicht leben kannst, dann lebe in deiner eigenen.“

Meine Türen führen mich an jeden Ort der Welt, wieso nicht auch an den Ort, an dem ich endlich fände was ich suche?
Wieso sollte es nicht auch eine Tür geben, die mich zu mir selbst führt, in meine eigene Welt.
Eine Tür, die mich in meine eigenen Gedanken, zu meiner eigenen Phantasie führt?

Der Türenmacher verstand.
Er willigte ein des alten Herren letzte Tür herzustellen.
Die beiden redeten sehr lange, die gesamte Nacht hindurch, so dass der Wegbereiter genug wissen sollte, um seinen Auftrag zu erfüllen.

Am nächsten Morgen verließ der Vater das einsame Herrenhaus und ging in seine Werkstatt, um sich an die Arbeit zu machen.
Den ganzen Tag und die ganze Nacht verließ er sie nicht mehr.

Schließlich war sein Werk vollbracht.

Da war sie nun, die letzte Tür, der letzte Weg, den der alte Mann gehen sollte.

„Sie sollten jetzt hindurch gehen.“ sagte der Vater.

Der Hausherr nickte.
Er drehte sich entschlossen zur Tür und öffnete sie.

„Wenn du in dieser Welt nicht leben kannst, dann lebe in deiner eigenen.“

Er durchschritt die Tür.
Am anderen Ende des Weges war er genau dort, wo er ihn begonnen hatte.

Er lächelte den Türenmacher an.
Er verstand.
Zuletzt geändert von Degenhardt am 24.08.2006, 10:35, insgesamt 8-mal geändert.

Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 23.08.2006, 19:59

Danke Stefan und lichel.

Realistisch schreiben ist schwer, das stimmt. Mir erscheint es sogar seitdem ich den Menschen noch genauer zuhöre immer schwerer.

Aber hier ist, wie liche es treffend bemerkt gar nicht gewünscht besonders realistisch zu wirken.
Den Dialogen fehlt ein wenig an Inhal, das muss ich eingestehen.

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 24.08.2006, 03:26

Hi Degi,

ich muss gestehen, dass ich nur stichprobenhaft reingelesen habe. Leider ist mein Lesefluss gehemmt; nicht durch die Verschachtelung, sondern durch die mangelhafte Zeichensetzung innerhalb derselben.
Auf Anhieb sehe ich zig fehlende Kommas, die der Autor - wenn er mit vielen Kausalsätzen arbeitet - sicherer anzuwenden in der Lage sein muss, um einen ordentlichen Fluss zu erzielen.

Andere Kleinigkeiten sprachlicher Natur:

Die alte Leier mit dem kausal/pronom. 'das/s': als die Mutter des Hauses in einem kleinen Topf auf einem Feuerchen dass Mittagessen für die bald einkehrende Familie kochte.

'nur eine kleine Hausaufgabe auf bekommen hatte'
brrrr

'obwohl die Platte nicht sehr groß, vielmehr klein war'
soso, nicht vielleicht doch mittel? Die Sonne schien, weil es gerade nicht regnete.

'Gerade als die Mutter das Kochlöffelchen ein letztes Mal in die Suppe tauchte öffnete sich die Tür und die ganze - „ganze“ mag so klingen, als seien es viele, was auch im gewöhnlichen Fall anzunehmen wäre; hier jedoch verhält es sich entgegengesetzt - Familie trat herein. '
Große Worte um Nichts. Wieso muss eine ganze Familie aus mehr als drei Personen bestehen? Mag so klingen (reiner Spekulatius), tuts aber nicht.

Tut mir leid, dass ich danach aufgehört habe zu lesen. Ein solch langer Text muss den Leser binden, aber bei diesen Mängeln und Wort- bzw. Satzhülsen schon zu Anfang ist das in meinem Fall nicht möglich. Du entwirfst ellenlange Konstrukte, deren Inhalt sich auf ein Drittel beschränken ließe, weil der Rest nur Füllsel sind. Fassadenliteratur um ihrer selbst Willen, sprachlich weder originell noch sonderlich fundiert.

