ich wollte, jemand dichtete mein leben
mir selber fehlen die worte dafür
ich wollte, es wäre mir gegeben
es regnet, meine augen braucht es nicht mehr
ein schirm wandert langsam vor mir her
fort von mir
ich wollte, jemand dichtete mein leben für mich
weil es sich nicht gehört
es gehört mir nicht
ich wollte ...
hallo eva,
dein gedicht lässt mich sehr zwiegespalten zurück.
einerseits finde ich die idee, jemand anderer schriebe uns unser leben, spannend, andrerseits kommt mir die ausführung noch relativ unausgegoren daher.
der spannungsbogen zwischen s1 und s2 sackt gewaltig ab, ich finde kein verbindendes element.
das wortspiel "etwas gehört sich nicht" - "etwas gehört mir nicht" geht für mich auch nicht auf, ich glaube, das müsste anders ausgeführt werden.
aber das ist ja nur eine, meine meinung, und möglich, dass andere das anders sehen.
lg
scarlett
dein gedicht lässt mich sehr zwiegespalten zurück.
einerseits finde ich die idee, jemand anderer schriebe uns unser leben, spannend, andrerseits kommt mir die ausführung noch relativ unausgegoren daher.
der spannungsbogen zwischen s1 und s2 sackt gewaltig ab, ich finde kein verbindendes element.
das wortspiel "etwas gehört sich nicht" - "etwas gehört mir nicht" geht für mich auch nicht auf, ich glaube, das müsste anders ausgeführt werden.
aber das ist ja nur eine, meine meinung, und möglich, dass andere das anders sehen.
lg
scarlett
Hallo Eva, ich schließe mich scarlett weitgehend an - auch ich finde Dein Gedicht sprachlich nicht ausgereift.
Die erste Zeile mag Geschmackssache sein, "mein leben dichten" empfinde ich als nicht so glücklich formuliert; vielleicht deshalb, weil die zweite Zeile in ziemlich schlichtem Gewand folgt und die dritte - sorry - absolut banal auf mich wirkt.
Die zweite Strophe verstehe ich nicht. Wenn das Ich doch den Schirm wandern sieht, dann braucht es dafür schon noch seine Augen. Und was hat der Regen mit den Augen zu tun? Und der Schirm, der "langsam vor mir herwandert" (das sehe ich als eher parallel an) und dann doch fortwandert oder -fliegt - was ist das für eine eigenartige Art der Bewegung? Ich kann diese und den Schirm - als Metapher? - einfach nicht deuten, aber vielleicht stehe ich ja allein auf dem Schlauch. "fort von mir" finde ich eigentlich auch zu konventionell formuliert.
"ich wollte, jemand dichtete mein leben für mich" gefällt mir, nur was ist der genaue Unterschied (im Sachverhalt) zur ersten Strophe? Was hat sich hier verändert oder sogar gesteigert?
Über den Schluss hat Scarlett schon geschrieben. Auch für mich funktioniert das Spiel mir der Sprache hier nicht. Mit der Wendung "es gehört sich nicht" könnte man vielleicht schon arbeiten, aber hier passt - meine ich - weder die eine noch die andere Lesart. Das Leben, das sich nicht (selbst) gehört, müsste wohl näher erläutert werden.
Die erste Zeile mag Geschmackssache sein, "mein leben dichten" empfinde ich als nicht so glücklich formuliert; vielleicht deshalb, weil die zweite Zeile in ziemlich schlichtem Gewand folgt und die dritte - sorry - absolut banal auf mich wirkt.
Die zweite Strophe verstehe ich nicht. Wenn das Ich doch den Schirm wandern sieht, dann braucht es dafür schon noch seine Augen. Und was hat der Regen mit den Augen zu tun? Und der Schirm, der "langsam vor mir herwandert" (das sehe ich als eher parallel an) und dann doch fortwandert oder -fliegt - was ist das für eine eigenartige Art der Bewegung? Ich kann diese und den Schirm - als Metapher? - einfach nicht deuten, aber vielleicht stehe ich ja allein auf dem Schlauch. "fort von mir" finde ich eigentlich auch zu konventionell formuliert.
