es müsste in fahrzeugen des öffentlichen verkehrs geläutet werden.
auf den bahnhöfen, in den schulen und in restaurants.
und ein fleißiger sollte sich vornehmen von bäckerei zu bäckerei zu laufen
und mit schnellem schritt und flinker zunge kund zu tun.
ein anderer müsste die apotheken abklappern, und die metzgereien, damit alle es begreifen.
straßenmusiker sollten ihre drehorgel in moll stimmen und vollkommen münzenlos los legen.
eine feuerwehrsirene müsste ohrenbetäubend aufheulen
zum mittagessen, zum luftangriff,
oder wenigstens: aus versehen.
wie die menschen auf der brücke, sollte die zeit stehen bleiben
und die obstfliegen sich dem spinnennetz endlich müde ergeben.
ein greller schuss soll fallen,
eine einsame trompete den himmel verzerren
und von den nackten baumkronen alle vögel , wie eine einzige, wegreißen.
vorausgesetzt, es gebe sie, sollten jetzt die engel erscheinen, oder mindestens
unübersehbare dicke schneeflocken.
statt dessen, ärgert sich halslaut die nachbarin im keller
wegen der überbesetzten wäscheleine.
einer leidet an obstipation und plant langen urlaub nach norwegen,
die beiden tatsachen vollkommen unabhängig voneinander im raum bewegend.
einem in facebook gefallen gerade die hortensien,
und 27 namen mögen sie auch.
meine lieblingsdichterin ist gestern verstorben, eine grande dame.
heute kichert sie, sich treugeblieben:
„ich habs dir schon gesagt:
es fällt in china gelegentlich ein sack reis um.
kein grund zur panik,
und machs doch mal gut.“
in mem. w. s.
das ist ein sehr schöner nachruf auf frau szymborska, ich denke, er hätte ihr gefallen.
Hallo Pjesma,
ich weiß nicht, ob die als bescheiden, ja, scheu beschriebene Dichterin es gut fände, wenn so viel Aufhebens um ihren Tod gemacht würde. Aber dass Du ihn machen möchtest oder Dir wünscht, dass er gemacht würde, gefällt mir, denn sie bekäme es ja nicht mehr mit! Du willst sie ein wenig feiern, und das tust Du am meisten, wenn Du ab "stattdessen" in Deine zufällige Realität eintauchst, ihr ein paar absurde Details entnimmst und so die Poesie des Alltags selbst demonstrierst, deren Meisterin sie war.
Gruß
Quoth
ich weiß nicht, ob die als bescheiden, ja, scheu beschriebene Dichterin es gut fände, wenn so viel Aufhebens um ihren Tod gemacht würde. Aber dass Du ihn machen möchtest oder Dir wünscht, dass er gemacht würde, gefällt mir, denn sie bekäme es ja nicht mehr mit! Du willst sie ein wenig feiern, und das tust Du am meisten, wenn Du ab "stattdessen" in Deine zufällige Realität eintauchst, ihr ein paar absurde Details entnimmst und so die Poesie des Alltags selbst demonstrierst, deren Meisterin sie war.
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.
Liebe Pjesma.
habe den Tod der Dichterin gar nicht mitbekommen, besitze aber einen Band von ihr, den ich zum Teil immer wieder gerne aufschlage. Ihre Werke sind für mich nicht so ausgewogen "gut", wie ich es zum Beispiel bei einem Enzensberger empfinde.
Dein Gedicht liest sich leicht und ist hübsch. Es ist vielleicht ein bisschen flüchtig, weil es so locker daher kommt. Aber wirklich schön zu lesen. Ich finde, dieses Unangestrengte hat seine Berechtigung. Es gibt genug Schweres.
Liebe Grüße, Jelena.
habe den Tod der Dichterin gar nicht mitbekommen, besitze aber einen Band von ihr, den ich zum Teil immer wieder gerne aufschlage. Ihre Werke sind für mich nicht so ausgewogen "gut", wie ich es zum Beispiel bei einem Enzensberger empfinde.
Dein Gedicht liest sich leicht und ist hübsch. Es ist vielleicht ein bisschen flüchtig, weil es so locker daher kommt. Aber wirklich schön zu lesen. Ich finde, dieses Unangestrengte hat seine Berechtigung. Es gibt genug Schweres.
