Liebe Schreibfanatiker,
ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!
Lyrischer Dialog
und wenn dann nicht mehr geglaubt wird
was man nie glauben durfte
trug es doch den pelz
gut sehr gut geschneidert
und wenn dann nicht mehr gehört wird
was man zu lang gehört hat
war doch die zunge gespalten
die aussprache klar sehr klar
und wenn dann die quelle sich zeigt
begrabt endlich die stirn im keim
was man nie glauben durfte
trug es doch den pelz
gut sehr gut geschneidert
und wenn dann nicht mehr gehört wird
was man zu lang gehört hat
war doch die zunge gespalten
die aussprache klar sehr klar
und wenn dann die quelle sich zeigt
begrabt endlich die stirn im keim
Sie umnähern sich wieder
kramen im großen Korb
wollen einander überlappen (am liebsten)
beinahe wie früher
weil es so gewesen sein könnte
Ein Fetzen Schön
an die Hand geklammert
zur Faust geformt
und sie werden sie niemals öffnen
weil sie grau geworden ist
kramen im großen Korb
wollen einander überlappen (am liebsten)
beinahe wie früher
weil es so gewesen sein könnte
Ein Fetzen Schön
an die Hand geklammert
zur Faust geformt
und sie werden sie niemals öffnen
weil sie grau geworden ist
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
in deiner fäustegalerie – regenerierende energie
sie wachsen dir nach, sagst du. sammelst die abgestoßenen
(da spukt schon ein neues gesicht in den frischen
fingerspitzen, so fällt es dir leicht) und du reihst sie
auf den sichtbalken, den graulasierten, unter der decke
wenn jemand danach fragt, sagst du nur: "ach, die"
und winkst (manchmal zuckt dein abgewandtes
auge) und eine bildet sich ein, in dieser minute
eine hand legte sich um ihr herz und es schlug
irgendwann brauchst du sie, weißt nicht wie (brichst
die starre, die knochen, die haut blättert
flüchtig wie blattgold) du
baust auf ihre notizen, die dich wiegen, die dich lieben
aufs wort - und du liest zitternd den zettel
den sie hielt - weil sie dir abstirbt vor der zeit
und du noch keinen neuen namen weißt
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Die Großwildnamenjagd (Innenballistik)
Wenn Momente verschwitzen
Balken (weiß lasiert!) aus Köpfen wachsen
Täubchen unterm Dach gurren
fallen Schüsse (die Lehre von geworfenen Körpern)
steckt er sich blutige Federn ins Haar (pfeifend)
Wenn Momente verschwitzen
Balken (weiß lasiert!) aus Köpfen wachsen
Täubchen unterm Dach gurren
fallen Schüsse (die Lehre von geworfenen Körpern)
steckt er sich blutige Federn ins Haar (pfeifend)
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Vampir
Feuchtes Gemäuer
geräuschvoll fallende Wassertropfen
Echo von Felswänden
Steinige Wege in geheimnisvolles Dunkel
Zarte Spinnweben kleben an Wänden
Ziehen Fäden kaum sichtbar
Zitternd wehen sie im Lufthauch
Fledermäuse jagen, machen fette Beute
Fern vom gedeckten Tisch und dem heimischen Herd
Flackert unwirklich unser Feuer färbt blutrot den Wein:
Es ist angerichtet.
©GJ2003/2009
Feuchtes Gemäuer
geräuschvoll fallende Wassertropfen
Echo von Felswänden
Steinige Wege in geheimnisvolles Dunkel
Zarte Spinnweben kleben an Wänden
Ziehen Fäden kaum sichtbar
Zitternd wehen sie im Lufthauch
Fledermäuse jagen, machen fette Beute
Fern vom gedeckten Tisch und dem heimischen Herd
Flackert unwirklich unser Feuer färbt blutrot den Wein:
Es ist angerichtet.
©GJ2003/2009
wie südländisch nerven simulieren
halten wir eine wasserwaage an luftlinien
und betrachten die schwankende see
bis wir ineinanderliegen wie survival-besteck
(das messer werf ich zur seite)
schau nur: der mond ist nah wie nie, in diesem haus
zieht das lot nur in eine richtung - immer hin
(wasseradern, sagen sie, kein wunder
du kannst nicht schlafen) körnchen für wörtchen
ins richtige gefäß sortiert, müde, so müde
und ich denke an größenunterschiede
köpfe, zwei, und zeternde tauben
als schrot das dach durchsiebte (laternensterne)
- ein streifschuss – du leckst die wunde
my dear, I can still hear the flattering
in the sunny outdoor shower
riechst du die wilden zitronen?
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
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