Nach Luft schnappend wache ich auf. Die Augen noch geschlossen, schiebe ich beide Hände unter die Decke, streichele meinen Körper von den Brüsten abwärts zum Bauch und tiefer. Ich spreize die Beine ein wenig und massiere mit leichtem Druck. Nichts. Die Erregung will sich nicht wieder einstellen. Ich strampele die Decke von mir, stehe auf, gehe in die Küche und zünde mir eine Zigarette an. Die Weinflasche und das Glas vom gestrigen Abend stehen noch auf dem Tisch. Mit einer Fingerspitze fische ich eine Fliege aus der Neige und schenke nach. Der Wein verteilt den Geschmack verendeter Trauben auf der Zunge.
Ich stand mit Dir auf einem Boot, mein Rücken an Deiner Brust. Deine Hände streichelten meine Arme, Dein Atem wärmte meinen Nacken. Ich drehte den Kopf, bot dir den Hals. Deine Zunge zog eine feuchte Spur vom Ohr hinunter zur Kehle. Verharrtest dort, bis mein Kopf als Zeichen der Kapitulation ganz im Nacken zu liegen kam. Deine Hände verließen die Arme und wanderten über den Rippenbogen nach oben zum Hals. Umfassten ihn kurz mit festem Druck. Dann langsam wieder abwärts. Deine Fingerspitzen liebkosten meine Haut, andächtig fast, als gehörten sie einem Blinden, der seine Bibel liest.
Plötzlich ein Knall, das Boot zerbarst unter uns, ich fühlte eiskaltes Wasser mich verschlingen. Wir sanken, strudelten Richtung Meeresboden. Du löstest dich, schobst mich von dir. Wie von einem Katapult beschleunigt, schoss ich nach oben. Wollte dir nachtauchen und bewegte mich doch stetig aufwärts, sah dich unter mir verschwinden. Dann durchbrach mein Kopf die Wasseroberfläche.
Draußen wird es langsam hell. Ich leere das Glas und räume die Spülmaschine ein. Deine Tasse bleibt auf der Arbeitsplatte stehen. Der Kaffeerest ist inzwischen eingetrocknet, festgeklebte Staubflusen spielen Eisblume in graubraun. Nach einer schnellen Dusche ziehe ich Jeans und eines deiner Holzfällerhemden an, nehme Schlüssel und Handtasche und verlasse das Haus. In der Straßenbahn setze ich mich direkt hinter den Fahrer, von irgendwo hinter mir dröhnt Eminem „Yo I won't tell no lie, not a moment goes by that I don't pray to the sky…“ Ich steige aus, kaufe in einem Blumenladen eine orangefarbene Gerbera, wickele den Draht von ihrem Stiel und ziehe ihn aus dem Blütenkopf.
Der Aufzug hält in der siebten Etage. Zwei Schwestern stehen auf dem Flur und stecken die Köpfe zusammen. Ich nicke zur Begrüßung und hole mir einen Kaffee. Es ist 6:30h. Ich betrete dein Zimmer und schalte die Deckenbeleuchtung an. Deine Augen sind geöffnet, blinzeln nicht. Zur Begrüßung küsse ich dich auf die Stirn. Die Gerbera stelle ich in das Wasserglas auf dem Tischchen neben dem Bett. Sie lässt den Kopf hängen, ein wenig so, wie du den Unterkiefer. Ein Speichelfaden rinnt aus deinem rechten Mundwinkel. Ich wische ihn fort und setze mich neben dich auf das Bett. Von dem Tischchen nehme ich das Buch, lege deine Hand auf meinen Oberschenkel und beginne vorzulesen. „Lange Zeit bin ich früh schlafen gegangen…“
Ich wache auf.
perdu
Huhu Nicole,
ich mag den verschachtelten Stil, den Wechsel von Traum und Realität und letztendlich deren Vermischung. Überhaupt merkt man dieser Geschichte eine Reife an (gar keine Flüchtigkeitsfehler gefunden). Klar hat die Thematik eine Menge Kitschpotenzial, aber es liest sich schon so, dass du den Regler für dich auf ein Minimum Duselei gestellt hast. Sehr schön die Weinnachlese, die Kaffeeblüten und die befreite Blume. Der Text erinnert mich an Nicole ä Nicholas Sparks. Muss man mögen. In jedem Fall werden die Verlustängste sehr schön deutlich.