Da hatte jemand zuwenig Hausaufgaben auf gehabt.

Gruß vom Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 24.08.2006, 10:33

Ich hatte immer reichlich Hausaufgaben auf, sie aber nie gemacht.

Mit der Zeichensetzung das muss ich mir aber jetzt wirklich noch mal ansehen, wenn es so schlimm ist.
(Es heißt Kommata.)

'nur eine kleine Hausaufgabe auf bekommen hatte'
brrrr


Hier fehlt mir schlicht das Wissen darum wie es "richtig" ist; klär mich auf.

Das "dass" ist ein Schreibfehler, wird gleich behoben.

Die Sätze sind bewusst verschachtelt und in sich eigentlich nichts bis wenig sagend, gefällt mir einfach. Ich will mich nicht mit einem unfassbaren Wissen um tolle Satzkonstruktionen schmücken, denn ich habe keines; diese Konstruktionen sind, wie bereits erwähnt, aus der Entstehungsgeschichte des Stückes zu entlehnen und bleiben deshalb und haben auch deshalb ihren eigenen Sinn.

Lies den Text zu Ende und sieh, dass er sich wandelt.

Da hatte jemand zuwenig Hausaufgaben auf gehabt.


Weder lustig, noch sachlich, noch konstruktiv.

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 24.08.2006, 12:17

Hi Degi,

zu deinem Kommentar:
Es heißt sowohl Kommas als auch Kommata (guckst du Duden!), wobei letztere - die von dir als einzig gültig deklarierte - die griechische, ein wenig veraltete Form darstellt und pseudogebildet daherkommt. Fremdworte (hier für: 'Beistrich') bekommen im Deutschen regelmäßig ein Plural-s. Fertig.
Schon wieder keine Hausaufgaben gemacht, aber vermeindliche Belehrungen in die Luft setzen. Das ist weder lustig, noch sachlich, noch konstruktiv, und erst recht nicht fundiert.

Jetzt zum Nicht-Lustigen, aber Sachlich-Konstruktiven:
Richtig und falsch ist relativ; es ist eher eine Frage des guten oder schlechten Schreibstils. Vielleicht bemühst du mal ein Synomymlexikon, um umgangssprachliche Begriffe in die stilistisch wertvollere Version zu übertragen. Falls du das wünscht.
Das hier ist ganz gut: http://wortschatz.uni-leipzig.de/index_js.html
Sind aber deine Hausaufgaben.

Zu deiner Entlastung:
Durch die neuerliche Verwirrung in der Zusammen/Getrenntschreibung unserer Reform der Reform hast du womöglich 'aufbekommen' getrennt geschrieben, was erstens furchtbar aussieht, und m.E. auch nach der 'ersten' Reform falsch ist.
Aufgaben könnten aber auch auferlegt, aufgetragen usw. werden, so wie sie wahlweise gemacht oder erledigt werden können. Hilfsverb oder Vollverb, eine Stilfrage, nichts weiter.

Übrigens gibt es den Beruf des Türmachers nicht. Das ist immer noch der gute, alte Tischler, der im Süddeutschen Schreiner heißt. Auch unter den alten Zünften ist mir solcher nicht bekannt. Sagt dir Tischler Tom. Guckst du hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hauptseite ;unter Suche 'Türmacher' eingeben.
Falls das ein Neologismus sein soll, nehme ich jedoch alles zurück.

Zusammenfassend:
Deine Verschachtelungen wollen Stil suggerieren, dem dein Sprachstil nicht folgen kann oder will(?). Ein qualitatives Gefälle zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Oder meinetwegen zwischen Ansinnen und Umsetzung. Das ist aber nur mein persönliches Empfinden, das mögen andere anders sehen und hier drunter schreiben...

Wie ich aber nun diesen deinen Satz zu deuten habe, weiß ich überhaupt nicht:
Die Sätze sind bewusst verschachtelt und in sich eigentlich nichts bis wenig sagend

Hmmm? So ein langer Text, dessen Anliegen es ist, wenig bis nichts zu sagen? Warum sollte ich den dann bis zum Ende lesen? Kannst du das bitte noch mal näher erläutern?

