Liebe Schreibfanatiker,
ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!
Lyrischer Dialog
In Fugen sickern wir zurück
nehmen uns zusammen
streichen dicke Tropfen von den Plastikstühlen
witsch witsch
Ihre Bräune strahlt nach
Sie sagt: Wir könnten doch
Es durchnässt uns streifenweise
wir sitzen auf dem Nein
Schön war es
und als sei es ewig her
(ich ärgere mich, dass mir kein anderes Wort als "schön" einfällt)
Sie nickt
Vielleicht
Ja,vielleicht
nehmen uns zusammen
streichen dicke Tropfen von den Plastikstühlen
witsch witsch
Ihre Bräune strahlt nach
Sie sagt: Wir könnten doch
Es durchnässt uns streifenweise
wir sitzen auf dem Nein
Schön war es
und als sei es ewig her
(ich ärgere mich, dass mir kein anderes Wort als "schön" einfällt)
Sie nickt
Vielleicht
Ja,vielleicht
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
immer wieder erwischst du mich
eigentlich, ja eigentlich
darf man das wahrscheinlich nicht
wenn einem das ich angeboten wird
sich zwischen die stühle zu setzen
auf luft (ohne je wirklich nass zu werden
und auch darüber noch zu jammern
wie eine rostige winde)
die vögel hineinzufabulieren
die wir uns zeigen
morgen sinnlich
bildlich – rufen kinderstimmen: ichich
weiß wo man nicht war
kann man nicht gesehen werden
nur inwändig berührt, das ist ein gesetz
der materie, dass jedes vielleicht
ein messer sein muss
das schneidet im regen
wird es abgespült
lass mich dramatisieren: das blut
bis es in den ohren rauscht
als wären texte muscheln
und du lachst (ansteckend)
weil kein schirm hält
(was die spießigkeit verspricht)
die füße trocken und still
wenn der wind auflebt
und durch die fugen fegt
schlüpfe ich dir wieder unter
die worte und halte mir
die augen zu
bis du mir
an die schläfe tippst
und meine kleider auswindest
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
wie soll ich dir entkommen
dein haar
eins nur ja ich weiß
doch stark wie das eines rosses
schwebt über mir
schneidet sich in meine gedanken
wie ein schwert wie stahl
schmiedet und nährt
die brut der dunklen fragen
könnt' ich mich nur
auf einen and'ren stuhl setzen
warmer regen
wir zogen die schuhe aus
rannten los
manchmal in hauseingängen
küssten wir uns
lachten über unser haar
es kringelte sich triefnass
uns konnte das wetter nichts anhaben
der regen prasselte und wusch
die füße sauber
kühlte die heißen lippen
überall wasser
bäche und rinnsale
alles in bewegung
und wir fast kinder noch
unterwegs ohne schirm
aber aufs küssen
verstanden wir uns schon
wir zogen die schuhe aus
rannten los
manchmal in hauseingängen
küssten wir uns
lachten über unser haar
es kringelte sich triefnass
uns konnte das wetter nichts anhaben
der regen prasselte und wusch
die füße sauber
kühlte die heißen lippen
überall wasser
bäche und rinnsale
alles in bewegung
und wir fast kinder noch
unterwegs ohne schirm
aber aufs küssen
verstanden wir uns schon
die brut der dunklen fragen
da gab es einen der rauchte wachend
in die nacht hinaus sah seinen wolken
(die keine waren) (zu rätseln geriet ihm alles)
nach - sah sie an diese fragen die dunklen
wie ein fremder den man am abend
am eigenen schreibtisch sitzen sieht
und nur das flurlicht scheint durch
den spalt hinein er hebt
den finger und streichelt
über die faltige haut seiner worte
(wenn man die ohren dazu hätte
könnte man schon ihr singen hören
aber da man lebt - so scheint es
wie es sich gehört bleibt man taub)
er setzt sie achtsam aufs papier und flüstert:
wir wachsen alle erst in uns hinein
so nährt er sie bis sie mit ihm ringen
ihre flügel über ihn breiten (schattenleger
engel) seine augen werden kleiner und kleiner
er geht weiter (immer fort)
man möchte rufen: das darfst du nicht
weil (der hals wird eng (fürchte dich
denn er schaut nicht weg)) man will
ihm übers haar fahren ihn grüßen
zu den tieren in den wolken deuten
über das wetter reden und die gute
ernte der letzten jahre doch wie
wenn er so dasitzt (unberührbar
auf seiner schulter eine motte)
man schweigt schließt die tür
(tränen steigen man weiß nicht
woher) ((doch)) übergängig bleibt alles
an den händen kleben
.
man sollte gedichte schreiben
als würde man die erde umgraben
und konnte es nicht
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
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