Das ist ein uraltes Gedicht von mir aus einer ganzen Reihe von Tiergedichten und war vor Jahrendenden schon mal im Salon. Ich hab's nochmal ausgegraben und geringfügig verändert, es passt so schön hierher.
Es nimmt nicht an der Wahl zum Text des Monats teil, läuft also außer Konkurrenz.
Tierische Hybris I
Es saß einmal ganz vorn am Teich
ein stolzes braunes Tier – ein Eich.
Wollt groß sein wie Herr Elefant,
den es von Konferenzen kannt’.
Dacht’ nächtens es ans Rad vom Pfau,
dann wurd’s vor Neid ihm manchmal flau
und weckte sehnlichste Begierden
nach Schönheit und nach Leibeszierden.
Wollt’ fliegen wie Kollegin Möwe
und mächtig sein wie Leu der Löwe,
der, wie wohl allgemein bekannt,
im Tierreich wird der „Boss“ genannt.
Nur sah’s in Teiches Spiegel sich,
dacht’ Eich betrübt: „Wie kümmerlich!"
und grummelte voll heil'gem Zorn:
"Wie werd ich hinten nur zum Horn?"
Es litt gar sehr an seiner Blöße,
bedingt durch seine kleine Größe.
Drum rief’s zum Schöpfer: „Hör mein Flehn!
Kannst du an mir nicht noch was drehn?“
Doch dieser strafte solch hybride
Gelüste jenes Tiers rigide,
wies streng zurück die Petition
in harschem und gekränktem Ton,
beließ zur Strafe es wie’s war
für alle Tag’ und alle Jahr’
und wendete in größter Ruh
sich dann den andren Sündern zu.
Das Eich erreichte nie sein Ziel,
was es auch tat, und es tat viel!
So heißt’s zwar heut noch Eich von vörnchen,
am End doch ist’s und bleibt’s ein Hörnchen!
Merke:
Bescheidenheit ist eine Zier
nicht nur für Menschen, auch für’s Tier!
Tierische Hybris I
Lieber Herby,
hab ich den Text damals überlesen? Gefällt mir auch sehr gut und ganz schön gestaltungsvoll und voller Einfälle und Witz!
Allerdings könnte ich auf die letzten beiden Zeilen verzichten - sie wirken etwas zu moralisch-fabelartig auf mich.
liebe Grüße,
Lisa
hab ich den Text damals überlesen? Gefällt mir auch sehr gut und ganz schön gestaltungsvoll und voller Einfälle und Witz!
Allerdings könnte ich auf die letzten beiden Zeilen verzichten - sie wirken etwas zu moralisch-fabelartig auf mich.
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
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