Hallo Quoth,
Diese Rubrik heißt Polyphon, und ich verstehe es geradezu als Aufforderung verschiedene künstlerische Medien zu verbinden, bzw mich in meinen Gedichten auf andere Medien zu beziehen. Und da ich das Bild nicht wieder in eine Theater-Szene zurückgeschrieben habe sondern in eine andere Gattung ist es doch etwas anderes geworden.
Ich würde es weder in die eine noch in die andere Richtung als Verengung bezeichnen, sondern als Übersetzung. Es ist schon richtig daß immer das eine oder andere Detail verloren geht aber umgekehrt kann ein anderes Medium den Stoff auch erweitern.
Eine äußere "Legitimation" braucht die Kunst zum Glück nicht. Diese Künstlerfreiheit nehme ich mir einfach. Bzw. sehe sie als genauso legitim an wie eine Romanverfilmung oder Kinderbuchillustration oder eine Gedichtvertonung ect.
Hat ein Regisseur das Recht seine eigenen Geschichten in einen Stoff einzubringen oder ist er seiner Buchvorlage verpflichtet?
Auch dort gibt es zweierlei Schulen und ich finde, daß beide Ansätze ihre Berechtigung haben.
Wie kommst du eigentlich darauf, daß Shakespeare seinem Publikum keine Bilder gegeben hat?
Wir wissen nicht welche Kostüme und Requisiten ihm zur Verfügung standen, aber er hat Theater gemacht, nicht bloß Rezitation.
Aber nun ganz konkret:
Schaue ich mir das Bild aber genauer an, entpuppt es sich für mich als Kitsch: Die geöffneten, auseinandergefallenen Hände der Toten, die trotz des leicht geöffneten Mundes noch fast wie eine Lebende aussieht
Wie ich das Bild lese, ist dort keine Tote, sondern eine zum sterben bereite Ophelia, die sich in ihr Schicksal ergibt, das so beinahe zum Freitod wird.
Die erhobenen Arme sind in der Tat sehr theatralisch, aber vielleicht auch nur den Entstehungsumständen geschuldet. Die Dame hat in der Wanne Modell gelegen.
Auch die Blumen sind nicht einfach süßlicher Beirat, sondern voller programmatischer Symbolik:
Mohn -> Schlaf und Todessehnsucht
Maßlieb -> Bescheidenheit
(rosa) Rosen -> junge Liebe
Veilchen -> heimliche / unerwiderte Liebe
aber auch ohne die Symbolik einzelner Blumen zu kennen ist das Bild eines unvollendeten und aufgegebenen Brautkranzes, doch mehr als nur Schmuck, sondern erzählt von ihrer Situation.
Danke Zephira für das Hamlet-Zitat.
Wenn mein Gedicht eine ähnlioche Wirkung entfaltet, wie das Bild oder die Hamlet-Passage habe ich erreicht, was ich wollte.
LG ZaunköniG