Noch ein paar nifl‘sche Korinthen:
Ich frage mich, ob es einen Leser gibt, der den Geschmack von verendeten Tauben kennt?
Hier würde ich auf das Adjektiv verzichten, sonst muss ich an meine Geliebte denken (Neufundländerhündin) … und so eine Sabberspur finde ich nicht so erotisch.
Wo laufen sie denn, wo laufen sie denn?
Bitte nicht das Schulaufsatz „plötzlich“
Passt „sanken“ und „strudelten“ zum Verschlingen?
Passt „stetig“ zu „schießen“?
Nochmal: „Wo laufen sie denn, wo laufen sie denn?“
Ist das wichtig?
Wo sonst?
Mein Liebling in dem ganzen Text, wunderbar.
Ich würde „dir“ schreiben, aber es geht wohl beides.
Ja, das Glas steht da so rum, weil wohl irgendwer vorher wusste, dass eine befreite Gerbera daherkommen würde.
Bitte nicht. Das ist mir zu abgedroschen und hat der Text nicht nötig.
LG
Nifl
Edit: Ach und was heisst "perdu"?
ich mag den verschachtelten Stil, den Wechsel von Traum und Realität und letztendlich deren Vermischung. Überhaupt merkt man dieser Geschichte eine Reife an (gar keine Flüchtigkeitsfehler gefunden). Klar hat die Thematik eine Menge Kitschpotenzial, aber es liest sich schon so, dass du den Regler für dich auf ein Minimum Duselei gestellt hast. Sehr schön die Weinnachlese, die Kaffeeblüten und die befreite Blume. Der Text erinnert mich an Nicole ä Nicholas Sparks. Muss man mögen. In jedem Fall werden die Verlustängste sehr schön deutlich.
Noch ein paar nifl‘sche Korinthen:
Der Wein verteilt den Geschmack verendeter Trauben auf der Zunge.
Ich frage mich, ob es einen Leser gibt, der den Geschmack von verendeten Tauben kennt?
Deine Zunge zog eine feuchte Spur vom Ohr hinunter zur Kehle.
Hier würde ich auf das Adjektiv verzichten, sonst muss ich an meine Geliebte denken (Neufundländerhündin) … und so eine Sabberspur finde ich nicht so erotisch.
Deine Hände verließen die Arme
Wo laufen sie denn, wo laufen sie denn?
Plötzlich ein Knall, das Boot zerbarst unter uns,
Bitte nicht das Schulaufsatz „plötzlich“
Wir sanken, strudelten Richtung Meeresboden.
Passt „sanken“ und „strudelten“ zum Verschlingen?
Wollte dir nachtauchen und bewegte mich doch stetig aufwärts,
Passt „stetig“ zu „schießen“?
Nach einer schnellen Dusche
Nochmal: „Wo laufen sie denn, wo laufen sie denn?“
nehme Schlüssel und Handtasche
Ist das wichtig?
kaufe in einem Blumenladen eine orangefarbene Gerbera
Wo sonst?
wickele den Draht von ihrem Stil und ziehe ihn aus dem Blütenkopf.
Mein Liebling in dem ganzen Text, wunderbar.
Zur Begrüßung küsse ich dich auf die Stirn.
Ich würde „dir“ schreiben, aber es geht wohl beides.
stelle ich in das Wasserglas auf dem Tischchen neben dem Bett.
Ja, das Glas steht da so rum, weil wohl irgendwer vorher wusste, dass eine befreite Gerbera daherkommen würde.
Ich wache auf.
Bitte nicht. Das ist mir zu abgedroschen und hat der Text nicht nötig.
LG
Nifl
Edit: Ach und was heisst "perdu"?
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Schöner Text. Nifl habe ich eigentlich nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht, dass Du, statt das "Ich wache auf" ganz wegzulassen, die Idee vom Traum-im-Traum vielleicht noch etwas mehr ausbauen müsstest. Das soll es doch sein, oder?
Gruß
Henkki
Gruß
Henkki
Hallo Nicole,
ich bin mir nicht ganz sicher, ob es klar wird, dass der Text ein Traum im Traum-Text sein soll, wenn du den letzten Satz wegließest. Deshalb würde ich das, siehe Kommentar von Henkki, mehr im Text einarbeiten und dafür dann den Schlusssatz weglassen.
würde für mich einen guten Schluss bilden, jedoch nur, wenn das Konzept des Traumes-im-Traum im Text aufgeht.