"ich wollte, jemand dichtete mein leben für mich" gefällt mir, nur was ist der genaue Unterschied (im Sachverhalt) zur ersten Strophe? Was hat sich hier verändert oder sogar gesteigert?
Über den Schluss hat Scarlett schon geschrieben. Auch für mich funktioniert das Spiel mir der Sprache hier nicht. Mit der Wendung "es gehört sich nicht" könnte man vielleicht schon arbeiten, aber hier passt - meine ich - weder die eine noch die andere Lesart. Das Leben, das sich nicht (selbst) gehört, müsste wohl näher erläutert werden.
Hallo Eva,
für mich steckt da viel drin, ich weiß aber nicht, ob du das auch alles reingesteckt hast.
Ich lese das dichten als schreiben, aber auch als abdichten, schützen, was für mich dann auch die Überleitung zur zweiten Strophe wäre.
Bei Schirm musste ich in diesem Kontext an Psalm 91 denken. "Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt ... " Ich habe gerade nochmal nachgelesen. Das passt für mich ganz wunderbar.
LIch sitzt aber nicht unter dem Schirm, der Schirm "gaukelt" vor den Augen, aber er entfernt sich.
Auch die letzte Strophe finde ich spannend. Was gehört sich nicht? Ist es unrecht, das eigene Leben zu "dichten", zu erfinden, zu gestalten, Worte dafür zu finden, selbst zu sehen, auf sich zu vertrauen (im Älterwerden, denn auch durch das "nicht mehr" schwingt für mich darin eine Altersproblematik mit), gegen die Einflüsse von außen abzuschirmen, es abzudichten? Wem steht es zu? Braucht es dazu jemanden von außen? (Braucht es Gott?) Warum fühlt LIch sich schutzlos, dem Regen "ausgeliefert"? Wem "gehört" das Leben? Und was ist im Leben des LIch geschehen, dass es sich so fühlt? Gehört es sich nicht so zu leben? Und um den Bogen auch wieder zu Strophe 1 zu schließen, wer hätte es ihm "geben" können, diese Macht (der Worte), sich auch darüber "vermitteln", zeigen zu können, und darin einen Selbstschutz zu haben, und gibt es Menschen, denen es gegeben ist?
Ich habe auch überlegt, ob man hier oder da ändern oder kürzen könnte, nachdem ich scarletts und Amanitas Kommentare gelesen hatte, aber das einzige, was übrig blieb von diesen Überlegungen, waren zwei Stellen, an denen ich gerne stärkere Pausen hätte.
es regnet. meine augen braucht es nicht mehr
ich wollte, jemand dichtete mein leben. für mich
Ansonsten ist die Sprache für mich wieder schön trocken, schnörkellos und sehr stimmig zum Erzählten. Für mich verlockend sich darauf einzulassen und ein starkes Bild.
Liebe Grüße
Flora
für mich steckt da viel drin, ich weiß aber nicht, ob du das auch alles reingesteckt hast.
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Ich lese das dichten als schreiben, aber auch als abdichten, schützen, was für mich dann auch die Überleitung zur zweiten Strophe wäre.
Bei Schirm musste ich in diesem Kontext an Psalm 91 denken. "Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt ... " Ich habe gerade nochmal nachgelesen. Das passt für mich ganz wunderbar.
LIch sitzt aber nicht unter dem Schirm, der Schirm "gaukelt" vor den Augen, aber er entfernt sich.
Auch die letzte Strophe finde ich spannend. Was gehört sich nicht? Ist es unrecht, das eigene Leben zu "dichten", zu erfinden, zu gestalten, Worte dafür zu finden, selbst zu sehen, auf sich zu vertrauen (im Älterwerden, denn auch durch das "nicht mehr" schwingt für mich darin eine Altersproblematik mit), gegen die Einflüsse von außen abzuschirmen, es abzudichten? Wem steht es zu? Braucht es dazu jemanden von außen? (Braucht es Gott?) Warum fühlt LIch sich schutzlos, dem Regen "ausgeliefert"? Wem "gehört" das Leben? Und was ist im Leben des LIch geschehen, dass es sich so fühlt? Gehört es sich nicht so zu leben? Und um den Bogen auch wieder zu Strophe 1 zu schließen, wer hätte es ihm "geben" können, diese Macht (der Worte), sich auch darüber "vermitteln", zeigen zu können, und darin einen Selbstschutz zu haben, und gibt es Menschen, denen es gegeben ist?
