Hast du jemals den Zement berührt als man ihn noch anrührte?
Ich kann dir sagen; blind bin ich auf Mauern losgerannt
und trag die Narben an der Stirn davon
weiß ich, dass es Sanftes gibt, das sich verhärten kann.
Hast du jemals dieses Kind gesehen als es noch angesehen war?
Es hat jeden Mann gefragt, ob er sein Vater sei –
Immer trug es weiße Kleider, im Bade sang es Lieder,
die es neu erfand, danach flocht seine Mutter lange Zöpfe
in sein Haar und die Damen sagten „Reizend!“ wenn es lachte.
Ich kann dir sagen, blind hat es gefragt ob wer sein Vater sei –
Bananen gab ihm einer, der nächste einen Zungenkuss,
am Ende war´s ein Kriegsgefangener, die Nr. 3
Ja, hast du dann das Kind gesehen, als es kein Kind mehr war?
Ich sah es noch und hörte es noch fragen –
Es hat die grauen Zöpfe noch getragen und auch das Lachen
war noch mit schiefen gelben Zähnen da
Es hat den Vater an den Lippen aller Männer noch gesucht
und die Mutter und die Welt hat es halb tot geschlagen –
hinter der Stirn trägt es die Narben noch davon
weiß ich, dass es Sanftes gibt, das sich verhärten kann.
Änderungen:
Ich habe die "ihr/e/s" und "sie" für das Kind in "es" und "ihm" umgewandelt.
Hast du jemals den Zement berührt? (Gedicht zu Gesicht Nr.1)
@quoth
genau das hatte ich im kopf, dieses "abbinden". und irgendwie musste ich auch immer heimlich kichern, weil wir rheinländer ja "spieß" zum mörtel sagen und ein "spieß" ja auch der kompanieführer beim bund ist und somit ein kerl *g*
@louisa
aber ausschlag hab ich davon noch nie bekommen, auch wenn ich beim mauern oder fließenlegen keine handschuhe getragen hab - den brand bekommt man eher vom ungelöschten kalk... und heiß ist der teer oder das bitumen beim dachdecken, da geht man mit der lötlampe dran aber das wäre eine komplett andere geschichte. und der vorschlag von quoth mit dem abbinden ist doch nicht schlecht, wenn du denn beim zement bleiben wilsst. aber mörtel fänd ich in so fern auch nicht verkehrt, da dieser neben dem aushärten ja auch das bröckeln beinhaltet und somit die vergänglichkeit
lg
marion
genau das hatte ich im kopf, dieses "abbinden". und irgendwie musste ich auch immer heimlich kichern, weil wir rheinländer ja "spieß" zum mörtel sagen und ein "spieß" ja auch der kompanieführer beim bund ist und somit ein kerl *g*
@louisa
aber ausschlag hab ich davon noch nie bekommen, auch wenn ich beim mauern oder fließenlegen keine handschuhe getragen hab - den brand bekommt man eher vom ungelöschten kalk... und heiß ist der teer oder das bitumen beim dachdecken, da geht man mit der lötlampe dran aber das wäre eine komplett andere geschichte. und der vorschlag von quoth mit dem abbinden ist doch nicht schlecht, wenn du denn beim zement bleiben wilsst. aber mörtel fänd ich in so fern auch nicht verkehrt, da dieser neben dem aushärten ja auch das bröckeln beinhaltet und somit die vergänglichkeit
lg
marion
Hallo ihr drei!
Gabriella, ich finde deine Idee originell, aber dieses Wort ist mir dann doch zu ungebräuchlich und vom Klang her auch nicht unbedingt passender als die anderen Vorschläge. Danke trotzdem!
Quoth und Immekeppel, danke auch für eure Ideen, aber es ist eher schade für mich, dass ihr das doppelte "-rühren" nicht gut findet.
Ich sehe das ja nicht ausschließlich als "DEN Zement" an, wenn ich darüber ein Gedicht schreibe - der Zement steht ja auch irgendwo für die Person, um die es geht - und in diesem Zusammenhang finde ich das "berühren" - auch im Sinne von "Das hat mich sehr berührt!" und das "anrühren" auch im Sinne von "Er hat sie angefasst" - sehr spannend. Es ist ja nur diese kleine Variation bei den Worten und trotzdem steckt - genauso wie beim "ansehen" und "angesehen sein" so viel drin.
Das will ich auf jeden Fall so lassen!!!!
Nur über den Zement denke ich noch nach.