Liebe Grüße, Jelena.
hallo
@xanti
danke, ich hoffe sehr :-(. ich hab versucht ein bisschen von ihre ironie, demut und humor hineinfließen zu lassen...was auch die grunde sind weshalb sie mich schon 30 jahre nicht los lässt....mein knuff, faltenverspielter, ich war so traurig als wäre mir eine der mütter gestorben...:-(((
@quoth ja, ich denke auch dass sie die aufhebungen eher beschmunzelt und weggewinkt hätte und sich anbetracht meiner worte gefragt: ""müßt ich den Saal befliegen eher als betreten" (Lampenfieber). Aber ich könnte es mir nicht nehmen lassen nachzuwinken...
@jelena deine meinung von nicht so ausgewogen gut, kann ich nicht teilen, vor allem ist mir nie in sinn gekommen szymborska mit enzensberger zu vergleichen, sind eben beide einmalige erscheinungen, aber vorlieben sind eh persönliche sache und da bin ich der meinung über geschmäcke lohnt es sich nicht zu streiten
...abgesehen davon kenn ich enzensberger nicht so gut und auswendig und sw, wie szymborska. für mich jedenfalls wären gesammelte werke szymborskas der berühmter "einsamer insel buch" welches ich mitgenommen hätte, um in der abgeschiedenheit nicht zu vergessen dass ich ein mensch bin...meine persönlich bibel die alles erhällt was mir wichtig ist.
lg an euch!
pjesma
@xanti

@quoth ja, ich denke auch dass sie die aufhebungen eher beschmunzelt und weggewinkt hätte und sich anbetracht meiner worte gefragt: ""müßt ich den Saal befliegen eher als betreten" (Lampenfieber). Aber ich könnte es mir nicht nehmen lassen nachzuwinken...
@jelena deine meinung von nicht so ausgewogen gut, kann ich nicht teilen, vor allem ist mir nie in sinn gekommen szymborska mit enzensberger zu vergleichen, sind eben beide einmalige erscheinungen, aber vorlieben sind eh persönliche sache und da bin ich der meinung über geschmäcke lohnt es sich nicht zu streiten
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lg an euch!
pjesma
Hallo, Pjesma, würde mich interessieren, in welcher Sprache Du sie liest. Ist Polnisch vom Kroatischen sehr weit entfernt? Fürs Deutsche hat sie ja in Dedecius einen der angesehensten deutschen Übersetzer. Wenn Du deutsche Übersetzungen von ihr hast und magst, dann stell doch mal ein Zitat von ihr (nicht mehr - Urheberrecht!) hier herein!
Gruß
Gruß
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.
hallo quoth
kennenlernt hab ich sie in kroatischem übersetzung, dann hab ich mit ihren gedichten deutsch gelernt
und lese sie in deutsch. und manchmal zwinge ich eine freundin polin die absolut nix übrig für poesie hat sie mir in polnisch vorzulesen (was für eine weiche, schöne, kose-reiche kussmundige "schütchütschszymbösch" sprache!!!)
wie - urheberrecht nicht mehr? ich denk schon...?
welche sollte ich stellen, ich liebe sie alle...?am liebsten die menschen auf der brücke...
kennenlernt hab ich sie in kroatischem übersetzung, dann hab ich mit ihren gedichten deutsch gelernt
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wie - urheberrecht nicht mehr? ich denk schon...?
welche sollte ich stellen, ich liebe sie alle...?am liebsten die menschen auf der brücke...
Zuletzt geändert von pjesma am 08.02.2012, 12:35, insgesamt 1-mal geändert.
Es darf nicht mehr als ein Zitat sein - also kein komplettes Gedicht, eben wegen des bestehenden Urheberrechtsschutzes. Stell es in "Übersetzungen" - denn es ist eine Übersetzung - und da bleibt es intern, soviel ich weiß.
Gruß
Quoth
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.
oder hier, ein Zitat aus "Lampenfieber" (übersetzt vom Karl Dedecius):
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"Doch auf dem Podium lauert schon das Tischchen
fast spiritistisch auf vergoldeten Beinchen,
und Kerzen qualmen darauf,
das heißt, ich soll bei Kerzenlicht lesen,
was ich unter der einfachen Birne
tipp tipp auf meiner Schreibmaschine tippte.
