WORT DER WOCHE
- jede Woche ein neues Wort als Musenkuss -
Lyrik, Prosa, Polyphones, Spontanes, Fragmente, Schnipsel, Lockeres, Assoziatives, Experimentelles
- alles zu diesem Wort - keine Kommentare - alles in einem Faden - 7 Tage Zeit -
~ U N W I L L K Ü R L I C H ~
Wort der Woche ~ UNWILLKÜRLICH ~
Die Willkür der eigenen Gedanken, denen er nichts entgegensetzen konnte. Er setzte sich. Er schloss die Augen. Er versuchte, sie auslaufen zu lassen, wie einen großen Wassertank stellte er sich das vor. Er zog den Stöpsel und Gedanke für Gedanke floss und floss. Wären da nicht die Fragen, die sich unwillkürlich dazwischen legten, sich quer legten und den Lauf lange bevor alles leer war, stoppten.
Café Willkür
Unentwegt seh ich zur Tür,
nippe kaum an meiner Tasse,
weile hier und doch nicht hier.
In Gedanken nur bei dir,
läuft ein Film ab und ich fasse
leider in des Nachbarn Bier.
Klasse, denk ich, wirklich Klasse!
Überall verläuft die Masse,
reuig zahle ich dafür,
lächle zaghaft und dann lasse
ich ein weiteres servieren.
Charme versprühend über Bieren
hebt er an, mich zu verführen.
Willkürlich frage ich mich, ob ich das Leben der Anderen, der Fremden,
ihr Leben in der Unwillkürlichkeit aufschreiben sollte. Mit all den kleinen befremdenden Details.
Ob dieses Leben nicht unwillkürlich die 'normalen' Anderen abschrecken, vielleicht sogar erschrecken würde, vom wirklichen Verstehen, Eintauchen in diese unwillkürliche Welt mal abgesehen.
Willkürlich schiebe ich diese Frage von mir fort in eine andere Zeit.
Willkür
Eine letzte Pirouette, ein platziertes Lächeln, ihre Hände, die über die zweite Armposition in die fünfte schwimmen, und die Elevin lässt sich anmutig in den Schwanensitz sinken, die Nase zu den Knien. So verharrt sie für zehn Sekunden, dann holt sie flink ihren Fuß zurück unter den Po, verlässt mühelos den Boden und macht ihren Abschlussknicks, ihre Augen in Kontakt mit der Richterin. So hat sie die Pflichtkür noch nie getanzt. Mit klopfendem Herzen geht sie zum Tisch.
„Bravo, Ramona“, sagt die Richterin. „Das war ohne Fehler.“
Ramonas Puls wird schneller. Sie hört in der Stimme Kritik. Keine Frage, die Richterin ist mit ihrer Beurteilung noch nicht am Ende.
„Deine Oberschenkel entwickeln sich. Du hast abgenommen. Das ist gut, Ramona. Sehr gut sogar.“
„Ja, Madame“, antwortet Ramona und wartet immer noch auf das endgültige Wort.
„Mit diesem Ergebnis könnten wir mit dem Paartanzen beginnen.“
„O ja, Madame. O bitte, lassen Sie mich mit dem Paartraining beginnen. Samuel…“ Weiter kommt sie nicht.
„Aber mir fehlt dein Wille, Ramona. Du fehlst mir. Deshalb wirst du in vier Wochen das noch einmal tanzen. Tut mir leid.“
„Madame…“ Ramona stürzen unwillkürlich die Tränen in die Augen.
Die Tanzrichterin klopft mehrmals hintereinander mit ihrem Holzstock auf den Boden. Sie dreht den Kopf zur Tür.
„Die Nächste bitte! Marietta!“
Eine letzte Pirouette, ein platziertes Lächeln, ihre Hände, die über die zweite Armposition in die fünfte schwimmen, und die Elevin lässt sich anmutig in den Schwanensitz sinken, die Nase zu den Knien. So verharrt sie für zehn Sekunden, dann holt sie flink ihren Fuß zurück unter den Po, verlässt mühelos den Boden und macht ihren Abschlussknicks, ihre Augen in Kontakt mit der Richterin. So hat sie die Pflichtkür noch nie getanzt. Mit klopfendem Herzen geht sie zum Tisch.
