Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
Beiträge: 3916
Registriert: 28.07.2006
Geschlecht:

Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild
Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 05.08.2009, 11:55

Wie leicht
das Leben

Fleisch wuchert über Fleisch
der Schmerz vergeht

Wir singen
von Heilung

Der Knochen aber erinnert den Bruch
über den Tod hinaus

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 05.08.2009, 14:55

Im Schmerz wohnen.
Sein Lied singen.
Ihn zelebrieren
mit schwarzem Licht.

Ist er doch einzig
was bleibt
wenn die Liebe
gegangen ist.

Benutzeravatar
ferdi
Beiträge: 3260
Registriert: 01.04.2007
Geschlecht:

Beitragvon ferdi » 05.08.2009, 20:22

.


        Der Schmerz geht, wie die Liebe geht, später nur, bummelnd, gedankenlos,
        und ihm folgt das Nichts nach.


        x X X / x x X / x X X / x X X / x x X / x X
        x x X / x X X



.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 05.08.2009, 23:44

liebst du so
dass es wehtut
du dich fürchtest
vor dem verblassen
dieses schmerzes
lebst du sie wahrhaftig

alles andere lass ziehen
es bedeutet
nichts

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 06.08.2009, 16:06

am Ende liebe ich nur
mich
und dass ich mich neu spüre
durch dich
durch das was sich Liebe nennt
weil wir ja
alles benennen müssen

am Ende ist der Schmerz
nur die dunkle Seite
dieses bemühten Worts

Max

Beitragvon Max » 09.08.2009, 22:50

Es sind die Worte
die unscharf sind
Wie ein altes Teleskop das
zwei Sterne nicht zu trennen weiß

So atmen wir Haut an Haut
und du sprichst von Liebe

Und du liegst und du lächelst
denn deine Träume kommen nah

Und ich liege und lächele
denn mein Traum bleibt

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 10.08.2009, 11:42

Und wenn die Worte
geschliffen scharf geworden
zertrennen wollen, was wuchs

dann bleiben Lächeln, Haut, Traum
und offen die Frage
wem wir vertrauen.

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 10.08.2009, 13:46

Und wenn die Worte
scharf an Kanten
Häute häufen
aus ausgeträumten Träumen
neue Hülle säumen

Max

Beitragvon Max » 13.08.2009, 10:25

Sommer II

Schlaflose Nächte

Hitze verwirrt den Traum
Das Essen
der Wein
das Lachen
wie Canasta ein Spiel

Vom Salamander
blieb nur die Haut

Das Leben war zu Besuch

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 13.08.2009, 16:44

Was mit dem Salamander geschah

Auf der Party
hat ihn die Fröschin vernascht,
bevor er sie
an die Wand werfen konnte.

Die Landkarten seiner Haut
sie stimmten nicht mehr:
als er die Hüllen hinter sich ließ,
fühlte er sich seltsam frei.

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 17.08.2009, 20:33

Klopfendes Blutherz für Mahn

Der Salamander unter dem Überrock

Was die hellen Schenkel hervortreiben
dunkel schmerzendes Biotop

aus immerfortträumender Kultur
zu etwas anderem hat sie es nicht gebracht

von Untergang zu Untergang
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 18.08.2009, 00:28

paranoider untergang

das meer zieht sich zurück
rollt sich bedrohlich auf
vergrößert den strand
tsunami
weglaufen
wohin
kein hang in sicht
bleibe stehen
ergebe mich
lasse mich ertränken
ist wohl mein schicksal
ein-meter-welle

Max

Beitragvon Max » 18.08.2009, 22:27

Schicksal

Das Wahre sagen
Das Schmerzhafte

(Und wenn es bedeutet,
dass ich auf dem Mäuerchen
das so bequem ist in der Sonne
nicht mehr sitzen darf)

Das Wahre sagen
Selbst wenn es nicht mehr ist
als jener Mann weiß
der am gestern am Ernst-Reuter-Platz
immer wieder schrie

Heute ist Montag
Heute ist Montag

Benutzeravatar
ferdi
Beiträge: 3260
Registriert: 01.04.2007
Geschlecht:

Beitragvon ferdi » 19.08.2009, 11:25

.


      Vom Segen der Wahrheit

      Ein Blatt tritt aus dem Baumstamm
      und wechst schnell, und glenzt hell,
      und der Baum fellt.
      Die Wahrheit? Ein Kaminscheit.


.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste