melodie des sandes

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Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.11.2010, 00:18

Endfassung:

melodie des sandes

sing mir noch einmal
das lied vom sand
wie er sich wölbt
wie er mich wiegt
mich einhüllt
in all das leichte
in all das schwere

summe mir
vom tanz auf dem dünenkamm
wie jeder schritt weich versinkt
wie der letzte verebbt

und der wind weht




1. Fassung:

melodie des sandes

singe mir
noch einmal das lied
vom ewigen sand
wie er sich wölbt
wie er mich wiegt
einhüllt in dieses leichte
in dieses schwere

summe mir
vom tanz auf dem dünenkamm
wie jeder schritt weich versinkt
wie der letzte schritt verebbt

und der wind weht






wüstenfuchs

Beitragvon wüstenfuchs » 21.11.2010, 10:52

Huhu,

ich sehe einen Meeresstrand und habe es so gelesen...

Viele Grüße
Fux

Max

Beitragvon Max » 21.11.2010, 11:45

Liebe Mucki,

sehr interessant finde ich, was Du selbst über diesen Text schreibst, dass Du nämlich dachtest, Du schreibest einen "morbiden ... Text über die Wüste".
Ich kann nicht sagen, dass ich automatisch Strand oder Wüste las - dass hier viele gleich am Strand mag vor allem kulturell bedingt sein, uns ist der Sandstrand eben schon geographisch näher als die Wüste - aber "morbide" hat sich bei mri gar nicht eingestellt ... ich dachte eher daran, dass das ein sehr bildhafter Sand ist, den Du beschreibst ...

Liebe Grüße
max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.11.2010, 12:53

Hallo Quoth,

tolles Foto! Ja, es scheint alles sehr friedlich. Für das LI ist es das auch. LI sieht dem Tod gelassen ins Auge, sehnt sich vielleicht sogar danach. Deshalb schrieb ich "morbide". Für das LI ist dieser Sandsturm eben nicht bedrohlich, im Gegenteil.
Aber das ist schon ok, wenn ihr alle das Strandbild vor Augen habt, wie auch du, Ben.

Und Max, zum Morbiden, s.o. Das war mein Bild, das ich im Sinn hatte. Nur habe ich es so melodisch und harmonisch geschrieben, dass das im wahrsten Sinne des Wortes wüste Bild hier wohl nicht greifen konnte, da ich die Gefahr nicht als Gefahr, sondern als Freund des LIs beschreibe.

Saludos
Mucki

Trixie

Beitragvon Trixie » 21.11.2010, 13:05

Hallo Mucki,

seltsam, ich habe sofort die Wüste gesehen, denn am Strand wölbt sich der Sand ja nicht, sondern eher die Wellen. Aber "die Wüste lebt" und da ist ja ein ständiges auf und ab. Da ist viel zu wenig Möwen-Meer-Felsen-Geschreibsel drin, um - für mich - ein Meer-Strand-Bild zu erzeugen...

Ich sehe es ein bisschen irre, so ein wenig Singsang, Hypnose, davor stehen, sich selbst einlullen, abwarten, es auf sich zukommen lassen, Todessehnsucht? Die Gewalt als schön empfinden, als etwas sanftes, der Freund, der Sand, der ihm den Wunsch erfüllt, ihn mitnimmt, für immer... ja, morbide, total!!

Aber es könnte auch jemand sein, der lange schon nicht mehr "daheim" in "seiner Wüste" ist, sondern irgendwo weit weg lebt, leben muss, und jemanden aus seiner Heimat trifft und ihn fragt "erzähle mir, erinnere mich, es ist schon so lange her, sag mir, wie ist es nochmal daheim, wo der Wüstensand stetig in Bewegung ist, lass es mich nochmal nachempfinden, bevor ich es ganz vergesse" und so weiter, und er weiß genau, dass er niemehr nach Hause zurück kann.

Ich kann beide Versionen nachempfinden, es gefällt mir sehr gut! Es ist mir auch fast noch ein bisschen zu sachte und unaufdringlich, ich mag gerade solche allgemeinen Wörter wie ewig, noch einmal, jeder - das ist so unkonkret und .. hm, langweilig? Ich habe mal gehört, man sollte in einem Gedicht niemals nie schreiben. Also nie solche Wörter wie "alle jeder immer ewig nie" gebrauchen. Wie man das hier aber lösen könne, wo es ja gerade um ein solches "endloses" Bild geht, hm...

Grüßchen
Trix

scarlett

Beitragvon scarlett » 21.11.2010, 13:21

sehr schön, mucki, ob nun wüste oder strand ...
ich kann beides sehen und nachempfinden, den strand allerdings noch ein wenig mehr ...

lg
monika

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.11.2010, 13:29

Huhu Trix,
Trixie hat geschrieben:seltsam, ich habe sofort die Wüste gesehen, denn am Strand wölbt sich der Sand ja nicht,

genau! Deshalb dachte ich ja, dass jeder gleich die Wüste sehen würde. ,-)
Trixie hat geschrieben:Ich sehe es ein bisschen irre, so ein wenig Singsang, Hypnose, davor stehen, sich selbst einlullen, abwarten, es auf sich zukommen lassen, Todessehnsucht? Die Gewalt als schön empfinden, als etwas sanftes, der Freund, der Sand, der ihm den Wunsch erfüllt, ihn mitnimmt, für immer... ja, morbide, total!!

jep, genau das war eigentlich meine Intention. Und ich selbst war so eingelullt in dieses Bild, so dass mir das Strandbild gar nicht in den Sinn kam.
Trixie hat geschrieben:Aber es könnte auch jemand sein, der lange schon nicht mehr "daheim" in "seiner Wüste" ist, sondern irgendwo weit weg lebt, leben muss, und jemanden aus seiner Heimat trifft und ihn fragt "erzähle mir, erinnere mich, es ist schon so lange her, sag mir, wie ist es nochmal daheim,

Ich finde es sehr schön, dass du hier auch die Sehnsucht darin lesen kannst. Denn diese ist hier - ganz klar - für mich enthalten. Eine große Sehnsucht sogar.