Und das dieses auf beide Zeilen bezogene "davon" nur so ein läppischer Dichter-Taschenspieler-Gag ist - Na ja.... ich weiß nicht - das könnte ich jetzt wieder mit den gleichen Argumenten verteidigen - für mich ist es einfach spannend an diesem Wörtchen zu sehen, dass man etwas "davon tragen" kann - einen Schmerz - und gleichzeit "davon wissen" kann - also eine Erkenntnis hat - wenn ich nun ein Wort auf zwei Zeilen beziehe - erscheint es mir zumindest so, als ob die Verbindung zwischen diesen beiden Aussagen: "Jemand hat Schmerzen." und "Jemand weiß davon" - noch deutlicher zu sehen ist als wenn ich dieses Fließende Element streichen würde und es ganz simpel hieße: "Ich trage Narben davon. / Seither weiß ich, dass...."
Ich meine - ob nun billiges Stilmittel und zu artifiziell oder nicht - ich finde andersherum wirkt es mir dann wieder zu prosaisch und engstirnig. Aber ich kann mich da auch schwer täuschen.
Noch reichen mir eure Argumente jedenfalls nicht aus, um es zu ändern
Genug erklärt !
Danke euch!
l
Gabriella, ich finde deine Idee originell, aber dieses Wort ist mir dann doch zu ungebräuchlich und vom Klang her auch nicht unbedingt passender als die anderen Vorschläge. Danke trotzdem!
Quoth und Immekeppel, danke auch für eure Ideen, aber es ist eher schade für mich, dass ihr das doppelte "-rühren" nicht gut findet.
Ich sehe das ja nicht ausschließlich als "DEN Zement" an, wenn ich darüber ein Gedicht schreibe - der Zement steht ja auch irgendwo für die Person, um die es geht - und in diesem Zusammenhang finde ich das "berühren" - auch im Sinne von "Das hat mich sehr berührt!" und das "anrühren" auch im Sinne von "Er hat sie angefasst" - sehr spannend. Es ist ja nur diese kleine Variation bei den Worten und trotzdem steckt - genauso wie beim "ansehen" und "angesehen sein" so viel drin.
Das will ich auf jeden Fall so lassen!!!!
Nur über den Zement denke ich noch nach.
Und das dieses auf beide Zeilen bezogene "davon" nur so ein läppischer Dichter-Taschenspieler-Gag ist - Na ja.... ich weiß nicht - das könnte ich jetzt wieder mit den gleichen Argumenten verteidigen - für mich ist es einfach spannend an diesem Wörtchen zu sehen, dass man etwas "davon tragen" kann - einen Schmerz - und gleichzeit "davon wissen" kann - also eine Erkenntnis hat - wenn ich nun ein Wort auf zwei Zeilen beziehe - erscheint es mir zumindest so, als ob die Verbindung zwischen diesen beiden Aussagen: "Jemand hat Schmerzen." und "Jemand weiß davon" - noch deutlicher zu sehen ist als wenn ich dieses Fließende Element streichen würde und es ganz simpel hieße: "Ich trage Narben davon. / Seither weiß ich, dass...."
Ich meine - ob nun billiges Stilmittel und zu artifiziell oder nicht - ich finde andersherum wirkt es mir dann wieder zu prosaisch und engstirnig. Aber ich kann mich da auch schwer täuschen.
Noch reichen mir eure Argumente jedenfalls nicht aus, um es zu ändern
Genug erklärt !
Danke euch!
l
liebe louisa,
es wäre ja wohl auch ein bisschen verrückt, wenn du nur deshalb, weil ein paar leute sich an deinen bildern stoßen, deinen text aufgäbest womöglich zu gunsten all derer, die dieses gedicht gerade für sehr gelungen halten und sich deshalb erst gar nicht zu wort melden (das sind jetzt meine ganz persönlichen erfahrungen als "letter to the editor"-kummerkastentante *g*)
außerdem wissen wir ja seit hebels seltsamem spazierritt, dass man es sowieso nie allen recht machen kann...
lg
marion
es wäre ja wohl auch ein bisschen verrückt, wenn du nur deshalb, weil ein paar leute sich an deinen bildern stoßen, deinen text aufgäbest womöglich zu gunsten all derer, die dieses gedicht gerade für sehr gelungen halten und sich deshalb erst gar nicht zu wort melden (das sind jetzt meine ganz persönlichen erfahrungen als "letter to the editor"-kummerkastentante *g*)
außerdem wissen wir ja seit hebels seltsamem spazierritt, dass man es sowieso nie allen recht machen kann...
lg
marion
Hallo, Louisa,
Du schreibst:
Das ist es eben nicht. Es ist ein Stolperstein, vielleicht auch eine Fußangel.