Saludos
Mucki
P.S: Nifl: "perdu" bedeutet: verloren
ich bin mir nicht ganz sicher, ob es klar wird, dass der Text ein Traum im Traum-Text sein soll, wenn du den letzten Satz wegließest. Deshalb würde ich das, siehe Kommentar von Henkki, mehr im Text einarbeiten und dafür dann den Schlusssatz weglassen.
Nicole hat geschrieben: „Lange Zeit bin ich früh schlafen gegangen…“
würde für mich einen guten Schluss bilden, jedoch nur, wenn das Konzept des Traumes-im-Traum im Text aufgeht.
Saludos
Mucki
P.S: Nifl: "perdu" bedeutet: verloren
Liebe Nicole, liebe alle,
ich finde, man muss es nicht als Traum-im-Traum-Text lesen, sondern kann es auch als ein "aus-der Hoffnung-Aufwachen" lesen, eine endgültige Rückkehr in die knallharte Realität.
Ich kann gut mitgehen, der Text nimmt mich mit.
Diesen Satz finde ich stilistisch ziemlich "ungelenk", da komme ich völlig raus. Warum nicht einfach: Verharrte(st) (man nimmt als Subjekt ja eigentlich noch die Zunge an) dort, bis mein Kopf ganz im Nacken lag.
Dir Katapultszene finde ich auch noch nicht ganz stimmig, schwer vorstellbar (was das Tempo betrifft)
Ein Rechtschreibfehler ist mir noch aufgefallen: Stiel
Und beim Titel verstehe ich nicht, warum er französisch sein muss. "Verloren" würde für mein Empfinden aufgrund der zahlreichen Konnotationsmöglichkeiten auch gut passen, finde ich.
Liebe Grüße
leonie
ich finde, man muss es nicht als Traum-im-Traum-Text lesen, sondern kann es auch als ein "aus-der Hoffnung-Aufwachen" lesen, eine endgültige Rückkehr in die knallharte Realität.
Ich kann gut mitgehen, der Text nimmt mich mit.
Nicole hat geschrieben: Verharrtest dort, bis mein Kopf als Zeichen der Kapitulation ganz im Nacken zu liegen kam.
Diesen Satz finde ich stilistisch ziemlich "ungelenk", da komme ich völlig raus. Warum nicht einfach: Verharrte(st) (man nimmt als Subjekt ja eigentlich noch die Zunge an) dort, bis mein Kopf ganz im Nacken lag.
Dir Katapultszene finde ich auch noch nicht ganz stimmig, schwer vorstellbar (was das Tempo betrifft)
Ein Rechtschreibfehler ist mir noch aufgefallen: Stiel
Und beim Titel verstehe ich nicht, warum er französisch sein muss. "Verloren" würde für mein Empfinden aufgrund der zahlreichen Konnotationsmöglichkeiten auch gut passen, finde ich.
Liebe Grüße
leonie
ich finde, man muss es nicht als Traum-im-Traum-Text lesen, sondern kann es auch als ein "aus-der Hoffnung-Aufwachen" lesen, eine endgültige Rückkehr in die knallharte Realität.
Stimmt. Vielleicht sollte man dann die Traum-in-Traum Interpretation geradezu vermeiden, indem man auch den etwas flach daher kommenden letzten Satz noch mal ändert?
Zakkinen hat geschrieben:Vielleicht sollte man dann die Traum-in-Traum Interpretation geradezu vermeiden, indem man auch den etwas flach daher kommenden letzten Satz noch mal ändert?
wenn es gar nicht Nicoles Intention war, einen Traum-in-Traum-Text zu schreiben, dann ja.
Dann könnte da so etwas hin am Schluss im Sinne von ... Als sich mir die Augen öffneten ... o.ä.
Aber hören wir erst mal, was denn die Intention von Nicole hier ist.
Hallo guten Morgen!
lieber Nifl,
freut mich, wenn Dir der Text "reifer" erscheint. Ich gestehe, ich glaube nicht, dass ich Nikolas Sparks bereits gelesen habe. (ich hatte wohl mal das ein oder andere Buch von ihm in der Hand, aber damals hatte ich das Gefühl, das Buch hat kein "Happy End" und, da bin ich ganz ehrlich, das mag ich bei Büchern, gerade über Liebe, nicht...)
Zu deinen (von mr immer sehr geschätzten) Nifeleien:
Ich denke, der leser kann sich vorstellen, wie das schmecken könnte.
