Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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nera
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Beitragvon nera » 19.09.2014, 00:34

ich schachtele räume
zeichne grundrisse
verschiebe modelle
von winzschränken regalen
stapel wörter sätze
zu gefälligen arrangements

du fällst mir in die türme
bis zum tinitus

"möge der wind sich
unserer annehmen"
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herbst2.gif

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nera
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Beitragvon nera » 09.10.2014, 03:50

tags, wenn diebe sich in meinen träumen
einnisten und mörder
alle leitungen belegen
schalte ich auf wetter
oder volksmusik
tauche ab in der gerinnungsstatistik
bollwerk
im schlaganfallmilleu

"der wind könnte sich zum feind verpuppen"
hast du mich gewarnt und mir einen mundschutz
angereicht wie ein amuse guele
und
"wir sind kriegsgewinnler
sowieso"



das "wir" steht wie ein einsamer traum
nachts
im geplärre
das wetter ändert sich
ich bestehe auf tulpen fürs neue jahr
heimlich höre ich "roxy and elsewhere"

Nifl
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Beitragvon Nifl » 09.10.2014, 19:40

Einzimmerwohnungswelt
sie drücken sich
und ein Wir kommt zur Sprache
geflüstert
dann ungefragt
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Niko

Beitragvon Niko » 09.10.2014, 23:00



ein wort

eingespannt zwischen wirbel und nabel
zerreißt sich
um nicht verbraucht zu sein

nicht blieb verschwiegen
und verdoppelt sich so
zu mehr als gesagt
und wieder und wieder
zerreißt es verdoppelt
und mehr und mehr
erstickt sich der keim
ein ehrliches wort
das nur schweigen konnte

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nera
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Beitragvon nera » 11.10.2014, 01:28

ein WIR ausgerollt
wie ein roter teppich
zwischen manipūra
und mūlādhāra

und der home run
elementar
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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 11.10.2014, 12:56



ein wir kommt zur sprache

wie ein kind vor einem okapikäfig
und eine hand schiebt sich in die andere
ich sinke in das braun
ins zittern unter der haut
folge den weißen flüssen
dem spiel der lauschenden
und das herz läuft mir über
grenzen sagst du
gibt es genug für uns
wir vergessen das
streicheln verboten
hinter uns schnäbeln papageien
und rüsselspringer schlafen
wie die wärter
in meinem kopf


Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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noel
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Beitragvon noel » 11.10.2014, 12:58

:)
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 11.10.2014, 22:36

1980. jeder hat was zu

dieser kleine singende mann.
wenn meine seele ein gesicht hat
dann dieses. sie soll die chancen des gesichts
dieses kleinen bebrillten mannes haben,
der mit einer stimme, die sich nicht
dem versuchen widmet, singt.

die gütige stimme des würstchens, das keines ist,
ein schöner, guter, einfacher, fühlbarer mann,
den es wirklich gab, als ich lag, herum vermutlich
und im besten falle im orangen zimmer.

die studioaufnahmen und seine aufregung davor,
die schön gewesen sein muss, waren mein universumssummen
und das
ist gut zu wissen

Best regards
die unverlorene


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=UOqXy64-hTw[/youtube]
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Niko

Beitragvon Niko » 11.10.2014, 23:23

unverloren
man kennt
weiß und ist
doch ungefunden

wie ist es
gegenströmend
weglosigkeit zu pflegen
und.... - empfindet man so?

auf dem dach
einer tiefgarage sieht man
auf augenhöhe
was nicht einschätzbar ist

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nera
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Beitragvon nera » 13.10.2014, 02:19

empfindet man!
IM ZITTERN UNTER DER HAUT?
befindet
er das strömen außer acht zu lassen
sie die tide zu vernachlässigen
gegenwärtig
zu sein
obdachlos in den gezeiten
doch sicher

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 13.10.2014, 10:01



erfindet man?
die obdachlosigkeit als schönwetterpoesie
und aalt sich in der freiheit am feuer
der idee geruchlos zu sein (und damit
unverletzbar) in der leichtesten empfindung
schätzt du die dämmerung
zwischen tidenhub und syrien
schluckst du schwer daran


Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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nera
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Beitragvon nera » 13.10.2014, 10:19

:)

Nifl
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Beitragvon Nifl » 13.10.2014, 19:51

Sich gegenüber sein
und das Bild in die Länge ziehen
es verlaufen lassen würdest du sagen

Diese Schwärmerei
sie ändert doch nichts

Einmal waren wir vor dem Gedanken da
nahmen an es würde nun geschehen
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 13.10.2014, 22:31



angenommen wir verlören
den konkunktiv
im gewusel der gedanken
sich verlaufen im zulaufen
und im schwärmen untertauchen
gemeinsam ins unbekannte
die alte geschichte vom schwarzen
fisch erzählen
und ob das was ändert?!
(ein druckknopf der empörung)
leben wir nicht
geradedeshalbundwiesonst
mit einem lächeln
aus rotem buntstift
(und etwas wahrereres gibt es nicht
das weiß doch jedes kind)





Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)


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