Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Gerda

Beitragvon Gerda » 06.08.2010, 09:04

geschrieben die bücher
verfemt und beschrieen
autoren verbannt
ihre werke verbrannt
die trauer sitzt tief
und der menschen verstand
wird er sich errinnern
achten und hüten
dass solche geister
niemals mehr wüten?
©GJ20100806

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 06.08.2010, 21:46

Verfemung (das Höllengleichnis)

In Wahrheit (die mochte der weise Mann doch so),
ist diese ganze Gleichnis, wie in einem Psychofilm rückwärts zu sprechen (redrum, redrum, redrum):
Zuerst die Sonne, dazwischen die anderen (die schatten), ein wenig Wasser (Geheul)
zuletzt die Höhle mit den Ketten (hier den Rekorder einmal auf Standbild stellen, zoomen und ganz genau hinschauen)
Und das Sterben darin bekommen wir ganz prima alleine hin,
da brauchts den andern auch nicht mehr

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.08.2010, 00:59


erzähl mir mehr
du weise frau
von dem glück
diesem verrückten
du weißt schon
diesem loslassglück
das es gar nicht gibt
erzähl mir mehr
die spange leg ich ab
lass das haar herausfallen
weich und wellig
ja und eklig krausig
ist es dieses glück
dieses sich ins befreien werfen
erzähl mir mehr
du weise frau
warum lockt mich dein grinsen
dieses freche breite
in das ich reinschlagen möchte
und dich bitte
erzähl mir mehr
von deinen lügen
möchte sie glauben
jedes mal mehr abreißen
von den wahnbildern
wie kalte kalenderblätter
mögen sie fliegen
wie meine ekligen krausigen locken
ja weise frau
das willst du sehen
mach nur so weiter
ich schlag dich striemig
das willst du fühlen
erzähl mir mehr
ich weiß was du siehst
ich weiß was du fühlst
warum du so frech grinst
und jetzt schweig
nehm mir meine stimme zurück
du gar nicht weise frau

Gerda

Beitragvon Gerda » 07.08.2010, 07:40

die hohe stirn
hort der verborgnen weisheit
und weißt doch nichts
von mir obgleich
du wissen angesammelt
jagst weiter du
in luftschlössern und sandburgen
auf der suche nach der lust
der ewig währenden
die weisheit gebiert und wechsel
das einzig sichere …
©GJ20100807

Max

Beitragvon Max » 08.08.2010, 14:42

Weisheit

Sich vom Leben
beschreiben lassen
Die alten Zeichen nicht vergessen
Und doch Raum geben
für jede neue Schrift

Gerda

Beitragvon Gerda » 08.08.2010, 16:17

Du steckst mich an und überlässt mich meinem eigenen Brand,
hältst mich für fähig diese Flammen selbst zu hüten.
Du raubst mir den Verstand und treibst mich an den Rand
der Kraft, die nicht mal reicht zu Treiben neue Blüten.

Du steckst mich an und überlässt mich deiner Glut,
von der du selbst nichts wissen willst und machst
dir kaum Gedanken, noch wundert dich mein wilder Mut,
der mich befällt, nur wenn ich fern dir bin, des nachts.
©GJ20100808

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 12.08.2010, 13:31

.


Jetzt ein im Sturm gebrochener Ast, jetzt gestapeltes Brennholz -
Rührig sind Säge und Axt; Herbst will es werden, und kühl.


.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Gerda

Beitragvon Gerda » 13.08.2010, 03:11

Unnahbare Kühle, in Sommernächten herbeigesehnt,
schmähen wir dich nun, jedoch ohne dich zu vernichten.

scarlett

Beitragvon scarlett » 13.08.2010, 21:46

unnahbare kühle
du legst mir schatten aus

ich pflücke sie und jage doch
deiner wärme hinterher

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leonie
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Beitragvon leonie » 13.08.2010, 22:21

ich gehe
in deinem schatten spazieren
durch klar umrissene räume

manchmal
fällt ein lichtfleck auf mich
und sickert in meine gedanken

ich erschrecke
und bitte dich:
bleib

Niko

Beitragvon Niko » 14.08.2010, 00:01

meine schatten sind schnittblumen
mein mund welkt
mein ist das verloren
gegangene

gestern hätte ich noch gedacht
heute überlege ich nur

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 14.08.2010, 00:14

.


Eigentlich löscht den Durst ein Becher Wassers am besten;
Oder man trinkt, zum Quell niedergebeugt, aus der Hand.


.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Gerda

Beitragvon Gerda » 15.08.2010, 11:27

Aus der Hand lese ich deine Seiten.
Streich' du nur weiter auf Saiten herum.

Niko

Beitragvon Niko » 15.08.2010, 12:47

deine seiten verheißen
tönerne tage

es klingt wie von fernen körpern
ungehalten zittrig
doch die schwingungen bleiben
ohne resonanz


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