Ich habe auch überlegt, ob man hier oder da ändern oder kürzen könnte, nachdem ich scarletts und Amanitas Kommentare gelesen hatte, aber das einzige, was übrig blieb von diesen Überlegungen, waren zwei Stellen, an denen ich gerne stärkere Pausen hätte.
es regnet. meine augen braucht es nicht mehr
ich wollte, jemand dichtete mein leben. für mich
Ansonsten ist die Sprache für mich wieder schön trocken, schnörkellos und sehr stimmig zum Erzählten. Für mich verlockend sich darauf einzulassen und ein starkes Bild.
Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
also allmählich glaube ich wirklich, dass ich hier im falschen kino sitze.
ich finde hier nur eine ungenauigkeit nach der anderen, der text gestaltet sich durch die vielen offenen stellen für mich beliebig- alles ist möglich, nichts ist gewiss, weder sprachlich noch inhaltlich. dazu tragen die unmengen an unpersönlichen wendungen bei, fünfmal "es" in einem text dieser kürze.
ich wollte, jemand dichtete mein leben
mir selber fehlen die worte dafür
ich wollte, es wäre mir gegeben
was? das leben? dann müsste es logischerweise "würde" heißen, denn wenn jemand mir mein leben dichtet, dann wird es mir anschließend gegeben.
oder:
es wäre mir gegeben- es/das leben selber zu dichten? was ich aber nicht kann, da mir die worte fehlen? also wünscht sich das ich diese fähigkeit, die ihm nicht gegeben ward/wurde?
ferner:
ich wollte, es wäre mir gegeben ... es regnet. meine augen braucht es nicht mehr.
nee, nicht wirklich, oder?
außerdem was ist das denn für eine verbindung - da es regnet, braucht es meine augen nicht mehr?
oder es regnet, daher braucht es die augen nicht mehr?
aus denen es regnen könnte? oder warum braucht es? die augen nicht mehr?
braucht es augen nur zum regnen?
und so zieht sich das durch den gesamten text hin.
ferner: leben - gegeben, mehr - her, mich - nicht ...
da hapert das handwerkliche auch ziemlich, meine ich.
aber na gut, ich halte jetzt besser meinen mund und schüttle nur im stillen den kopf, vielleicht fällt ja die erleuchtung heraus.
scarlett
ich finde hier nur eine ungenauigkeit nach der anderen, der text gestaltet sich durch die vielen offenen stellen für mich beliebig- alles ist möglich, nichts ist gewiss, weder sprachlich noch inhaltlich. dazu tragen die unmengen an unpersönlichen wendungen bei, fünfmal "es" in einem text dieser kürze.
ich wollte, jemand dichtete mein leben
mir selber fehlen die worte dafür
ich wollte, es wäre mir gegeben
was? das leben? dann müsste es logischerweise "würde" heißen, denn wenn jemand mir mein leben dichtet, dann wird es mir anschließend gegeben.
oder:
es wäre mir gegeben- es/das leben selber zu dichten? was ich aber nicht kann, da mir die worte fehlen? also wünscht sich das ich diese fähigkeit, die ihm nicht gegeben ward/wurde?
ferner:
ich wollte, es wäre mir gegeben ... es regnet. meine augen braucht es nicht mehr.
nee, nicht wirklich, oder?
außerdem was ist das denn für eine verbindung - da es regnet, braucht es meine augen nicht mehr?
oder es regnet, daher braucht es die augen nicht mehr?
aus denen es regnen könnte? oder warum braucht es? die augen nicht mehr?
braucht es augen nur zum regnen?
und so zieht sich das durch den gesamten text hin.
ferner: leben - gegeben, mehr - her, mich - nicht ...
da hapert das handwerkliche auch ziemlich, meine ich.
aber na gut, ich halte jetzt besser meinen mund und schüttle nur im stillen den kopf, vielleicht fällt ja die erleuchtung heraus.
scarlett
hallo eva, ich sehe "es" genau so wie scarlett und amanita ... tut mir leid.
die grundidee hat was, aber die ausführung scheint mir auch einfach unausgereift.
lg,
birke
die grundidee hat was, aber die ausführung scheint mir auch einfach unausgereift.
lg,
birke
Hallo scarlett,
du musst deinen Mund nicht halten (tust du ja auch nicht
), aber ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht, warum du dich so ärgerst?
