Mal sehen, was hier wächst. :)
4. Oktober 2011
Immer tauchen Fenster auf, als gäbe es ein Haus.
Viola will die Zeichen nicht zählen – ihr Gezwitscher
bricht ab – schwarz wie der Punkt auf dem sie sitzt
und dann der Wind
5. Oktober 2011
Lunker (wie leicht das klingt)
Sie wippt auf ihrem Stuhl und greift ins Regal. Das Buch schlägt sich auf, sie sucht eine Stelle. Wie Erinnerungen greift sie den Faden in der Mitte auf und lässt sich unter die Steineichen ziehen. Hinter ihr schließt sich ein Spalt. Sie atmet die gleiche Luft wie beim ersten Lesen, doch wer sich dort liebte ist längst fort und zufrieden. Eine Erfindung. Sie versucht sich vorzustellen, wie das ist, liest noch einmal, atmet und atmet, fragt sich wie dünn die Luft wohl schon ist, ob sie darin schweben könnte und ob der Himmel hier einen metallischen Nachgeschmack hat. So wie damals, wenn sie an den Schlüsseln leckte oder ihrem Blut. Ein Randgedanke, als wäre es der blaue Strich auf einem Kinderbild.
Viola sieht an sich herab, legt sich hin und spürt die Eicheln unter ihrem Kopf wegrollen. Die Erde ist noch kalt von der Nacht und in den Spinnenlabyrinthen hängt der Tau. Ihre Lippen zittern, sie beißt darauf. Es ist Oktober geworden, die Waldameisen eilen über ihren nackten Sommerarm und sie weiß, wenn sie weiterblättert, wird er für einen Moment einen anderen berühren. Darin wird sie sich wieder erkennen. Sie wippt, stellt das Buch zurück und streicht noch einmal über den gewölbten Rücken.
Manchmal meint sie aus der Ferne spitze Hammerschläge zu hören, gedämpft durch das Rascheln der Blätter.
6. Oktober 2011
Was müsste ich, so geistern Fragen durch belebte Tage,
sehen, um bei der Hinrichtung nicht mehr zu weinen
7. Oktober 2011
Aus diesem Alp glitt sie ins Aquarell des Morgens.
(Huhu, wer saß im Nest - nur du, nur du.)
Sei still mein Plapperäugchen.
Es gibt einen Grund für jeden Flügelschlag der weißen Eule.
10. Oktober 2011
Eine Frau erzählte von Strohhalmen und ich konnte den Knick nicht übersehen.
13. Oktober 2011
Der vierte Wunsch
14. Oktober 2011
undundund (dieses fliehen zu einem wort
ist das nicht verliebt)
mir ist ein stein gefallen
wie ein weißes taschenbuch
hebst du ihn auf
und liest ihn mir
in diese kleine kuhle
zwischen schlüsselbein
und schlüsselbein
du gibst ihr
einen namen
darin liegt er nun
und zittert
siehst du
wenn ich spreche
ein wenig nur
als wäre eben diese tür
aufgeflogen
und draußen wäre nacht
und herbst
und
15. Oktober 2011
wie lange kannst du die Erinnerung streicheln, bevor sie dich verschlingt
ein Paternostergedanke – durch dein verblassendes Bild
läuft ein Löwe
20. Oktober 2011
wenn du da bist gehen mir die vergleiche aus
manchmal (irgend) gibt es keine raumverschiebung
zwischen uns - dann weiß auch ich das lied
der unbekannten frau zu singen
von deinen lippen lass mich schweigen
wie ein mann (vermisst)
dass die welt kopf steht
und sich erst unter deiner hand
(eine türmelei diese aussicht der haut)
wieder auf die füße stellt
(reine kopfsache)
so können wir weiter gehen
den horizont hinter uns
lassen wir luftspiegelungen
einen wüstensatz:
du bist ein handwerker, der häuser baut
und abreist.