Mmh, Deine Geliebt ist mir sympathisch, wenn sie Dir den Hals liebkost... Aber ja, das Adjektiv ist sicherlich abkömmlich, denn die Zunge an sich beinhaltet ja eigentlich das feucht bereits... Ich werde darüber nachdenken, ob ich es rausnehmen.
Ich verstehe Dein "Wo laufen sie denn, wo laufen sie denn", ehrlich gesagt nicht. O.k. ist aus einem Sketch, ja, aber der Zusammenhang erschließt sich mir hier nicht.
Plötzlich...Gibt es anderes Wort, das ich hier verwenden könnte? Etwas, das die abrupte Veränderung beschreibt?
sanken/strudeln... Sinken beinhaltet wür mich die Bewegung von der Oberfläche weg zum Meeresboden. Man kann schnell sinken, langsam sinken. (Ist für mich also nur die Richtung von oben nach unten) Strudeln gibt der Bewegung quasi die nächste Dimension. Es geht nicht gerade runter, eine ruhige Bewegung, sondern ein Kreiseln, heftig und schnell.
schießen/stetig... stetig heißt andauernd, ununterbrochen, beharrlich, dauerhaft. Bedeutet hier, das die Bewegung nach oben (die schnell ist, da LI nach oben schießt) nicht unterbrochen wird durch den Versuch, nach unten zu tauchen...
1. ist das wichtig. nö, stört aber auch nicht, für meinen Geschmack und bringt Normalität. (Ich nehme immer einen Schlüssel mit, wenn ich aus dem Haus gehe)
2. ebenso der Blumenladen. Klar gibt es Blumen im Blumenladen. Neben den Krankenhäusern die haben sogar sehr früh geöffnet- und sehr lange.
freut mich, ich mag die Blume auch sehr...
Na, also, auf jedem Nachtisch im Krankenhaus, wo ich je gewesen bin, stand bisher ein Wasserglas... Aber das hier war anders intendiert: LI macht das schon recht lange auf diese oder eine ähnliche Weise und daher ist sowohl das Glas da, als auch das Buch...
Zum Schluß,
ich komme, da ja bislang fast alle (oder alle?) zu diesem Satz eine Meinung hatten, später darauf, ja?
Es freut mich, das Du mich bei diesem Text mal nicht "untergenifelt" hast. Danke,
viele Grüße in Deine Sonntag,
Nicole
lieber Nifl,
freut mich, wenn Dir der Text "reifer" erscheint. Ich gestehe, ich glaube nicht, dass ich Nikolas Sparks bereits gelesen habe. (ich hatte wohl mal das ein oder andere Buch von ihm in der Hand, aber damals hatte ich das Gefühl, das Buch hat kein "Happy End" und, da bin ich ganz ehrlich, das mag ich bei Büchern, gerade über Liebe, nicht...)
Zu deinen (von mr immer sehr geschätzten) Nifeleien:
Der Wein verteilt den Geschmack verendeter Trauben auf der Zunge.
Ich frage mich, ob es einen Leser gibt, der den Geschmack von verendeten Tauben kennt?
Ich denke, der leser kann sich vorstellen, wie das schmecken könnte.
Deine Zunge zog eine feuchte Spur vom Ohr hinunter zur Kehle.
Hier würde ich auf das Adjektiv verzichten, sonst muss ich an meine Geliebte denken (Neufundländerhündin) … und so eine Sabberspur finde ich nicht so erotisch.
Mmh, Deine Geliebt ist mir sympathisch, wenn sie Dir den Hals liebkost... Aber ja, das Adjektiv ist sicherlich abkömmlich, denn die Zunge an sich beinhaltet ja eigentlich das feucht bereits... Ich werde darüber nachdenken, ob ich es rausnehmen.
Ich verstehe Dein "Wo laufen sie denn, wo laufen sie denn", ehrlich gesagt nicht. O.k. ist aus einem Sketch, ja, aber der Zusammenhang erschließt sich mir hier nicht.
Plötzlich ein Knall, das Boot zerbarst unter uns,
Bitte nicht das Schulaufsatz „plötzlich“Wir sanken, strudelten Richtung Meeresboden.
Passt „sanken“ und „strudelten“ zum Verschlingen?Wollte dir nachtauchen und bewegte mich doch stetig aufwärts,
Passt „stetig“ zu „schießen“?