Nix für ungut, Degi, und nicht persönlich nehmen. Ich versuche nichts anderes, als in meiner Freizeit eine sachliche Textkritik für einen Kollegen zum Besten zu geben. Und ihn entsprechend beim Wort, also ernst zu nehmen. Irrtümer und Ausrutscher natürlich vorbehalten. Wenn du nicht derart seziert werden möchtest (also natürlich dein Text): einfach sagen!
Vorschlag: Du überarbeitest diesen Text gründlich, setzt ihn zum Vergleich über den alten, und ich werde ihn bis zum Ende lesen. Abgemacht?

Bedenke aber: Die Medizin, die nicht bitter schmeckt, hülft nix.
Dr. Tom :o}
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 24.08.2006, 13:33

Ich nehme es nicht persönlich.
"s" steht im Deutschen für den Genitiv. Ich weiß sehr wohl, dass genügend deutsche Worte so ihren Plural angehängt bekommen, mir widerspricht es nur.
Ich sagte doch, ich hab' sie noch nie gemacht.
Der Duden ist in meinen Augen zur Farce geworden, den konsultiere ich nur noch äußerst selten.

Ich brauche nicht entlastet werden; es ist meine eigene Entscheidung "auf bekommen" zu schreiben, ich halte es für sinnvoller und kümmere mich nicht um die Regeln; ob neu oder alt.

Auch um die nicht geläufige Berufsbezeichnung des "Türmachers" weiß ich. Dieser Ausdruck ist, wie vieles am Anfang der Geschichte, so gewählt, weil es wirken soll, als bekomme ein kleines Kind von seinem Großvater all das vorgelesen.

Ich will auch keinen "Stil suggerieren". Es gehört, wie wiederholt erwähnt, zur Geschichte dazu, dass "Quereinsteiger", Erzählerkommentare von dem netten Opa, wenn du willst, den Lesefluss (bzw. Zuhörfluss) ein wenig unterbrechen.

Und wie ebenfalls erwähnt zieht sich dieser "Stil" nicht durch den gesamten Text, sondern wandelt sich nach dem Anfang.
Du "sollst" gar nichts. Wenn du nicht willst, dann solltest du es lassen.

Die Sätze sind bewusst verschachtelt und in sich eigentlich nichts bis wenig sagend


will meinen, dass die eingeflochtenen Kommentare nichts zum Inhalt der Geschichte beitragen, eben nur das sind was sie sind: Kommentare (vom lieben Gutenachtgeschichtenerzähleropa).

Der Text bleibt so; mir gefällt er so und für mich macht er so Sinn.
Wenn du meinen Text und nicht deine Version meines Textes lesen willst, dann lies ihn zu Ende.
Zuletzt geändert von Degenhardt am 24.08.2006, 13:47, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon Thomas Milser » 24.08.2006, 13:42

Ein klares Wort.

...

Tom.
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steyk

Beitragvon steyk » 24.08.2006, 14:06

Hallo Tom,
es ist leider so, daß so mancher sich vehemend gegen die Kritik wehrt , als wäre sie ein Angriff oder eine Kriegserklärung. Hätte ich mich früher so verhalten, würde ich heute nicht so schreiben, wie ich schreibe und viele Dinge nicht so machen, wie ich es tue. Meine Kritik zu Degenhardts Werk wurde regelrecht abgeschmettert. Schade.

Aber schon Goethe wußte: "Man gewinnt immer, wenn man erfährt, was andere von uns denken".

und ein amerikanisches Sprichwort sagt: "Die meisten Menschen wollen lieber durch Lob ruiniert, als durch Kritik gerettet werden".