„Bravo, Ramona“, sagt die Richterin. „Das war ohne Fehler.“
Ramonas Puls wird schneller. Sie hört in der Stimme Kritik. Keine Frage, die Richterin ist mit ihrer Beurteilung noch nicht am Ende.
„Deine Oberschenkel entwickeln sich. Du hast abgenommen. Das ist gut, Ramona. Sehr gut sogar.“
„Ja, Madame“, antwortet Ramona und wartet immer noch auf das endgültige Wort.
„Mit diesem Ergebnis könnten wir mit dem Paartanzen beginnen.“
„O ja, Madame. O bitte, lassen Sie mich mit dem Paartraining beginnen. Samuel…“ Weiter kommt sie nicht.
„Aber mir fehlt dein Wille, Ramona. Du fehlst mir. Deshalb wirst du in vier Wochen das noch einmal tanzen. Tut mir leid.“
„Madame…“ Ramona stürzen unwillkürlich die Tränen in die Augen.
Die Tanzrichterin klopft mehrmals hintereinander mit ihrem Holzstock auf den Boden. Sie dreht den Kopf zur Tür.
„Die Nächste bitte! Marietta!“
Es hätte sein können
Du hattest es nicht beabsichtigt, als du dich neben mich, auf diese Bank mit Seeblick setztest. Du wolltest nicht mal ein Abenteuer. Es sollte ein Testlauf für dich werden. Du wolltest wissen, ob und wie du auf Frauen wirkst nach ein dreiviertel Jahren Single-Dasein. Ich saß zufällig genau richtig und strahlte die Leichtigkeit und Wärme eines Sommertages aus. Ich begann wieder an etwas zu glauben. Es hätte doch sein können. Doch es stellte sich bald heraus, du wolltest nicht mich. Mich allerdings auch nicht verletzen. Dennoch, genau das geschah.
Du hattest es nicht beabsichtigt, als du dich neben mich, auf diese Bank mit Seeblick setztest. Du wolltest nicht mal ein Abenteuer. Es sollte ein Testlauf für dich werden. Du wolltest wissen, ob und wie du auf Frauen wirkst nach ein dreiviertel Jahren Single-Dasein. Ich saß zufällig genau richtig und strahlte die Leichtigkeit und Wärme eines Sommertages aus. Ich begann wieder an etwas zu glauben. Es hätte doch sein können. Doch es stellte sich bald heraus, du wolltest nicht mich. Mich allerdings auch nicht verletzen. Dennoch, genau das geschah.
Bei dem Wort 'unwillkürlich' frage ich mich, was ich hätte ändern können in der Vergangenheit. Wann geschah etwas, wo ich die freie Wahl hatte, wann nicht. Die Antwort kommt unweigerlich. Tausend Mal dachte ich, keine Wahl gehabt zu haben und lag völlig falsch. Ich hatte immer die Wahl. Immer.
Jetzt habe ich die Wahl: ich kann mich darüber ärgern, frustriert sein. Ich kann mir sagen: du kannst nichts mehr daran ändern. Sich darüber zu ärgern, ändert nichts an der Realität. Ja, ich habe die Wahl und hab mich dafür entschieden, mich über die vielen Irrtümer in der Vergangenheit gründlich zu ärgern.
Bundesdruckerei
Und das ist der Grund für die Verzögerung, meint er.
Nein! Das darf nicht wahr sein, erwidere ich.
Wochen, nein Monate kann es dann noch dauern!
In einem Monat drucken sie nur 50.000 Stück.
Lass uns mal hochrechnen. Fast neun Monate sind sie dann in Verzug.
Liest du das wirklich richtig?
Können sie tatsächlich den 8,5 Millionen den Vorzug geben?
Über all die zur Zeit laufenden Posten hinwegsehen, sie einfach liegenlassen. Ein
Rückstau von 9 Monaten würde dann entstehen. Nee, glaube ich nicht.
Lakonisch meint er: doch, sieht fast so aus.
Ich negiere das und lese den Artikel noch mal, auch die weiterführenden Links.
Codes wurden da geknackt. Die Ausweise sind nicht Hackersicher. Ich lese weiter.
Hast dich doch geirrt! Da wird nichts nachgedruckt! Glück gehabt!
(inspiriert durch poeta ,-) )
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