Und die Gleichzeitigkeit, die Du damit zu signalisieren meinst, bringt es bei mir nicht hervor.
Das Davontragen von Narben und das davon wissen, das sind zwei völlig verschiedene davons, sie werden sogar unterschiedlich betont:
"und trag die Narben an der Stirn davón
(dávon) weiß ich, dass es Sanftes gibt, das sich verhärten kann."
Wie soll man das richtig lesen?
Gruß
Quoth
Du schreibst:
dieses Fließende Element
Das ist es eben nicht. Es ist ein Stolperstein, vielleicht auch eine Fußangel.
Und die Gleichzeitigkeit, die Du damit zu signalisieren meinst, bringt es bei mir nicht hervor.
Das Davontragen von Narben und das davon wissen, das sind zwei völlig verschiedene davons, sie werden sogar unterschiedlich betont:
"und trag die Narben an der Stirn davón
(dávon) weiß ich, dass es Sanftes gibt, das sich verhärten kann."
Wie soll man das richtig lesen?
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.
Hallo Immekeppel!
Ja, so meine ich es ja auch nicht. Du hast Recht damit, das man nie etwas schaffen kann, dass allen gefällt - ich möchte meine Texte nur wirklich gerne verschönern - und wenn mir jemand erklärt, dass "Beton" hier (als Beispiel) viel passender wäre als "Zement" und das so begründet, dass es mir gleich einleuchtet - dann sehe ich keinen Hinderungsgrund mehr es nicht in "Beton" umzuändern.
ES SEI DENN - ich habe einen ganz bestimmten starken Gedanken mit dem ich nun diesen "Zement" für mich rechtfertige - dann wird es schwierig bzw. dann müsste man mir wirklich gute Argumente für eine Änderung liefern.
Und so, Quoth , ist es auch mit dem "davon" - ich finde es schade, dass du meine Intention nicht herauslesen kannst oder sie nicht im Text wiederfindest, aber das ist für mich noch kein Grund es zu ändern. Mir leuchtet dieser doppelte Bezug eines Wortes ja sehr klar ein.
Ich persönlich betone das "davon" auch nicht so wie du es beschrieben hast. Ich betone das immer gleich (falsch!?) - Aber ich sage auch zu "Restaurant" "Restorang"
"Stolpersteine" sind ja auch eine schöne Gelegenheit, um auf etwas Kleines besonders aufmerksam zu machen, denke ich - und darum geht es ja.
Danke dir trotzdem!
(Ich bin mir jedoch immer noch unsicher mit dem Zement!)
Das mit dem "ihre" ändere ich gleich noch! Hatte ich vergessen.
Schöne Nacht noch! Es ist sehr heiß in Berlin !
l
Ja, so meine ich es ja auch nicht. Du hast Recht damit, das man nie etwas schaffen kann, dass allen gefällt - ich möchte meine Texte nur wirklich gerne verschönern - und wenn mir jemand erklärt, dass "Beton" hier (als Beispiel) viel passender wäre als "Zement" und das so begründet, dass es mir gleich einleuchtet - dann sehe ich keinen Hinderungsgrund mehr es nicht in "Beton" umzuändern.
ES SEI DENN - ich habe einen ganz bestimmten starken Gedanken mit dem ich nun diesen "Zement" für mich rechtfertige - dann wird es schwierig bzw. dann müsste man mir wirklich gute Argumente für eine Änderung liefern.
Und so, Quoth , ist es auch mit dem "davon" - ich finde es schade, dass du meine Intention nicht herauslesen kannst oder sie nicht im Text wiederfindest, aber das ist für mich noch kein Grund es zu ändern. Mir leuchtet dieser doppelte Bezug eines Wortes ja sehr klar ein.
Ich persönlich betone das "davon" auch nicht so wie du es beschrieben hast. Ich betone das immer gleich (falsch!?) - Aber ich sage auch zu "Restaurant" "Restorang"
"Stolpersteine" sind ja auch eine schöne Gelegenheit, um auf etwas Kleines besonders aufmerksam zu machen, denke ich - und darum geht es ja.
Danke dir trotzdem!
(Ich bin mir jedoch immer noch unsicher mit dem Zement!)
Das mit dem "ihre" ändere ich gleich noch! Hatte ich vergessen.
Schöne Nacht noch! Es ist sehr heiß in Berlin !
l
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