Plötzlich...Gibt es anderes Wort, das ich hier verwenden könnte? Etwas, das die abrupte Veränderung beschreibt?
sanken/strudeln... Sinken beinhaltet wür mich die Bewegung von der Oberfläche weg zum Meeresboden. Man kann schnell sinken, langsam sinken. (Ist für mich also nur die Richtung von oben nach unten) Strudeln gibt der Bewegung quasi die nächste Dimension. Es geht nicht gerade runter, eine ruhige Bewegung, sondern ein Kreiseln, heftig und schnell.
schießen/stetig... stetig heißt andauernd, ununterbrochen, beharrlich, dauerhaft. Bedeutet hier, das die Bewegung nach oben (die schnell ist, da LI nach oben schießt) nicht unterbrochen wird durch den Versuch, nach unten zu tauchen...
nehme Schlüssel und Handtasche
Ist das wichtig?kaufe in einem Blumenladen eine orangefarbene Gerbera
Wo sonst?
1. ist das wichtig. nö, stört aber auch nicht, für meinen Geschmack und bringt Normalität. (Ich nehme immer einen Schlüssel mit, wenn ich aus dem Haus gehe)
2. ebenso der Blumenladen. Klar gibt es Blumen im Blumenladen. Neben den Krankenhäusern die haben sogar sehr früh geöffnet- und sehr lange.
wickele den Draht von ihrem Stil und ziehe ihn aus dem Blütenkopf.
Mein Liebling in dem ganzen Text, wunderbar.
freut mich, ich mag die Blume auch sehr...
stelle ich in das Wasserglas auf dem Tischchen neben dem Bett.
Ja, das Glas steht da so rum, weil wohl irgendwer vorher wusste, dass eine befreite Gerbera daherkommen würde.
Na, also, auf jedem Nachtisch im Krankenhaus, wo ich je gewesen bin, stand bisher ein Wasserglas... Aber das hier war anders intendiert: LI macht das schon recht lange auf diese oder eine ähnliche Weise und daher ist sowohl das Glas da, als auch das Buch...
Zum Schluß,
ich komme, da ja bislang fast alle (oder alle?) zu diesem Satz eine Meinung hatten, später darauf, ja?
Es freut mich, das Du mich bei diesem Text mal nicht "untergenifelt" hast. Danke,
viele Grüße in Deine Sonntag,
Nicole
Lieber Henkki,
Danke!
Das Ende ... gab es tatsächlich auch in der Variation der ausformulierten "Realität". Oder wäre das dann wieder ein weiterer Traum im traum im traum... Matroschka Prinzip. Ich hatte auch den letzten Satz in der schiedensten Variationen:
Ich wache auf.
Ich werde aufwachen.
Aufwachen.
Nach Luft schnappend wache ich auf.
.
.
.
Das Auserzählen eines weiteren Traumendes fand ich schlußendlich "zu einfach". Ebenso die Auflösung, ob der letzte Satz nun Wunschvorstellung (Ich wache auf, ganz sicher wache ich gleich auf und all das hier ist nur ein Traum...)
Akzeptanz der Realität (Ich wache auf und erkenne, das die Welt tatsächlich so Scheiße ist, wie sie sich gerade darstellt...)
Ende eines Traums im Traum ist.
Oder nur Hinweis, das sich das Ganze ständig wiederholt (also, quasi da capo al fine) und LI morgen wieder denselben Traum träumen wird und dann wieder in derselben Realität aufwachen wird...
Das möchte ich hier eigentlich offen lassen, lese es jeder so, wie er möchte...
Gruß, Nicole
Danke!
Das Ende ... gab es tatsächlich auch in der Variation der ausformulierten "Realität". Oder wäre das dann wieder ein weiterer Traum im traum im traum... Matroschka Prinzip. Ich hatte auch den letzten Satz in der schiedensten Variationen:
Ich wache auf.
Ich werde aufwachen.
Aufwachen.
Nach Luft schnappend wache ich auf.
.
.
.
Das Auserzählen eines weiteren Traumendes fand ich schlußendlich "zu einfach". Ebenso die Auflösung, ob der letzte Satz nun Wunschvorstellung (Ich wache auf, ganz sicher wache ich gleich auf und all das hier ist nur ein Traum...)
Akzeptanz der Realität (Ich wache auf und erkenne, das die Welt tatsächlich so Scheiße ist, wie sie sich gerade darstellt...)
Ende eines Traums im Traum ist.
Oder nur Hinweis, das sich das Ganze ständig wiederholt (also, quasi da capo al fine) und LI morgen wieder denselben Traum träumen wird und dann wieder in derselben Realität aufwachen wird...
