Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild
Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.04.2013, 20:56


weiße wurzeln
sind kleine abschiede
vom so schön schwarzen
sie gehen mir
unter die haut
der erinnerung

ecb

Beitragvon ecb » 24.04.2013, 21:49

im spiegel sehe ich etwas
neues
mich
entfernen

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 24.04.2013, 21:57

in den spiegelscheiben
der läden
erblickte ich
eine alte frau

die roten schuhe
trug ich
in meiner tasche

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.04.2013, 19:57


sie wirkte so jung
trotz ihrer siebzig jahre
voller energie
das wilde haar
die kessen sprüche
sie wirkte so jung

bis sie den
knallroten lippenstift auftrug

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Eule
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Beitragvon Eule » 26.04.2013, 10:14

Neustart


knallrot knattern
über die schotterpiste

den servolenker
ausgestellt

nur das navi plappert
im hintergrund
Ein Klang zum Sprachspiel.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 26.04.2013, 11:25



stimmen/hintergründe


orte die bis in den flaum eines weidenblattes bewohnt sind
ziehen auch träume hinein - hält die gespenstin die hand
bis sich eine neues entfaltet liebster wären wir dort


Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Niko

Beitragvon Niko » 26.04.2013, 14:06

hinterstimmen / gründe

in einen flaumort geboren sein
und zwischen dem weichen halt
sich und träume entfalten

wir weiden uns
an blatträndern saumumsäumt
samtumsamtet und immer wieder
neu
ziehen orte ein und missfallende blicke
vorbeihastender unverstehender
was wir wissen:

wir sind mondfrei
moosgebettet und ohne zäune
nur wir

Mucki
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Beitragvon Mucki » 26.04.2013, 14:42


was ich weiß

mondfrei bin ich nicht und
voller zäune
sich unter die haut grabende
wuchernd wie moos
nicht grün nicht weich
den samt stehl
ich mir selbst

nur ich

Max

Beitragvon Max » 28.04.2013, 14:20

Was ich weiß
ist nicht was ich nicht weiß
ist anders
härter
fester
kälter
in manchen Nächten
wird
was ich weiß
zu dem
was ich nicht weiß
wird Zeit
nicht Raum
füllt Herz
füllt Kopf
obwohl

ich es ja dann
nicht weiß

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Eule
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Beitragvon Eule » 28.04.2013, 14:34

Umweidet. Angeweidet heute.
ein Windstoß vielleicht

in meiner Blätterwiege
wünsch ich mich manchmal
ganz weit über das Licht
Ein Klang zum Sprachspiel.

ecb

Beitragvon ecb » 04.05.2013, 08:41

sogar an land
wo immer der ort
ohne ort
nichts besonderes
nur dies

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birke
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Beitragvon birke » 04.05.2013, 10:48

.

ein ort wandert
zum nächsten
verweilt
eine einsamkeit
ohne bedeutung
das blätterdach
weiß um unseren
grünort


.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.05.2013, 12:29


es gibt worte
die orte horten
die mir anker sind
weich und gründig
wortorte
in denen ich verweile
ohne eile mir
inseln schenken
bis zum lichten
sie mich lenken

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nera
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Beitragvon nera » 14.05.2013, 00:11

"mein mund blüht wie ein schnitt" a. sexton

also lenke ich meine blicke auf die tulpen
dieses frühlings die standhalten die stehen
frieren
also
lenke ich den blick vom lichten blühen
der felsenbirne gegen das regengrau
du sammelst engerlinge zu vogelfutter
immerhin
gibt es vögel und ein zwei schmetterlinge
zwischen der kirschblüte und die perlagonie lebt
noch warten -wir
in diesem aus hoffnung verordnetem frühling
auf fliederblüte
und verlassen uns
auf die heizung wetterhoroskope winterjacken
in unseren wortgründen bildinseln
denke ich mir tulpen grillfeuer vergissmeinnichthimmel
stricke einen schal aus wolfsmilchgelben erwartungen
meine lippen blühen


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