Gruß Stefan

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Beitragvon Thomas Milser » 24.08.2006, 14:12

Jo Stefan, ich danke dir, dass du mich nicht allein dastehen lässt.
Der Zaubersatz lautet wie immer: Distanz zum eigenen Werk entwickeln!
Ich habe das gerade mit Degenhardt per PN abgeschlossen.
Ich habe nämlich noch andere Hobbys neben der Literatur(-rezension): Nämlich Ponys und Mädchen.

Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.

Deswegen gehe ich jetzt wieder in meine Werkstatt, zum Dengeln.
Tom.
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lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 24.08.2006, 14:22

Lieber steyk,

deine Kritik wurde mit Sicherheit nicht abgeschmettert, obwohl es natürlich auch nicht schön ist, wenn du dieses Gefühl hast. Hier nochmal Degenhardts Antwort:

Degenhardt hat geschrieben:Die Geschichte ist für Kinder.
Ich mag "Erwachsene" nicht.
Aber meine Definition von "Kind" reicht weiter, als über die Grundschule.
Und sag, weshalb sollte ein Erwachsener nicht auf "niedlich" geschriebene Geschichteh gewinnbringend lesen können?
Ist nicht Alice im Wunderland und hinter den Spiegeln ein kindlich verfasstes Buch, dem auch so manch gesetzter Erwachsener noch etwas abgewinnen kann?
Nicht, dass ich mich mit dem guten Caroll auf eine Stufe stellen würde.

An den Satzzeichen kann ich noch arbeiten, da gebe ich dir Recht.

Nein, ich habe nicht "krampfhaft" versucht sie "locker" zu schreiben.
Ob du es glaubst oder nicht, ich rede wirklich so.
Wenn ich sie in meiner ordinären Alltagssprache verfasst hätte, am besten im hessischen Dialekt, dann wäre die Szenerie lächerlich (oder lächerlicher) geworden.

Nein, ich nehme Kritiken nicht krumm, solange sie sachlich bleiben.
Und Unsachlichkeiten machst du dich ja nicht schuldig.


post scriptum: Ich schreibe so wie es mir passt. ;)


Er ist auf drei deiner Kritikpunkte eingegangen und hat dir entweder Recht gegeben oder erklärt, wieso der Text trotzdem für ihn stimmt (es ist eben eine Stilfrage: "realistische" Dialoge wäre hier völlig unpassend, weil es "so etwas ähnliches" wie ein Märchen sein soll).

Thomas, finde ich gut, dass ihr das nochmal geklärt habt (ich hoffe, im Guten).

Liebe Grüße,
lichelzauch

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Beitragvon Thomas Milser » 24.08.2006, 14:28

Lieber Lichel, Respekt vor deinem ausgefeilten Harmoniebedürfnis und -verständnis, aber manchmal wird hier nach dem Goldnugget im Misthaufen gesucht. Ich stelle mich bewusst konträr (ich hoffe sachlich) in meinem Rezensionen, aber Degis Rekommentar bzgl. der Kommata und etliche weitere Aussagen bergen derart viel Überheblichkeit, dass hier jedes weitere Wort für mich verschwendet ist.

Wenn du mit 'im Guten' sachlich meinst: Ja. Mehr aber auch nicht.

Tom.
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Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 24.08.2006, 14:32

Jede Kritik wird angenommen.

Dies ist nur nicht die Textwerkstatt.
Die (sicher nett gemeinten) Vorschläge zur Umgestaltung des Textes kann und will ich deshalb nicht annehmen, da der Text für mich als abgeschlossen gilt.

Die konstruktive Kritik benutze ich, und dafür bin ich dankbar, im weiteren Verlauf meiner Schreib"karriere".