Liebe Grüße
Flora
du musst deinen Mund nicht halten (tust du ja auch nicht
.gif)
Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Ich kann den Ärger schon gut verstehen, denn Texte, in denen "viel drin steckt", gibt es hier im Forum doch einige? Ob Inhalt und Handwerk zusammen gehen, ist letztlich immer - mehr oder weniger deutlich jedenfalls - die Frage, die es im Sinne einer Textarbeit zu erläutern und zu beantworten gilt.
ich weiß aber nicht, ob du das auch alles reingesteckt hast.
Doch, habe ich, Flora, und vielen Dank für dein Lesen, da fehlt fast nichts von dem, was ich mir gedacht hatte, vorallem von den Fragen, die bleiben. Deinen Vorschlag für eine bessere Strukturierung der Zeilen durch trennende Punkte nehme ich gern an, mir kamen sie auch ein bißchen zu lang vor.
Schön für mich zu sehen, daß es so gelesen werden kann.
Scarlett, es fällt mir schwer, auf das einzugehen was du sagst, es ist so dermaßen geladen, daß ich im Moment keine rechte Möglichkeit für einen gelassenen Ausstausch sehe. Können wir das nicht ändern?
Zu der Sache mit dem Regen und den Augen möchte ich noch sagen, daß Augen ja nicht nur zum Sehen da sind.
Und daß es sich bei den Wiederholungen nicht um solche, sondern um Variationen handelt, wie man sie von minimalistischer Musik her kennt, die mich oft beschäftigt.
Was die Kritik an den Reimworten betrifft - Reime interessieren mich nur selten und nur dann, wenn sie sich gelegentlich ganz natürlich ergeben. Dagegen mag ich Anklänge und Rhythmen, und nur darum kann es sich auch in diesem Gedicht handeln.
Damit hoffe ich, auf eure wesentlichen Anmerkungen eingegangen zu sein und danke euch allen für euer Interesse.
Liebe Grüße
Eva
ecb hat geschrieben: Scarlett, es fällt mir schwer, auf das einzugehen was du sagst,
ich würde sagen, dann lass es einfach, ok?
is doch kein beinbruch.

ecb hat geschrieben: es ist so dermaßen geladen,
moment, ich blieb am text.
ich habe ganz konkrete fragen gestellt, aufgezeigt, wo etwas hakt-
ich schwebe nicht über einem text und philosophiere nicht über dinge, die er meiner meinung nach gar nicht hergibt.
ecb hat geschrieben:Können wir das nicht ändern?
nun ja, WIR vielleicht schon, ICH allein sicher nicht.
ecb hat geschrieben: Zu der Sache mit dem Regen und den Augen möchte ich noch sagen, daß Augen ja nicht nur zum Sehen da sind.
aber auch nicht nur zum regnen, oder?

nix für ungut, lassen wir es gut sein.
liebe grüße,
scarlett
Hallo Amanita,
passt wunderbar. Ich kann das auch gerne noch ausführen und konkret auf eure Punkte eingehen. Die Kritik von scarlett an den "Reimen", bzw. der Vorwurf, das Handwerkliche würde hapern, beispielsweise ist vermutlich abhängig vom Lesen, Betonen und der Erwartung. Für mich ist Sprache, Rhythmus, Zeilengestaltung etc. hier so angelegt, dass sie bei mir nicht die Erwartungshaltung wecken, dass es sich hierbei um ein Reimgedicht handeln soll. Die Klänge treten durch die Betonung auch nicht hervor, sie schwingen nur leise im Hintergrund mit. Von daher geht die Kritik für mich am Text vorbei. Dazu hat Eva ja auch schon geschrieben.
Zum Schirm hatte ich ja schon geschrieben, ich denke die Stelle funktioniert aber auch sehr gut ohne die zusätzliche Assoziation zum Psalm. Ich weiß nicht, ob du da inzwischen einen neuen Zugang gefunden hast, Amanita?
