Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 28.08.2015, 12:55

Die letzte Nacht
stirbt sich noch aus,
wohin ich sie denke ...
in deinen Blick,
der sich mir verschreibt

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.08.2015, 15:39

in der letzten nacht
rüttelte und schüttelte es mich

ein garstig dunkles spinnentier
dick bebeint und pelzig behaart
lief mir über nas und wange
um schließlich in meinem
schwarzen haar zu verharren

von unruhigem schlafe geprägt
wälzte ich mich hin und her
und das dicke achtbein mit mir
bei einer drehung fiel es vom haar
mir mitten auf den mund

aufgrund stets trockener lippen
wollt ich mit meiner zunge sie befeuchten
und öffnete den mund ...

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Eule
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Beitragvon Eule » 29.08.2015, 12:53

Eingesickert über
Die Schultern gelegt

Gegen den kälteren Herbst
Mit den bösartigen Drohungen
Fremder Ängste

Eingesponnen mein Leben
Ruht sicherer bis wir flügge
Sind mit stärkeren

Schwingen
Ein Klang zum Sprachspiel.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.08.2015, 13:00

vor den letzten tagen
dieses teufelssommers
sehne ich herbei den herbst
möge er muntere winde
und frische kühle in
mein gelähmtes gemüt peitschen

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 29.08.2015, 16:22

Vor den letzten Tagen
dieses Augusts
sinne ich dem Tiefrot nach,
in das wir uns versenkten
das uns versengte
das wir uns zudachten

nun ist es unser
nun sind wir es
dieses Augustrot
noch intimer
als des Julis Dämmer

möge der September
uns dunkeln
bis unkenntlich ist,
dass wir auch allein sein könnten
jeder für sich
doch ist unsere Nähe
anders zweisam
im Eigentlichen
anders
einsam

Mucki
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Beitragvon Mucki » 30.08.2015, 20:24

vielleicht liegt eine chance in dem
was der september uns in unserem dunkel
erhellen kann wenn er uns zeigt
wie wir kenntlich sein dürfen
uns anzusehen aug in aug
uns lehrt die fähigheit
ja zu uns selbst zu sagen

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birke
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Beitragvon birke » 02.09.2015, 16:23

der september dunkelt mich
ummantelt mein wort
lichtlos und schwer
fliegen möchte ich
oder mich hell schreiben
reich mir die hand
du feder
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 02.09.2015, 20:22

Nur ein Wort
von dir
und ich lichte mich
zurück zum 29. Mai,
da Anfang nahm,
was wir noch nicht verstanden,
dass wir verfänglicher sein würden
und unfassbarer,
dass wir uns greifen würden
aus dem Nichts
begreifen würden
aus dem Nichts
dass wir einander bedeuten würden,
was niemand sonst bedeutet:
Athymisches
und Euthymisches

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.09.2015, 21:57

nur ein wort von dir
öffnet mir mit seinem klang
einen einzigen raum
den ich noch nie betrat

ein raunen
mit viel bedeutung

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 02.09.2015, 22:06

Nur ein Blick von dir
dunkelt mir
Lebenszeiten,
die ich noch nie schrieb
die ich gar nicht alle schreiben kann

ein paar Momente lang
muss ich ja dein sein
und nicht der Worte

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nera
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Beitragvon nera » 03.09.2015, 00:04

blankes wortgestammel
finsteres zur jederzeit
ein nagen verzagen klagen
(immer war mir der himmel blau, strahlte das "a" tiefe)
das fremdeln wird zur staatsaffäre
nistet sich ein bis zur anämie
und doch
ein blick von dir
zaudert

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nera
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Beitragvon nera » 03.09.2015, 00:20

die rührseelige grammatik
des begehrens
ob wir sie meiden
wie den geschmack giftgrüner
betthupferl oder quitschrosa
negligees
tut nichts
bis auf weiteres
steht alles auf pause
ich bin ein verräter stottere ich
und du schlürfst in die eselecke
bekennst dass du deinen pass verloren hast
wir ziehen unsere narrenhüte nicht mehr aus
bis wir übereinander herfallen
eine winzige sekunde lang
und beschwören das wort
dass es wieder tönt
heimat wird

dass wir insel werden
werden wollen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.09.2015, 11:58

wann hab ich ihn mir aufgesetzt
den narrenhut
der keine farbe hat
von dem ich weiß
die anderen nicht
und das lachen bleibt stecken

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 03.09.2015, 23:08

Wann nur
ersahst du dir aus,
keine Farben zu haben,
sondern nur das Schwarz,
von dem du weißt,
dass es licht ist,
bist du nur erst in der Tiefe
vielleicht am Grunde
und endlich in der Leere,
dann kannst du
alles sein ...
alles
alle
all ...
All


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