steyk

Beitragvon steyk » 24.08.2006, 15:22

Hallo Lichel,

bei aller Wertschätzung für deinen Einsatz, kann ich deiner Argumention nicht folgen.
Unter realitätsnahen Dialogen verstehe ich gleichzeitig Verständlichkeit. Das ist für eine Geschichte, die ja gelesen werden und nachvollziehbar sein soll, einer der Grundsäulen. Und dabei spielt es keine Rolle, ob die Geschichte in der heutigen Zeit, im Mittelalter spielt, ein Märchen ist oder aus dem Reich der Fantasy. Die Sachlichkeit zu diesem Thema hörte bei mir auf, als ich bemerkte, daß ich mir nicht vorstellen könnte, daß Degenhardt so spricht wie er schreibt und er dies dann bejate. Die Dialoge seiner Geschichte sind schlecht und ich würde mir wie ein Lump vorkommen, wenn ich ihm das nicht sagen würde. Es ist schwer, gute Dialoge zu schreiben. Viele Schreiber verfallen dem Irrtum, es wäre das Leichteste. Ich vergleiche es immer gern mit einem Photo. Je mehr man sich anstrengt die künstliche Pose zu verbessern, desto dümmer sieht man am Ende aus. Bleibst du natürlich, wird das Photo gut. Dialoge müssen locker kommen, nicht krampfhaft. Wer das nicht kann, muß üben, sich selbst und dem Volk aufs Maul schauen und viel l e s e n !!

Alles andere, was ich zu seiner Geschichte anzumerken hatte, sehe ich auch jetzt noch als sachliche Kritik, wobei ich natürlich aus meinen eigenem Empfinden heraus argumentierte und der Tatsache, daß ich viele Jahre geübt habe, damit ich schreiben konnte, wie ich heute schreibe.
Und selbst jetzt noch lerne ich begierig und verschließe mich keiner Kritik.

Gruß Stefan

Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 24.08.2006, 18:25

Du hast Recht Stefan.
Die Dialoge sind nicht besonders geistreich, ich habe mir nicht allzu gße Mühe gegeben.
Das Geschichtchen war quasi ein "Auftragsstück" und für eine Person zugeschnitten. Ich habe mich deshalb mehr auf die Atmosphäre als die inhaltliche Güte beschränkt.


Weiteres und wichtigeres:

Es tut mir Leid, wenn ich so harsch daher kam, ich habe leider, auf Grund einiger persönlicher Probleme, die mich in den letzten Tagen sehr mitgenommen haben, sehr unsachlich und gereizt reagiert.
Jetzt habe ich mein Kissen schön benetzt und bin wieder etwas klarer.

Stefan und Thomas, ich bitte um Entschuldigung, ich will mich reifer und überlegter zu eurer Kritik äußern.
Danke für euren Aufwand!

Gast

Beitragvon Gast » 24.08.2006, 18:29

Hallo Degenharst,
da haben also zwei erwachsenen Schreiber - schade, dass du Erwachsene nicht magst - auch da gibt es ja solche und solche, genau wie bei Kindern - gute Tipps und Vorschläge gemacht und du bleibst dabei, dass alles so wie es ist prima formuliert ist...
Da bleibt mir echt die Spucke weg.

Deine Geschichte soll für Kinder oder das Kind im Erwachsenen sein.
Du kannst aber offenbar schlecht einschätzen wie deine Geschichte ankommt.
Für Kinder zu schreiben ist das Schwerste überhaupt.
Ich hatte Mühe mich durch den Text zu wurschteln.
Da bereits so viel dazu geschrieben war, als ich sie las, habe ich mich entschlossen, um nichts zu wiederholen, doch mal die Kommentare zu lesen.

Das was Steyk und Tom schreiben deckt sich mit meinem Eindruck.
Aber okay, es ist deine Entscheidung, wenn du dir das Wissen und die Tipps der beiden nicht zu Nutze machen willst
Ich finde es einfach nur schade.
und ein wenig arrogant, ja, so kommt es ei mir an.

Lass alles mal beiseite und lies andere Texte, vielleicht hilft dir das mehr.

liebe Grüße
Gerda

Sorry, da hat sich glaub ich, etwas überschnitten, also , als ich meinen kommentar schrieb, habe ich deinen nicht nicht gelesen gehabt. freut mich dass du dich so geäußert hast, Degenhardt und für dich persönlich alles Gute.
Zuletzt geändert von Gast am 24.08.2006, 18:55, insgesamt 2-mal geändert.


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