Hallo scarlett,
Schwebegrüße
Flora
Ja, sicher gibt es die, aber was heißt das jetzt konkret auf diesen Text und meinen Kommentar bezogen? Was genau daran ärgert dich? Es gibt auch viele Texte, bei denen ich mich wundere, was da für andere Leser scheinbar drinsteckt und welche Begeisterung, gerne auch mal ganz ohne Begründung, sie auslösen können.Ich kann den Ärger schon gut verstehen, denn Texte, in denen "viel drin steckt", gibt es hier im Forum doch einige?
Ja, das ist ein weiterer Aspekt des Kommentierens. Dazu habe ich ja geschrieben? Für mich geht es hier eben sehr gut zusammen, esOb Inhalt und Handwerk zusammen gehen, ist letztlich immer - mehr oder weniger deutlich jedenfalls - die Frage, die es im Sinne einer Textarbeit zu erläutern und zu beantworten gilt.
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Für mich ist die erste Zeile gerade durch die doppelte Lesbarkeit genau richtig formuliert. Ja, die zweite Zeile ist schlicht, und zwar genau dem Thema angepasst schlicht? "Mir fehlen die Worte dafür". Da würde ich jetzt keine dichterischen Finessen erwarten? Die dritte Zeile ist für mich nicht banal. Das fängt schon damit an, dass es heißt "Ich wollte" und nicht "ich wünschte". Zum "es wäre mir gegeben" hatte ich ja schon in meinem Kommentar geschrieben."mein leben dichten" empfinde ich als nicht so glücklich formuliert; vielleicht deshalb, weil die zweite Zeile in ziemlich schlichtem Gewand folgt und die dritte - sorry - absolut banal auf mich wirkt.
Die Wiederholung der "es" stören mich nicht. Klanglich liegt auf ihnen keine Betonung, sie treten nicht hervor. Inhaltlich finde ich sie sehr passend, weil "es" etwas ist, das nicht direkt greifbar ist, eine Unsicherheit, ein Impuls, die Bezüge selbst zu entdecken. Dass der Text zu viele offene Stellen hat und dadurch droht beliebig zu werden, empfinde ich nicht so. Für mich ergab sich eine ganz konkrete und schlüssige Leseweise und ich freue mich natürlich, dass ich dabei auch Evas Intention getroffen habe. Offensichtlich ist eben nicht alles möglich, wenn man beginnt darüber nachzudenken. Hier gelingt das ja auch scheinbar zumindest ansatzweise:scarlett hat geschrieben:ich finde hier nur eine ungenauigkeit nach der anderen, der text gestaltet sich durch die vielen offenen stellen für mich beliebig- alles ist möglich, nichts ist gewiss, weder sprachlich noch inhaltlich. dazu tragen die unmengen an unpersönlichen wendungen bei, fünfmal "es" in einem text dieser kürze.
scarlett hat geschrieben:was? das leben? dann müsste es logischerweise "würde" heißen, denn wenn jemand mir mein leben dichtet, dann wird es mir anschließend gegeben.
oder:
es wäre mir gegeben- es/das leben selber zu dichten? was ich aber nicht kann, da mir die worte fehlen? also wünscht sich das ich diese fähigkeit, die ihm nicht gegeben ward/wurde?
Wenn man partout keine Verbindung finden kann, oder nicht möchte, dass ein Gedicht Fragen in einem aufwirft, die es nicht selbst abschließend beantwortet, kann man diese Stelle auch einfach parallel lesen, als zwei Feststellungen. Auch so ergäbe sich eine Stimmung, die zum restlichen Gedicht und LIch passen würde.scarlett hat geschrieben: außerdem was ist das denn für eine verbindung - da es regnet, braucht es meine augen nicht mehr?
oder es regnet, daher braucht es die augen nicht mehr?
aus denen es regnen könnte? oder warum braucht es? die augen nicht mehr?
braucht es augen nur zum regnen?
Zum Schirm hatte ich ja schon geschrieben, ich denke die Stelle funktioniert aber auch sehr gut ohne die zusätzliche Assoziation zum Psalm. Ich weiß nicht, ob du da inzwischen einen neuen Zugang gefunden hast, Amanita?
