Messer-Harry ist raus und auf Flucht
„Eine Tote kann man nicht töten!“ Nausch drückte seine Zigarette aus und sah aus dem Fenster. Es goss.
„Aber Dr. Frerksen hat noch nicht gesprochen,“ wandte Lieblich ein.
„Lund hat die Frau retten wollen in der Meinung, sie lebe noch. Deshalb ist er gesprungen. Aber unsportlich, wie er ist...“
„Akademiker eben.“
„Nana, mal keine Vorurteile. Bei Olympia hab ich schon manchen Akademiker auf dem Treppchen stehen sehen.“
„Entschuldigung.“ Lieblich hatte das Studium abgebrochen und hasste seither alle, die es abgeschlossen hatten.
„Sein Plan war, das Seil zu erreichen, sich daran festzuklammern und dann mit den Füßen der Toten – oder Sterbenden – unter die Achseln zu fassen und sie anzuheben.“
„Wenn Sie mich fragen, eine Schnapsidee.“
„Ich frage Sie nicht.“ Nausch spielte mit dem Porzellanäffchen, das seinen Arbeitsplatz schmückte. Er nahm es zwischen Zeigefinger und Daumen und ließ es rotieren. „Nun gut, wir wissen, was passiert ist. Ich bin dafür, ihn laufen zu lassen. Er ist bestraft genug.“
„Wenn Dr. Frerksen etwas anderes sagt, ich meine, wenn er sagt, Frau Severin hat noch gelebt, als ...“
„Dann ist es maximal fahrlässige Tötung, und ... Ich erinnere mich an einen ähnlich gelagerten Fall. Der Richter hat den Angeklagten zu einer symbolischen Mindeststrafe von fünf Euro, nein, das waren damals noch D-Mark, verurteilt. Bitte holen Sie ihn!“ Lieblich ging hinaus.
Nausch griff zum Telefon. „Schatz,“ sagte er, „das sind genau die richtigen, das sind die Mokassins, von denen ich immer geträumt habe. Wie aufmerksam von dir, mir die MMS zu schicken! Und nimm Größe 44, 43 fällt oft etwas zu klein aus für meinen Fuß. Ja, ich dich auch.“
Lund wurde hereingeführt. Vergeistert, hilflos und devot starrte er durch die seine Augen enorm vergrößernden Brillengläser. „Bitte schicken Sie mich nicht nach Hause,“ murmelte er und blickte zwischen Lieblich und Nausch hin und her. „Bitte lassen Sie mich hier bleiben!“
„Eine Bitte, die man nicht oft hört.“ Nausch grinste. „Rauchen Sie? Gut, dann will ich es auch nicht tun. Warum wollen Sie hier bleiben?“
„Hier bin ich weniger allein. Es kommt immer mal jemand. Zu Hause wäre ich ganz allein – mit dieser Erinnerung.“
„Der Erinnerung woran?“
„Wie ich da hänge, die Sterbende umklammere, um nicht in die Tiefe zu stürzen, mit meinem Gewicht die Schlinge noch enger ziehe, wie ein röhrender Seufzer sich ihr entreißt und ihre Hand sich vor meinen Augen zur Faust ballt.“
Es klopfte. Lieblich wollte öffnen, aber Nausch gab ihm einen Wink und ging selbst an die Tür, trat hinaus, zog sie hinter sich zu. Lund schaute Lieblich angstvoll an.
„Das wird der Arzt sein,“ sagte Lieblich ruhig. „Um den Zeitpunkt des Todes einigermaßen sicher festzustellen, braucht man einen Akademiker.“ Gedämpfte Stimmen klangen durch die Tür.
Nausch kam zurück, griff nach dem Porzellantierchen und ließ es wieder zwischen seinen Fingern rotieren. „Was ich Sie noch fragen wollte ... Warum eigentlich sind Sie zur Galerie hinaufgestiegen?“
„Ich wollte meine Ruhe haben. Unten ist zwischen den Vorlesungen dieser furchtbare Betrieb. Ich wollte in Ruhe meine Musik hören.“
„Was hören Sie dann so?“
„Klaviermusik. Schumann, Chopin, Gershwin.“
„Und dann haben Sie sie da hängen gesehen?“
„Ja.“
Nausch rieb sich das rechte Auge. Als das Jucken nicht weichen wollte, nahm er es mit einer geschickten Drehbewegung heraus. Er trug ein Glasauge seit der dramatischen Festnahme von Messer-Harry. Lund starrte erschrocken in die rote Höhlung.
