Sunset Boulevard
Manchmal, wenn die Hitze der Nacht Los Angeles nicht schlafen lässt, wenn der Lärm der Filmstadt in die weit geöffneten Fenster meines kleinen Apartments dringt, dann mache ich mich auf den Weg, flaniere über den Sunset Boulevard, suche Abkühlung bei einem kalten Drink in einer der kleinen Bars.
So auch diese Nacht, ich sitze also im Alberto, einer kleinen, feinen Adresse für erlesene Cocktails am Tresen, schlürfe meine Barcadi-Cola und will mir eine Camel anstecken. Ich suche nach meinem Feuerzeug, in diesem Moment hält mir der Mann neben mir seines vor die Nase. "Danke." sage ich und halte meine Zigarette in die Flamme, den Typen kennst du doch, geht es mir durch den Kopf. Sein schmales Gesicht, seine markante Stimme, verrückt, denke ich, bei der Hitze trägt der einen Trench-Coat und hat auch noch den Mantelkragen hochgestellt. "Affenhitze, was?", sagt er, und dann: "Aber solche Temperaturen bin ich ja gewöhnt. Ich komme gerade aus Casablanca."
Jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen, ich sitze neben Humphrey Bogart. "Darf ich sie auf einen Drink einladen", frage ich ein wenig verblüfft. "Danke, ein anderes Mal gerne, aber ich bin bei Ingrid eingeladen, die steht auf Pünktlichkeit." "Wie, Ingrid Bergmann?", sage ich erstaunt. Er lächelt, wirft einen Dollarschein auf die Theke, klopft mir auf die Schulter und schlendert aus der Bar.
Der Barmann sieht mir grinsend ins Gesicht und meint: "Netter Kerl, der Humphrey, den sollten sie mal erleben, wenn er mit seinen Freunden hier ist. Da geht die Post ab, sage ich ihnen." "Wer sind denn seine Freunde?", frage ich neugierig und nippe an meinem Drink. "Alles Kollegen von ihm, Orson Welles, John Wayne, Dean Martin und jede Menge Frauen, Kim Novak, Judy Garland, Doris Day.", schmunzelt er. Immer noch staunend zahle ich und verlasse das Alberto.
Es geht auf Mitternacht, ein wenig hat es abgekühlt, vom Meer her weht eine leichte Brise, an den Tischen vor den Restaurants und Bars wird gelacht, getrunken und geflirtet. Ein kleiner Hunger regt sich bei mir und ich steuere das "Argentina" an, da gibt es die besten Steaks von Los Angeles.
Es ist gar nicht einfach an den Tischen vor dem Restaurant einen Platz zu finden. Suchend prüfe ich die Lage, da höre ich hinter mir eine Frauenstimme. "Na, Stranger, wollen sie vielleicht zu uns an den Tisch?", eine atemberaubende, wasserstoffblonde Schönheit schenkt mir ein überirdisches Lächeln. "Gerne", sage ich erfreut und setze mich in die Runde.
Im nächsten Moment steht ein Glas Champagner vor mir. "Lasst uns auf eine heiße Nacht anstoßen.", prostet mir die Blondine zu. Diesen Männertraum kenne ich doch, denke ich, richtig, das ist Jane, Jane Mansfield.
Mit am Tisch schlürfen noch Bette Davis, Eroll Flynn und Peter Lawford ihren Schampus. Mit quietschenden Bremsen hält ein Ford Mustang vor dem „Argentina“. Clark Gable schwingt sich heraus, großes Hallo in die Runde, dann lädt er uns in den „Cotton-Club“ ein. „Ich habe Frankie-Boy versprochen euch zur Jazz-Night mitzubringen.“, lacht er und rauscht mit seinem Mustang voraus, den Sunset-Boulevard hinunter.
Jetzt geht alles ganz schnell. Errol übernimmt die Rechnung, dann verteilen wir uns in die Autos und ab geht es zu Sinatra. Der Club ist brechend voll, das Publikum swingt zu Frankies Hits. Plötzlich steht Sie neben mir, Sie, der sinnliche Traum! Marilyn, Marilyn Monroe!
Sie sieht mich an, meine Knie werden weich. Wir scherzen, lachen, tauschen unsere Telefonnummern aus. Plötzlich drängt sich Gary Grant zwischen uns, wirft mir einen bösen Blick zu, zieht Marilyn an der Hand von mir weg, verschwindet mit ihr in der Menge. Frankie-Boy singt Fly me to the Moon! FUCK YOU denke ich nur noch und verlasse den “Cotton-Club”.
Vorbei an flackernden Neonlichtern und Lärm aus den Nightclubs laufe ich nach Hause. Mein Zimmer, mein Bett, Stille. Der Schlaf kommt nicht. Meine Gedanken kreisen um Marilyn, immer und immer wieder Marilyn, Marilyn ... Es klingelt, ich greife zum Telefon.......Auf dem Nachttisch vibriert.....mein Wecker!