Das "für mich". Ich denke, man darf nicht vergessen, dass hier LIch selbst "spricht". Seine Gedanken kreisen um dieses "dichten", da finde ich es sehr schlüssig und nachvollziehbar, dass es wieder auftaucht, mit einer Variation, einem Zusatz, einer Präzisierung und Verstärkung.Amanita hat geschrieben:"ich wollte, jemand dichtete mein leben für mich" gefällt mir, nur was ist der genaue Unterschied (im Sachverhalt) zur ersten Strophe? Was hat sich hier verändert oder sogar gesteigert?
Sprachspielereien in Texten, die nicht experimentell sind, oder explizit damit arbeiten, finde ich oft schwierig, weil sie leicht ins Leere gehen können, oder man den Autor und seine "Lust" daran zu stark heraushört, als dass es für das Gedicht, oder LIch aufgehen könnte. Hier fügt es sich aber aus meiner Sicht so gut ein, dass es bei mir nicht als Spiel ankam, sondern als Assoziations/Gedankenkette des LIch, die vom "gehört" ausgelöst wird und einen anderen Gedanken, Feststellung nach sich zieht. So wird auch die Wendung "es gehört sich nicht" aufgebrochen und den Blick darauf aufgefrischt, was ich wiederum sehr gern mag. Inhaltlich ergab sich auch an dieser Stelle für mich eine sehr stimmige Leseweise.Über den Schluss hat Scarlett schon geschrieben. Auch für mich funktioniert das Spiel mir der Sprache hier nicht. Mit der Wendung "es gehört sich nicht" könnte man vielleicht schon arbeiten, aber hier passt - meine ich - weder die eine noch die andere Lesart. Das Leben, das sich nicht (selbst) gehört, müsste wohl näher erläutert werden.
Hallo scarlett,
Auf einiges bin ich oben eingegangen. Ich gehe davon aus, du beziehst dich auf meinen Kommentar? Vielleicht kannst du das noch präzisieren. Würde mich interessieren, wo ich deiner Meinung nach nicht am Text bleibe und was davon der Text nicht "hergibt".scarlett hat geschrieben:moment, ich blieb am text.
ich habe ganz konkrete fragen gestellt, aufgezeigt, wo etwas hakt-
ich schwebe nicht über einem text und philosophiere nicht über dinge, die er meiner meinung nach gar nicht hergibt.
Kann ich aus dem Kontext dieses Fadens nicht nachvollziehen, aber ihr könnt das sicher untereinander klären. Mich wunderte deine Vehemenz und Wortwahl hier schon, zumal du selbst doch sehr empfindsam auf die Formulierung der Kritik unter deinen Texten reagierst.nun ja, WIR vielleicht schon, ICH allein sicher nicht.
Schwebegrüße

Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Hallo Eva,
mich irritiert weniger das 'Dichten' - obwohl es ein belastetes Teekesselchen ist ("Wir sind Dichter!" - Slogan der Firma Athmer Dichtungssysteme) - sondern das "Leben". Ich finde es immer problematisch, wenn Abstrakta zu viel Gewicht in einem Text tragen müssen. Als eine Art Abkürzung geht das manchmal noch halbwegs durch, aber Objekte wie "Leben" haben für mein Ohr etwas Bedeutungsschwangeres, Behäbiges, worunter der Text für mich sehr leidet - er ist mir zu explizit - wenn eine konkrete Beobachtung vorlag, die vielleicht deine Gedanken in diese Richtung lenkten - könnte es schöner sein, die Beobachtung so zu schildern, so dass sie idealerweise die Lesergedanken in die Richtung lenken, die jetzt ausgesprochen ist.
Die Reime mehr/her und leben/geben finde ich etwas aufdringlich und nicht elegant - da würde ich mindestens Umbrüche anders setzen, vermutlich sie aber eher auflösen/reduzieren.
