Der Fluch der Sirene

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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 07.08.2006, 10:09

Der Fluch der Sirene

Bemüh dich nicht für dich alleine zu singen,
du ahnst nicht zu wem du dein Liebeslied trägst,
welchem Herz du den Rhythmus , den Lebenstakt schlägst;
doch der selbe Wind wird dir einst Nachrichten bringen.

Und während du noch die Bedeutungen wägst,
zagt die Stimme, erstickt jäh dein selbstlautes Klingen,
doch kannst seine Wirkung nie wieder bezwingen,
da du jeder Welle ihr Klangmuster prägst,

bis sie irgendwo auf jemand Fühlenden stößt.
Wen der Ton trifft, der hebt keine Stimme dagegen;
zerflossen sein Wille, dem du eingeflößt

den Gesang, und in Trance schwimmt er dir leicht entgegen.
Du betest, daß sich keine Silbe mehr löst,
aber stumm wirst du dennoch die Lippen bewegen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 07.08.2006, 16:54

Mein lieber ZaunköniG,

dieses ist nicht von einem Zaunkönig geschrieben.
Du bist so zaghaft bei deinem Namen, aber die Worte sind es nicht, denn sie sprechen von Kraft, von Verhängnis, von Wen der Ton trifft und Wirkung über Weites.

Ein Zaunkönig hüpft und zwitschert im Unterholz.
Eine Sirene nicht.

'aber laut wirst du dennoch die Lippen bewegen' ?

Danke für das Gedicht.

moshe.c

Max

Beitragvon Max » 07.08.2006, 18:12

Lieber Zaunkönig,

vomInhalt des Gedichts, von seinen Bildern bin ich ergriffen. Schon die zwei Anfangszeilen mit ihrem Imperativ kommen sehr erhaben daher. Auch hast Du einige schöne Wörte rbenutzt, die ich noch nie vorher sah, z.B. "selbstlaut". Das gefällt mir alles sehr gut.

Probleme habe ich, wenn ich versuche, das Gedicht laut zu lsene. Es hat einen eigentümlichen Rhythmus, der mir immer wieder stockt, weil die Anzahlder betonten Silben (wenn ich es richttig gelesen habe) sehr ungleichmäßig verteilt ist. Das geht bei mir bist zu Verständnisschwierigkeiten, besonders an dieser Stelle

doch kannst seine Wirkung nie wieder bezwingen,
da du jeder Welle ihr Klangmuster prägst,

bis sie irgendwo auf jemand Fühlenden stößt.



wäre gespannt, wie das die anderen lesen, vielleicht bin ich ja der einzige mit Verständnisproblemen hier.

Liebe Grüße
Max

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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 07.08.2006, 18:31

Hallo Max,

in den Terzinen ist es in der Tat etwas schwierig, ich habe die gewollte Betonung hier mal kurz notiert:

ZaunköniG hat geschrieben:Der Fluch der Sirene

Bemüh dich nicht für dich alleine zu singen,
du ahnst nicht zu wem du dein Liebeslied trägst,
welchem Herz du den Rhythmus , den Lebenstakt schlägst;
doch der selbe Wind wird dir einst Nachrichten bringen.

xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX
xxXxxXxxXxxX
xxXxxXxxXxxXx

Und während du noch die Bedeutungen wägst,
zagt die Stimme, erstickt jäh dein selbstlautes Klingen,
doch kannst seine Wirkung nie wieder bezwingen,
da du jeder Welle ihr Klangmuster prägst,

xXxxXxxXxxX
xxXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX

bis sie irgendwo auf jemand Fühlenden stößt.
Wen der Ton trifft, der hebt keine Stimme dagegen;
zerflossen sein Wille, dem du eingeflößt

xxXxxXxxXxxX
XxxX xXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX

den Gesang, und in Trance schwimmt er dir leicht entgegen.
Du betest, daß sich keine Silbe mehr löst,
aber stumm wirst du dennoch die Lippen bewegen.

xxXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX
xxXxxXxxXxxXx


Leider habe ich keine Möglichkeit zur Vertonung :sad:


@Moshe: Aber ich bin doch keine Sirene, ich besinge sie blos...
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

Max

Beitragvon Max » 07.08.2006, 18:35

Lieber Zaunkönig,

danke für die ganze Arbeit. Als Häkelmuster sieht es eigentlich ganz lustig aus ;-).
Ich vermute, dass es bei langsamem Lesen vielleicht zu weniger Problemen bei mir kommt. Ich finde es jedenfalls immer wieder beeindruckend, dass man überhaupt Sonette schreiben kann.

Ich versuche mich nochmal am perfekten Verständnis.

Liebe Grüße
max

PS: Wärest Du nicht auch eher ein Sirenerich?

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 07.08.2006, 22:22

Lieber ZaunköniG.

natürlich bist du keine Sirene, das wäre ja auch nicht so schön. Aber ein Zaunkönig singt doch nicht solche Lieder!

Vielleicht schätze ich den Vogel ja falsch ein.

Falls ich beim Lesen aushelfen soll: Der Text kommt mir entgegen.

moshe.c

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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 08.08.2006, 11:30

Ja Moshe, gerne,:spin2:

Du hast alle Freiheiten, die der Text hergibt, auch jenseits meines Häkelmusters.
Es ist immer spannend wie andere die eigenen Texte lesen.
Nicht umsonst nennt man das auch Interpretation...

LG: ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

Wannendicht

Beitragvon Wannendicht » 08.08.2006, 18:26

Ich bin ergriffen...so ist das also...
:book3:

f´ly Wanne


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