Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
Beiträge: 3884
Registriert: 28.07.2006
Geschlecht:

Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild
Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 22.08.2015, 19:10

lebst du als einsiedler
in der menge
gehst du unter
den vielen

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 22.08.2015, 22:10

Lass uns
in die Weltabgekehrtheit
dieser Augustnacht
einsiedeln

Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5278
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 23.08.2015, 00:06

einsam diese augustnacht
mit ihren sternen
bin ich insel
stolz und (ich weiß) geliebt
hell & zerbrechlich
im wind
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 23.08.2015, 12:11

wär ich eine insel
breitete sich satt ein weißer strand aus
tausende runder schwarzer kiesel
bewohnten ihn pocken gleich
ein kräftiger wind fegte
schwere kokosnüsse zu boden
die sich gesellten zu überreifen bananen

und keine seele existierte
um sich zu laben an den früchten

Herby

Beitragvon Herby » 23.08.2015, 18:46

ich sehnte mich
nach den worten
gierte danach
mich zu laben
an den früchten deiner lippen
doch sie spien nur gestein

Benutzeravatar
Hetti
Beiträge: 485
Registriert: 31.03.2011
Geschlecht:

Beitragvon Hetti » 23.08.2015, 20:19

und wäre ich ein stein
ein schwarzer
ich wollte nicht verschlungen sein
ich wollte meine ruhe haben
dort auf dem weißen strand
mich entfalten können zum kugelrund
und zum grau verblassen

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 24.08.2015, 12:20

Und wär ich ein Weg
dann verschlänge ich mich
durchs Nachtdunkel
dieser Unwelt
dann verschlänge mich
nur der Horizont,
der ja nicht greifbar ist

Niko

Beitragvon Niko » 24.08.2015, 16:56

wäre der horizont greifbar
würde uns die perspektive fehlen
weite schafft keine weite
weil sie schon da ist
und nichts verspricht

wir leben aber
weitaus mehr von aussichten und versprechen
als vom greifbaren

Klara
Beiträge: 4508
Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 24.08.2015, 18:03

Aussicht am See (mit Bruxismus)

I
Der Funkturm schwebt
Die gelbhelle Sichel
schmiegt sich Wächst
sachte sinkend
in meinen traurigen Traum
Bis er fällt Ist es
nur eine Frage der Zeit

(In dieser Nacht
wird die Stadt ohne sein Licht
auskommen müssen)

II
Am nächsten Abend
bin ich erneut
davon gekommen
im Kokon hütet
mein versteinerter Schmetterling
den Tag

Da fliegen zuerst die Fledermäuse
Das Wasser riecht fischig
Die Sichel steht frei und weiß
Der Sommer verglimmt
während ich am Leben
nach Sinn nage
bis die Zähne alles Gesicht
mit ihren Klagen überziehen
die Enten schauend, die im Fast-Dunkel
schwimmen, dann steigen
im großen Verein
seiner schattenlosen Größe

Seh ich, wie er wächst
und weiß Jedes Wort
hat seine eigene Tücke

III
Und dann: Heute
zeigt er schon halb
seine Blöße
noch höher vom Boden entfernt
näher am Wechsel Früh
ist er dran
Die Wohnung liegt leer wie der See Und der Sommer
wird einen Tag älter
Nur der Mond bleibt unüberwindlich

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 25.08.2015, 12:09

zähneknirschend baut sie sich auf
und mir zuwider
was gab es nicht alles
an unüberwindlichem
heute im rückblick
rufen lauter aber und hätte
schallen schneidend durch den raum
ich halte mir die ohren zu
will es nicht wahrhaben
und das war schon alles?

Benutzeravatar
Eule
Beiträge: 2055
Registriert: 16.04.2010

Beitragvon Eule » 26.08.2015, 20:32

Auf leisen Sohlen
Suchen witternd

Über Stock und Stein
Schwiele auf Schwiele

Die Wolken ziehen immer
Noch nach Nordwest

An diesem Tag mit
Unseren Stunden
Ein Klang zum Sprachspiel.

Niko

Beitragvon Niko » 26.08.2015, 22:20

Die wolken ziehen immer
wohin wir sehen
wo wir sind.

Die wolken ziehen
immer wohin wir sehen
wo wir sind

die wolken
ziehen immer wohin
wir sehen wo
wir stehen

vorbei

Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5278
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 26.08.2015, 23:19

die windsbraut ist die hüterin der wolken
den einen lacht die sonne
und die anderen
stehen im regen
und wir
ziehen immer vorbei
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 27.08.2015, 12:33

die wolken ziehen
wohin ich sie denke
mal forme ich sie mir zu tierchen
mal zu gesichtern
schaut der grimm aus ihnen
male ich ihn mir fort
als wolkenmalerin
hüte ich meine schäfchen


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast