Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 28.08.2013, 01:18

ein türschlag /besiegelte stunde
(vonwegen glühwürmchen)
wütendes anfahren /schaden am getriebe
(heimleuchten werde ich dir)
entfernen wird überwinden
lauter der tropfende hahn
(auch wenn du sprichst)
zwischen die äste male ich mein heimweh
den geteilten zwilling
suche ich am himmel
(von allem was uns tren)nt
vergebens

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 28.08.2013, 21:15

zwischen die äste
male ich mein heimweh

wie meine mutter
am regenbeet

jätete und erzählte
wie es sein wird

wenn die äpfel
gefallen sind

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.08.2013, 23:53


süßer duft gefallener äpfel (und würmer zählen)
waghalsiges klettern auf krummen birnbäumen
wilde wiesen statt gerader beete
kindheit

Niko

Beitragvon Niko » 29.08.2013, 01:01

kindheit

wieso schreibe ich darüber
obwohl mir der krumme birnbaum mehr läge?

hinter ihm liegt
was mit glück noch vor mir liegt
eine lange zeit voller wachsen reifen
früchte tragen

ich kümmere
in seinem schatten
mich zu sehr um ihn

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 29.08.2013, 09:21

ich kümmere
in seinem schatten

unbedeutend
sagt er und bäumt sich
noch höher

still bin ich - aber
ich werde
ins licht wachsen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.08.2013, 20:32


warum nur

wurd ich zur schattenjägerin
als kind spielte ich
mit dem feuer
mit so viel leichtigkeit
dass es mich heut schmerzt
vielleicht
ist das der grund
vielleicht
sind meine schatten
die flammen
von gestern

Niko

Beitragvon Niko » 29.08.2013, 21:11

der teller der anderen
über deren rand
ich nicht sehen kann
machen hungrig
nach mehr und nach dem
was ich nicht habe

aber er zeigt die möglichkeiten
die ich gehabt hätte
und wieder habe
jetzt
beim betrachten
der teller der anderen

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 29.08.2013, 22:24

die möglichkeiten die
ich gehabt hätte habe
ich irgendwann ver
schluckt

mit dem frühstücksei auf
dem morgenbesonnten
balkon

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 31.08.2013, 09:28

Die Möglichkeiten, die man mir aufgetischt hat.
(auf einem morgenbesonnten Balkon)
Aufgereiht, wie eine überfällige Ernte.
Und ich saß dahinter,
betrachtete das Messer vor meiner Brust
und wartete auf Blut,
während ich das Ei köpfte.

Niko

Beitragvon Niko » 31.08.2013, 09:52

während ich das ei köpfte
und mir die träume der nacht
auf der zunge zergehen ließ
blieb hinter vorgehaltenen augenblicken
was nicht werden wird
mit jedem gedanken mehr verdichtet
bis es als ein irgendetwas
irgendwo auf der hirnstrecke blieb

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 31.08.2013, 09:52

überfällig die ernte

in den süßen gerüchen
gefallener frucht
suhlen sich späte wespen
den letzten holunder haben wir
mit der schere geschnitten

ich sehe den mehltau
müde emporwachsen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 01.09.2013, 17:39


müde wollte es emporwachsen
den warmen mutterfedern
entrissen landete es
auf meinem teller um
von mir geköpft zu werden
bei ansicht der halbbrut
wucherte wilder ekel
in meinen hirn der
wuchs und wuchs

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 02.09.2013, 14:50

von mir geköpft zu werden
liegen die wörter vor mir:
suppenhühner und wildlachse
oder regenbogenforellen
auf zeitungspapier

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nera
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Beitragvon nera » 04.09.2013, 23:15

wer enthauptete die rosen
die aus deinen händen wuchsen


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