Empathie

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Kurt
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Beitragvon Kurt » 05.12.2012, 16:24

Empathie

Hast sie lange genug geduldet,
in deinem jungen Lotterbett,
jene deiner deutungsvielen Wörter.
Nun befreie dich endlich!
Von all den verwässerten Begriffen,
die im Strom der Zeit mäanderten
und deinen Fluss verunreinigten.
Grabe einen Kanal mit wenig
Nebenarmen! Geradlinig
sollst du fliessen.
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

Lilo

Beitragvon Lilo » 05.12.2012, 20:25

Hallo Kurt,
Deine Zeilen gefallen mir. Die Form passt zur Botschaft.
Prägnant und präzise.
LG
Lilo

Kurt
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Beitragvon Kurt » 05.12.2012, 21:29

Empathie wird z. B. oft gleichgesetzt mit Mitleid oder Mitgefühl. Doch Empathie umfasst mehr. Wenn es nur um Mitleid geht, sollte man es auch so benennen. Doch gerne wird Empathie gesagt, ist regelrecht zu einem Modewort verkommen für jede weinerliche Hysterie und Hypochondrie. In Zukunft wird sicher in der Kindeserziehung immer häufiger das Wort Empathie aufkreuzen. Da finde ich es an der Zeit, den Begriff eindeutig zu bestimmen, einzugrenzen. Na ja, und geradlinig sollte sie fließen zwischen den Menschen und sich nicht als Scheinempathie schlängeln.

LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

pjesma

Beitragvon pjesma » 06.12.2012, 18:57

problem mit empathie (sich einleben in den gefühlswelt den anderen) ist dass man nur die gefühle nachvollziehen, nachempfinden kann, die man von sich selbst kennt...bzw. sind die menschen "gefäße" mit unterschiedlichen größen und bandbreiten...nicht jeder mensch "passt" in anderen, und nicht jeder mag sich passend geben. mit mitleid hat empatie nichts oder sehr wenig zu tun, mehr mit nachvollziehen der fremden gedankengänge und handlungsmotive... daher empfinde ich es etwas schwierig da wo tasten im dunkeln angesagt ist, eine "gradlinigkeit" zu verlangen...(obzwar heucheln des verständniss auch nicht als wunschziel gelten sollte!)
gedicht aber gefällt mir schon
lg

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nera
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Beitragvon nera » 06.12.2012, 22:58

ich mag es nicht, wenn mitleid immer so negativ benannt oder empfunden wird. da schwingt dann immer heuchelei mit rein. und deshalb soll es wohl nicht in die gleiche schublade mit empathie. aber wie pjesma schon sagt, empathie kann man nur empfinden, wenn man selbst solche gefühle erlebt hat und dann kann man auch sehr wohl mitleiden. (spiegelneurone)

jondoy
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Beitragvon jondoy » 07.12.2012, 01:04

...ein leiser `Zeigefingertext`, weil er so auf mich so wirkt, verleitet mich das zu unreflektierten Sprachspielereien und -betrachtungen...

ist empathie ein lernprozess oder genau das gegenteil davon?
empathie liegt auf der der nach allen richtungen hin offenen richterskala irgendwo zwischen lernprozess und telepathie...

empathie soll bedeuten, sich in fremdes einzufühlen und zu übernehmen, nicht bloß mitzufühlen.
ein mensch mit Empathie besitzt die fähigkeit, sich in fremde Verhaltensformen einzufühlen und ihm bislang fremde neue soziale Rollen zu übernehmen.
Ein ´Feldversuch´:
Ein Schuljunge lebt nach einem beliebten Motto der Renaissance: "Die Abwesenheit eines schlechten Gewissens fördert die Lebensfreude!" und haut einem anderen Schuljungen lustvoll eine rein.
Dem anderen gelingt es, dem Verhalten dieses Menschen mit Empathie (nicht zu verwechseln mit Sympathie) zu begegnen, er fühlt sich empathisch (´intuitiv´) in das Verhalten des anderen hinein, übernimmt dessen fremde Denkweise und soziale Rolle und haut ihm ebenfalls, ohne es erlernt zu haben, lustvoll eine rein.