Das möchte ich hier eigentlich offen lassen, lese es jeder so, wie er möchte...
Gruß, Nicole
Liebe Gabriella,
zum Ende habe ich eben Henkki schon etwas geschrieben, das eigentlich zu genau dem paßt, was Du schreibst. Ließe ich den letzten Satz weg, näme ich Interpretationsmöglichekeiten. Und das möchte ich eigentlich nicht.
Danke für Lesen und kommentieren,
Nicole
zum Ende habe ich eben Henkki schon etwas geschrieben, das eigentlich zu genau dem paßt, was Du schreibst. Ließe ich den letzten Satz weg, näme ich Interpretationsmöglichekeiten. Und das möchte ich eigentlich nicht.
Danke für Lesen und kommentieren,
Nicole
Zuletzt geändert von Nicole am 07.11.2010, 09:56, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Leonie,
Es freut mich außerordentlich, dass Du schreibst:
und das ich Dich anschließend mit der Drehung des Kopfes in den Nacken verliere, ist zwar schade, bedeutet ja aber, das Du vorher "dabei" warst und das finde ich schön.
Nun, Die bewegung soll die folgende sein. I legt den kopf schräg (leicht nach rechts oder links), damit LDu sich den Hals runter arbeiten kann. Dann läßt LI den Kopf ganz in den Nacken fallen. (Den Kopf also "überdehnt", die Kehle ganz schutzlos)
Ob ich da etwas "drehen" kann mit Subjekt LDu oder Zunge, muß ich mir mal überlegen.
Meine Erläuterung zu dem katapultierten zur Oberfläche schießen, siehe bitte bei Nifl. Klar ist es schwer vorstellbar, wie ein wegschubsen unter Wasser zu einer katapultierenden Geschwindigkeit führen soll, aber es ist ein Traum und im Traum ist sowas möglich.
Darf ich das noch einen Moment offen lassen?
Vielen Dank für's Lesen und Deinen Kommentar,
Liebe Grüße,
Nicole
Es freut mich außerordentlich, dass Du schreibst:
Ich kann gut mitgehen, der Text nimmt mich mit.
und das ich Dich anschließend mit der Drehung des Kopfes in den Nacken verliere, ist zwar schade, bedeutet ja aber, das Du vorher "dabei" warst und das finde ich schön.
Nun, Die bewegung soll die folgende sein. I legt den kopf schräg (leicht nach rechts oder links), damit LDu sich den Hals runter arbeiten kann. Dann läßt LI den Kopf ganz in den Nacken fallen. (Den Kopf also "überdehnt", die Kehle ganz schutzlos)
Ob ich da etwas "drehen" kann mit Subjekt LDu oder Zunge, muß ich mir mal überlegen.
Dir Katapultszene finde ich auch noch nicht ganz stimmig, schwer vorstellbar (was das Tempo betrifft)
Meine Erläuterung zu dem katapultierten zur Oberfläche schießen, siehe bitte bei Nifl. Klar ist es schwer vorstellbar, wie ein wegschubsen unter Wasser zu einer katapultierenden Geschwindigkeit führen soll, aber es ist ein Traum und im Traum ist sowas möglich.
Den eliminiere ich, danke!Ein Rechtschreibfehler ist mir noch aufgefallen: Stiel
Und beim Titel verstehe ich nicht, warum er französisch sein muss. "Verloren" würde für mein Empfinden aufgrund der zahlreichen Konnotationsmöglichkeiten auch gut passen, finde ich.
Darf ich das noch einen Moment offen lassen?
Vielen Dank für's Lesen und Deinen Kommentar,
Liebe Grüße,
Nicole
Huhu Frau Sparks mit Happyend.
Naja, meistens schlabbert sie ein Ohr aus und dann fühlst du dich, als sei gerade dein Boot zerborsten und du strudelst Richtung Meeresboden...
Zunge = feucht -> ja
Guckst du:
Wie können die Hände die Arme verlassen?
Oder wie kann eine Dusche schnell sein?
Türlich weiß ich was du meinst, aber darum geht es nicht.
Grrrr, nein, das wollte ich nicht ausdrücken, sondern, dass ein guter Text das Tempo ohne solche Paukenschläge im Griff hat.