Grüße
Franz
mich irritiert weniger das 'Dichten' - obwohl es ein belastetes Teekesselchen ist ("Wir sind Dichter!" - Slogan der Firma Athmer Dichtungssysteme) - sondern das "Leben". Ich finde es immer problematisch, wenn Abstrakta zu viel Gewicht in einem Text tragen müssen. Als eine Art Abkürzung geht das manchmal noch halbwegs durch, aber Objekte wie "Leben" haben für mein Ohr etwas Bedeutungsschwangeres, Behäbiges, worunter der Text für mich sehr leidet - er ist mir zu explizit - wenn eine konkrete Beobachtung vorlag, die vielleicht deine Gedanken in diese Richtung lenkten - könnte es schöner sein, die Beobachtung so zu schildern, so dass sie idealerweise die Lesergedanken in die Richtung lenken, die jetzt ausgesprochen ist.
Die Reime mehr/her und leben/geben finde ich etwas aufdringlich und nicht elegant - da würde ich mindestens Umbrüche anders setzen, vermutlich sie aber eher auflösen/reduzieren.
Grüße
Franz
Hallo, Franz,
wir sollten uns nun aber nicht das Wort von Werbesprüchen aus dem Mund nehmen lassen, denke ich. Sollte uns das eine oder andere an sie abhanden gekommen sein, können wir immer versuchen, es mit unseren Mitteln zurückzugewinnen, darin sehe ich direkt so etwas wie eine Aufgabe. Selbst entziehe ich mich dieser Welt so weit ich kann und nehme sie zum Glück kaum wahr, daher kannte ich auch dein Beispiel nicht.
Für die (sozusagen) Konkretisierung des abstrakten „Lebens“ steht die zweite Strophe, bei der es sich rein bildlich um eine kurze Traumsequenz fernöstlichen Charakters handelt. Ob sie sich dann auch so mitteilt, wie man selbst sie „gesehen“ hat, ist immer die Frage. Man kann natürlich der Auffassung sein, daß es prinzipiell notwendig ist, sich in Lyrik bildlich auszudrücken, und ich würde dem weitgehend zustimmen, aber es gibt schließlich auch so etwas wie Gedankenlyrik. Für mich ergab es sich in dem vorliegenden Gedicht so, daß ich beides, Gedankliches und Bildliches, kombiniert habe. Ein anderes Gedicht kann wieder einen anderen Charakter besitzen, für mich gibt es da keine Regeln und Gesetze, nur viele Möglichkeiten, und in einer solchen Welt haben bei mir ab und an auch Abstrakta ihre Daseinsberechtigung.
Die Reimanklänge kann man offenbar unterschiedlich empfinden, das ist schon gebongt.
Vielen Dank für dein Lesen!
Liebe Grüße
Eva
wir sollten uns nun aber nicht das Wort von Werbesprüchen aus dem Mund nehmen lassen, denke ich. Sollte uns das eine oder andere an sie abhanden gekommen sein, können wir immer versuchen, es mit unseren Mitteln zurückzugewinnen, darin sehe ich direkt so etwas wie eine Aufgabe. Selbst entziehe ich mich dieser Welt so weit ich kann und nehme sie zum Glück kaum wahr, daher kannte ich auch dein Beispiel nicht.
Für die (sozusagen) Konkretisierung des abstrakten „Lebens“ steht die zweite Strophe, bei der es sich rein bildlich um eine kurze Traumsequenz fernöstlichen Charakters handelt. Ob sie sich dann auch so mitteilt, wie man selbst sie „gesehen“ hat, ist immer die Frage. Man kann natürlich der Auffassung sein, daß es prinzipiell notwendig ist, sich in Lyrik bildlich auszudrücken, und ich würde dem weitgehend zustimmen, aber es gibt schließlich auch so etwas wie Gedankenlyrik. Für mich ergab es sich in dem vorliegenden Gedicht so, daß ich beides, Gedankliches und Bildliches, kombiniert habe. Ein anderes Gedicht kann wieder einen anderen Charakter besitzen, für mich gibt es da keine Regeln und Gesetze, nur viele Möglichkeiten, und in einer solchen Welt haben bei mir ab und an auch Abstrakta ihre Daseinsberechtigung.
Die Reimanklänge kann man offenbar unterschiedlich empfinden, das ist schon gebongt.
Vielen Dank für dein Lesen!
Liebe Grüße
Eva
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