Ohne mir rechtzeitig darüber den Kopf zu
zerbrechen
ob es Dichtung ist
und wie diese Dichtung ist,
Eine, in der die Prosa ungern gesehen wird,
Eine, die in der Prosa gern gesehen wird"
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W.S.
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"Doch auf dem Podium lauert schon das Tischchen
fast spiritistisch auf vergoldeten Beinchen,
und Kerzen qualmen darauf,
das heißt, ich soll bei Kerzenlicht lesen,
was ich unter der einfachen Birne
tipp tipp auf meiner Schreibmaschine tippte.
Ohne mir rechtzeitig darüber den Kopf zu
zerbrechen
ob es Dichtung ist
und wie diese Dichtung ist,
Eine, in der die Prosa ungern gesehen wird,
Eine, die in der Prosa gern gesehen wird"
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W.S.
Zuletzt geändert von pjesma am 06.02.2012, 23:21, insgesamt 1-mal geändert.
Nein, das ist wenig genug, Du kannst es stehen lassen. So viel muss erlaubt sein! Aber erwähne auch den Übersetzer!
Oder - Lisa?
Schön, entspannt, lustig, dialektisch: Kulturbetrieb (Kerzen) gegen Schreibsituation (Glühbirne), und dann der Schluss, in dem Lyrik gegen Prosa ausgespielt wird, diese gegen jene. Man spürt die Autorin in jedem Wort.
Wenn Du es "wegmachst", dann ersetze es doch gleich!
Gruß
Quoth
Oder - Lisa?
Schön, entspannt, lustig, dialektisch: Kulturbetrieb (Kerzen) gegen Schreibsituation (Glühbirne), und dann der Schluss, in dem Lyrik gegen Prosa ausgespielt wird, diese gegen jene. Man spürt die Autorin in jedem Wort.
Wenn Du es "wegmachst", dann ersetze es doch gleich!
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.
Interessante Erinnerung an die Dichterin, von der, ich gestehe, ich bisher noch nichts gelesen habe.
(Das hole ich nach)
Was mir an deinem Text gut gefällt, liebe Pjesma, ist die dir eigene Unmittelbarkeit.
"Einfach" drauf los, aus dem Leben gegriffen und dann ergibt das bei dir eine Lyrik, die erfrischend ist, aber nachdenklich stimmt.
Der Schluss fällt sehr ab.
Diese Geschichte mit dem Fahrrad halte ich für schwach und allzu bekannt.
(Genauso , wie der Hase, der ..., neulich bei einem anderen Text)
Liebe Grüße
Gerda
(Das hole ich nach)
Was mir an deinem Text gut gefällt, liebe Pjesma, ist die dir eigene Unmittelbarkeit.
"Einfach" drauf los, aus dem Leben gegriffen und dann ergibt das bei dir eine Lyrik, die erfrischend ist, aber nachdenklich stimmt.
Der Schluss fällt sehr ab.
Diese Geschichte mit dem Fahrrad halte ich für schwach und allzu bekannt.
(Genauso , wie der Hase, der ..., neulich bei einem anderen Text)
Liebe Grüße
Gerda
"Ich verzeihe dem Frühling,
daß er wieder gekommen ist.
Ich zürne ihm nicht,
daß er wie alle Jahre
seine Pflicht tut.
Ich weiß, meine Trauer
hält das Grün nicht auf.
Und bebt ein Halm,
so ist es der Wind."
(...)
Anfang von "Abschied vom Ausblick". In: Auf Wiedersehen. Bis morgen. Gedichte. Übertragen von Karl Dedecius. Frankfurt am Main 1995
Gruß Quoth
daß er wieder gekommen ist.
Ich zürne ihm nicht,
daß er wie alle Jahre
seine Pflicht tut.
Ich weiß, meine Trauer
hält das Grün nicht auf.
Und bebt ein Halm,
so ist es der Wind."
(...)
Anfang von "Abschied vom Ausblick". In: Auf Wiedersehen. Bis morgen. Gedichte. Übertragen von Karl Dedecius. Frankfurt am Main 1995
Gruß Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.
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