Du guckst auch noch in den Spiegel, stellst die Hausschuhe an ihren Platz, überprüfst den Wassernapf deiner Katzen ... ich würde prinzipiell immer alles "nur so" aus den Texten rauslassen. Normalität erlese ich daraus nicht (zumal sie eben noch den Rest aus der Pulle Wein mit einem ungespülten Glas gesoffen hat. Normal?) .
Deswegen merkte ich das ja an, es bedarf nicht der Spezifikation. Siehe oben, Redundanzen.
LG
Nifl
Mmh, Deine Geliebt ist mir sympathisch, wenn sie Dir den Hals liebkost...
Naja, meistens schlabbert sie ein Ohr aus und dann fühlst du dich, als sei gerade dein Boot zerborsten und du strudelst Richtung Meeresboden...
Zunge = feucht -> ja
Ich verstehe Dein "Wo laufen sie denn, wo laufen sie denn", ehrlich gesagt nicht.
Guckst du:
Deine Hände verließen die Arme
Wie können die Hände die Arme verlassen?
Oder wie kann eine Dusche schnell sein?
Türlich weiß ich was du meinst, aber darum geht es nicht.
Plötzlich...Gibt es anderes Wort, das ich hier verwenden könnte?
Grrrr, nein, das wollte ich nicht ausdrücken, sondern, dass ein guter Text das Tempo ohne solche Paukenschläge im Griff hat.
(Ich nehme immer einen Schlüssel mit, wenn ich aus dem Haus gehe)
Du guckst auch noch in den Spiegel, stellst die Hausschuhe an ihren Platz, überprüfst den Wassernapf deiner Katzen ... ich würde prinzipiell immer alles "nur so" aus den Texten rauslassen. Normalität erlese ich daraus nicht (zumal sie eben noch den Rest aus der Pulle Wein mit einem ungespülten Glas gesoffen hat. Normal?) .
Klar gibt es Blumen im Blumenladen.
Deswegen merkte ich das ja an, es bedarf nicht der Spezifikation. Siehe oben, Redundanzen.
LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Hallo meine Liebe,
wie du weißt, gefällt mir der Text ausnehmend gut. Du hast hier geschickt einige Dinge eingebaut, die aus dem Text mehr machen, als eine reine Traum im Traum Geschichte, mehr als bloßes Spiel mit einer katastrophalen Realität, die als Albdruck in die Träume einzieht. Das liegt auch an dem letzten Satz, den ich genauso belassen würde.
Für mich geht es in deiner Geschichte nicht nur um die Frage, was ist im Schlaf geträumt, sondern auch um Träume im erweiterten Sinn, um Vorstellungen, Hoffnungen, Realitätsflucht.
Der Schlüssel zu der Geschichte (und wie ich finde ein wunderbares Detail) liegt für mich in dem, was die Frau vorliest. Es sind ja die ersten Sätze aus der "Recherche" von Proust. Auch wenn man sich die doch sehr ausufernde Lektüre dieses Werkes nicht angetan hat, so ist doch allgemein bekannt, dass Proust mit diesem Buch versucht hat, etwas Unwiederbringliches erneut lebendig zu machen. In dem er den Dingen bis ins Kleinste versuchte nachzuspüren und sie zu erinnern. Je länger Proust daran schrieb, desto mehr zog er sich zurück. Es war die Flucht aus der Realität in die Traumwelt des Erinnerns, wobei sie allmählich ihre Postionen als Traum und Realität vertauschten.
Gleiches meine ich, trifft auch auf die Erzählerin zu. Im dem Moment, indem sie die Lektüre beginnt, wacht sie auf. In der Welt ihrer Erinnerungen. (Man könnte sogar davon ausgehen, auch wenn es im Text nicht explizit erwähnt wird, dass sie bei jedem Besuch das Buch von vorne beginnt zu lesen)
Dagegen steht ihr Albtraum der Nacht, indem der Verlust eines geliebten Menschen bebildert wird, und der Albtraum des Tages, der Wirklichkeit, in der jener geliebte Mensch im Koma liegt.
Aber noch ein anderer Traum lässt sich finden. Den der Hoffnung. Einmal dargestellt durch das Eminem-Lied, in dem es ums Beten geht, aber auch in dem Traum, wenn hier von Händen gesprochen wird, die die Haut andächtig berühren, als läse ein Blinder seine Bibel (wunderbares Bild!). Offensichtlich also eine Hoffnung mit religiösen Hintergrund.