„Tut mir leid, Herr Lund,“ sagte Nausch, das Auge mit einem Brillentuch putzend. „Wir müssen Sie nach Hause schicken. Der Gerichtsmediziner hat gesprochen. Frau Severin war bereits tot, als Sie zu Ihrem verunglückten Sprung ansetzten. Sie ist das Opfer allein ihrer eigenen Verzweiflung und nicht Ihrer Ungeschicklichkeit geworden.“
„Aber dieser Seufzer! Dieses Faustballen!“
„Ich habe Dr. Frerksen gefragt. Das sind Reflexe. Ihr Ärmel war doch auch ganz nass ... Es ist zu einer reflexhaften Blasenentleerung gekommen. Das hat alles nichts zu bedeuten. Sie können gehen!“
„Aber ich habe sie umgebracht! Ich bin ihr Mörder!“
„Das wären Sie wohl gern. Sie sind ein gottverdammter Spinner! Und jetzt gehen Sie, damit ich mir eine anstecken kann. Hier!“ Nausch reichte ihm einen Schirm aus dem Ständer. „Den hat jemand vergessen. Sie dürfen ihn behalten! Mir ist er zu bunt.“
Wie eine vielfarbige Blume trieb der Schirm durch das schwarzblaue Schirmgewühl der Straße.
„Wie kann ein Arzt so was mit solcher Gewissheit wissen?“, zweifelte Lieblich.
„Er hat es nicht gewusst, Lieblich. Aber selbst wenn sie noch lebte, hat Lund den Eintritt ihres selbstgewollten Todes in Rettungsabsicht nur minimal beschleunigt. Wollen Sie daraus eine Staatsaffäre machen? Wir haben ganz andere Sorgen. Haben Sie's schon gehört? Messer-Harry ist raus und auf Flucht!“
"die" mms
Messer-Harry ist raus und auf Flucht
hallo quoth,
auch witzig, dein krimi, gern gelesen, auch wieder so ne bekloppte idee - also physiker war dieser akademiker sicher nicht und auch kein biologe, oder vielleicht doch und er hat das theater bloß inszeniert, weil er die dame liebte, diese aber seine avancen nur verlachte und jetzt hängt sie da, so, das hat sie nun davon...
ich tät dem text bloß ne andre überschrift verpassen - wie wär's mit "prioritäten" oder "eine frage der dringlichkeit"? sonst hat man ja das ende schon am anfang...
und muss es nicht der mms heißen? (mulitmedia messaging service - multimedia-nachrichten-dienst?) - wobei meine kids immer die mms sagen und damit die bildnachricht meinen... (in anlehnung an die sms, was eigentlich auch der sms - also kurznachrichtendienst - heißen müsste...) aber deutschäss sprack, schweress sprack... vor allem bei den anglizismen
kriminalistische grüße
marion
auch witzig, dein krimi, gern gelesen, auch wieder so ne bekloppte idee - also physiker war dieser akademiker sicher nicht und auch kein biologe, oder vielleicht doch und er hat das theater bloß inszeniert, weil er die dame liebte, diese aber seine avancen nur verlachte und jetzt hängt sie da, so, das hat sie nun davon...
ich tät dem text bloß ne andre überschrift verpassen - wie wär's mit "prioritäten" oder "eine frage der dringlichkeit"? sonst hat man ja das ende schon am anfang...
und muss es nicht der mms heißen? (mulitmedia messaging service - multimedia-nachrichten-dienst?) - wobei meine kids immer die mms sagen und damit die bildnachricht meinen... (in anlehnung an die sms, was eigentlich auch der sms - also kurznachrichtendienst - heißen müsste...) aber deutschäss sprack, schweress sprack... vor allem bei den anglizismen
kriminalistische grüße
marion
Vielen Dank für Lob an Immekeppel und Elsa!
An der Überschrift halte ich fest, weil sie zwar den Schluss vorwegnimmt, aber ansonsten mit dem Inhalt so gut wie nichts zu tun hat, also auch nichts verrät. Ich mag solche Überschriften, Deine "Scheinklänge", Immekeppel, gehören für mich auch dazu!
Ja, welches Geschlecht hat mms im Deutschen? Vielleicht gibt's dazu noch Meinungen.
Gruß
Quoth
An der Überschrift halte ich fest, weil sie zwar den Schluss vorwegnimmt, aber ansonsten mit dem Inhalt so gut wie nichts zu tun hat, also auch nichts verrät. Ich mag solche Überschriften, Deine "Scheinklänge", Immekeppel, gehören für mich auch dazu!
Ja, welches Geschlecht hat mms im Deutschen? Vielleicht gibt's dazu noch Meinungen.
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.
lieber quoth,
dann möcht ich als ehemalige stenotypistin trotzdem was zur überschrift sagen - wenn schon telegrammstil, dann richtig ;)
messer-harry raus und flüchtig (oder noch kürzer messer harry flüchtig)
oder korrekt "auf der flucht", verflucht noch mal.... - was du da schon wieder so alles anrichtest so kurz vor meiner pensionierung, tze, tze...
so, und nun geb ich ruh...
dann möcht ich als ehemalige stenotypistin trotzdem was zur überschrift sagen - wenn schon telegrammstil, dann richtig ;)
messer-harry raus und flüchtig (oder noch kürzer messer harry flüchtig)
oder korrekt "auf der flucht", verflucht noch mal.... - was du da schon wieder so alles anrichtest so kurz vor meiner pensionierung, tze, tze...
so, und nun geb ich ruh...
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