Ich freu mich, dass es dir gefällt.
Klar, solche allgemeinen, abgedroschenen Worte sind auch nicht meine Favoriten. Aber hier, finde ich, passen sie.
Und ich schrieb es ja ganz bewusst so sachte und sanft, weil ich diese Melodie erzeugen wollte.

Saludos
Mucki
P.S. Sehe gerade in der Vorschau dein posting, Monika. Fein, dass es dich anspricht. Und wenn du beides, Wüste oder Strand, sehen kannst, finde ich das gut, da ich mich hier, nach den vielen Kommentaren, gar nicht festlegen will, sprich, den Text umschreiben möchte, so dass er sich nur auf ein Bild beziehen kann.

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 21.11.2010, 18:45

Liebe Mucki,

interessant, zu lesen, was jeder bei diesem sanften Lied vor Augen hatte! Ich selbst hatte auch den Meeresstrand und die Dünen vor Augen - vielleicht auch wegen des Wortes "verebbt". Das Gedicht liest sich ganz wunderbar wellenartig und melodisch, einzig das zweimalige "dieses" hemmt mich etwas beim Lesen. Ich würde einfach "ins Leichte, ins Schwere" schreiben. Die letzte Zeile: "und der Wind weht", kann ich mir auch noch gut als zusätzlichen Refrain nach der ersten Strophe vorstellen. So ein Wiederholungselement würde das ewige Auf-und-Ab der Dünen noch bestärken.

Viele Grüße
fenestra

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.11.2010, 19:09

Liebe fenestra,

fein, dass du die Melodie "hörst".
Du meinst so?

melodie des sandes

singe mir
noch einmal das lied
vom ewigen sand
wie er sich wölbt
wie er mich wiegt
einhüllt ins leichte ins schwere

und der wind weht

summe mir
vom tanz auf dem dünenkamm
wie jeder schritt weich versinkt
wie der letzte schritt verebbt

und der wind weht


Das "einhüllt" stört dann ein bisschen den Rhythmus, oder? Man könnte das "einhüllt" natürlich ganz weglassen, aber dann ginge mir ein Bild verloren.
Und wenn "und der wind weht" da zweimal steht, geht so ein bisschen das Abschließende, dass der Wind eben weiterweht, auch wenn das LI längst verschwunden ist, flöten, hm?

Saludos
Mucki

Quoth
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Beitragvon Quoth » 21.11.2010, 19:20

Hallo, Gabriella,
lass doch das "ein" von "einhüllt" weg. "Hüllt" reicht nicht nur, ist vielleicht sogar stärker.
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.11.2010, 19:37

Hallo Quoth,

ob "einhüllt" oder "hüllt", ich höre die Melodie dann nicht mehr so wie vorher. Im doppelten "in dieses" ist für mich mehr Melodie enthalten.

Saludos
Gabriella
P.S. Übrigens, bei dem Foto, das du verlinkt hast, hab ich mal vorgeblättert. Da ist auch ein fantastisches Bild von einem Dünenkamm dabei. Genau so einen hatte ich vor Augen. ,-)

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 22.11.2010, 13:22

(nicht alle Komms gelesen)

Das ist voll schön, Gabriella. Der Titel klingt einfach klasse (obwohl man ihm noch ein 'Die' am Anfang verpassen könnte). Nicht ändern bitte!
Ein kleiner weicher tragender Text ohne dicke Worte. Ich mag das sehr (weil ichs selbst nicht kann? :o)

Ja, ich bin auch am (Meeres-)Strand. Ist doch aber nicht schlimm. Es geht doch nicht darum, wo dieser Sand ist?

Kleine Anmerkungen:
Ich finde 'ewig' überflüssig bis störend, weil irgendwie zu dicke, zu schwer und zu klar.
Und zwei Mal 'Schritt' am Ende könnte man auch eleganter lösen.

Ansonsten: Ganz prima!

Tom
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.11.2010, 13:37

Hi Tom,

schön, dass dir das Textlein gefällt. *freu*

Das "ewig" brauch ich für die Melodie, und weil es etwas "Tragendes" hat. Kann hier ruhig ein bissken "dicke" sein, finde ich. ,-)
Bei dem 2. "Schritt" überleg ich mal, könnte ich evtl. wirklich weglassen, da es das Abebben noch verstärken würde, jou.
Danke dir!

Saludos
Mucki

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 22.11.2010, 13:45

'Ewig' hat aber auch was Belastendes, Pathetisches ...

Um es mal zu nifln: Show, don't tell! Und es 'show't schon so genug, finde ich ...

Bittesehr! :o)
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Beitragvon Mucki » 22.11.2010, 13:50

Welches Wort würdest du denn anstelle des "ewigen" nehmen, Tom?

Da muss ja eins hin, sonst klappt es nicht mit der Melodie.
Bin offen für Vorschläge.

Saludos
Mucki mit Sand inne Oogen


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