ein wort auf eine einzige bedeutung hin einzuschnüren hat irgendwie einen leicht totalitären Beigeschmack.
Oft wird die Befreiung aus falschen Sichtweisen offeriert, die Geradlinigkeit der fließenden Bedeutung eines Wortes durch die Jahrhunderte betont, diese These mit wissenschaftlichen Nachweisen (...Ton, Steine, Scherben...) garniert (dieser Stein war dabei, der hat es, als er noch jung war, selbst genau so verstanden),
und daraus der Schluß gezogen, dass die Bedeutung jenes Wortes im Kontext einer Aussage nur so interpretiert werden dürfe und nicht anders, weil seine Bedeutung sich in tausend Jahren nicht verändert hätte, ein Wort-Diamant, dessen klare Bedeutung ab sofort jeder am Finger tragen dürfe.


...

Kurt
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Beitragvon Kurt » 15.03.2013, 13:08

Ja, danke für die Stellungnahmen.

Dies Textgebilde ist eigentlich eine Antwort auf eine Antwort zu einer Geschichte, die jemand (in einem anderen Forum) eingestellt hatte. Da hatte sich einer beschwert über das Wort Empathie und dass es falsch angewandt wurde und es als Modewort herhalten muss für Mitleid usw., obwohl es viel mehr umfasst et cetera. Ich habe darauf geantwortet mit ein paar Zeilen, die fast schon einem Gedicht glichen mit Aufrufcharakter, habe darauf einige Worte umgebaut und im Nu entstand dies Gebilde hier. Aus meiner Sicht ist es nur ein inhaltsleerer Aufruf. Joh, warum habe ich den dann ins Netz geballert? Wollte auch mal mein Beinchen heben.
Als Dichter sehe ich mich nicht und will auch keiner werden. Ab und zu läuft mir natürlich auch mal ein Gedanke über den Weg, ein bisserl Fabulierlust macht sich bemerkbar und ne viertel Stunde später landet das Ei im Netz. Naund? Manchmal entsteht sogar etwas wie ein Gedicht. Ich nenne es „Äusserungen“, die mir irgendwann vielleicht mal als Material für Prosa dienen können.

Kommentieren tu ich selten. Kann ich nicht verantworten. Aber ich lese hier die Texte von den Autoren, und mich interessiert die Arbeit daran, um der Lyrik vielleicht etwas näher zu kommen. Zuhause habe ich keine Lyrikbücher, interessiert mich nicht die Bohne. Erst durchs Internet bin ich aufs Dichten aufmerksam geworden.

Immerhin kann ich jetzt zur Leipziger Buchmesse fahren, zum meistbesuchten Bereich gehen mit den Ständen der Jungen Magazine, von denen eines eine Zeitschrift präsentiert, in der sich zwei Gedichte von mir befinden, die ich übrigens persönlich nicht so toll finde. Aber ich habs ja nicht so mit Gedichten.

Zu Amanitas Neueinstellung wollte ich auch erst etwas sagen, nämlich, dass ich es gut finde oder wie Gabriella sagt, es ihr anspricht. Aber dann denke ich mir, hat Amanita dieses Lobgehudel nötig; ich glaube nicht, und für konstruktive Kritik fühle ich mich nicht kompetent genug. Musste ich mal loswerden. Kann sein, dass jetzt welche dies nicht akzeptieren wollen, ich es mir zu einfach machen würde und und und. Okay, kann es nicht ändern, genau wie sich keine Leselust für Lyrik und Belletristik in mir generieren ließe.

Am Besten, man nimmt mich so wie ich bin, oder man lässt es sein, macht einfach einen Bogen um mich und meinen Klimbim.

Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
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