ich lebe auf den feldern (schutzgebiete)
und nähe knöpfe in die zwischenräume
(bis über die ohren) sag ich dir
ziehe die sehnsucht
grün und groß
22. Oktober 2011
jetzt ist das essen versalzen - so einfach
hüpfen wollfrösche aus worten - winterwach
25. Oktober 2011
öffne den beutel mein albinowallaby zwischen diesen
rückspiegeln (down under) und dem, was das jetzt fabuliert
irgendwann begegnen sie sich - im schnee einer seite
Die Laube - Floras Lit|Blog
Hallo Flora,
hättest du das im Anonymus eingestellt, hätte ich sofort gewusst, von wem dies ist, und das nicht nur aufgrund des Namens "Viola". ,-)
Da ist so eine verborgene Verträumtheit in diesen Zeilen und dieses offene Ende mit "und dann der Wind" bringt Gedanken in Gang. Interessant für mich ist, dass das Wort "Punkt" hier für mich die schwerste/schwermütigste Stelle ist. Alles andere wirkt leicht auf mich. Bin gespannt, wie es weitergeht.
Saludos
Gabriella
hättest du das im Anonymus eingestellt, hätte ich sofort gewusst, von wem dies ist, und das nicht nur aufgrund des Namens "Viola". ,-)
Da ist so eine verborgene Verträumtheit in diesen Zeilen und dieses offene Ende mit "und dann der Wind" bringt Gedanken in Gang. Interessant für mich ist, dass das Wort "Punkt" hier für mich die schwerste/schwermütigste Stelle ist. Alles andere wirkt leicht auf mich. Bin gespannt, wie es weitergeht.
Saludos
Gabriella
Danke, Gabriella. Ja, Viola wollte mal wieder an die frische Luft. .-) Ich bin selbst gespannt, was sich daraus entwickelt.
Liebe Grüße
Flora
Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Flora hat geschrieben:Aus diesem Alp glitt sie ins Aquarell des Morgens.
(Huhu, wer saß im Nest - nur du, nur du.)
Sei still mein Plapperäugchen.
Es gibt einen Grund für jeden Flügelschlag der weißen Eule.
wunderbar! I it! Und das Bild dazu!
Lese begeistert mit, wie es mit Viola weitergeht, Flora.
Auch diesen Satz finde ich so fein:
Flora hat geschrieben:Als ihr das Astloch neben ihrem Gesicht nicht mehr fremd war, griff sie in ihre Flickentasche, kramte den ersten Notizzettel heraus, faltete ihn und schrieb darauf: Viola Käuzchen. Das schob sie unter die vergilbte Plastikabdeckung an der Klingel, summte und war zu Haus.
Hallo Flora,
das ist für mich eine sehr fein skizzierte Szene, die tiefsinnigen Einblick in das sensible Innenleben von Viola gibt. Und es ist mir so vertraut, dieses Ritual, schnell ein Wort ein paar Mal hintereinander zu sagen oder zu denken. So ein Wort, das die Schatten verscheucht, habe ich auch.
Saludos
Gabriella
Flora hat geschrieben:Sie band zwei davon mit der Schnur zu einem Kreuz zusammen, ritzte ein V in die Mitte, weil sie niemand anderen mithineinziehen wollte. Trotzdem wurde ihr ein wenig flau und sie murmelte schnell dreimal nacheinander victory, um den Schatten zu verscheuchen.
das ist für mich eine sehr fein skizzierte Szene, die tiefsinnigen Einblick in das sensible Innenleben von Viola gibt. Und es ist mir so vertraut, dieses Ritual, schnell ein Wort ein paar Mal hintereinander zu sagen oder zu denken. So ein Wort, das die Schatten verscheucht, habe ich auch.
Saludos
Gabriella
Liebe Flora,
ich häng dir an den Lippen oder...vielleicht auch eher in deinem Sinne..an den Lippen deines Blogs . Magisch, verfolgunswert, tief und sinnig und..ja...mehr bitte!
liebe Grüße,
LIsa
ich häng dir an den Lippen oder...vielleicht auch eher in deinem Sinne..an den Lippen deines Blogs . Magisch, verfolgunswert, tief und sinnig und..ja...mehr bitte!
liebe Grüße,
LIsa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Huhu Gabriella, das ist klasse, wenn ich zwischendurch auch Rückmeldung zu Einzelheiten bekomme. Dank dir!
Lisa, ich freu mich, dass du mitliest. Ist ein schönes Experiment für mich, so von Tag zu Tag einfach zu schauen, was sich erzählen lassen will.
Lisa, ich freu mich, dass du mitliest. Ist ein schönes Experiment für mich, so von Tag zu Tag einfach zu schauen, was sich erzählen lassen will.
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
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