Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 12.10.2012, 22:46

Spielwerk von Flügeln

Mandelkörner streuen
in offene Ohren

Einen Ton auslösen

Stößernasen und Puppen

Mein Spiel ist ausgebleit

Herbst nachstellen
als sei er Sonate

Leise durchklingen
dich streifen
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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nera
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Beitragvon nera » 13.10.2012, 21:20

bleigießen
in den nächten der wilden
jagd

so scheint es ein menetekel
diese herbstsonate
in dur
eine tarantella

-wollüstig durch das laub laufen-
soll es rascheln
das flügelzärteln überstimmen
jetzt noch
die tristesse übertrumphen
mit feuerfarben
mandeln kastanien haselnuss
streuen

spielwerk mit
phönixflügeln

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.10.2012, 21:41


laufen wie der wind

diese lust
wenn das laub
unter meinen füßen knackt
wenn ich kastanien wegkicke
diese lust
wenn der wind mir eins bläst
und der regen
ins gesicht peitscht
weiter immer weiter
laufen wie der wind

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 15.10.2012, 09:20

.

ein phönix! ein phönix! ich seh nix
das lyrische lieblingskind
flattert dem schmetterling
der jugend den rang ab
how flattering
ach ekel menetekel
da rollen meine augen
so oft wie er
aufsteigen muss
(gähn) in gedichten
verzehrt er sich
nach einem bett
im wolkenkuckucksheim
also wirklich
er ist doch nur eine metapher
du gaffer


.
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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nera
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Beitragvon nera » 15.10.2012, 15:14

frau mahlzahn
-rolling eyes-
-rauchwölkchen-
klopft mit recht
wie ein specht
mit dem stock in der hand
ganz elegant
auf den pult!
(meine schuld)
gehts doch um zensur und inventur
lyrik neu
und ganz pur
wie konnt ichs vergessen?
so ganz versessen?
altes wortgerümpel
gehört in den tümpel!
das ist angemessen!

ich schnitz mir ´ne kerbe
und schwörs bei euterpe:
das kommt wieder vor!
mir ists einerlei
ich bin mal so frei!
(nenn mich doch tor)
:)

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 17.10.2012, 18:14

das kommt wieder vor!

der gutkanon beginnt
das grauen ist ein sonnenaufgang.

es erhebt sich über die gebogene grenze,
die ich mir entgegenstreichle
um ~

zaubern zu können anstatt
mit diesem anderen die wohnung zu
schaufenstern zu verXXXX

es ist ein dunkler zauber
doch durch ihn hindurch

in einem anderen flügelschlag

der mich nicht vom boden trennt

in ein ehrliches, uncooles, unzauberhaftes(!) licht
über die mauer der gewaltbereiten verzärtlichung drunter hinweg.

der glanz des überwindens der schwachmatischen mattigkeit, niegewesenwattigkeit
und dieser tödlichen anspruchslosigkeit gegenüber
wahrlichen bedürfnissen wie

dem eigenen körper trost oder überhaupt irgendetwas zu schenken

und leise zu flüstern:
'das kommt wieder vor!'
'das darf wieder vorkommen!'
'es ist auszuhalten ...'

nicht auszuhalten ist was
nicht auszuhalten ist.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

ecb

Beitragvon ecb » 19.10.2012, 18:53

auch wenn ich nun wieder zu spät daran wäre,
sprechen unmißverständlich die bäume von ihm
und streuen mir leuchtende blätter hin,
kämen nie auf die idee, sich selbst zu verfehlen,
und sich fälschlicherweise für wer-weiß-was zu nehmen.

einer nimmt mich hinauf auf seinen starken arm,
wiegt mich, und etwas säuselt mir ins ohr
etwas wie, nenne dich endlich beim namen,
du bist nur ein tor, wenn auch kein reiner,
ich binde und löse, sonst keiner, mein kleiner.

Gerda

Beitragvon Gerda » 20.10.2012, 09:45

Gedankenkarussell

Wenige Tage, eine handvoll
Stunden trennen uns voneinander.
Wie wird es werden, du bei mir …?

Bis dahin wäre es eine Zeit
des unruhigen Wartens,
wäre ich nicht sinnvoll beschäftigt.

Diffus das Gefühl- manchmal,
du könntest dich hier nicht
wohlfühlen.

Die Freude ist eine Überschlagschaukel,
droht zu kippen, wenn ich,
bevor du angekommen bist,
bereits an den Abschied denke.

Immer diese Abschiede …

©GJ20121018

Niko

Beitragvon Niko » 20.10.2012, 11:06

ein abschied ist
ein flügelschlag
wie auch die ankunft
das bleiben und
das warten

dies ist die wegstrecke
berge und tage
die es zu überfliegen gilt
bis irgendwann
ein letzter flug
uns auch nicht näher
an irgendein ziel bringt

aber dann
wenn der weg abrupt endet
und wir es hier nicht mehr wissen
werden wir
angekommen sein

keine abschiede mehr
und keine flügelschläge
nur sein

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Hetti
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Beitragvon Hetti » 20.10.2012, 13:34

Wie ein weißer Flügelschlag
soll meine Sehnsucht dich streifen.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.10.2012, 13:15


flügelschlag ist beginn
befreiter anlauf
beflügeltes nicht warten können
mit flügelschlag
heftig flatternd federn fliegen
und los!

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 23.10.2012, 21:30

aber auch

aber auch
der schwarze flügelschlag ist nett, oder?
also: nichtnett-nett

flatteraufregung, kopflospräzise hastigkeit
krallen, die abheben und greifen
einen ganzen wald aus glitzern
zu boden krümeln

ein großer böser vogel
beseitigt das rosa

denn

erst hinter dunkelster düsternis
kann man "heutzutage" noch eine jungfrau vermuten
und man will ja vermuten


das jägertier jedenfalls
(das an die wand, die keine ist, gemalte eine)
mag das
und träumt schon seine pupillen groß



mithilfe von strategien



lässt sich der nichtorganische teil des herzens
wie im fluge erobern

warum auch nicht
aber auch

:

wie genausodoof!

ecb

Beitragvon ecb » 31.10.2012, 19:32

wie sie da hockte - vogelseele
dachte ich, ja

nein, ein seelenvogel
im schlaf

merkte, dass ich freihändig fuhr
und darüber
gar nicht erschrak

vögel leben
wie sie können

wenn sie sterben
sind sie einfach nicht da

Mucki
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Beitragvon Mucki » 31.10.2012, 22:48


du ich hab ihn gesehen
der seelenvogel erwacht
in deinem leben wenn jemand geht
leitet bewacht dich führt
dich bis du ihn
nicht mehr brauchst und
fliegt fort zu einer
anderen verlorenen seele


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