Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 31.12.2008, 14:34

im alten jahr
da gab's kaum glanz
was kommt im neuen
hab keinen schimmer
das ist mein lichtblick

Max

Beitragvon Max » 31.12.2008, 16:25

Das Jahr nicht zerstückeln
in Soll und Haben
es denken
als gelebtes Leben

Es hat dir Glanz aus den Augen geraubt
und ins Haar gehaucht
Hoffnungen zerstört
und Wünsche geboren

Und dich ein wenig weiter
zu dem gemacht
der du bist

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 02.01.2009, 19:10

ein wenig weiter

augenlunge
lungenauge

zwischen verklärtem gemäldemädchen und fettquallenfrau
kann sich die konstruierte
mal
die teufel
an die wand
weinen
sie?

ich glaube kaum
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.01.2009, 23:14

den teufel
an die wand malen
mit weißer farbe
und langem bart

ob der andere
aus der haut fährt?

dem fährmann
ist es einerlei

ecb

Beitragvon ecb » 03.01.2009, 09:15

da du
einerseits
höhlenamöbe
in gegenden
wo der tag
beharrlich unter dem
horizont bleibt
mitlebst
in, sagen wir mal
gesuchen
hinter deren weißem
der die das andere
aus tiefem dunkel
so sichtbar
wird

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.01.2009, 22:48

wenn das sichtbare unsichtbar wird
weiß sich zu schwarz färbt
fragen dem stillstand weichen
suche nicht mehr
nach dem horizont

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 03.01.2009, 23:49

wenn gestorben ist.

von ritualen umhüllt.
zunächst. das fühlen.
ja, das fühlen. ausgeschaltet.
behörden. wege.
termine des abschieds.
der letzte gang.

dann stille. geliebt.
es quillt. hoch. füllt aus.
herzbersten. tränen scheinen
unerschöpflich.

neu.
sortieren.
weiter.
leben.
Schreiben ist atmen

Nifl
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Beitragvon Nifl » 04.01.2009, 20:19

Frage
Wenn ein Wille blüht
Genügt die Sicht
Durchtrüben wir
Reiben Hände
Atmen
Vielleicht als Hund
Weil Kälte auswächst

Und wir wiegen uns
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Max

Beitragvon Max » 04.01.2009, 22:56

Die Atemluft umweht uns wie Sprechblasen
Du reibst Deine Nase an meiner
wie ein Streichholz
an der Zündfläche

Stille

Wer hat gesagt
dass Kälte klirrt

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.01.2009, 00:53

drei Kringel puste ich auf die Reise
der erste ist groß, energisch und heiß
der zweite wackelt hoffnungsvoll hinterher
der dritte, winzig und faserig
schaut skeptisch zurück und
haucht der letzten Zigarette adieu

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 07.01.2009, 22:20

und wenn der wind sie zudeckt


wir lesen spuren
ohne zu gehen
aber wie weit!
verlaufen sie uns

stellen uns vor
orte, die es nicht gab
wir wussten nicht
dass wir für uns
göttlich waren

gänsefüßchen
gab ich ihnen
zur sicherheit
weiße federn auch

ja, ich wohne noch
in diesen bildern
hinter dem glas
und muss sie sagen
die schneewehen
einer nacht

unberührt
sehe ich darin
tausend märchen
möglichkeiten
voraus

jede schwebt
darüber
verfängt sich
an ästen
fällt herab
schreibt

und wenn der wind sie zudeckt
bleiben wir uns
winterwarm
verborgen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.01.2009, 00:28

immer wieder

sie öffnet die büchse
lässt ihr leben schwärzen
immer wieder

sie weiß es
ja sie weiß
und doch tut sie es
immer wieder

es ist die macht
diese eine macht
die ihr bleibt
dem grau zu entfliehen
immer wieder

das weiß
kann sie nicht sehen
das schwarz
zeigt ihr
dass sie noch fühlen kann
nur das zählt
immer wieder

Max

Beitragvon Max » 15.01.2009, 21:16

Nie
wenn sie aus dem Haus geht
legt sie ihren Schild ab

Nur so
geht sie sicher

Kein Blick
dringt zu ihr durch
und so vergisst sie
dass auch ihre Blicke
gefiltert sind

Immer
ist sie auf der Hut

So sehr geschützt
dass auch sie
zum Panzer geworden ist

schon seit langem

Nifl
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Beitragvon Nifl » 15.01.2009, 21:52

Schon seit langem
warte ich auf den Juni
: er scheint so mondig
nenne mich dann Neuland
und liebe die Juli
„Hallo Juli“
„Hallo Neunland“
Vielleicht werde ich auch lügen
: Gestatte mir
Neufundland
Zuletzt geändert von Nifl am 15.01.2009, 22:58, insgesamt 1-mal geändert.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)


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