Liebe Schreibfanatiker,
ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!
Lyrischer Dialog
.
Barfuß stand ich heut am Strand,
Wasser sind herbeigekommen.
Wellen erreichen die Küste; Sie schauen sich um. Ist die Neugier
Endlich gestillt, geht's zurück,
Schließt zufrieden verwirbelnde Flut sich wieder dem Meer an,
Neuer Eindrücke voll.
Haben aus dem feuchten Sand
Meine Fußspur mitgenommen.
.
Barfuß stand ich heut am Strand,
Wasser sind herbeigekommen.
Wellen erreichen die Küste; Sie schauen sich um. Ist die Neugier
Endlich gestillt, geht's zurück,
Schließt zufrieden verwirbelnde Flut sich wieder dem Meer an,
Neuer Eindrücke voll.
Haben aus dem feuchten Sand
Meine Fußspur mitgenommen.
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Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)
barfuß sitze ich am tisch, rühre salz in den tee
von den haaren tropft es auf die fliesen
die sonne scheint
ich schaue mich um, betrachte die wände, die straße, meine hände
halten die welt flach, wenn ich still bin
bleibt es still
aber das meer ~ wie es zieht und wie ich bleibe
heute früh war mein erster gedanke: du
wärst eine welle
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Das Reh und der Wolf oder
Das Nahe und das Ferne
Dem Reh gegenüber bist du immer der Wolf,
auch wenn du das Reh nur berühren willst.
Die Wälder vielleicht, die haben das Recht,
solches zumindest ungefähr zu umfassen.
Aber wir . . .
Hörst du’s nicht? Da geht ein Leisesein,
von dem du nicht mal ahnen kannst.
Ein Kind vielleicht könnte es vernehmen.
Aber wir . . .
Wir sind so laut geworden.
Soll da, zwischen den Autos
oder da, zwischen den Schlagzeilen
das Leise sein?
Alles zur Einfahrt ins unendlich Grelle
und durch den Reißwolf gedreht ins Nichts.
Zähne, denkt er, wenn er ihre Worte hört.
Er hört ihre Worte durch seine Zähne.
Wir sind so laut geworden.
Trotzdem zieht noch ein Lächeln
über sein Gebiss. Denn:
Ja, soll man uns doch zerreißen,
und zerreißen wir, was uns selbst zerreißt.
Dorthin werden wir nicht reichen.
Das zieht als Lächeln über sein Gebiss.
Sie wird es sein für immer, für immer,
was waren wir . . . nichts.
(Schau nur, aus allen Knochen, schau:
diesen leisen Sprung.
Schau nur, aus allen Knochen, schau:
es scheint zu regnen.
Wie macht doch das Leise
das Leben so fern.)
Das Nahe und das Ferne
Dem Reh gegenüber bist du immer der Wolf,
auch wenn du das Reh nur berühren willst.
Die Wälder vielleicht, die haben das Recht,
solches zumindest ungefähr zu umfassen.
Aber wir . . .
Hörst du’s nicht? Da geht ein Leisesein,
von dem du nicht mal ahnen kannst.
Ein Kind vielleicht könnte es vernehmen.
Aber wir . . .
Wir sind so laut geworden.
Soll da, zwischen den Autos
oder da, zwischen den Schlagzeilen
das Leise sein?
Alles zur Einfahrt ins unendlich Grelle
und durch den Reißwolf gedreht ins Nichts.
Zähne, denkt er, wenn er ihre Worte hört.
Er hört ihre Worte durch seine Zähne.
Wir sind so laut geworden.
Trotzdem zieht noch ein Lächeln
über sein Gebiss. Denn:
Ja, soll man uns doch zerreißen,
und zerreißen wir, was uns selbst zerreißt.
Dorthin werden wir nicht reichen.
Das zieht als Lächeln über sein Gebiss.
Sie wird es sein für immer, für immer,
was waren wir . . . nichts.
(Schau nur, aus allen Knochen, schau:
diesen leisen Sprung.
Schau nur, aus allen Knochen, schau:
es scheint zu regnen.
Wie macht doch das Leise
das Leben so fern.)
gerissen Re:Re:Re:
es haart.
Vom vielen Streicheln
und wir scheuern uns
am Zaunpfahl und gegenüber
(einst sammelte ich dir Wolle vom Stacheldraht)
ich würde dich heiraten
leerte auch die Taschen vor dem Waschen
und küsste am Morgen dein Glas am Rand
ach, du Unmöglichkeitsform
Sandkuchen in der Sonne
es haart.
Vom vielen Streicheln
und wir scheuern uns
am Zaunpfahl und gegenüber
(einst sammelte ich dir Wolle vom Stacheldraht)
ich würde dich heiraten
leerte auch die Taschen vor dem Waschen
und küsste am Morgen dein Glas am Rand
ach, du Unmöglichkeitsform
Sandkuchen in der Sonne
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
.
Rehe im Wald. Man sagt, da gehören sie hin; aber stimmt das?!
Was denn, wenn so ein Reh lieber im Supermarkt lebt -
Wäre das wirklich verkehrt? So zwischen den Gängen hinwandelnd?
Oder im Kühlregal, sauber in Folie verpackt?
.
Rehe im Wald. Man sagt, da gehören sie hin; aber stimmt das?!
Was denn, wenn so ein Reh lieber im Supermarkt lebt -
Wäre das wirklich verkehrt? So zwischen den Gängen hinwandelnd?
Oder im Kühlregal, sauber in Folie verpackt?
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Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)
Soziale Marktwirtschaft
Als ob es in diesem Supermarkt
nichts Lyrischeres gäbe als totgeschossenes Tier
sauber in Folie verpackt
Siehst du nicht die Kompositionen in Neon
und die Musik der Zahlen
All die Neunen
und die Achten
hast du doch immer so gerne gemocht
Gefallene Symbole des Unendlichen
wie diese Möbiuskette
vom Kühlhaus zum Verbraucher
Als ob es in diesem Supermarkt
nichts Lyrischeres gäbe als totgeschossenes Tier
sauber in Folie verpackt
Siehst du nicht die Kompositionen in Neon
und die Musik der Zahlen
All die Neunen
und die Achten
hast du doch immer so gerne gemocht
Gefallene Symbole des Unendlichen
wie diese Möbiuskette
vom Kühlhaus zum Verbraucher
Menschenskinder
wenn du schallend lachst
fröhliche Augenblicke erlebst
dein Herz wild klopft
deine Augen dennoch weinen
wenn keine Tränen fließen
du voller Hoffnung bist
Schritte nach vorn erkennst
deine Augen dennoch weinen
wenn du viele Träume hast
dich in ihnen verlierst
sie wahrwerden siehst
deine Augen dennoch weinen
wenn deine Melancholie erneut singt
du den Grund dafür nicht kennst
deine Augen dennoch weinen
Menschenskinder
dann schau endlich
in den Spiegel
wenn du schallend lachst
fröhliche Augenblicke erlebst
dein Herz wild klopft
deine Augen dennoch weinen
wenn keine Tränen fließen
du voller Hoffnung bist
Schritte nach vorn erkennst
deine Augen dennoch weinen
wenn du viele Träume hast
dich in ihnen verlierst
sie wahrwerden siehst
deine Augen dennoch weinen
wenn deine Melancholie erneut singt
du den Grund dafür nicht kennst
deine Augen dennoch weinen
Menschenskinder
dann schau endlich
in den Spiegel
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