Man kann diese Geschichte also durchaus als etwas lesen, in dem verschiedene Aspekte der Art und Weise angedeutet werden, wie sich Traum und Realität miteinander verflechten, wenn der Mensch sich in einer Wirklichkeit gefangen sieht, die er nicht akzeptieren kann oder will.
Den Titel "perdu" finde ich auch sehr passend. Nicht nur wegen des Proust-Zitas am Ende. Ich kann mich erinnern, dass meine Großmutter das Wort oftmals verwand hat, wenn etwas endgültig kaputt oder weg, oder sogar jemand gestorben war. Dann sagte sie: "Der ist perdu"
Perdu ist dieser Text für mich jedenfalls nicht.
Gruß
Sam
wie du weißt, gefällt mir der Text ausnehmend gut. Du hast hier geschickt einige Dinge eingebaut, die aus dem Text mehr machen, als eine reine Traum im Traum Geschichte, mehr als bloßes Spiel mit einer katastrophalen Realität, die als Albdruck in die Träume einzieht. Das liegt auch an dem letzten Satz, den ich genauso belassen würde.
Für mich geht es in deiner Geschichte nicht nur um die Frage, was ist im Schlaf geträumt, sondern auch um Träume im erweiterten Sinn, um Vorstellungen, Hoffnungen, Realitätsflucht.
Der Schlüssel zu der Geschichte (und wie ich finde ein wunderbares Detail) liegt für mich in dem, was die Frau vorliest. Es sind ja die ersten Sätze aus der "Recherche" von Proust. Auch wenn man sich die doch sehr ausufernde Lektüre dieses Werkes nicht angetan hat, so ist doch allgemein bekannt, dass Proust mit diesem Buch versucht hat, etwas Unwiederbringliches erneut lebendig zu machen. In dem er den Dingen bis ins Kleinste versuchte nachzuspüren und sie zu erinnern. Je länger Proust daran schrieb, desto mehr zog er sich zurück. Es war die Flucht aus der Realität in die Traumwelt des Erinnerns, wobei sie allmählich ihre Postionen als Traum und Realität vertauschten.
Gleiches meine ich, trifft auch auf die Erzählerin zu. Im dem Moment, indem sie die Lektüre beginnt, wacht sie auf. In der Welt ihrer Erinnerungen. (Man könnte sogar davon ausgehen, auch wenn es im Text nicht explizit erwähnt wird, dass sie bei jedem Besuch das Buch von vorne beginnt zu lesen)
Dagegen steht ihr Albtraum der Nacht, indem der Verlust eines geliebten Menschen bebildert wird, und der Albtraum des Tages, der Wirklichkeit, in der jener geliebte Mensch im Koma liegt.
Aber noch ein anderer Traum lässt sich finden. Den der Hoffnung. Einmal dargestellt durch das Eminem-Lied, in dem es ums Beten geht, aber auch in dem Traum, wenn hier von Händen gesprochen wird, die die Haut andächtig berühren, als läse ein Blinder seine Bibel (wunderbares Bild!). Offensichtlich also eine Hoffnung mit religiösen Hintergrund.
Man kann diese Geschichte also durchaus als etwas lesen, in dem verschiedene Aspekte der Art und Weise angedeutet werden, wie sich Traum und Realität miteinander verflechten, wenn der Mensch sich in einer Wirklichkeit gefangen sieht, die er nicht akzeptieren kann oder will.
Den Titel "perdu" finde ich auch sehr passend. Nicht nur wegen des Proust-Zitas am Ende. Ich kann mich erinnern, dass meine Großmutter das Wort oftmals verwand hat, wenn etwas endgültig kaputt oder weg, oder sogar jemand gestorben war. Dann sagte sie: "Der ist perdu"
Perdu ist dieser Text für mich jedenfalls nicht.
Gruß
Sam
Hallo,
es gibt manchmal Kommentare, die mich einen Text noch mal in anderem Licht sehen lassen, die mich ihn besser verstehen lassen. Danke Sam. Den Proust habe ich nicht erkannt, aber auch nicht gelesen.
Gruß
Henkki
es gibt manchmal Kommentare, die mich einen Text noch mal in anderem Licht sehen lassen, die mich ihn besser verstehen lassen. Danke Sam. Den Proust habe ich nicht erkannt, aber auch nicht gelesen.
Mir als literarisch vergleichsweise Ungebildetem war auch der Hintergrund nicht bekannt. Interessant.so ist doch allgemein bekannt, dass Proust
Gruß
Henkki
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 13 Gäste