Sunset Boulevard
Hi Franz,
solche Geschichten haben ihren Reiz, ja. Ich hab sie auch schmunzelnd gelesen, immer mit der Frage im Kopf, welche bekannte Hollywoodlegende kommt als Nächste, oder: wen identifiziere ich als Leser als Nächstes. Bei dem "hochgestellten Mantelkragen" kam mir sofort Bogart in den Sinn..gif)
Das Einzige, was ich an solchen Stories und so auch hier, schade finde, ist die Tatsache, dass man eigentlich von Anfang an weiß, wo das Ganze endet: mit dem Klingeln des Weckers, sprich, das Ende ist sehr schnell vorhersehbar. Reivoll wäre es vielleicht, eben genau dieses Ende nicht zu schreiben, LI nicht aus dem Traum aufwachen zu lassen. Du könntest hier z.B. nach "Cotton-Club". enden, denn der Satz
ist ja wunderbar zweideutig zu lesen durch dieses "verlasse den "Cotton-Club".
Liebe Grüße
Gabi
P.S. Da sind noch ein paar Fehlerchen drin in Schrift und bez. Kommas.
solche Geschichten haben ihren Reiz, ja. Ich hab sie auch schmunzelnd gelesen, immer mit der Frage im Kopf, welche bekannte Hollywoodlegende kommt als Nächste, oder: wen identifiziere ich als Leser als Nächstes. Bei dem "hochgestellten Mantelkragen" kam mir sofort Bogart in den Sinn.
.gif)
Das Einzige, was ich an solchen Stories und so auch hier, schade finde, ist die Tatsache, dass man eigentlich von Anfang an weiß, wo das Ganze endet: mit dem Klingeln des Weckers, sprich, das Ende ist sehr schnell vorhersehbar. Reivoll wäre es vielleicht, eben genau dieses Ende nicht zu schreiben, LI nicht aus dem Traum aufwachen zu lassen. Du könntest hier z.B. nach "Cotton-Club". enden, denn der Satz
Cicero hat geschrieben:FUCK YOU denke ich nur noch und verlasse den “Cotton-Club”.
ist ja wunderbar zweideutig zu lesen durch dieses "verlasse den "Cotton-Club".
Liebe Grüße
Gabi
P.S. Da sind noch ein paar Fehlerchen drin in Schrift und bez. Kommas.
Hi Pjotr,
sorry, war ein Tippfehler, soll natürlich Cary Grant heißen. Dein Bild kippt also nicht.
Hi Gabi,
folgendes wäre natürlich auch eine Möglichkeit für das Ende der Geschichte:
Vorbei an flackernden Neonlichtern und Lärm aus den Nightclubs laufe ich nach Hause. Mein Zimmer, mein Bett, Stille. Der Schlaf kommt nicht. Meine Gedanken kreisen um Marilyn, immer und immer wieder Marilyn, Marilyn ... Es klingelt, ich greife zum Telefon ... aus dem Hörer tönt das Freizeichen ... es klingelt weiter ... ich schlage auf den Wecker ... es klingelt noch immer ... jetzt erst begreife ich, es ist die Türklingel, ich schlüpfe in meinen Bademantel und öffne.
Im Türrahmen steht Marilyn. Sie hat eine Flasche Schampus unter dem Arm und ihre High-Heels in der Hand. Sie lächelt und flüstert: "Damit hast Du wohl nicht gerechnet, oder?"
???
Hi Carlos,
Herzlichen Glückwunsch zum Sondertüpfelchen!
Franz, der Cicero
sorry, war ein Tippfehler, soll natürlich Cary Grant heißen. Dein Bild kippt also nicht.

Hi Gabi,
folgendes wäre natürlich auch eine Möglichkeit für das Ende der Geschichte:
Vorbei an flackernden Neonlichtern und Lärm aus den Nightclubs laufe ich nach Hause. Mein Zimmer, mein Bett, Stille. Der Schlaf kommt nicht. Meine Gedanken kreisen um Marilyn, immer und immer wieder Marilyn, Marilyn ... Es klingelt, ich greife zum Telefon ... aus dem Hörer tönt das Freizeichen ... es klingelt weiter ... ich schlage auf den Wecker ... es klingelt noch immer ... jetzt erst begreife ich, es ist die Türklingel, ich schlüpfe in meinen Bademantel und öffne.
Im Türrahmen steht Marilyn. Sie hat eine Flasche Schampus unter dem Arm und ihre High-Heels in der Hand. Sie lächelt und flüstert: "Damit hast Du wohl nicht gerechnet, oder?"
???
Hi Carlos,
Herzlichen Glückwunsch zum Sondertüpfelchen!

Franz, der Cicero
Die Sprache sei die Wünschelrute, die gedankliche Quellen findet. (Karl Kraus)
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